Nach vermehrten Forderungen aus den Bezirksvertretungen der Stadt

Verkehrswende: Neubewertung des Straßennetzes macht Tempo-30-Beschlüsse in Dortmund leichter

Nach einer Überprüfung fallen viele Straßen in Dortmund aus dem Vorbehaltsnetz. Anlass für die Überprüfung waren viele Forderungen aus den Bezirksvertretungen, die sich mehr verkehrsberuhigte Straßenabschnitte wünschen. Foto: Karsten Wickern für nordstadtblogger.de

Einige Straßen sind als Erschließungs- und Verbindungsstrecken in Dortmund nicht mehr so wichtig – das hat eine Prüfung des Verkehrsnetzes ergeben. Dort kann die Stadt nun Tempo 30 leichter einrichten.

Vermehrte Forderungen nach Tempo-30-Limit bei Straßen des Vorbehaltsnetzes

Auf Straßen, die eine überörtliche Verbindungsfunktion haben, gilt Tempo 50 oder mehr, weil auf ihnen der Großteil des Autoverkehrs abgewickelt werden soll. Das gilt insbesondere für den Schwerlastverkehr.

In der Immermannstraße gilt bisher nur nachtsTempo 30 - das ändert sich.
Archivfoto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

Diese Straßen zählen zum sogenannten Vorbehaltsnetz, das jede Kommune für sich definieren muss. Verkehrsberuhigende Maßnahmen sieht die Straßenverkehrsordnung (StVO) dort nicht vor. Nur in streng geregelten Ausnahmefällen ist das auf kurzen Abschnitten möglich.

Direkt vor Kitas, Schulen oder Seniorenheimen zum Beispiel sowie als Maßnahme zum Lärmschutz oder für saubere Luft. In den vergangenen Jahren sind vermehrt Anträge aus den Bezirksvertretungen gestellt worden, die ein Tempolimit von 30 km/h auf größeren Streckenabschnitten solcher Straßen einfordern.

2011 wurden die letzten Änderungen am Vorbehaltsnetz vorgenommen

Diese Anträge und das Ziel einer Verkehrswende waren der Anlass, das Vorbehaltsnetz zu überprüfen. Das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt schlägt nun vor, einzelne Straßen im Netz „herunterzustufen“, weil sie für die übergeordnete Verbindungsfunktion nicht mehr zwingend benötigt werden.

Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen ist dann auf diesen Straßen leichter anzuordnen. Trotzdem muss die Straßenverkehrsbehörde jeden Einzelfall prüfen. Änderungen am Vorbehaltsnetz in Dortmund gab es zuletzt im März 2011.

Das sind die Vorschläge im Einzelnen:

Die Beurhausstraße und die Burgholzstraße sollen aus dem Netz genommen werden, weil auf ihnen künftig Velorouten verlaufen.

Die Rüschebrinkstraße ist an der Einmündung zur Sinterstraße für den Kfz-Verkehr nicht mehr durchfahrbar. Somit wird das Vorbehaltsnetz für den Abschnitt der Rüschebrinkstraße von der Einmündung Sinterstraße bis zur Einmündung Friedrich-Hölscher-Straße auf die Sinterstraße umgelegt.

Häufig wird Tempo 30 erst nach schweren Unfällen angeordnet - oder vor sensiblen Einrichtungen.
Häufig wird Tempo 30 erst nach schweren Unfällen angeordnet – oder vor sensiblen Einrichtungen. Archivbild: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Nortkirchenstraße ist wegen des Umbaus des Wiloparks weiter nach Nordosten verlegt worden. Der abgebundene Teil wird daher aus dem Vorbehaltsnetz genommen, die neue Nortkirchenstraße aufgenommen. Durch diese Verlagerung des Vorbehaltsnetzes nach Norden und die entstandene Nähe zur Konrad-Adenauer-Allee sowie zur Felicitasstraße, können diese Straßen aus dem Vorbehaltsnetz heraus genommen werden.

Auf Phoenix West sollen im Vorgriff auf die geplante Südspange das Vorbehaltsnetz vom Straßenzug Heinz-Nixdorf-Straße/Carlo-Schmid-Allee/Konrad-Zuse-Straße auf den Straßenzug Walter-Bruch-Straße/Robert-Schuman-Straße/ Konrad-Zuse-Straße verlegt werden.

Der Straßenzug von Luisenglück über die Kieferstraße und bis zur Grotenbachstraße sowie der Straßenzug von der Baroper Bahnhofstraße ab der Einmündung zur Menglinghauser Straße bis zur Harkortstraße – Einmündung der Kieferstraße – dienen der Erschließung des Zentrums von Hombruch, haben somit für den Durchfahrtsverkehr keine große Bedeutung und können im Netz entfallen.

Weitere Straßen, die aus dem Vorbehaltsnetz fallen könnten

Aldinghofer Straße, Altmengeder Straße, Am Hohen Teich, Am Hombruchsfeld, Am Remberg, Beurhausstraße, Blickstraße, Ernst-Mehlich-Straße, Heßlingsweg, Kleine Beurhausstraße, Oesterstraße, Saarlandstraße, Schiffhorst, Schneiderstraße, Schwieringhauser Straße, Seekante, Siegenstraße (von der Mengeder Straße bis zum Burgring), Von-der-Goltz-Straße, Universitätsstraße (von der Einmündung zum Hauert bis zum Meitnerweg), Voßkuhle, Weingartenstraße, Wellinghofer Amtstraße,  Westerwikstraße, Wischlinger Weg.

Bundes- und Landstraßen gehören automatisch zum Vorbehaltsnetz. Ein Ratsbeschluss reicht hier aber nicht aus, um eine Herabstufung durchzusetzen. Der Baulastträger – zum Beispiel Straßen.NRW – müsste hier zustimmen.

Unterstütze uns auf Steady

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Verkehrslärm macht krank: Lärm-Melder online geschaltet – VCD KV Dortmund-Unna fordert, Lärmbelastung an Dortmunds Hauptverkehrsstraßen nachhaltig zu senken (PM)

    Lärm macht krank. Drei Viertel der Menschen in Deutschland fühlen sich durch Straßenlärm gestört oder belästigt. Die Kommunen müssen bis Juli 2024 neue Lärmaktionspläne mit konkreten Maßnahmen erstellen, um die Belastung zu verringern. In Dortmund sind unter anderem die Rheinische Straße, der Hellweg und die Mallinckrodtstraße besonders von Lärm betroffen. Der VCD Dortmund-Unna fordert zum Tag gegen den Lärm wirksame Maßnahmen – und ruft Bürgerinnen und Bürger dazu auf, Lärmschwerpunkte in Dortmund zu melden. Ein kürzlich online geschalteter Lärmmelder von VCD und Deutscher Umwelthilfe (DUH) macht ihnen das leicht.

    In Deutschland sind 16 Millionen Menschen krankmachendem Lärm durch Straßenverkehr ausgesetzt. Auch in Dortmund sind viele betroffen, besonders belastend ist die Situation entlang der Hauptverkehrsstraßen. Der VCD Dortmund-Unna fordert die Stadtverwaltung auf, hier mit dem neuen Lärmaktionsplan umgehend und wirksam Abhilfe zu schaffen.

    Auch abseits der Hauptverkehrsstraßen, etwa in der Nordstadt, ist die Belastung hoch, doch Bürgerinnen und Bürgern fällt es oft schwer, etwas gegen dieses Problem zu unternehmen. Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe hat der ökologische Verkehrsclub VCD deshalb das Projekt „Ruhe bitte!“ ins Leben gerufen – wichtiger Bestandteil ist ein Online-Tool, mit dem Lärmprobleme ganz einfach mit wenigen Klicks der Kommune gemeldet werden können.

    Der VCD Dortmund-Unna ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, sich an der Aktion zu beteiligen und bei der Verwaltung wirksamen Lärmschutz einzufordern. Bis zum 18. Juli 2024 müssen größere Kommunen wie Dortmund Lärmaktionspläne mit konkreten Maßnahmen erstellen, um die Belastung zu verringern.

    Albrecht Buscher, Vorstandsmitglied im VCD Dortmund-Unna: „Die Verwaltung muss schneller etwas tun gegen den Lärm auf den Hauptverkehrsstraßen und den weiteren Hotspots im Stadtgebiet. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, denn die Lärmaktionspläne gelten für Jahre. Je mehr Menschen die Behörden über das Online-Tool auf das Problem aufmerksam machen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass wirksame Maßnahmen zügig umgesetzt werden.“

    Eine wichtige und kostengünstige Maßnahme zur Minderung von Verkehrslärm ist Tempo 30. Denn das menschliche Ohr nimmt Tempo 30 im Vergleich zu Tempo 50 wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahr. Deshalb fordert der VCD Dortmund-Unna, dass Kommunen endlich mehr freie Hand bei der Umsetzung bekommen. Um das zu erreichen, ist der Bund gefragt – er muss das Straßenverkehrsrecht endlich den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts anpassen. Hier könnte die Stadt durchaus mehr bundespolitisches Engagement zeigen. Und in Dortmund wünscht sich der VCD mehr Mut und Entschlossenheit bei der Festsetzung von Tempo 30.

    Zwar begrenzt die Stadt jetzt die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf mehrere Hauptverkehrsstraßen auf Tempo 30 oder 40 – was der VCD ausdrücklich begrüßt. Der Verband warnt aber vor einem Flickenteppich mit verschiedenen Regelungen. So soll es auf der Mallinckrodtstraße in Zukunft einen beständigen Wechsel zwischen Tempo 30, 40 und 50 geben. Auch den zeitlichen Wechsel ­– Tempo 30 oder 40 mal tagsüber, mal nachts, mal ganztägig – kritisiert der Verband als unverständlich. „Flächendeckend Tempo 30 als Standardregelung würde hier helfen“, fordert der VCD hier auch mehr bundespolitisches Engagement der Stadtverwaltung.

    Der Verkehrslärm-Melder online: https://www.duh.de/projekte/weniger-laerm/

    Das Projekt „Ruhe bitte!“ von VCD und DUH wird von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt gefördert.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert