Viele Vorschläge für neue Wildblumenwiesen-Standorte – ein Lavendelfeld gibt es im Rombergpark zu bestaunen

Eine Wildblumenwiese ziert mittlerweile auch die Mitte des Borsigplatzes. Foto: Katharina Kavermann

Die Presseberichterstattung zum Thema „Wildblumenwiesen“ vor knapp einem Monat hat eine Welle von positiven Reaktionen und Kommentaren aus der Bevölkerung nach sich gezogen. Insbesondere der Aufruf, Flächen vorzuschlagen, wo man sich zukünftig Wildblumenwiesen vorstellen könnte, hat viele gute Ideen ans Licht gebracht. Außerdem kann man sich ab sofort das Lavendelfeld im Rombergpark ansehen.

Ulrich Finger begrüßt rege Anteilanhme der Bürger*innen

Das Grünflächenamt möchte den vielen Menschen ein großes Dankeschön aussprechen, die so viel Interesse gezeigt und sich teilweise sehr emotional zu dem Thema geäußert haben. Es ist genau das, was das neue Grünflächenamt möchte: Eine Beteiligung der Menschen an der Entwicklung des Grüns in all seinen Facetten in der Stadt. Für die Mitarbeiter*innen des Grünflächenamtes eine besondere Wertschätzung ihrer Arbeit und eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. ___STEADY_PAYWALL___

Diese ungepflegten Mittelstreifen sollen so aussehen - es sind Wildblumenwiesen.
Diese ungepflegten Mittelstreifen irgendwo in Dortmund sollen so aussehen – es sind Wildblumenwiesen. Foto: Alex Völkel

Allerdings kommen die Angestellten derzeit kaum noch hinterher, was die Beantwortung der vielen Mails und Briefe anbelangt. „Wir versuchen alle Zuschriften noch zu beantworten. Aber es sind so viele, dass ich um Geduld bitten muss“, sagt Ulrich Finger, Amtsleiter im Grünflächenamt. Die Vorschläge zur Schaffung neuer Wildblumenareale sind allesamt aufgelistet, die Flächen werden im Laufe der kommenden Wochen auf ihre Eignung hin überprüft. Fest steht aber bereits, dass dies definitiv zu mehr Wildblumenwiesen im nächsten Jahr in Dortmund führen wird.

Allerdings, so berichtet Ulrich Finger, hätten das Amt auch kritische Beiträge erreicht. Zum Beispiel von Dortmunder*innen, die beobachtet haben, dass blühende Wiesenflächen gemäht worden sind. Um
blütenreiche Wiesen zu entwickeln, ist es allerdings notwendig, die Flächen zweimal im Jahr zu mähen. Dies geschieht – je nach Wiesentyp – einmal im Juni/Juli und ein weiteres Mal im September/Oktober eines Jahres. Denn es bestehe die gefahr, dass die Flächen vergrasen und die Blühpflanzen sich nicht in dem gewünschten Maß durchsetzen können.

Das Lavendelfeld im Rombergpark lockt viele Besucher*innen an

Lavendel im Rombergpark. Foto: Stadt Dortmund

Das Lavendelfeld lockt in diesen Tagen viele Besucher*innen in den Botanischen Garten Rombergpark. Es liegt neben dem Hortus Medicus direkt gegenüber der Moor-Heidelandschaft und ist frei zugänglich.

Mit dem Bau des Hortus Medicus im Botanischen Garten Rombergpark haben die Auszubildenden des Geschäftsbereichs Parkanlagen auch dieses Lavendelfeld angelegt. Ganz typisch, wie in der Provence, sollte es aussehen. Darum haben die angehenden Gärtner*innen die 1.350 Lavendelpflanzen in Reihen auf Erdhügel gesetzt. Das war Ende März – jetzt beginnt die drei- bis vierwöchige Blütezeit.

Dabei geht es durchaus wild zu, denn meist werden kompakt wachsende und besonders frühblühende Selektionen des Lavendels verkauft und angepflanzt. Das Feld im Botanischen Garten Rombergpark besteht jedoch nur aus der echten Wildform: diese wird etwas höher und blüht später. Genau richtig für Bienen, Hummeln und andere Insekten.

Ob als Öle, Badezusätze oder Tees – „Lavandula angustifolia“ war schon in der Antike beliebt

Der Lavendel ist als ausdauernder Halbstrauch im westlichen Mittelmeergebiet heimisch und wird wissenschaftlich Lavandula angustifolia oder officinalis oder vera genannt. Die Bezeichnung stammt vom lateinischen „lavare“ und bedeutet „waschen“.

Schon im antiken Rom wurden die stark duftenden Blüten als Badezusatz und auch beim Wäschewaschen genutzt. Der Duft entsteht durch die ätherischen Öle wie zum Beispiel Linalool und Linalylacetat. Zusätzlich enthält der Lavendel aber auch Gerbstoffe und Cumarine. All diese Inhaltsstoffe schützen den Lavendel vor Fraßfeinden, Pilz- oder Bakterienbefall.

Beim Menschen wird der Lavendel auch als Droge, d.h. als Heilpflanze benutzt. Er wirkt als Tee, Badezusatz oder Fertigpräparat. Die Inhaltsstoffe wirken beruhigend, schlaffördernd und krampfhemmend. Darum wird Lavendel gern bei Schlafstörungen, Unruhezuständen oder auch Verdauungsstörungen genutzt.

 

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Reaktionen

  1. Ohne Mahd blüht es nicht: Schön und bunt sind nur gemähte Wiesen – wird nicht gemäht, verblasst die Blütenpracht (PM)

    Ohne Mahd blüht es nicht: Schön und bunt sind nur gemähte Wiesen
    – wird nicht gemäht, verblasst die Blütenpracht

    Diese Information liegt dem Grünflächenamt der Stadt Dortmund sehr am Herzen: In der Stadt blüht es. Auf vielen Wiesenflächen, Mittel- und Randstreifen von Straßen, kann man jetzt die neue Grünflächenstrategie des Grünflächenamtes erkennen. Auf dem Königswall, am Westentor, der Lissabonner Allee und an vielen weiteren Stellen blühen Klatschmohn, Margariten, Wiesenlabkraut, Hornklee und viele weitere Blühpflanzen. Schaut man genauer hin, sind die Flächen voller Leben. Verschiedenste Insekten nutzen diesen neu entstandenen Lebensraum um sich von den Blüten zu ernähren. Auch im Zentrum einer Stadt ist so eine hohe Insektendiversität zu erreichen und das ist der Hintergrund der neuen Strategie des Grünflächenamtes.

    Man muss aber wissen, dass eine Wiese nur bunt und artenreich zu erhalten ist, wenn man die Flächen regelmäßig mäht. Wiesen waren immer schon von Menschen geschaffene naturnahe Lebensräume, die nur durch dessen beständigen Eingriff erhalten bleiben. Vor allem die Häufigkeit und der Zeitpunkt der Mahd und die dazu verwendeten Geräte beeinflussen die Zusammensetzung einer Wiese.

    Am artenreichsten bleiben Wiesen durch eine 1-3 malige Mahd im Jahr. Werden Sie seltener gemäht, geht die Vielfalt ebenso verloren, wie durch Düngung oder eine höhere Schnitthäufigkeit. Wiesen mit 40-50 Arten an Wildblumen werden dann in wenigen Jahren auf 10-20 Arten reduziert.

    Blüten stärken und Artenvielfalt fördern

    Die den Blühpflanzen im Wuchs überlegenen Gräser samen bei einer zu späten Mahd aus und verdrängen so nach und nach die Blühpflanzen. Mit einem frühzeitigen Schnitt- Ende Mai bis Ende Juni (inkl. Abfuhr des Mahdgutes)- nimmt das Grünflächenamt den Gräsern viel von ihrem Wuchs, und durch ausreichend Licht in den Flächen können sich auch konkurrenzschwache Blühpflanzen in der Wiese etablieren. Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Blühpflanzen ihre Samenbildung abgeschlossen haben, muss man ihnen vor dem zweiten Schnitt zur Bildung des neuen Blütenstands bis Ende September Zeit geben.

    Die Samen dieser späten Blüte reichen dann aus, um die Artenvielfalt in der Wiese zu erhalten, da es sich um ausdauernde Gräser – und Staudengesellschaften handelt, die sich nicht jedes Jahr aus Samen entwickeln müssen.

    Um zu verhindern, dass den Insekten zu schnell die gesamte Lebens- und Fortpflanzungsgrundlage entzogen wird, arbeitet das Grünflächenamt an einer Vernetzung verschiedener Wiesentypen durch das gesamte Stadtgebiet. Das geschnittene Mahdgut verbleibt möglichst ein paar Tage auf den Flächen, damit sich Insekten in benachbarte Lebensräume zurückziehen können. Die nächste noch nicht gemähte, oder bereits in der Zweitblühte stehende Fläche sollte für Fluginsekten erreichbar sein.

    Ähnliche Nutzung für weitere Flächen geplant

    Neben Wiesen in Park und Grünanlagen sollen in Zukunft auch das ÖWG-Grün (Bankette, Verkehrsinseln, Baumscheiben) und die vielen Regenrückhaltebecken im Stadtgebiet in das Netzwerk einbezogen werden. Der Fachbereich Stadtentwässerung betreut im Rahmen seiner Anlagen riesige Grünflächen. Hier werden in Zukunft möglichst auch die Maßstäbe angelegt, die im Grünflächenamt praktiziert werden. Im Gegensatz zu den Garten und Parkanlagen handelt es sich hierbei um technische Bauwerke, die durch zu starken Pflanzenaufwuchs in bestimmten Bereichen (z.B. Ein- und Abläufe) nicht beeinträchtigt werden dürfen.

    Eine ökologische Aufwertung der Rückhaltebecken durch abgestimmte Mahdintervalle und das stehenlassen von Röhrichten in den feuchten Sohlen, wird weitere Rückzugsgebiete für Amphibien, Insekten und selten Vogelarten schaffen(Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Rohrammer) schaffen.

    Kritik als Beweis für wichtiges Umdenken

    Dazu Ulrich Finger, Amtsleiter des Grünflächenamtes: „Das Grünflächenamt der Stadt Dortmund steht für Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Bürger*innen und der örtlichen Politik. Es ist wichtig aus fachlicher Sicht, die vorgenannten Vorgehensweisen zu erklären. Vor wenigen Jahren wurde das Grünflächenamt kritisiert, wenn Rasen- und Wiesenflächen nicht gemäht wurden. Heute, und das ist das bemerkenswerte Umdenken, erfährt das Grünflächenamt Kritik, wenn blühende Wiesen abgemäht werden. Und über diese Kritik freuen wir uns, denn sie ist der Beweis dafür, dass ein ökologisches Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung weiter wächst.“

  2. Grünflächenamt lässt Dortmund wild aufblühen – viele Standorte mit Hilfe der Dortmunder*innen gefunden (PM)

    Grünflächenamt lässt Dortmund wild aufblühen – viele Standorte mit Hilfe der Dortmunder*innen gefunden

    Im Juni 2020 hatte die Stadt Dortmund einen Aufruf gestartet, mit dem dafür geworben wurde, möglichst viele Grünflächen zu nennen, wo sich die Dortmunder*innen Wildblumenwiesen wünschen oder gut vorstellen könnten. Die Rückmeldungen waren überwältigend. Über 200 Anrufe und Mails sind damals beim Grünflächenamt eingegangen. Viele Vorschläge wurden 2021 aufgenommen und umgesetzt. Andere Vorschläge konnten leider nicht umgesetzt werden, weil es sich z.B. um Privatflächen handelt oder weil die genannten Flächen andere Funktionen haben oder bekommen werden.

    Das Grünflächenamt schaut auf ein arbeitsintensives erstes Halbjahr 2021 zurück. Mit der Beschaffung von entsprechenden Geräten, wie z.B. einer Umkehrfräse, konnten die großflächigen Wildblumenwiesen angelegt werden.

    Neben sehr vielen kleinen Flächen im gesamten Stadtgebiet, hat sich das Grünflächenamt auf das große Umfeld im Bereich des Veranstaltungszentrums rund um die Westfalenhallen konzentriert. Nördlich begrenzt von der B1, östlich vom Westfalenpark, westlich von der Wittekindstraße und südlich bis zur Grenze Brünninghausen.

    Hier wurden viele Grünflächen geschützt, aufgearbeitet und in Wildblumenwiesen verwandelt.

    Ein besonderes Beispiel ist das Kreuz B1 / Gottesacker. Zwischen B1 und der neu gebauten Marsbruchstraße im Süden wurden rund 40.000 Quadratmeter als eine geschlossene Fläche angelegt. Damit ist es auch gelungen, die Vernetzung der Flächen Hauptfriedhof – Kreuz B1 / Gottesacker bis zum Schürener Feld im Süden zu verbessern. Die Fläche zählt zu den größten neuen Wildblumenwiesen in der Stadt.

    Das Grünflächenamt möchte in diesem Zusammenhang nochmal darauf hinweisen, dass bei allen Wildblumenwiesen eine Zwischenmahd erfolgt. Die Wiesen sind nur dann bunt und artenreich, wenn sie regelmäßig gemäht werden. Am artenreichsten bleiben Wiesen die ein- bis dreimal im Jahr gemäht werden. So bleiben die Wiesen auch in den Folgejahren attraktiv für Insekten.

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