
Das Gerüst für die riesigen Weihnachtsbaum steht und nun folgte der entscheidende Moment: Beim Richtfest der Weihnachtsstadt Dortmund wurde die große Engelsfigur auf die Spitze des Weihnachtsbaums gesetzt. Mit diesem Schritt beginnt die finale Aufbauphase, in der Lichterketten, Tannen, die mehr als 1000 Fichten und die anderen Dekorationen das bekannte Dortmunder Wahrzeichen zur vollständigen Form wachsen lassen. Das sichtbare Voranschreiten am Baum fällt in eine Zeit, in der die Stadt unter dem neuen Oberbürgermeister Alexander Kalouti (CDU) zugleich ihre Sicherheitsstrategie nach eigener Aussage neu ausrichtet und die Vorbereitungen auf das große Besuchergeschehen intensiviert.
Der Dortmunder Weihnachtsbaum – ein Wahrzeichen mit großer Außenwirkung

Organisator Patrick Arens beschreibt die Stimmung in der Aufbauphase als besonderen Moment für den Gesamtcharakter der Stadt. „Ein bisschen Weihnachtsstimmung verbreitet wird … können wir haben. Wie wichtig Stadt ist. Die Stadt ins ehemalige C&A-Gebäude zu bringen, ist ein toller Ansatz. Ist auch unser Ansatz“, sagt er.
Die Weihnachtsstadt soll vom 20. November 30. Dezember 2025 laufen. Für Arens steht dabei die verbindende Wirkung im Mittelpunkt. „Der Ansatz ist, Menschen zusammenzubringen. Wir haben in diesem Jahr 260 Händler. Gerade für mich und uns als Dortmunder ist ein tolles Gefühl, Menschen aus aller Welt nach Dortmund zu bringen.“

„Bei aller Diskussion. Baum ist fest verwurzelt.“ In diesem Jahr soll es wieder mehr Dekoration geben, nachdem im vergangenen Jahr der Schwerpunkt auf Lichtelementen lag.
Rund 250.000 Euro wurden im vergangenen Jahr fürs Licht investiert. Auf Anregungen des Publikums wolle man an der Gestaltung weiter arbeiten.
Mit der Dortmunder Firma Weise habe man einen Partner gefunden, der die technischen Anforderungen zuverlässig erfülle. Alle weiteren Arbeiten lägen ebenfalls bei Dortmunder Handwerksbetrieben.
Illumination, Lichtachsen und neue Anziehungspunkte in der City
Die Illumination des Baums soll am Montag, 24. November 2025, um 18 Uhr erfolgen. Dann werde deutlich, wie das Gesamtkonzept wirke. Vorsorglich betont der Chef der Schausteller:innen: „Wir werden uns auch wieder allen Diskussionen stellen“, so Arens. Er unterstrich aber die Hoffnung, dass das aus Social Media nicht wieder ausufere und in persönliche Angriffe gipfele.

Parallel zum Baum werden wieder Lichtinstallationen in der gesamten City aufgebaut – verstärkt auch entlang der Kampstraße. Ziel sei es, die Flächen zwischen den Plätzen von Leeds und Netanya stärker zu beleben, nachdem die Umgestaltung zur Fußgängerzone viele neue Möglichkeiten geschaffen habe.
Auch eine Schließung der Lücke zwischen der Katharinenstraße und dem Platz von Netanya sei perspektivisch ein wichtiges Ziel – die Stadt will dort durch die temporäre Verlagerung des Schauspielhauses in den ehemaligen C&A ohnehin Akzente der Belebung setzen.
Veranstalter rechnen mit bis zu zwei Millionen Gästen wegen des Weihnachtsmarktes
Schätzungsweise rund zwei Millionen Besucherinnen und Besucher kämen jährlich für die Weihnachtsstadt nach Dortmund, so Arens. Sie sollen nicht nur trinken, essen und einkaufen, sondern auch verweilen können.

Orte dafür sollen durch Lichtinstallationen, Ruhezonen und neue Anziehungspunkte geschaffen werden. Die Weihnachtsstadt verteilt sich mittlerweile auf elf Plätze und wirbt mit immer neuen Attraktionen.
In diesem Jahr soll ein neues Highlight besonders herausstechen: ein 50 Meter hohes Riesenrad, das barrierefreie Gondeln hat und den Westenhellweg sowie die benachbarten Plätze stärker miteinander verknüpfen soll. Es ist 12 Meter höher als das bisherige.
Traditionelle Elemente und neue Stadtbereiche im Fokus
Mehrere traditionelle Elemente bleiben erhalten – darunter die Weihnachtsbäckerei, Märchenschau, Karussells, alte Fachwerkhäuser und der Pylon als Treffpunkt. Überall gehe es darum, auch weniger frequentierte Bereiche durch Attraktionen zu stärken. Arens betont: „Kommen, um sich zu treffen und was zu erleben.“

Der Platz von Leeds profitiere schon jetzt vom Riesenrad, der Westenhellweg sei ohnehin stark frequentiert. Für die Schaustellerinnen und Schausteller bleibe es eine zentrale Aufgabe, Flächen attraktiv zu gestalten und die Gesamtstadt mitzudenken. Auch das Deutsche Fußballmuseum trage etwas zur Attraktivität bei.
Zu den städtischen Bemühungen, Einzelhandel und Gastronomie stärker einzubinden, zählt auch die Qualitätsroute, bei der Schaufenster aufwendig dekoriert werden sollen. „Wir könnten in der Beleuchtung noch stärker werden“, sagt Arens. Viele Filialisten der großen Ketten nähmen das Thema noch immer nicht ernst genug.
Ein Beispiel nennt er gleich mit: „Ich hatte große Freude, weil Hubsteiger vor P&C standen. Früher hatten sie die ganze Ostseite mit Lichtern gestaltet. Aber die Hubsteiger waren nur da, um Fenster zu reinigen“, bedauert Arens. Auch am Bahnhof und an den Zugängen zur City gebe es noch Luft nach oben. Die Stadt sei jedoch bemüht, Verbesserungen Schritt für Schritt umzusetzen.
Sicherheitseinsatz vor dem Start der Weihnachtsstadt
Parallel zu den Aufbauarbeiten rückte in den vergangenen Tagen besonders ein Thema in den Fokus: die Sicherheit in der Innenstadt. Oberbürgermeister Karsten Kalouti und Ordnungsdezernent Norbert Dahmen hatten in der vergangenen Woche vom 2. bis 8. November eine groß angelegte Schwerpunkteinsatzwoche des Kommunalen Ordnungsdienstes organisiert.

Der Kommunale Ordnungsdienst war vollständig in der Innenstadt präsent und verfolgte sämtliche Ordnungswidrigkeiten – vom Drogenkonsum über aggressives Betteln bis hin zu Campieren. Dahmen spricht von spürbaren Auswirkungen. „Sie merken, wenn so gebündelt auftreten, ist Ordnungsgeschehen anders“, sagt er.
Insgesamt kontrollierten die Einsatzkräfte in dieser Woche 420 Personen. 211 Mal sprach der KOD Platzverweise aus, 175 Ordnungswidrigkeiten wurden angezeigt – darunter rund 100 wegen öffentlichen Drogenkonsums und 30 wegen aggressiven Bettelns.
127 Personen erhielten Verwarnungen ohne Verwarngeld, unter anderem in 69 Fällen wegen verbotswidrigen Campierens im öffentlichen Raum. In zwölf Fällen wurde ein Verwarngeld erhoben. Drei Personen kamen vorübergehend in Gewahrsam, weil sie Platzverweisen nicht nachgekommen waren. Außerdem leitete der KOD in drei Fällen Strafanzeigen wegen Beleidigung oder Widerstands gegen Mitarbeitende ein.
Die Woche sei zuvor eng mit der Polizei abgestimmt worden, die ihre Einsatzschwerpunkte ebenfalls neu gesetzt habe. Die Aktion sei ein sichtbares Signal im Vorfeld der Weihnachtsstadt, denn mit Beginn der dunklen Jahreszeit rechne man mit einer Zunahme von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten.
Paradigmenwechsel: Mehr Präsenz in der City, mehr Hilfsangebote
Dahmen spricht von einem Paradigmenwechsel in der kommunalen Sicherheitspolitik. Mehr Präsenz in der Innenstadt sei ein wichtiges Element. Ergänzend seien psychosoziale Hilfen des Gesundheitsamts mit auf der Straße unterwegs gewesen, um nicht nur zu sanktionieren, sondern auch Hilfe anzubieten. Einige Fälle seien weitergeleitet worden.

Beim Thema aggressives Betteln soll konsequenter vorgegangen werden. In Dortmund seien 64 Personen aufgefallen, eine Person sogar 187 Mal in zwölf Monaten. „Da anders vorgehen als OWi“, sagt Dahmen. Bei wiederholten Verstößen könnten Untersagungsverfügungen und Zwangsgelder von 250 Euro festgesetzt werden.
Die Innenstadt innerhalb des Wallrings sei mit 1,5 Kilometern Ausdehnung ein Gebiet mit sehr hoher Frequentierung. Aggressives Betteln beginne häufig schon mit direktem Ansprechen, Anfassen oder dem Versperren des Weges. Das könne schnell in Richtung Nötigung gehen. „Wenn man zehn Mal angesprochen wird, selbst wenn es freundlich ist, ist es eine erhebliche Belästigung“, so Dahmen.
Um wirkungsvoll zu arbeiten, müsse man auch in anderen Stadtteilen künftig mit mehr Kräften auflaufen und Aktionen nicht in homöopathischen Dosen durchführen. Einsatzpläne würden im Vorfeld nicht öffentlich angekündigt.
OB Kalouti zu Sicherheit und Ordnung: „Wir nehmen das jetzt ernst“
Oberbürgermeister Kalouti beschreibt die Schwerpunkteinsätze als Ausdruck einer klaren strategischen Linie. Es gehe nicht um Symbolik, sondern um konkrete Reaktionen auf Wahrnehmungen in der Bevölkerung.

„Wichtig, dass man sich den Themen annimmt, die die Menschen wollen“, sagt er. In vielen Gesprächen der vergangenen Monate habe sich immer wieder gezeigt, dass Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit zentrale Anliegen seien. „Ist wichtig, um den Menschen zu zeigen, dass wir was tun können und auch etwas tun.“ Die Aktionen seien erfolgreich gewesen und würden weitergeführt – auch außerhalb der Innenstadt, etwa in Hörde, der Nordstadt oder Scharnhorst.
Zur Frage, ob die Botschaft „SOS – Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit“ nicht eher als sein Hilferuf verstanden werden könne, antwortet Kalouti, dass das „SOS“ kein Hilferuf von ihm sei: „Wir sind die, die Hilfe bringen. Wir nehmen das jetzt ernst und hören das SOS“, sagte er mit Blick auf die vielstimmige Kritik aus der Geschäftswelt und von Privatleuten.
Klar sei jedoch auch, dass die Personalstärke begrenzt sei. „Soll auch zeigen, dass unsere Personalstärke begrenzt ist. Ist auch eine Einladung an die Fraktionen, sich dem Thema so zu widmen, wie es die Menschen von uns erwarten.“ Die Verwaltung sei handlungsfähig, wenn man es wolle. Den Einsatzkräften dankt er ausdrücklich.
Schwerpunktaktionen in der City – Veränderungen in der Nordstadt
Dahmen betont die Personalentwicklung beim Kommunalen Ordnungsdienst. Vor sieben Jahren habe der Bestand bei 42 bis 45 Kräften gelegen. Die Stadt habe auf Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung reagiert und einen eigenen Ausbildungsgang mit 15 Auszubildenden eingeführt. Die ersten drei Jahrgänge seien größtenteils im Dienst geblieben. Aktuell liege die Besetzungsquote bei 90 Prozent, 90 oder 91 Stellen seien besetzt, bei insgesamt 105 vorgesehenen Stellen. Fluktuation sei unvermeidbar, da der Arbeitsmarkt hart umkämpft sei.

Weitere Bemühungen zielten auf die Einstellung erfahrener Kräfte wie Sicherheitsmeister. Der Aufstieg in den gehobenen Dienst sei häufig ein Grund für interne Abgänge. Auch Auszubildende würden im Einsatz mitlaufen und die gleiche Uniform tragen. Die Belastung sei hoch.
Normalerweise seien ein Drittel der Kräfte in der Innenstadt unterwegs. Während der Schwerpunktwoche sei jedoch der gesamte Ist-Bestand eingesetzt worden. „Mehr als 100 Stunden unterwegs pro Woche, haben aber nur 39 Stunden Woche. Bis zu 50 Personen an einem Tag auf der Straße unterwegs“, erklärt Dahmen.
Zur Frage, ob mit den Einsätzen die übrigen Stadtteile geschwächt würden, sagt Dahmen: Es handele sich um eine Güterabwägung, solche Aktionen sollten nicht monatlich stattfinden. Man wolle künftig auch andere Bezirke stärker einbeziehen. Der Standort des Ordnungsamts am Nordmarkt werde zudem aufgegeben.
„Der Standort Bornstraße wird erweitert, der Nordmarkt wird aufgegeben. Er war auch nicht so ständig besetzt, wie man es gerne hätte“, so Dahmen. Liegenschaftsdezernent Jörg Stüdemann ergänzt, dass die Umstrukturierung zum 1. Januar 2026, erfolgen soll. Dann würden alle KOD-Einheiten gebündelt. Am Nordmarkt 3 werde künftig das Willkommen-Europa-Büro nach vorne ziehen, das bislang in der Braunschweiger Straße eher versteckt lag.
Die finale Aufbauphase beginnt
Mit dem Aufsetzen des Engels beim Richtfest beginnt nun der sichtbare Start in die heiße Phase der Weihnachtsstadt. Während der Baum vollständig bestückt wird und der Aufbau auf elf Plätzen parallel weiterläuft, setzen Stadt und Veranstalter gleichermaßen auf ein Zusammenspiel aus Atmosphäre, Attraktivität und Sicherheit. Für die Besucherinnen und Besucher soll die Weihnachtsstadt auch in diesem Jahr wieder das werden, was sie seit Jahrzehnten ist – ein starkes Stück Dortmund im besten Sinne.
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