ABER ICH LEBE“: Neue Ausstellung im schauraum: comic + cartoon

Vier Kinder überleben den Holocaust: Grafische Geschichten zu den Erinnerungen

Foto aus der Ausstellung mit (v.li.) Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe), Roman Kurth (Leiter Comic-Schauraum), Jakob Hoffmann (Kurator) und Sophia Paplowski (Stadt- und Landesbibliothek).
Stellten die neue Ausstellung im Comic-Schauraum vor (v.li.): Dr. Stefan Mühlhofer (Kulturbetriebe), Roman Kurth (Comic-Schauraum), Jakob Hoffmann (Kurator) und Sophia Paplowski (Stadt- und Landesbibliothek). Foto: Katrin Pinetzki für die Stadt Dortmund

„ABER ICH LEBE – Den Holocaust erinnern“ ist der Titel der nächsten Ausstellung im schauraum: comic + cartoon. Vom 6. Mai bis zum 27. August ist sie am Max-von-der-Grün-Platz 7 zu sehen. Die Ausstellung eröffnet am Freitag, 5. Mai, 18 Uhr im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek, der Eintritt ist frei.

Grafische Rekonstruktion der Erzählungen von vier Holocaust-Überlebenden

Foto: Katrin Pinetzki für die Stadt Dortmund

Thema sind die Erinnerungen von vier Holocaust-Überlebenden. Im engen Dialog mit ihnen schufen die international bekannten Zeichner:innen Miriam Libicki (Kanada), Gilad Seliktar (Israel) und Barbara Yelin (Deutschland) eine grafische Rekonstruktion der Erzählungen. Durch diese Begegnungen entstanden Comics, die zeichnerisch den Fragen von Trauma, Erinnerung und Überleben nachgehen.

Emmie Arbel überlebte als kleines Mädchen die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. David Schaffer entkam dem Genozid in Transnistrien, weil er sich nicht an die Regeln hielt. Die Brüder Nico und Rolf Kamp, von ihren Eltern getrennt, wurden vom niederländischen Widerstand an 13 verschiedenen Orten vor ihren Mördern versteckt.

Nur wenige Überlebende des Holocaust sind heute noch am Leben. Damit kommt der Aufzeichnung ihrer Erinnerungen eine zentrale Bedeutung zu. Das vielschichtige Projekt „Aber ich lebe“, eine Zusammenarbeit von Überlebenden, Comic-Künstler:innen, Fachleuten für Holocaust- und Menschenrechtspädagogik, Historiker*innen sowie Bibliotheken und Archiven, stellt sich dieser Aufgabe auf ungewöhnliche Weise: Es lässt grafische Geschichten entstehen, für die es nahezu keine dokumentarischen Vorlagen gibt.

Die Anthologie bricht Sehgewohnheiten und Bilder des Holocaust auf

Foto: Katrin Pinetzki für die Stadt Dortmund

Die entstandene Anthologie „Aber ich lebe“, herausgegeben von Dr. Charlotte Schallié (Universität von Victoria, Kanada), und die Ausstellung im schauraum: comic + cartoon, kuratiert von Jakob Hoffmann, brechen Sehgewohnheiten und Bilder des Holocaust auf. Die Geschichten visualisieren unmittelbar und auf ergreifende Weise ein unfassbares Geschehen und schaffen gleichzeitig ein neues Erinnerungsarchiv für zukünftige Generationen.

Das Medium Comic erweist sich dabei als starkes Mittel zur Rekonstruktion des visuell nicht Dokumentierten, als plausible, subjektive und möglichst wahrhaftige Erzählung jenseits der fotorealistischen Abbildung. Anhand von Originalzeichnungen, Skizzen, Archivmaterial und Interviews mit Beteiligten beleuchtet die Ausstellung auch den Entstehungsprozess des Buches. Für die Ausstellung kooperieren schauraum: comic + cartoon, Stadtmuseum Erlangen und Comic-Salon Erlangen.

Zur Ausstellung gehört ein umfangreiches Begleitprogramm aus Lesungen, Workshops, Vorträgen, Filmen und Gesprächen. Einen Film „But I live“ über Holocaust-Überlebende Emmie Arbel und Zeichnerin Barbara Yelin gibt es auf YouTube:

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Foto: Katrin Pinetzki für die Stadt Dortmund

Mehr Informationen:

  • ABER ICH LEBE. Den Holocaust erinnern
  • 6. Mai bis zum 27. August
  • im schauraum: comic + cartoon, Max-von-der-Grün-Platz 7, 44137 Dortmund
  • Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So: 11 bis 18 Uhr; Do, Fr: 11 bis 20 Uhr; Montag geschlossen
  • Eintritt frei
  • Mehr zum Begleitprogramm aus Lesungen, Workshops, Vorträgen, Filmen und Gesprächen unter: dortmund.de/comic
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Reaktionen

  1. „Der Duft der Kiefern“: Comic-Lesung im Studio B (PM)

    In ihrer preisgekrönten grafischen Erzählung „Der Duft der Kiefern“ taucht die Zeichnerin und Autorin Bianca Schaalburg in ihre Kindheit ein und stößt dabei auf Verdrängung und Lügen. Was hat ihr Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis gewusst? War er vielleicht selbst beteiligt? Am Samstag, 20. Mai, 18 Uhr liest Schaalburg im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek aus ihrem Buch, das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Der Eintritt ist frei.

    Bei ihrer Recherche erfährt die Autorin, dass ihre Familie in einem Haus lebte, das ehemals von jüdischen Mitbürger*innen bewohnt war. Hat die Familie von der Vertreibung profitiert oder war sie gar dafür verantwortlich? Die Berliner Autorin stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung einer ganz normalen deutschen Familie.

    In ihrer Lesung aus „Der Duft der Kiefern“ folgt das Publikum einer detektivischen Spurensuche durch die Nazizeit, die Nachkriegsjahre bis zu den Stasi-Akten des Kalten Krieges und ins Jahr 1968, wo sich alles ändern sollte. dortmund.de/comic

  2. Erinnerungen an den Holocaust zeichnen: Barara Yelin stellt ihre künstlerische Arbeit vor (PM)

    „Aber ich lebe“ heißt der Comicband, in dem drei Zeichner*innen die Erinnerungen von vier Holocaust-Überlebenden in Bilder übersetzt haben. Nun kommt eine von ihnen nach Dortmund: Am Donnerstag, 22. Juni, 18 bis 20 Uhr liest Künstlerin Barbara Yelin aus dem Buch und erzählt über den künstlerischen Prozess von der Arbeit mit den Zeitzeug*innen bis hin zum Comic. Die Veranstaltung im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek (Max-von-der-Grün-Platz 1-3) ist frei.

    Emmie Arbel überlebte als kleines Mädchen die Konzentrationslager Ravensb (PM)rück und Bergen-Belsen. David Schaffer entkam dem Genozid in Transnistrien, weil er sich nicht an die Regeln hielt. Die Brüder Nico und Rolf Kamp versteckten sich in den Niederlanden dreizehn Mal vor ihren Mördern. Zusammen mit den Überlebenden haben drei international bekannte Zeichner*innen ihre Geschichten in Graphic Novels erzählt, die unvergesslich vor Augen führen, was der Holocaust für Kinder bedeutete – und nicht nur für sie.

    Die Veranstaltung gehört zum Rahmenprogramm der aktuellen Ausstellung „Aber ich lebe“ im schauraum: comic + cartoon. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, das Buch zu kaufen und signieren zu lassen.

  3. After-Work-Führung im Comic-Schauraum bringt Zusammenarbeit von Zeichner*innen und Holocaust-Überlebenden näher (PM)

    Im Dortmunder schauraum: comic + cartoon steht eine After-Work-Führung an: Am Donnerstag, 6. Juli, geht es ab 18 Uhr eine Stunde lang durch die Ausstellung „‘Aber ich lebe‘ – Vier Kinder überleben den Holocaust“. Für die Schau tauschten sich drei international bekannte Zeichner*innen mit vier Holocaust-Überlebenden aus und schufen so eine grafische Rekonstruktion von deren Erzählungen.
    Der Eintritt ist frei, Führung 3 Euro. dortmund.de/comic

    Hinweis: Der schauraum: comic + cartoon kann digital und kostenlos über virtuelle 3D-Rundgänge besucht werden; erlebbar ist so auch „Aber ich lebe“ unter dortmund.de/comic unter „Digitaler schauraum“

  4. Art Spiegelmans „Maus“: Sascha Feuchert stellt ein Schlüsselwerk der Comic-Geschichte im Schauraum „comic + cartoon“ in Dortmund vor (PM)

    Art Spiegelmans Comic „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ zählt zu den wichtigsten Publikationen der grafischen Literatur. In einem Vortrag im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek, Max-von-der-Grün-Platz 1-3, spricht Prof. Dr. Sascha Feuchert am Donnerstag, 27. Juli, 18 Uhr über das Werk und gibt eine Einführung. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung „,Aber ich lebe‘ – Vier Kinder überleben den Holocaust“ im schauraum: comic + cartoon.

    Der 1989 in deutscher Sprache erschienene Comic erzählt die Lebensgeschichte des polnischen Juden Wladek Spiegelman. In New York schildert er seinem Sohn die Stationen seines Lebens: Polen und Auschwitz, Stockholm und New York, er erzählt von der Rettung und vom Fluch des Überlebens. Das Buch wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und veränderte auch die Wahrnehmung von Comics.

    Sascha Feuchert (Jahrgang 1971) ist Inhaber der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftungsprofessur für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik und Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur am Institut für Germanistik der JLU Gießen. Er verantwortet die Konzeption und Durchführung von Forschungsvorhaben, daneben koordiniert er die Zusammenarbeit mit Schulen und außerschulischen Bildungsträgern.

  5. 14. Comic-Streit im schauraum: comic + cartoon: Diskussion über aktuelle Comic-Veröffentlichungen (PM)

    Beim 14. Comic-Streit am Donnerstag, 10. August, 18 Uhr, in der Ausstellung im schauraum: comic + cartoon (Max-von-der-Grün-Platz 7) stehen Neuerscheinungen auf dem Prüfstand. Vier fachkundige Expert*innen stellen sechs Veröffentlichungen vor und sind bereit für Diskussionen – und für Streit.

    Sophia Paplowski, Stadt- und Landesbibliothek, Alexander Braun, Kurator schauraum comic + cartoon, Roman Kurth, Projektleiter schauraum comic + cartoon und Stefan Mühlhofer, Direktor der Kulturbetriebe Dortmund, stellen folgende Comic-Neuerscheinungen vor:

    · „Berichte aus der Ukraine“ von Igort
    · „Madeleine, die Widerständige“ von Riffaud & Morvan
    · „Oh cupid“ von Helena Baumeister
    · „Hör nur, schöne Märcia“ von Marcello Quintanilha
    · „Alice Guy“ von Jose-Louis Bocquet & Catel und
    · „Das große Los“ von Joris Mertens

    Eintritt frei, keine Anmeldung notwendig. dortmund.de/comic

  6. Medienwissenschaftlerin Dr. Véronique Sina spricht über grafische Adaption des Tagebuchs der Anne Frank im Dortmunder U (PM)

    Die weltbekannten Tagebücher der Anne Frank haben Generationen von Leser*innen berührt und sind aus den Schulen nicht wegzudenken. Seit 2017 gibt es eine grafische Adaption der Tagebücher von Filmemacher Ari Folman und Illustrator David Polonsky: Das „Graphic Diary“ eröffnet eine einzigartige Perspektive auf die bewegende Geschichte der Anne Frank.

    Auf Einladung des schauraum: comic + cartoon wird Medienwissenschaftlerin Dr. phil. Véronique Sina am Donnerstag, 3. August, ab 18 Uhr, im Kino im Dortmunder U über die grafische Umsetzung der Tagebücher sprechen.

    Im Anschluss wird der Animationsfilm „Wo ist Anne Frank?“ bis ca. 23 Uhr gezeigt. Der israelische Regisseur Ari Folman, von dem auch das Graphic Diary stammt, verleiht Anne Franks fiktiver Freundin Kitty erstmals eine Stimme und lässt sie ihre eigene Geschichte erzählen.

    Die Zuschauer*innen werden Zeug*innen der bewegenden Ereignisse in den letzten Monaten der Familie Frank während des Holocaust und erleben das Europa nach dem Zweiten Weltkrieg durch Kittys Augen.

    Eintritt frei, keine Anmeldung nötig.
    Informationen online: dortmund.de/comic

    Über Dr. Véronique Sina:

    Dr. Véronique Sina ist Expertin für Gender und Medien, Kultur- und Medientheorie, Medienästhetik, Jewish Visual Culture Studies, Gender- und Queer Theory, Holocaust Studies sowie historische und ästhetische Transformationsprozesse audiovisueller Medien. Darüber hinaus besitzt sie umfangreiches Wissen über populäre Bildmedien, Prozesse der Remedialisierung sowie Comic, Film- und Intermedialitätsforschung.

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