Zwei fremdenfeindliche Überfälle auf Migranten: Polizei Dortmund fasst die Schläger und stellt Waffen sicher

PolizeieinsatzDie Polizei hatte in der Nacht zu Sonntag gleich zwei fremdenfeindliche Überfälle in der Dortmunder Innenstadt aufzuklären. In beiden Fällen konnten die Täter ermittelt und verhaftet werden. in beiden Fällen waren Migranten die Opfer von rechtsextremen Gewalttätern.

Sonderkommission Rechts hat die Ermittlungen übernommen

Interview mit Polizeipräsident Gregor Lange. Foto: Franz Luthe
Polizeipräsident Gregor Lange. Foto: Franz Luthe

Die Ermittlungen, die durch die Soko Rechts übernommen wurden, dauern an. „Ich bin froh, dass es uns in beiden Fällen gelungen ist, die Tatverdächtigen schnell festzunehmen und Strafverfahren gegen sie einzuleiten“, sagte Polizeipräsident Gregor Lange.

„Beide Sachverhalte zeigen, dass meine Einschätzung einer zunehmenden Radikalisierung im rechtsradikalen Milieu richtig ist. Der schnelle Festnahmeerfolg ist auch auf ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis der Zivilbevölkerung zur Polizei zurückzuführen“, so Lange.

„Es ist wichtig, dass sich Zivilgesellschaft und Polizei gemeinsam der Radikalisierung konsequent entgegenstellen.“

Migranten wurden mit Fäusten, Tritten und Schlägen traktiert

Ein erster Einsatz für die Dortmunder Polizei fand am Samstag gegen 23.30 Uhr statt: Vier Dortmunder (20, 21 und 22 Jahre alt) hatten die Polizei alarmiert, nachdem sie von einer sechsköpfigen Gruppe Rechtsextremisten provoziert und angegriffen worden waren.

Auslöser des Angriffs soll eine Frage nach der Nationalität des Quartetts gewesen sein. Als die Dortmunder ihren Migrationshintergrund bejahten, kam es zu Körperverletzungen mittels Flaschen und einem Baseballschläger.

Ein Messer wurde vorgehalten, kam aber nach Polizeiangaben wohl nicht zum Einsatz.  Auch Zaunlatten wurden eingesetzt, außerdem wurden die Opfer mit Tritten traktiert, als sie teilweise bereits am Boden lagen.

Die vier Migranten erlitten Verletzungen – die Schläger flüchteten zunächst

Die vier Dortmunder konnten einen großen Teil der Schläge zwar abwehren, sie wurden aber alle vier, auch durch die Abwehrhaltungen, verletzt. Die Schläger flüchteten.

Hierbei nahmen sie die Jacke eines ihrer Opfer, die der Dortmunder bei dem Angriff verloren hatte, mit. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief zunächst ergebnislos.

Eine Stunde später alarmierten die vier Dortmunder die Polizei erneut: Nach dem Angriff hatten sich die jungen Männer nach eigenen Angaben versteckt, weil die Rechten sie gesucht hätten. Zu diesem Zeitpunkt erblickten sie aus ihrem Versteck heraus vier der sechs Angreifer erneut.

Beamte nahmen vier Tatverdächtige fest – Rädelsführer war ein 51-Jähriger

Die alarmierten Beamten nahmen die Tatverdächtigen fest. Bei den Festgenommenen handelt es sich um einen 19-Jährigen aus Kamen, und drei Dortmunder (20, 28 und 51 Jahre alt). Kurz vor der Festnahme beobachteten die Beamten, wie der 28-Jährige einen Gegenstand ins Gebüsch hinter sich warf. Bei der Nachschau fanden die Beamten ein Messer auf und stellten es sicher.

Im Rahmen der Ermittlungen erfolgten Wohnungsdurchsuchungen, bei denen auch ein Baseballschläger aufgefunden und sichergestellt wurde.

 

Polizeieinsatz

Weitere Schlägerei mit drei Opfern – Polizei sucht noch zwei Zeugen

Doch das war nicht der einzige fremdenfeindliche Überfall in dieser Nacht: Um kurz vor 3 Uhr gelang es der Polizei, drei flüchtende Tatverdächtige des rechtsextremen Spektrums festzunehmen.

Zeugen hatten die Polizei alarmiert, nachdem es an einem Lokal an der Haltestelle Reinoldikirche zu einer Auseinandersetzung mehrerer Personen gekommen war.

Ersten Erkenntnissen zufolge soll es zu fremdenfeindlichen Provokationen einer drei- oder vierköpfigen Gruppe gegenüber drei Männern, möglicherweise mit Migrationshintergrund, gekommen sein.

Hieraus entwickelte sich eine Schlägerei, in deren Verlauf Pfefferspray zum Einsatz kam. Ein Messer und ein Teleskopschlagstock sollen vorhanden gewesen, aber nicht eingesetzt worden sein. Diese Gegenstände wurden im Nahbereich aufgefunden und sichergestellt.

23-Jähriger aus Datteln als Rädelsführer – alle Angreifer sind polizeilich bekannt

Nach jetzigen Erkenntnissen ging die Körperverletzung von einem 23-jährigen Dattelner aus, der zuvor an den fremdenfeindlichen Provokationen beteiligt war.

Die drei flüchtenden Tatverdächtigen wurden von mehreren Zeugen beschrieben und konnten nach kurzer Zeit in der Nähe des Tatorts durch alarmierte Streifenbeamte festgenommen werden. Die Drei (19, 20 und 23 Jahre alt) stammen aus Dortmund und Datteln. Sie sind hinreichend polizeilich bekannt.

Eine Vielzahl von Zeugen hatte die Tat beobachtet, teilweise sind sie zur Hilfe geeilt oder haben beruhigend auf die Personen einzureden versucht. Mindestens drei Zeugen wurden durch Pfefferspray verletzt und in Krankenhäusern behandelt.

Ein Beteiligter der Schlägerei, ein 21-jähriger Dortmunder, der zuvor verbal attackiert worden war, wurde ermittelt, vernommen und nach Abschluss der polizeilichen Vernehmungen entlassen.

Kommission für Kapitaldelikte hat die Ermittlungen übernommen

Eine Kommission für Kapitaldelikte, eine sogenannte KAP-Kommission, hat die unmittelbare Tatort- und erste Ermittlungsarbeit übernommen und die weiteren Ermittlungen an die Soko Rechts übergeben.

Derzeit sucht die Polizei zwei bislang noch unbekannte Zeugen.

Der Großteil der Zeugen wurde bis in die Mittagsstunden ermittelt und überwiegend schon vernommen. Die drei Festgenommenen sind ebenfalls vernommen und nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen worden.

Bis zur vollständigen Klärung des Sachverhalts sind dringend weitere Vernehmungen, insbesondere aber die Feststellung der Identität der beiden noch fehlenden Beteiligten nötig.

Hinweise von Zeugen zur Tat und den Gesuchten nimmt die Dortmunder Polizei unter der Rufnummer der Kriminalwache 0231 – 132 7441 entgegen.

Rädelsführer beleidigte und bedrohte auch die Polizisten

Die Festnahme des 23-jährigen Rädelsführers, der vom Tatort geflüchtet war und kurz darauf festgenommen wurde, zieht weitere Konsequenzen nach sich.

Im Zuge der Festnahme zeigte er sich fortlaufend aggressiv den eingesetzten Beamten gegenüber – er bedrohte und beleidigte die Beamten.

Er schreckte dabei weder vor fremdenfeindlichen Beleidigungen gegenüber einem Beamten der Dortmunder Polizei zurück, noch vor Drohungen in Richtung aller eingesetzten Beamten. Es folgte seine Festnahme.

Die Beschimpfungen und Drohungen wurden von mehreren Zeugen wahrgenommen.

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