Zentralmoschee in der Nordstadt: Deutschlands erstes muslimisches Gebetshaus wird optisch aufgewertet

Der Innenraum der Dortmunder Zentralmoschee ist bereits neu gestaltet.
80.000 Euro hat die neue Innengestaltung gekostet – finanziert aus Spenden. Fotos: Alex Völkel

Sie war die erste offiziell von der Türkei anerkannte Moschee in Deutschland und ist heute die Dortmunder Zentralmoschee. Diesem Stellenwert soll die moslemische Gebetsstätte in der Kielstraße auch optisch Rechnung tragen. Die neue Innengestaltung ist seit dieser Woche abgeschlossen. Jetzt soll das ehemalige Gemeindehaus der früheren Ev. Johannes-Gemeinde auch äußerlich mehr wie eine Moschee aussehen.

Innengestaltung der Zentralmoschee ist abgeschlossen – 80.000 Euro investiert

Der Innenraum der Dortmunder Zentralmoschee ist bereits neu gestaltet.
Der Innenraum ist bereits neu gestaltet.

Der Verein Türkischer Arbeitnehmer in Dortmund und Umgebung e.V. wurde 1966 gegründet und hat seit 1973 seine Gebetsstätte in der Nordstadt. Sie war die erste Moschee auf deutschem Boden, in die die Türkei einen islamischen Theologen entsandt hat. Ismail Zengin wurde im November 1976 von der obersten Religionsbehörde als Vorbeter in die Kielstraße entsandt.

80.000 Euro hat der 380 Mitglieder starke Verein nun in den vergangenen Monaten in die Neugestaltung des Gebetsraums investiert. Sie haben Fußbodenheizung installieren und 700 Quadratmeter neuen Teppich verlegen und auch neue Lampen montieren lassen.

Der Teppich ist eine Spezialanfertigung, kommt aus der Türkei und entspricht auch Feuerschutzanforderungen. Zudem haben die Vereinsmitglieder die bislang schmucklosen Wände aufwändig gestalten lassen. Finanziert wurde dies ausschließlich durch Spenden.

Lob für Unterstützung durch die evangelische Kirche für türkischen Arbeiterverein

In der Kielstraße ist die Dortmunder Zentralmoschee.
In der Kielstraße ist die Dortmunder Zentralmoschee.

„Seit 1973 haben wir nur angestrichen, aber baulich nichts verändert“, erklärt der Vereinsvorsitzende Dursun Alipasaoglu. Nachdem der Verein das Gebäude früher nur gemietet hatte, hat er es vor acht Jahren endgültig von der Kirche gekauft.

„Die evangelische Kirche hat unseren Vätern mit der Vermietung des Gebäudes etwas richtig Gutes getan“, lobt Müslüm Güzeldal. Denn die ersten Gastarbeiter hätten keinen Ort zum Beten gehabt. Auch heute sind noch viele Dortmunder Moscheen in Hinterhöfen. Neuere Moscheen haben ihre Gebäude mittlerweile auch äußerlich aufgehübscht.

1973 wurde ein ev. Gemeindehaus zur Moschee – erst jetzt neue Außenfassade geplant

Die Zentralmoschee soll auch außen umgestaltet werden.
So soll die Zentralmoschee umgestaltet werden.

Nun soll die Dortmunder Zentralmoschee nachziehen. Daher soll sich auch im Außenbereich optisch einiges ändern, berichtet  Alipasaoglu. Der als gemeinnützig anerkannte Trägerverein der D.I.T.I.B.-Moschee hat einen Bauantrag bei der Stadt Dortmund eingereicht.

Der alte Vorbau soll abgerissen und durch vier kleine ovale Kuppeln entlang der Kielstraße ersetzt werden. Außerdem soll der Schornstein umgestaltet werden, damit er wie ein Minarett aussieht.

Eine Baugenehmigung liegt noch nicht vor. Auch die Kosten sind noch nicht endgültig kalkuliert.

Liberale Dortmunder Moschee erfreut sich großer Beliebtheit

Dadurch soll die Moschee attraktiver wirken. Über mangelnden Zuspruch kann sich die D.I.T.I.B.-Moschee allerdings nicht beklagen. So kamen bei letzten Freitagsgebet im Ramadan rund 1000 Gläubige. Auch der Zuspruch beim täglichen Fastenbrechen in der Moschee ist hoch. Noch mehr Gäste werden allerdings morgen früh erwartet, wenn das Gebet zum Auftakt des Zuckerfestes stattfindet.

Dortmunder Zentralmoschee genießt in der Türkei hohe Wertschätzung

In der Zentralmoschee kamen während des Ramadan jeden Abend hunderte Gläubige zum Beten und Fastenbrechen.
Während des Ramadans kamen jeden Abend hunderte Gläubige zum Beten und Fastenbrechen.

Großen Anteil daran haben aber auch die Vorbeter, die aus der Türkei entsandt werden. Imam Remzi Eralp ist seit einem Jahr Vorbeter in der größten Dortmunder Moschee. Er gilt als intellektuell und sehr belesen. „Sie schicken uns aus der Türkei nur gute Leute“, verrät Moscheebesucher Onur Utku Kutlar. „Viele Menschen kommen, um ihn zu hören.“

Die Dortmunder Zentralmoschee habe in der Heimat einen guten Ruf und genieße einen hohen Stellenwert. In der liberalen Moschee – der Verein pflegt einen guten Kontakt zur Stadt und Zivielgesellschaft – sind jederzeit Gäste willkommen: „Unsere Tür steht allen Menschen offen“, lädt Alipasaoglu Besucher ein.

Einladung zum Auftakt des Zuckerfestes ausgesprochen

Wer sich von der Offenheit überzeugen möchte, kann gleich morgen früh um 6.40 Uhr zum Auftaktgebet des Zuckerfestes kommen. Damit ist der Fastenmonat Ramadan offiziell beendet.

Der Ramadan, die Zeit des Fastens, des Versöhnens und des Gedenkens an die Bedürftigen. Für die Muslime gehört das Fasten als eine der fünf Säulen des Islam zu den Hauptpflichten als gläubige Menschen.

Sierau: „Wir sind stolz auf eine gute Kultur der interreligiösen Begegnung“

In der Zentralmoschee kamen während des Ramadan jeden Abend hunderte Gläubige zum Beten und Fastenbrechen.
Gäste sind in der Zentralmoschee immer willkommen.

„Der Ramadan ist aber auch die Zeit der Begegnung, und in Dortmund sind wir stolz auf eine gute Kultur der interreligiösen Begegnung, die sich besonders beim Fastenbrechen während des Ramadans zeigt“, betont Oberbürgermeister Ullrich Sierau in einem Grußwort an alle Muslime der Stadt.

„Diese interreligiösen Begegnungen sind wichtig, denn sie fördern das gegenseitige Verständnis von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Glaubens und somit die für alle gewinnbringende Vielfalt in unserer Stadt“, so Sierau weiter.

„Wir sind froh, in Dortmund dieses friedliche Miteinander leben zu können, denn die aktuellen Bilder von religiösen und ethnisch motivierten Kriegen und Bürgerkriegen zeigen uns, welches Leid Hass und Intoleranz für die Menschen bringen. Und so ist das Ende des Ramadan auch die Zeit des Gedenkens an die, die unter Kriegshandlungen leiden müssen.“

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Reaktionen

  1. heavy pete

    Es ist schön dass die muslimische Gemeinde ein angemessenes Gebäude besitzt. Ich alt altkatholischer Dortmunder Christ weiss wie viel ein angemessenes Gebäude Wert ist. Die Dortmunder Gemeinde hat nur eine bescheidene Hauskapelle. Vielen muslimischen Gemeinden geht es ähnlich. Diese Moschee wirkt innen wirklich ansprechend. So ein Gebäude würde ich allen muslimischen Gemeinden wünschen.

  2. Nordstadtblogger-Redaktion

    Hallo,
    Danke für den Hinweis. Natürlich gab es vorher schon Gebetshäuser. Die Aussage bezieht sich darauf, dass es die erste offiziell anerkannte Moschee in Deutschland ist, an die aus der Türkei ein Imam entsendet wurde. Aber für diese Differenzierung ist in der Überschrift kein Platz gewesen. Im Text haben wir dies jetzt präzisiert. Übrigens war es der Imam Ismail Zengin. Er kam im November 1976 in die Kielstraße.

  3. Selma Bulut

    Politik und Islam gehen in der Kielstr. Hand in Hand. Da die Moschee zur türkischen Religionsbehörde Diyanet gehört, bekennt man sich ganz klar zur AKP-Regierung Erdogan. Die Schaukästen drinnen sind voll mit Plakaten der UETD (deutscher Ableger AKP), Wahlaufrufen usw. Als
    säkular eingestellter Mensch, besonders als Frau, fühlt man sich dort definitiv nicht mehr wohl. Und so ist es auch nicht verwunderlich, daß Jugendliche auf antisemitischen Demos in Dortmund und woanders mit der türkischen Flagge rumrennen. Ganz im Sinne Erdogans. Es ist sehr doppelzüngig, wenn Lokalpolitiker sich einerseits über Erdogan entrüsten und gleichzeitig die Ditib-Moscheen als so toll und wertvoll für das Miteinander loben.

  4. EdisonCrowd

    Die Zentralmoschee in der Nordstadt erhält eine optische Aufwertung, die sie noch stärker in das Stadtbild integriert. Dies ist ein wichtiger Schritt für die muslimische Gemeinschaft und trägt zur kulturellen Vielfalt unserer Stadt bei. Die Renovierung und Verschönerung des Gebetshauses zeigt auch das Bekenntnis zur Integration und zum interreligiösen Dialog. Es ist ermutigend zu sehen, wie sich verschiedene religiöse Gemeinschaften aktiv am städtischen Leben beteiligen und sich gegenseitig respektieren.

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