Eine neue Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

„Unheimlich schön“ zeigt: Dort liegen die Ursprünge heutiger Geschlechterstereotype

Vom 8. September 2023 bis 7. Januar 2024, können Besucher:innen im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, die Ausstellung "Unheimlich schön" besuchen.
Bis zum 7. Januar 2024 können Besucher:innen im MKK die Ausstellung „Unheimlich schön“ besuchen. Foto: Chimène Goudjinou

Was ist weiblich? Was ist männlich? Woher gibt es diese Zuordnung?  Mit der Ausstellung „Unheimlich schön“ zeigt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider und verknüpft sie mit zeitgenössischen künstlerischen Ansätzen.

Nackte Körper von Frauen, Jungen, Männern und Androgynen

Sascha Schneider ist vor allem durch seine Darstellung des idealisierten menschlichen Körpers bekannt.
Sascha Schneider ist vor allem durch seine Darstellung des idealisierten menschlichen Körpers bekannt. Foto: Herbert Boswank

Nackte Körper von Frauen, Jungen, Männern und Androgynen – im Fokus der Ausstellung stehen die Werke des Dresdner Künstlers Rudolph Karl Alexander, genannt Sascha Schneider. Vom 8. September 2023 bis 7. Januar 2024 können sich Besucher:innen diese Werke sehen. Der Eintritt ist frei.

Zur dieser besonderen Ausstellung kommt es jetzt, weil Projektleitung der Ausstellung Svenja Lehnhardt, an der Frage, wie die Geschlechterbilder um 1900 waren, hängengeblieben ist. „Es ist ein Thema was mich besonders interessiert hat. Außerdem ist das Thema Geschlechterstereotype aktuell“, sagt Lehnhardt.

Sascha Schneider ist vor allem durch seine Darstellung des idealisierten menschlichen Körpers bekannt. Seine Gemälde von Frauen, Jungen, Männern und Androgynen spiegeln die gängigen Geschlechterstereotype des frühen 20. Jahrhunderts wider, darunter das Bild der verführerischen Frau und des muskulösen Mannes.

Das Bild der Frau: gefährlich, verführerisch, Objekt der Begierde

Bekannt wurde Schneider durch seine Illustrationen für Karl Mays „Gesammelte Reiseerzählungen“. Er hatte eine herausragende Fähigkeit zur Aktzeichnung, insbesondere männlicher Modelle. „Es wurde immer gesagt, dass Sascha Schneider vitale Männer abbildet. Das hat mich provoziert“, sagt Lehnhardt.

Frauen spielen ebenfalls eine Rolle in Sascha Schneiders Kunst, jedoch nehmen sie oft eine gefährlich-verführerische Position ein.
Frauen spielen ebenfalls eine Rolle in Sascha Schneiders Kunst, jedoch nehmen sie oft eine gefährlich-verführerische Position ein. Foto: Herbert Boswank

Sie wollte keine Ausstellung nur über Männer machen. Doch hat sie, als sie sich näher mit Schneiders Werken befasst hat gesehen, dass er nicht nur „vitale Männer“ abbildet. „Ich habe gesehen, dass sein Werk vielschichtiger ist“, sagt Lehnhardt. Frauen spielen ebenfalls eine Rolle in seiner Kunst, jedoch nehmen sie oft eine gefährlich-verführerische Position ein.

Die Ausstellung beleuchtet auch stereotype Darstellungen der gefährlichen Frau, der Femme Fatale, die als Reaktion auf die Emanzipationsbewegung des 19. Jahrhunderts populär wurde. Diese Darstellungen stellen Frauen als Objekte der Begierde und bedrohliche Figuren dar.

Zusätzlich präsentiert die Ausstellung zeitgenössische Kunstwerke, die die Geschlechterbilder von Sascha Schneider in einen neuen Kontext setzen. Es sind Fotografien aus der Serie „Men are made to reproduce“ von Milena Schilling und Fiona Mentzel.

Geschlechterstereotype auch heute noch großes Thema

Geschlechterzugehörigkeit und Geschlechterstereotype sind groß diskutierte Themen dieser Zeit. Deswegen möchte man auch Schulklassen durch die Ausstellung führen, sagt Ann-Kathrin Mäker, Kunst- und Kulturvermittlerin.

(v.l.) Dr. Christian Walda, Kunsthistoriker und stellvertretender Museumsdirektor, Svenja Lehnhardt, wissenschaftliche Volontärin und Projektleitung der Ausstellung und Ann-Kathrin Mäker, Kunst- und Kulturvermittlerin
(v.l.) Kunsthistoriker Dr. Christian Walda, Projektleitung Svenja Lehnhardt, sowie Kunst- und Kulturvermittlerin Ann-Kathrin Mäker. Foto: Tanita Groß

„Vor allem junge Menschen befassen sich im Schulalltag mit diesem Thema“, sagt Mäker. Sie bestätigt, dass die ersten Anfragen von Schulen schon reingekommen sind.

Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei. Zudem hat das MKK mit einer Triggerwarnung gearbeitet, weil Nacktheit, genderspezifische Stereotype, rassistische Darstellungen sowie körperliche Gewalt gezeigt werden. Doch ist die Warnung noch sehr klein und kann schnell übersehen werden. Lehnhardt versichert, dass man eine Alternative sucht, die Triggerwarnung sichtbarer zu machen.

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Reaktionen

  1. Nach Feierabend ins Museum: MKK Dortmund lädt zu zwei Führungen durch „REMIX“ und „Unheimlich schön“ (PM)

    Nach Feierabend Kunst entdecken: Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte lädt am Mittwoch, 13. September 18 Uhr, zu zwei abendlichen Führungen.

    Dr. Christian Walda leitet die Besucher*innen durch die von ihm kuratierte Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“. Der Rundgang ist eine Zeitreise durch die Epochen – von der mittelalterlichen Romanik bis zum Jugendstil. Die Malerei und Skulptur der vergangenen Jahrhunderte stecken voller faszinierender Geschichten, von denen man bei der Führung erfährt. Kosten: 3 Euro, der Eintritt ist frei.

    Parallel gibt es einen Rundgang durch die neu eröffnete Ausstellung „Unheimlich schön. Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider“. Im Fokus stehen die Werke des Dresdener Künstlers Sascha Schneider (1870-1927), der vor allem durch seine Darstellung des idealisierten menschlichen Körpers bekannt wurde. Seine Gemälde von Frauen, Männern, Jungen und Androgynen spiegeln die Geschlechterstereotype des frühen 20. Jahrhunderts wider. Das MKK stellt ihnen zeitgenössische Arbeiten zu Geschlechterbildern gegenüber.
    dortmund.de/mkk

  2. Reinhard F. Gusky

    Die Sascha-Schneider-Ausstellung in Dortmund ist sensationell. Denn eine
    derartige Ausstellung wurde im Osten abgelehnt. Der Museumsleiter sagte in der Tageszeitung: „Eine solche Schau würde kaum auf großes Interesse stoßen.“ Die Bildzeitung schrieb im Juli 2017in Halle und Leipzig: „Ausstellung. abgelehnt – Naumburg will keinen nackten Winnetou“.

  3. Erleben, wie eine Ausstellung entsteht – „Meet the Curator“ am 26. Oktober im MKK (PM)

    Wie entsteht eine Ausstellung im Museum? Svenja Lehnhardt, Kuratorin der Ausstellung „Unheimlich Schön“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), spricht am 26. Oktober darüber in der Reihe „Meet the Curator“ mit Maja Siepmann, Studentin der TU Dortmund.

    Nach einer kurzen Führung erfahren die Teilnehmenden mehr über den Weg von der Idee bis zur Umsetzung der Ausstellung. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Seminar „Sascha Schneider – der Maler für Karl May“ unter der Leitung von Prof. Walter Grünzweig an der TU Dortmund organisiert.

    Treffpunkt: Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Inneres Foyer, 18 Uhr.

    Über die Ausstellung:

    Die Ausstellung „Unheimlich schön. Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider“ wirft einen Blick auf Inszenierungen von Männer- und Frauenkörpern das Dresdener Malers Sascha Schneider (1870-1927), die von den Geschlechter-Stereotypen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geprägt sind. Daneben werden zeitgenössische und aktuelle künstlerische Positionen präsentiert, die Schneiders Geschlechterbilder reflektieren und Gegenpositionen aufzeigen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

  4. „Salongeschichten“ im MKK beschäftigen sich mit Geschlechterbildern in der Kunst (PM)

    Die nächsten „Salongeschichten“ im MKK (Hansastr. 3) handeln von typischen Geschlechterbildern im Wandel der Zeit: Am Mittwoch, 8. November, 14:30 Uhr geht es in die Ausstellung „Unheimlich schön. Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider“. Nach dem Themenführung warten Kaffee, Kuchen und Gespräche im Salon auf die Teilnehmenden. Kosten (inkl. Kaffee und Kuchen): 10 Euro. Anmeldungen bis spätestens 12:00 Uhr am Veranstaltungstag unter info.mkk@stadtdo.de oder telefonisch: (0231) 50-26028.

  5. Unheimlich schön: Künstlerinnen-Gespräch in der Ausstellung im MKK (PM)

    In der aktuellen Ausstellung „Unheimlich schön“ im MKK Dortmund geht es um Geschlechterstereotype um 1900, die mit zeitgenössischen Geschlechterbildern ergänzt werden. Am Mittwoch, 15. November, 18 Uhr sind die Fotografinnen Fiona Mentzel und Milena Schilling zu Gast im Museum, um über ihre Arbeiten für die Ausstellung und ihr Projekt „Men Are Made to Reproduce“ zu sprechen. Treffpunkt ist das innere Foyer im Erdgeschoss, der Eintritt ist frei.

    Die Fotografinnen nehmen in ihrer Arbeit das Thema der männlichen Unfruchtbarkeit in den Blick, das im Gegensatz zur weiblichen Unfruchtbarkeit in der öffentlichen Debatte kaum präsent ist. In ihren Fotografien verkehren oder dekonstruieren sie geschlechterstereotype Motive, die sich, wie die Ausstellung zeigt, im 19. Jahrhundert herausgebildet haben und die unseren Blick auf die Geschlechter bis heute prägen.

    dortmund.de/mkk

  6. „Salongeschichten“ im MKK erkunden Geschlechterbilder in der Kunst (PM)

    Die nächsten „Salongeschichten“ im MKK (Hansastr. 3) handeln von typischen Geschlechterbildern im Wandel der Zeit: Am Mittwoch, 22. November, 14:30 Uhr geht es in die Ausstellung „Unheimlich schön. Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider“. Nach dem Themenführung warten Kaffee, Kuchen und Gespräche im Salon auf die Teilnehmenden. Kosten (inkl. Kaffee und Kuchen): 10 Euro. Anmeldungen bis spätestens 12 Uhr am Veranstaltungstag unter info.mkk@stadtdo.de oder telefonisch: (0231) 50-26028.

  7. Karl May und Sascha Schneider – Zeugnisse einer Künstlerfreundschaft – Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Unheimlich schön“ im MKK (PM)

    Sie waren Künstlerfreunde: der Schriftsteller Karl May und Sascha Schneider, dem das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK, Hansastr. 3) derzeit die Ausstellung „Unheimlich schön“ widmet. Durch Schneiders Buchdeckel erhoffte sich May ein „höheres Aussehen“ seiner Werke. Drei Studierende der Kulturwissenschaften an der TU Dortmund haben sich mit dieser Künstlerfreundschaft auseinandergesetzt. In einem Vortrag am Mittwoch, 29. November, 17:30 Uhr stellen die Studierenden drei Werke Karl Mays und die dazugehörigen Buchdeckel Sascha Schneiders vor, indem sie sie analysieren, vergleichen und im Hinblick auf Mays Ziel des „höheren Aussehens“ diskutieren. Der Eintritt ist frei.

    dortmund.de/mkk

  8. Kuratorinnen führen durch Ausstellung „Unheimlich schön“ im MKK (PM)

    „Unheimlich schön“ ist es derzeit im Studio des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK): Die gleichnamige Ausstellung zeigt noch bis zum 7. Januar 2024 Geschlechterstereotype um 1900 bei Sascha Schneider. Am Donnerstag, 30. November, 18 Uhr führen die Kuratorinnen durch die Ausstellung, die die Werke des Dresdener Künstlers mit zeitgenössischen künstlerischen Ansätzen verknüpft. Der Eintritt ist frei. Die Führung kostet 3 Euro pro Person.

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