Kandidat der Beschäftigten stellt sich in den Fraktionen vor

Wittmann-Nachfolge: Matthias Klein-Lassek soll neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 werden

Der Platz zwischen DEW21-Hauptverwaltung und Adlerturm trägt den Namen von Günter Samtlebe.
Blick auf die Hauptverwaltung von DEW21 – hier ist seit mehr als einem Jahr der Posten des Arbeitsdirektors vakant. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Matthias Klein-Lassek soll neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 werden. Das ist der Vorschlag der Findungskommission von Arbeitnehmer:innenseite und Gewerkschaft ver.di. Er soll damit die Nachfolge von Dirk Wittmann antreten, der diese Aufgabe seit über einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen konnte und mittlerweile ausgeschieden ist. Nun soll ein Mann aus der Wirtschaft, nicht aus der Belegschaft bzw. Gewerkschaft, diese Aufgabe übernehmen.

Bewerber bringt kaufmännische, technische und Personalerfahrung mit

Auf Nachfrage von Nordstadtblogger begründet ver.di-Chef Michael Kötzing diese Personalie: „Vorab möchte ich auch diese Gelegenheit nutzen, Dirk Wittmann auf diesem Wege gesundheitlich alles erdenklich Gute zu wünschen. Seine Erkrankung hat zu der Situation geführt, dass die Position des Arbeitsdirektors seit rund einem Jahr bei der DEW21 vakant ist und wir als Gewerkschaft unser Vorschlagsrecht für die Beschäftigten nach so kurzer Zeit erneut wahrnehmen können bzw. müssen.“ ___STEADY_PAYWALL___

Der frühere Betriebsratsvorsitzende Dirk Wittmann ist ab sofort neuer Arbeitsdirektor bei DEW21.
Der frühere Betriebsratsvorsitzende Dirk Wittmann wurde erst im Januar 2020 neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 – gesundheitlich musste er ausscheiden. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

„Umso mehr freuen wir uns, nach intensiver Suche und zahlreichen Gesprächen in den letzten Monaten, jetzt mit Matthias Klein-Lassek einen erfahrenen und außerordentlich vielseitigen Kandidaten vorschlagen zu können.

Er bringt sowohl kaufmännische, technische als auch langjährige personal- und mitbestimmungsrechtlichen Erfahrungen in leitenden Funktionen mit und ist aus unserer Sicht genau der richtige Kandidat für diese anspruchsvolle Tätigkeit in nicht gerade einfachen Zeiten auf dem Energiemarkt“, so Kötzing. 

Der Bewerber stellt sich aktuell in den Ratsfraktion und bei den anderen Gesellschaftern persönlich vor. Für die abschließende Bestellung als Arbeitsdirektor braucht es die Zustimmung des Aufsichtsrates und die des Rates der Stadt Dortmund. Mit Blick auf die bisherige Vita ist Matthias Klein-Lassek nicht „die übliche Wahl“. Denn er war bisher weder Betriebsrat noch Gewerkschafts- oder Parteimitglied.

Findungskommission hat auch außerhalb der üblichen Kreise gesucht

Doch das war ausdrücklich kein Kriterium bei der Suche nach geeigneten Kandidat:innen für diesen wichtigen Posten. Die Findungskommission aus Vertreter:innen der Vertrauensleute von ver.di im Betrieb, des Betriebsrates und der Beschäftigten-Vertretung im Aufsichtsrat hatte bewusst den Kreis der möglichen Bewerber:innen deutlich größer gezogen.

Michael Kötzing ist Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Westfalen mit Sitz in Dortmund. Foto: Alex Völkel
Michael Kötzing ist Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Westfalen mit Sitz in Dortmund. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Mit Blick auf die aktuellen und vergangenen Diskussionen ein kluger Schachzug. Zur Erinnerung: Zuletzt war der damalige SPD-Vize Jens Peick als Kandidat für den Posten des Arbeitsdirektors bei Klinikum wegen der neuen Ratsmehrheiten nicht zum Zuge gekommen – mittlerweile ist er Bundestagsabgeordneter.

Und bei der EDG rumort es gewaltig, weil die Staatsanwaltschaft gegen den früheren ver.di-Kandidaten Marzouk Chargui, zuletzt Gesamtpersonalratsvorsitzender – wegen des Verdachts der Vorteilsannahme – er soll Jobs an mögliche Bewerber:innen verkauft haben – ermittelt.

Nun kommt ein Bewerber der Beschäftigtenseite ohne jeglichen „Stallgeruch“. Doch ver.di-Chef Kötzing stellt klar, dass dies ausdrücklich keine Voraussetzung war. „In der Kommission haben wir ausnahmslos drauf geachtet, was sie mitbringen und wie gut wir uns das bei der Persönlichkeit vorstellen können, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.“

„Matthias Klein-Lassek wird auch über die personellen Themen hinaus, mit seinen Erfahrungen und Ideen, eine Bereicherung für die DEW21 sein und wir freuen uns sehr auf eine weitere Zusammenarbeit“, gibt sich Kötzing betont zuversichtlich, dass dieser Vorschlag die Ratsfraktionen und den Aufsichtsrat überzeugt.

Bewerber ist Geschäftsführer bei einem Zulieferer für die Energiewirtschaft

Doch wer ist dieser Matthias Klein-Lassek? Der 44-Jährige ist verheiratet und Vater eines Sohnes und lebt in Velbert. Er ist Geschäftsführer eines traditionsreichen mittelständischen Unternehmens, welches Komponenten für die Energiewirtschaft liefert. Klein-Lassek hat dort Personalverantwortung für 250 Beschäftigte in Deutschland und 500 im Ausland.

Matthias Klein-Lassek soll neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 werden.
Matthias Klein-Lassek soll nach Willen der Beschäftigten neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 werden.

Der 44-Jährige bringt mehrere Qualifikationen mit: Er ist studierter Betriebswirt und hat seine berufliche Karriere in der Wirtschaftsprüfung begonnen. „Doch in dem Beruf wollte ich nicht in Rente gehen, daher habe ich noch ein ingenieurwissenschaftliches Zusatzstudium am Institut für Management und Technik an der FH Osnabrück gemacht.“

Seit 14 Jahren arbeitet er nun bei seinem (Noch-) Arbeitgeber, bei dem er sich nach eigener Aussage „sehr wohl gefühlt hat“. Nach der Arbeit in der internen Unternehmensberatung trägt er dort seit 2016 die Verantwortung für einen Geschäftsbereich – zunächst für Deutschland und seit 2020 global. Doch die neue Aufgabe bei der DEW21 würde ihn sehr reizen. 

Offenbar hat – so die Einschätzung des Bewerbers – die Findungskommission die „Mischung aus überzeugtem Humanisten und erfolgreichem Unternehmer“ überzeugt, was die Rolle des Arbeitsdirektors auf das Wesentliche kondensiere. Es gehe um „nichts anderes, als dafür Sorge zu tragen, der Personalarbeit in der Geschäftsführung Gewicht zu verleihen“, berichtet Matthias Klein-Lassek im Gespräch mit Nordstadtblogger. 

Designierter Arbeitsdirektor sieht Mitbestimmung als Bedingung für Unternehmenserfolg

„Das war der Grund, warum ich darauf überhaupt angesprungen bin. Es hat mehr Gewicht, wenn jemand selber unternehmerische Verantwortung getragen hat“, sagt er aus innerer Überzeugung. Dass er einen „eher unüblichen Werdegang“ für einen Arbeitsdirektor in der Kommunalwirtschaft hat, sieht er als Chance, nicht als Nachteil. Davon scheint auch die Findungskommission überzeugt. „Ich habe großen Respekt vor dem Mut der Kommission, einen vollkommen neuen Weg zu gehen.“

Im Kampf für mehr Mitbestimmung - ein Foto von der Mai-Kundgebung 1947 in Essen (AHGR, Fotoarchiv IGBCE)
Die Mitbestimmung wurde hart erkämpft und ist für die Gewerkschaften ein hohes Gut. Foto von der Mai-Kundgebung 1947 in Essen. Foto: AHGR - Fotoarchiv IGBCE

„Ich stehe schon immer dafür ein bei uns im Unternehmen, dass das Thema Mitbestimmung und ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen sich nicht ausschließen, sondern eine Bedingung ist. Das wird vielleicht nicht überall so gesehen, ich stehe dafür voll umfänglich ein“, betont der designierte Arbeitsdirektor. 

Seit 2016 ist er Geschäftsführer und hat nach eigener Aussage stets auf ein Miteinander mit der Belegschaft und dem Betriebsrat gesetzt. „Es geht unserer Gesellschaft gut und wir haben eine lange Zugehörigkeit. Ich zähle das als Mehrwert, Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden und einzubinden. Es geht darum, im Schulterschluss gerade Veränderungsprozesse gemeinsam zu gestalten“, betont Matthias Klein-Lassek.

Mitbestimmung sehe er „nicht als notwendiges Übel – ich sehe sie als existenziellen Hebel, um auf kompetitiven Märkten gemeinsam ein erfolgreiches Unternehmen sicher zu stellen“, macht der Noch-Geschäftsführer eines traditionsreichen Maschinenbauunternehmens deutlich. Daran werde sich in der möglichen neuen Funktion als Arbeitsdirektor von DEW21 und deren Töchtern nichts ändern. 

20 Jahre Berufserfahrung auch mit der betrieblichen Mitbestimmung

Auch wenn er bisher die Kommunalwirtschaft nicht aus der Binnenperspektive kennt, kennt er die Branche der Energiewirtschaft aus der Lieferantensicht. Denn sein Noch-Unternehmen liefert Komponenten für die Energieerzeugung, Stromübertragung und Gasversorgung. Daher kannten auch Vertrauensleute die Produkte aus dem Einsatz bei DEW21 bzw. DONETZ. 

Bei der DEW21 gibt es viele Baustellen – nicht nur sprichwörtlich. Die Energiewende ist eine zentrale Herausforderung. Foto: DEW21

Er bringe 20 Jahre Berufserfahrung, viele in Leitungsfunktion und unternehmerischer Verantwortung mit, die er nun einsetzen wolle im Dienste der Beschäftigten. „Das ist für mich ein unvorstellbar reizvolles Szenario. Ich mag neue Herausforderungen und neue Branchen“, erklärt Matthias Klein-Lassek.

Es gab eine sehr große Übereinstimmung in der Findungskommission. Auch in der Nominierungsversammlung konnte er Betriebsräte und Vertrauensleute überzeugen. Wohl auch, weil es Vertrauensleute und Betriebsräte waren, die ihn wärmstens für die neue Aufgabe empfohlen hatten. „In den Diskussionen stimmte die Chemie oder  – das passt besser zur Branche – sprang der Funke über.“

Darauf setzt er nun auch bei den Rats-Fraktionen und dem Aufsichtsrat von DEW21. Er ist von seiner Eignung für die Aufgabe überzeugt. So sehr – dass er schon seinen alten Job am 28. Februar gekündigt hat – wohl wissend, dass der Rat erst Ende März 2022 entscheidet. Das versteht er nicht als Affront gegen das „Primat der Politik“, sondern will damit einen Beitrag leisten, damit die Position des Arbeitsdirektors nicht noch einen zusätzlichen Monat vakant bleiben muss.

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  1. Dritter DEW21-Geschäftsführer nimmt Tätigkeit auf: Matthias Klein-Lassek ist neuer Arbeitsdirektor bei DEW21 (PM)

    Die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) hat zum 1. August 2022 eine Schlüsselposition neu besetzt: Matthias Klein-Lassek übernimmt die Geschäftsführung des Personalressorts.

    Der 45-jährige freut sich auf die neue Herausforderung: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie wichtig Krisenbeständigkeit in der Energiewirtschaft und Zuverlässigkeit in der Versorgungssicherheit sind“, erklärt Matthias Klein-Lassek, „sowohl die Bindung bestehender als auch das Recruiting neuer Mitarbeiter*innen sind von immenser Bedeutung. Gerade in sehr anspruchsvollen Zeiten wie diesen, ist das ein wichtiger Wettbewerbsvorteil, der durch eine starke Mannschaft geschaffen wird. Denn es sind ausschließlich die Menschen, die den Unterschied machen!“

    Matthias Klein-Lassek war seit 2016 Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, das Komponenten für die Energiewirtschaft liefert und hatte Personalverantwortung für 250 Beschäftigte im In- und 500 im Ausland. Sein Wissen über die Energiebranche sowie die Erfahrung im Personalbereich stärken den studierten Betriebswirt mit ingenieurwissenschaftlichem Zusatzstudium in der neuen Rolle des Arbeitsdirektors.

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