Internationales Frauen* Film Festival Dortmund+Köln 2022

Acht Filme konkurrieren beim Debüt-Spielfilmwettbewerb um den Preis von 10.000 Euro

Filmstill: „Kelti“ von Regisseurin Milica Tomović zeichnet mit bestem Balkanhumor ein Bild der serbischen Gesellschaft nach dem Zerfall Jugoslawiens. „Kelti“ist eine von acht Nominierungen für den Debüt-Spielfilmwettbewerb im Rahmen des IFFF 2022. Foto: Irena Canić

Acht Debüt-Langspielfilme konkurrieren im Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerb um den Preis für die beste Regie. 150 Einreichungen aus 40 Ländern haben das Internationale Frauen* Film Festival Dortmund+Köln in diesem Jahr erreicht, das ist ein neuer Rekord. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und feiert den innovativen und experimentierfreudigen Geist aufstrebender Filmemacher:innen. 2022 sind Filme aus China, Costa Rica, Frankreich, Haiti, Rumänien, Serbien, Spanien und den USA nominiert und werden vom 29. März bis 3. April 2022 in Köln gezeigt.

Junge Regisseur:innen nehmen das Publikum mit auf eine filmische Weltreise

Festivalleiterin Maxa Zoller. Foto: China Hopson

Die internationale Jury ist mit der Autorin, Dramatikerin und Regisseurin Tsitsi Dangarembga (Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2021), der Bildgestalterin Christine A. Maier (Deutscher Kamerapreis 2021) und der Regisseurin Ula Stöckl prominent besetzt.

Die Filme präsentieren Erzählungen über große Lebensentscheidungen, Hürden und Freundschaften. Von improvisierten Formen über semi-dokumentarische Erzählungen bis zum leinwandsprengenden Opus in Schwarz-Weiß reicht die filmische Weltreise. Dabei erleben wir Protagonist:innen von einer Kraft und Resilienz, die mitreißen und beflügeln.

„Die Tradition feministischer Gegennarrative zum Mainstreamkino präsentiert sich hier mit neuer Wucht. Der starke Jahrgang offenbart eine Generation von Filmemacherinnen, die mit neuem Selbstvertrauen auf die Leinwand drängen“, so Festivalleiterin Maxa Zoller.

Lights, Camera, Emancipation: junge Filmemacher:innen mit starken Themen

Filmstill: Freda, Regie: Gessica Généus Foto: IFFF

Darunter sind viele Arbeiten von Schauspielerinnen, die auch hinter der Kamera reüssieren, wie der französische Star Noémie Merlant mit Mi Iubita, mon amour.

Sie selbst spielt darin eine Schauspielerin, die bei einem Junggesellinnen-Trip nach Rumänien den 17-jährigen Nino trifft und mit ihm eine Zeit der verstohlenen Annäherung erlebt, wie die flirrenden Tage eines nicht enden wollenden Sommers.

Haitis pulsierendes, kulturelles Umfeld wird dagegen zum zentralen Bestandteil in Freda, dem energiegeladenen Drama aus dem Armenviertel von Port-au-Prince von der haitischen Nachwuchsschauspielerin Gessica Généus.

Die rumänische Schauspielerin und Regisseurin Alina Grigore stellt ins Zentrum von Crai Nou eine Protagonistin, die dem aggressiven Chaos eines dysfunktionalen Familienclans immer vehementer zu entkommen versucht und dabei vom Opfer zur Täterin wird.

Mutige filmische Experimente sollen gewürdigt werden

Filmstill „Actual People“, Regie: Kit Zauhar Foto: IFFF 2022

Bei stickigem Zigarettenqualm trinkt, flirtet und politisiert die Partygesellschaft in Milica Tomović’ Debüt Kelti, das mit bestem Balkanhumor ein Bild der serbischen Gesellschaft nach dem Zerfall Jugoslawiens zeichnet.

Fest zwischen Parties und Geplänkel steckt auch die asiatisch-amerikanische Studentin Riley in Actual People. Regisseurin Kit Zauhar fängt hier mit Offenheit, improvisatorischer Verve und leisem Humor die Stimmung ihrer Generation ein, die nahbar ist und tiefer geht als der archetypische College-Film.

Gefühle eruptieren in Nathalie Álvarez Meséns filmischem Befreiungsschlag Clara Sola. Nach jahrelanger Kontrolle, abgeschirmt durch die repressive Fürsorge ihrer frommen Mutter, entfacht Claras spät aufblühendes sexuelles Verlangen etwas einzigartig Wildes, aber Unerschrockenes in ihr. Sie begibt sich auf eine befreiende Reise zu ihrer wahren „Natur“, zu ihrer Selbstheilung.

Filmstill „Bipolar“, Regie: Queena Li Foto: IFFF

Ainhoa Rodríguez zeichnet in ihrer Fabel Destello Bravío die spanische Provinz wie einen skurril-schönen Albtraum, in der die Frauen eine magische Spannkraft haben und der archaische Machismo dem Untergang geweiht ist.

Queena Li inszeniert schließlich das Roadmovie Bipolar als halluzinogene Pilgerreise. Die Musikerin Kun fährt von China nach Lhasa. In Begleitung eines heiligen Hummers begegnet sie auf ihrem Weg unzähligen skurrilen Gestalten und findet langsam in die Realität zurück.

Die Nominierungen 2022:

  • Actual People (Kit Zauhar, USA 2021, 84’)
  • Bipolar (Queena Li, CN 2020, 110’)
  • Clara Sola (Nathalie Álvarez Mesén, DE, BE, SE, CR 2021, 108’)
  • Crai Nou (Alina Grigore, RO 2021, 106’)
  • Destello Bravío (Ainhoa Rodríguez, ES 2021, 98’)
  • Freda (Gessica Généus, F, HT, BJ 2021, 99’)
  • Kelti (Milica Tomović, RS 2021, 106’)
  • Mi iubita, mon amour (Noémi Merlant, F 2021, 95’)

Das vollständige Programm des IFFF 2022 finden Sie ab Mitte März unter www.frauenfilmfest.com

Unterstütze uns auf Steady

Die Jury 2022

Tsitsi Dangarembga
Die Filmemacherin, Dramatikerin und Schriftstellerin gründete 1992 in Harare die Nyerai Filmproduktion. Sie war an zahlreichen simbabwischen Spielfilmen beteiligt, darunter Klassiker wie Neria (1991), der auch auf ihrer Vorlage basiert. Sie setzt sich afrikaweit für Frauen*rechte und die Förderung filmschaffender Frauen* ein. 2021 erhielt die PEN-Preisträgerin den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
Wir zeigen ihren Film Karé Karé Zvako – Mother’s Day (Simbabwe 2005), ein simbabwisches Märchen, das für den Film zu einem feministisch-kannibalistischen Splatter-Musical über Archetypen adaptiert wurde. Gemeinsam mit Filmemacherin Ines Johnson-Spain wird Tsitsi Dangarembga den Film kontextualisieren.

Christine A. Maier
Die renommierte Bildgestalterin verbindet eine enge Zusammenarbeit mit den Regisseurinnen Barbara Albert, Amie Siegel, Sabine Derflinger, Ruth Mader und Jasmila Žbanić. Für Quo Vadis, Aida? erhielt Maier den Deutschen Kamerapreis 2021. Der Film stand auf der Shortlist der Oscar- und BAFTA-Nominierungen 2021 und wurde als Bester Europäischer Film 2021 ausgezeichnet. Christine A. Maier hat 2018 das Netzwerk Cinematographinnen mitgegründet. Im Festival wird sie Gast von Sophie Maintigneux im Werkstattgespräch Bildgestaltung sein.

Ula Stöckl
Die Autorenfilmerin realisierte über 20 Filme, deren Bildsprache sich immer wieder filmischen Konventionen entzieht, darunter mit Neun Leben hat die Katze (1968), Erikas Leidenschaften (1976) und Der Schlaf der Vernunft (1984, Bundesfilmpreis) drei feministische Klassiker. Seit 2002 lehrt sie als Professorin für Film an der University of Central Florida. Beim Festival präsentieren wir in der Archivsektion IFFF packt aus ihren Film Das alte Lied, der sich 1991 als erster Spielfilm mit der deutsch-deutschen Realität nach der Wiedervereinigung beschäftigte.

Festivalorte Köln: Filmhaus Köln mit Festival- und Pressezentrum, Filmforum im Museum Ludwig, Filmpalast, Odeon Kino
Kino Dortmund: Schauburg

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Programm für Kinder und Jugendliche beim IFFF Dortmund (PM)

    ich möchte Sie herzlich auf unser Filmprogramm für Kinder und Jugendliche hinweisen, dass in diesem Jahr vom 29. März – 3. April endlich wieder im Kino stattfinden kann. Wir freuen uns mehr denn je auf unsere jungen Zuschauer*innen, die wir ins Kino zu spannenden Begegnungen und lebhaften Diskussionen einladen. Zu sehen gibt es ein Best-of aus internationalen Titeln aller Genres.

    Alle Vorführungen werden von einer Filmvermittlerin begleitet, teilweise sind Filmemacher*innen für ein anschließendes Gespräch anwesend. Das Programm wird vollständig an unserem Festival Standort in Dortmund präsentiert.

    https://frauenfilmfest.com/wp-content/uploads/2022/02/IFFF_Flyer_Programm_KUJ_Dortmund_web.pdf

    Anmeldungen sind ab sofort möglich unter kinderundjugend@frauenfilmfest.com

  2. The Connection II: Filme, die heilen (PM IFFF)

    The Connection II: Filme, die heilen

    Der Fokus 2022 bringt die aktuellen Fragen der »Naturkultur«-Beziehungen filmisch auf den Punkt

    Special guest: Tsitsi Dangarembga

    Das Internationale Frauen* Film Fest Dortmund+Köln kehrt vom 29. März bis zum 3. April 2022 mit 100 Filmen und zahlreichen internationalen Gästen in die Kölner Kinos zurück. Online wird eine kleine Auswahl aus dem Gesamtprogramm bis zum 10. April 2022 im Stream angeboten und auch am Standort Dortmund ist ein Auswahlprogramm im Kino zu sehen.

    Das Programm des von Betty Schiel kuratierten Fokus: THE CONNECTION II – FILME, DIE HEILEN entwickelt das Thema des letzten Jahres weiter und greift so tiefer ein, in ein Thema, das uns alle angeht: unsere Beziehung zu dem, was wir »Natur« nennen. Stand 2021 die filmische Haltung im Zentrum, die uns erlaubt mehr-als-menschliche Perspektiven einzunehmen und die Welt beispielsweise aus der Sicht der Tiere zu erfassen, die ihrerseits den Blick auf uns richten, wird es beim kommenden Festival um Heilung gehen.

    Zu verstehen, dass wir mit anderen Wesen auf vielfältige Art in engen Verbindungen stehen, weist dabei über individuelle Self-Care-Strategien hinaus. Vielmehr interessieren sich die Filmemacher*innen für die Darstellung großer, komplexer Systeme, die uns mit einschließen, miteinander in Beziehung treten und kollaborieren. Es gibt keinen Masterplan − daher sind die filmischen Antworten variantenreich: Sie machen glücklich, erwecken Mitleid, ändern Perspektiven, sind lustig − und vielleicht heilen sie so.

    Fünf Langfilme und drei Kurzfilmprogramme bringen die aktuellen Debatten um »Naturkultur«-Beziehungen, wie Donna Haraway sie beschreibt, auf den Punkt. Experimentelle und dokumentarische Formate sind genauso vertreten wie Spielfilme verschiedener Genres. Filmgeschichtlich decken die Beiträge beinah die gesamte Filmgeschichte ab, beginnend mit einem Kurzfilm von Pionierin Alice Guy aus dem Jahr 1906. Ein Gespräch zwischen der simbabwischen Autorin und Regisseurin Tsitsi Dangarembga (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021) und der Regisseurin unseres Eröffnungsfilms 2020 (»Becoming Black«), Ines Johnson-Spain, sowie ein Tarot-Raum mit dem Titel »Das 12. Haus« ergänzen das Filmprogramm.

    Die Filme im Fokus 2022

    Andrea Arnolds mehrfach preisgekrönter Dokumentarfilm Cow (GB 2021) begleitet die Milchkuh Luma über vier Jahre ganz unmittelbar mit der Kamera. Die Kuh wird nicht vermenschlicht, aber es besteht kein Zweifel, dass sie fühlt, ihr Dinge durch den Kopf gehen und sie dabei gute und schlimme Momente erlebt. Ein umfassendes und zärtliches Porträt, jedoch ohne Happy End.

    Optimismus verbreitet die aktivistisch-performative, charmant-schrille und sexy Recherche der Künstler*innen Annie Sprinkle und Beth Stephens. Für Water Makes Us Wet: An Ecosexual Adventure (USA 2017, Dokumentarfilm) begeben sie sich auf eine Reise durch Kalifornien, um mehr über Wasser zu erfahren und gelangen zu der Erkenntnis: Ökosexualiät kann Mutter Erde heilen.

    Essentiell für den Erhalt unseres Ökosystems ist auch das erdumspannende Netz der Pilze. Regisseurin Marion Neumann und andere Pilzliebhaber*innen laden mit dem Dokumentarfilm The Mushroom Speaks (CH 2021) dazu ein, radikal unsere Beziehung zur Mitwelt zu überprüfen und eine heilsame Pilz-(r)evolution zu denken.

    Wie sind koloniale Vergangenheit und Gegenwart in Guadeloupe miteinander verwoben? Um diese Frage kreist Sylviane Dampierres experimenteller Dokumentarfilm Words of Negroes (FR 2021). Arbeiter einer uralten Zuckerfabrik lesen Passagen aus Gerichtsprotokollen von 1842, in denen versklavte Menschen gegen ihren gewalttätigen Herren aussagten. Eine Selbstermächtigung von brisanter und poetischer Qualität.

    Inmitten atemberaubender, unberührt wirkender Landschaft entfaltet sich die Liebesgeschichte zweier Teenager in Naomi Kawases Spielfilm Still the Water (FR / JP / ES 2014): Kaito und Kyoko sind darin jeweils mit dramatischen familiären Konflikten konfrontiert – die Abwesenheit des Vaters, eine unheilbar kranke Mutter – die sie mit Kraft, Würde und Liebe annehmen.

    Kurzfilmprogramme

    Extrem vielseitig sind auch die Kurzfilme von Regisseur*innen wie Sophie Hilbert, Maja Nagel, Dagie Brundert, Kerstin Honeit, Minkie Spiro, Shirley Clarke oder Filmpionierin Alice Guy. Sie erforschen das (Über-)Leben in kontaminierten Bergbauregionen zwischen Brasilien und dem Erzgebirge, treten in Wäldern, Gärten und Wiesen in tröstende Beziehung zu Samen und Blüten oder geben künstlerische Antworten auf die Frage, welche Filme eigentlich Kuratorinnen heilen.

    Film & Diskussion: Ines Johnson-Spain im Gespräch mit Tsitsi Dangarembga

    Tsitsi Dangarembga ist eher als Autorin und weniger als Regisseurin bekannt. Ihr Film Kare Kare Zvako − Mother’s Day (ZW 2004) geht zurück auf ein simbabwisches Märchen der Shona-Tradition. Hier wird es als ein feministisch-kannibalistisches (Fast-)Splatter-Musical über Archetypen, Mutterschaft und Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern adaptiert und in magische 35-mm-Schwarz-Weiß-Bilder transformiert. Filmemacherin Ines Johnson-Spain wird im Gespräch mit Tsitsi Dangarembga den Film mit Blick auf den aktuellen Zustand Simbabwes kontextualisieren.

    Das 12. Haus: Experimentier-Raum für Film und Tarot mit Monika Heer

    Im Festivalzentrum richten wir »Das 12. Haus«, einen ruhigen, experimentier-freudigen Raum, ein, in den man sich aus dem Festivaltrubel zurückziehen und an drei Tagen miteinander Tarot als lustvolle, kollektive Praxis spielen kann. Irgendwo zwischen Zufall und Schicksal ziehen wir pro Session einen Film und eine Tarot-Karte und begeben uns Mithilfe der Astrologin Monika Heer auf eine offene Suche nach Verbindungen, bei der die Bilder der Karten uns ähnlich wie Filme dazu einladen, andere Perspektiven einzunehmen und das, was ist, neu zu sehen.

    Das vollständige Programm finden Sie ab 9. März 2022 unter http://www.frauenfilmfest.com.

  3. Zurück im Kino! Das IFFF Dortmund+Köln zeigt ein tolles Auswahlprogramm in der Schauburg Dortmund (PM)

    Die 39. Festival-Ausgabe des IFFF Dortmund+Köln findet 2022 mit dem Hauptprogramm in Köln statt und präsentiert aktuelle Arbeiten von Regisseur*innen aus der ganzen Welt. Ein schönes Auswahlprogramm quer durch alle Sektionen ist parallel auch in der Schauburg Dortmund zu sehen. 2023 findet das Festival mit seinem Hauptprogramm dann wieder komplett in Dortmund statt.

    Das Auswahlprogramm für Dortmund

    31.03., 20.00 h
    REBEL DYKES
    Harri Shanahan, Siân A. Williams, GB 2021 experimenteller Dokumentarfilm 92’
    Anhand von Interviews, viel Archivmaterial und Animationen erzählt der Film die Geschichte einer Gruppe junger, rebellischer Frauen* im London der 1980er Jahre. Über Frauen-Friedensbewegung, Punk- und Hausbesetzer*innenszene finden sie zueinander und erschaffen unter widrigen Umständen eine eigene, radikale und sexpositive lesbische Kultur. Toller Soundtrack! (In Kooperation mit der LAG Lesben NRW)

    01.04., 18.00 h
    NICO
    Eline Gehring, DE 2021 Spielfilm 79’
    Der mehrfach ausgezeichnete Spielfilm ist ein nahes, liebevolles Porträt. Nico arbeitet in der häuslichen Pflege und verbringt ihre Freizeit mit ihrer besten Freundin Rosa. Als sie Opfer eines rassistischen Überfalls wird, verändert dies ihren Alltag und ihre Beziehungen.

    01.04. 21.00 h
    HOW TO CIVILIZE A WATERFALL
    Schweden 2010, 4‘, Regie: Hanna Ljungh, schwedisch, engl. UT
    Ljungh versucht einen Wasserfall zu überreden, sich in ein Wasserkraftwerk zu verwandeln.

    WATER MAKES US WET: AN ECOSEXUAL ADVENTURE
    Annie Sprinkle, Beth Stephens; USA 2017 Dokumentarfilm 80’
    Ökosexualiät kann Mutter Erde heilen. Die Künstler*innen Annie Sprinkle, Beth Stephens und die Hündin Butch machen sich auf eine Reise durch Kalifornien, um mehr über Wasser zu erfahren. Die aktivistisch-performative und charmantschrille, sexy Recherche wird von Annie und Beth im positiven Way of Life des Golden State vorgetragen.

    02.04. 18.00 h
    THE OTHER SIDE OF THE RIVER
    Antonia Kilian, DE / FI 2021 Dokumentarfilm 92’
    –Lobende Erwähnung im Nationalen Wettbewerb für Bildgestalterinnen für Antonia Kilian–
    Hala ist mit 19 Jahren vor einer Zwangsheirat aus dem nordsyrischen Minbij geflohen – und beim kurdischen Militär gelandet. Dort bekommt sie eine Kampfausbildung und das Selbstbewusstsein, sich und andere Frauen vor Gewalt zu schützen. Dass das nicht überall auf Verständnis trifft, erlebt sie, als sie in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um ihre jüngeren Schwestern zu retten. (Gast: Antonia Kilian)

    02.04. 20.30 h
    KEVIN
    Joana Oliveira, BR 2021 Dokumentarfilm 80’, Deutschlandpremiere
    Eine Reise von Brasilien nach Uganda: Joana besucht ihre Jugendfreundin Kevin. Zwischen Alltag und gemeinsamen Unternehmungen bekommen wir Einblick in eine bedingungslose Freundschaft. Dabei entsteht ein Bild der Freundinnen, die beide versuchen, den Erwartungen – als Gebärende, als Mutter und Partnerin – gerecht zu werden. (Gäste: Joana Oliveira, Kevin Adweko)

    03.04. 18 h
    CLARA SOLA
    Nathalie Álvarez Mesén, SE / CR / BE / DE 2021 Spielfilm 106’
    Die 40-jährige Clara lebt mit Mutter und Nichte auf einer abgelegenen Farm in Costa Rica. Als ihre Nichte sich ihrer Quinceañera nähert, nehmen die Spannungen in der Familie zu. Nach jahrelanger, repressiver Fürsorge ihrer frommen Mutter entfacht Claras aufblühendes sexuelles Verlangen etwas einzigartig Wildes. Sie begibt sich auf eine befreiende Reise zu ihrer wahren Natur.

    Tickets
    Programm für Kinder und Jugendliche: 3 Euro (Begleitung frei)
    Filmvorstellung: 8 / 7* Euro
    *Ermäßigung

    Alle Infos unter http://www.frauenfilmfest.com

  4. FFF Dortmund+Köln 2022: Alle Preisträgerinnen (PM)

    Das haitianische Drama FREDA von Gessica Généus gewinnt im Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerb beim 39. IFFF Dortmund+Köln 2022

    Publikumspreis für den deutschen Spielfilm NICO von Eline Gehring.

    ECFA Short Film Award für KIKI, DIE FEDER von Julie Rembauville und Nicolas Bianco-Levrin

    Luka Lara Steffen erhält den Shoot 2022 KHM & IFFF Dortmund+Köln Nachwuchspreis für Künstlerinnen der KHM

    Gestern Abend ging mit der feierlichen Preisverleihung im Filmforum NRW die 39. Ausgabe des IFFF Dortmund+Köln zuende. Rund 100 Filme aus 35 Ländern wurden in verschiedenen Kinos in Köln gezeigt, 60 Filmemacher*innen waren vor Ort und präsentierten ihre Filme endlich wieder vor Publikum. Viele gut besuchte Vorstellungen haben der Domstadt ein lebendiges Festival beschert. Online ist ein Querschnitt des Programms noch bis zum 10. April auf der Video-on-Demand-Plattform des Festivals verfügbar. Ein Auswahlprogramm war auch in Dortmund zu sehen, wo 2023 das 40. Jubiläum des IFFF Dortmund+Köln stattfinden wird.

    Debüt-Spielfilmpreis für FREDA von Gessica Généus
    Der Debüt-Spielfilmpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet ein energiegeladenes Drama aus, das dokumentarisches Filmmaterial von den gewalttätigen Protesten gegen Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2018 mit der Geschichte der Studentin Freda verwebt. Unter der Führung Moïses wurden riesige Summen öffentlicher Gelder im Zusammenhang mit dem Petrocaribe-Ölgeschäft mit Venezuela veruntreut. Die Regisseurin und Schauspielerin Gessica Généus richtet einen unsentimentalen Blick darauf, wie in der patriarchalen haitianischen Gesellschaft vor allem Frauen unter wirtschaftlichem Abschwung, sozialen und politischen Missständen und Colourism leiden.

    Jurybegründung:
    »FREDA ist ein meisterhafter Debütfilm, der das Publikum von der ersten Szene an mit einer atemberaubenden Inszenierung in eine Welt versetzt, in der man die Unsicherheit spürt, ob man den nächsten Tag überhaupt unversehrt überlebt. Während viele das Land verlassen, stellt sich eine junge Frau der Verantwortung, mit den Frauen ihrer Familie durch die entwürdigende Lebenslage zu wachsen. Mit großer Zärtlichkeit und Genauigkeit zeigt dieser Film die Durchdringung aller zwischen-menschlichen Beziehungen als Folge des systematischen Zerfalls einer, durch Kolonialismus geprägten, Gesellschaft.«

    Die internationale Jury war in diesem Jahr mit der Autorin, Dramatikerin und Regisseurin Tsitsi Dangarembga, der Bildgestalterin Christine A. Maier und der Regisseurin Ula Stöckl besetzt.

    Das IFFF Dortmund+Köln würdigt mit der Verleihung des Debüt-Spielfilmpreises in Köln nicht nur die Arbeit neuer Regietalente. Die Filmemacherinnen sollen mit dem Preis die Möglichkeit bekommen, nach dem ersten Spielfilm weitere Projekte zu realisieren. Preisträgerin Gessica Généus bedankte sich in ihrer Videobotschaft aus Port-au-Prince sichtlich bewegt für die Bestätigung eine universelle Geschichte erzählt zu haben und für das Interesse an der Situation in Haiti.

    Der choices-Publikumspreis ging an den deutschen Spielfilm NICO von Eline Gehring. Er erzählt die Geschichte der Krankenpflegerin Nico (Sarah Fazilat), die sich nach einem rassistischen Überfall ins Leben zurückkämmet. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird von der Kölner Zeitschrift choices gestiftet. Die Schauspielerin Javeh Asefdjah nahm den Preis am Abend entgegen.

    Dieser Film ist wie viele weitere aus dem Festivalprogramm noch bis einschließlich 10. April 2022 in Deutschland auch online auf der VoD-Plattform des Festivals verfügbar.

    Am Publikumsvoting nahmen alle Festivalfilme mit einer Länge von mehr als 60 Minuten teil, die nicht älter als zwei Jahre sind.

    ECFA Short Film Award für KIKI, DIE FEDER
    Seit 2020 vergibt das IFFF Dortmund+Köln diesen Preis für den besten Kurzfilm für Kinder. Der undotierte ECFA Short Film Award wird von einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Mitgliedern der European Children’s Film Association, an einen europäischen Kurzfilm für Kinder vergeben. Nominiert waren Filme bis 30 Minuten aus dem Kinder- und Jugendprogramm des Festivals. Die Jury – bestehend aus der Regisseurin Juliette Klinke, Kuratorin Gudrun Sommer und Gert Hermans vom JE.F Festival Antwerpen – hat sich für den französischen Animationsfilm KIKI, DIE FEDER (KIKI LA PLUME) von Julie Rembauville und Nicolas Bianco-Levrin entschieden.

    Jurybegründung:
    »Mit seiner klaren und leichten Geschichte spricht der prämierte Film auch das jüngste Festivalpublikum an und lädt zugleich zur Diskussion und Interpretation ein. Ein kohärentes Universum entsteht durch die gelungene Kombination von Live-Handlung und Animation. Beide Techniken verbinden sich auf großartige Weise auf der Leinwand. Die Jury würdigt mit diesem Preis einen Film, der uns nicht Anpassung nahelegt, sondern Mut macht, zu fliegen.«

    Shoot 2021 KHM & IFFF Dortmund+Köln Nachwuchspreis für Künstlerinnen der KHM für Luka Lara Steffen
    Der Preis will aufkommende Talente entdecken, sie einem breiteren Publikum vorstellen und unterstützen und wird heute zum dritten Mal in Köln vergeben. Er ist mit 1.000 Euro dotiert, gestiftet von der Gleichstellung der KHM Kunsthochschule für Medien Köln.

    Die Jury war besetzt mit der Bildgestalterin Conny Beißler, der Co-Festivalleiterin des European Media Art Festival Osnabrück Katrin Mundt und der künstlerischen Leiterin des IFFF Dortmund+Köln Dr. Maxa Zoller. Sie vergibt den Preis an die Künstlerin Luka Lara Steffenund begründet die Wahl wie folgt:

    »Sie hat einen Blick für das Wesentliche: Luka Lara Steffen bezieht in ihren Arbeiten eindeutig Stellung – politisch und künstlerisch. Ihre Themen verfolgt sie zielgerichtet und scheut sich nicht, sehr unterschiedliche Perspektiven miteinander zu konfrontieren.«

    Die Preisträgerinnen im Nationalen Wettbewerb für Bildgestalterinnen waren bereits im Vorfeld bekannt gegeben worden. Constanze Schmitt erhielt den Preis für die beste Bildgestaltung eines Dokumentarfilms, Roxanna Reiss für die Kategorie Spielfilm. Antonia Kilian wurde mit einer lobenden Erwähnung bedacht.

    Festivalleiterin Dr. Maxa Zoller zog eine durchweg positive Bilanz des ersten fast Nach-Corona-Festivals:

    »Dieses Festival war Power pur. Wenn hochkarätige Gäste auf ein ausgehungertes Publikum treffen, dann steigt die Energie im Raum und wundervolle Begegnungen kommen zustande. Nach zwei Jahren Pandemie wird dies für uns ein unvergessliches Festival sein«.

    Auch für Kinoleiter Martin Rölly (Odeon) hatte das IFFF Dortmund+Köln den Auftakt in die Nach-Corona-Zeit gemacht. Er zeigte sich nach einer Woche Festival in seinem Kino begeistert:

    »Der Festivalsamstag war der bestbesuchte Kinosamstag seit zwei Jahren. Das Odeon war wieder ein lebendiger Ort der Begegnung und des Austauschs über Film.«

  5. ALICE SCHWARZER – Dokumentarfilm von Sabine Derflinger: Das IFFF Dortmund+Köln präsentiert den neuen Film in Anwesenheit der Regisseurin (PM)

    Frankophile, Feministin, waschechtes Ruhrpottkind: in ihrem neuen Film widmet sich die österreichische Regisseurin Sabine Derflinger dem Leben der Kölner Herausgeberin der Zeitschrift EMMA, Alice Schwarzer. Der Film verfolgt Schwarzers Lebensthemen und zeigt, wie sich der Diskurs um die Frauenbewegung in Deutschland und Frankreich (MLF, Mouvement des libération des femmes), Abtreibung, Prostitution und politischer Islam — um nur einige zu nennen — in den letzten fünfzig Jahre gewandelt hat.

    Die feinfühlige Montage kombiniert Archivmaterial, Dokumentarisches und Privatmitschnitte so, dass trotz der Fülle der Themen die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge wie aus einem Guss scheinen und mühelos ans Heute anschliessen. Fundstücke aus dem Fernseharchiv erinnern noch einmal an die lebhaften medialen Auftritte der wortgewandten Protagonistin, die sich in dem saloppen Alltagssexismus ihrer Gesprächspartner klug zu erwehren weiß. Was hat sich geändert und wie? Was nicht? Diese Fragen stellt Derflinger in ihrer neusten, engagierten Filmproduktion.

    Der Film wurde mit dem Großen Diagonale-Preis für den Besten Dokumentarfilm 2022 bei der Diagonale in Graz ausgezeichnet. Eine Kooperation mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund im Rahmen von LETsDOK.

    18.09., 19:00 Uhr, sweetSixteen, Immermannstraße 29, Dortmund, Weitere Informationen

    Im Anschluss Gespräch mit der Regisseurin Sabine Derflinger.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert