Trotz Corona positive Entwicklung im Bereich des Handwerks – Industrie kämpft zunehmend mit den Folgen des Lockdowns

Während der Unternehmensbestand im Handwerk trotz Pandemie im vergangenen Jahr sogar 59 Zuwächse verzeichnen kann, haben im Kammerbezirk der IHK immer mehr Unternehmen mit den Folgen des Lockdowns zu kämpfen.

Während sich der Gesamtbestand an Handwerksbetrieben im Kammerbezirk im vergangenen Jahr trotz Lockdown-Situation positiv entwickelt hat, treten die durch die Schließungen hervorgerufenen Probleme in der Industrie immer offener zutage. Dies offenbart eine Konjunkturumfrage der IHK zu Dortmund, an der sich 144 Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna beteiligt haben. Vor allem im Handel und im Bereich der Dienstleistungen kämpfen immer mehr Unternehmen um das reine Überleben.

Jedes fünfte Unternehmen im Kammerbezirk der IHK meldet schlechte Geschäftslage

Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer IHK

Die Wirtschaft im Westfälischen Ruhrgebiet befindet sich weiterhin fest im Griff der Corona-Pandemie und ist vom Vorkrisenniveau weit entfernt. Über alle Branchen hinweg hat sich die Lageeinschätzung der Unternehmen seit dem Herbst nur minimal verändert. Rund 31 Prozent der Betriebe sagen, es geht ihnen gut – genauso viele wie im Herbst 2020. ___STEADY_PAYWALL___

„Die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems und der Schutz der Risikogruppen hat für die regionale Wirtschaft oberste Priorität. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Umfrage eben auch deutlich die negativen Auswirkungen der Anti-Corona-Maßnahmen auf viele Betriebe“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. „Die finanziellen Mittel sind oftmals völlig erschöpft, viele Existenzen sind bedroht.“

Knapp 22 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht (Herbst 2020: 19,5 Prozent) und knapp die Hälfte (47,1 Prozent) ist zufrieden. Bei der letzten Umfrage waren es nur wenig mehr (49,1 Prozent). Im direkten Vorjahresvergleich hat sich die Stimmung allerdings massiv eingetrübt. Zu Jahresbeginn 2020 befand sich nur jedes zehnte Unternehmen in einer schlechten Geschäftslage, nun ist es mehr als jedes fünfte.

„Aktuell kämpfen viele Unternehmen unverschuldet ums Überleben“

Das ist das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der 144 Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna mit rund 21.000 Beschäftigten teilgenommen haben. Dabei gestaltet sich die Situation in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich.

„Vor allem die Industrie trägt in diesen schwierigen Zeiten zu einer Stabilisierung der gesamten konjunkturellen Lage bei“, so Schreiber weiter. Jedes fünfte Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig bewertet seine Geschäftslage zwar als schlecht, der Großteil der Betriebe (80 Prozent) jedoch spricht von einer befriedigenden oder sogar guten Lage.

Größere Sorgen bereiten dagegen Handel und Dienstleistungen. „Aktuell kämpfen viele Unternehmen unverschuldet ums Überleben“, so Schreiber. Eine Gruppe von Unternehmen habe Einschränkungen hinnehmen oder ganz schließen müssen, um die Bevölkerung zu schützen. „Das Lebenswerk vieler Unternehmer und ihre Altersvorsorge sind akut und sehr konkret von Vernichtung bedroht“, betont Schreiber.

Er appellierte nochmals an die Politik, die Unternehmen keinen Tag länger geschlossen zu halten, als dies für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zwingend erforderlich sei. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe und der innerstädtische Einzelhandel beispielsweise mit Textilien, Bekleidung und Schuhen. Zum Teil noch stärker betroffen seien die sogenannten persönlichen Dienstleistungen wie die Reisewirtschaft, die Veranstaltungsbranche sowie Kulturschaffende und beispielsweise Fitnessstudios.

Verschärfte Lage im Einzelhandel – es macht sich zunehmend Pessimismus breit

Im gesamten Handelsbereich (Groß- und Einzelhandel) sprechen rund 73 Prozent von einer guten und befriedigenden Lage, knapp 27 Prozent hingegen sind nicht zufrieden. Der Blick auf den Einzelhandel zeigt eine verschärfte Situation:

Gähnende Leere in der Thier-Galerie: Viele Geschäfte haben geschlossen. Fotos: Alex Völkel
Gähnende Leere in der Thier-Galerie. Foto: Alex Völkel / Archiv

Rund 36 Prozent – also mehr als jeder dritte Händler – bewertet seine Lage als schlecht. Der Ausblick bleibt sehr pessimistisch. Mit verringerten Umsätzen in den kommenden Monaten rechnen sechs von zehn Unternehmen im Handelsbereich. Nur auf den Einzelhandel bezogen sind es sogar rund 64 Prozent.

Die Umfrage war zum Januar vor den erneuten Bund-Länder-Beschlüssen zur Verlängerung des Lockdowns abgeschlossen. „Insofern müssen wir leider davon ausgehen, dass die unmittelbar vom Lockdown betroffenen Unternehmen ihre aktuelle Situation noch kritischer einschätzen“, macht Stefan Schreiber deutlich.

Ein differenzierter Blick ist auch bei den Dienstleistungen erforderlich. Insgesamt bezeichnen 24 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage als gut, rund 55 Prozent als befriedigend und etwa 21 Prozent als schlecht. Beim Gastgewerbe allerdings sehen sich 100 Prozent der befragten Betriebe in einer negativen Situation. Bei den persönlichen Dienstleistungen sind es immerhin noch knapp 60 Prozent.

Zunehmende Liquiditätsengpässe und Umsatzrückgänge

So gibt insgesamt fast jedes fünfte Unternehmen an, von Liquiditätsengpässen betroffen zu sein. 22 Prozent berichten von deutlich spürbaren Eigenkapitalrückgängen und mehr als 17 Prozent sehen sich mit zunehmenden Forderungsausfällen konfrontiert. Besonders negativ stellt sich dabei die Lage im Einzelhandel und im Gastgewerbe dar.

Liquiditätsengpässe und Rückgänge von Eigenkapital melden in diesen Wirtschaftsbereichen übergreifend etwa ein Drittel bzw. ein Viertel aller befragten Betriebe. Im Einzelhandel fürchten fast acht Prozent eine Insolvenz. Die angespannte Lage vieler Unternehmen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zeigt auch der Blick auf die erwarteten Umsätze 2021.

Im Vergleich mit dem ebenfalls schon sehr schwierigen Jahr 2020 kalkuliert jedes vierte Unternehmen mit sinkenden Umsätzen – teilweise bis zu minus 50 Prozent. Andererseits geht gut jeder dritte Betrieb von steigenden Umsätzen aus. 27 Prozent erwarten einen Umsatz wie im Vorjahr, gut 13 Prozent trauen sich keine Prognose zu.

Mehr Handwerksunternehmen trotz Corona-Pandemie

Trotz Coronakrise positive Entwicklung beim Unternehmensbestand im Baugewerbe. Quelle: HWK Dortmund

Trotz der Coronakrise hat sich der Gesamtbestand an Handwerksunternehmen im Kammerbezirk der Handwerkskammer (HWK) Dortmund in 2020 positiv entwickelt. Mit einem Zuwachs von 59 Betrieben ist der Bestand von 19.778 zu Beginn des vergangenen Jahres auf 19.837 bis zum 31. Dezember gestiegen.

Insgesamt kamen 1.847 Neueintragungen hinzu, 1.788 Unternehmen wurden hingegen aus den Mitgliederverzeichnissen gelöscht. Mit einem Plus von 167 Betrieben (6,6 Prozent) waren die zulassungsfreien Handwerke klare Treiber dieser Entwicklung. Aber auch die handwerksähnlichen Gewerbe haben 135 Unternehmen (plus vier Prozent) hinzugewonnen. Ein Verlust von 243 (-1,8 Prozent) Betrieben konnte hingegen bei den zulassungspflichtigen Handwerken verzeichnet werden.

„Anders als erwartet, ist die Zahl der Betriebsaufgaben aus wirtschaftlichen Gründen mit 91 auf einem Tiefststand der vergangenen Jahre angekommen“, sagt Lothar Kauch, HWK Abteilungsleiter für Handwerksrecht, Gewerberecht und Wettbewerbsrecht. In 2017 seien es mit 184 noch mehr als doppelt so viele gewesen. Die Gründe für die positive Entwicklung, so Kauch, dürften vor allem in der hohen Anpassungsfähigkeit vieler Handwerksbetriebe liegen.

Hohe Anpassungsfähigkeit der Betriebe: Pandemie verursacht kaum negative Auswirkungen im Bauhandwerk

In diesen Gewerben wurden Rückgänge verzeichnet.

„Angesichts der Pandemiefolgen haben viele Unternehmen ihr Produktions- oder Dienstleistungsprogramm umgestellt und auch die finanzielle Unterstützung durch den Staat ist hierbei nicht unerheblich.“ Dazu habe die Coronakrise kaum negative Auswirkungen auf die Konjunktur im Bauhandwerk gehabt.

Kauch: „Betriebliche Rückgänge waren bei den Gesundheitshandwerken Augenoptiker, Orthopädietechniker und Zahntechniker festzustellen. Aber auch die Bäcker und Fleischer haben eine erhebliche Zahl an Betrieben verloren.“

Die Gründungsbereitschaft von Frauen im Handwerk habe im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls deutlich zugenommen, sagt Kauch. „2019 lag ihr Anteil noch bei 28 Prozent aller Existenzgründungen. Ein Jahr später waren es bereits 35,4 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 453 Betriebe durch Frauen gegründet oder übernommen.“ Anders sei die Entwicklung bei Gründern mit ausländischer Staatsangehörigkeit gewesen. Hier seien 473 Betriebe in 2020 gegründet oder übernommen worden, was einem Anteil von 36,9 Prozent (41,9 Prozent in 2019) entspreche.

 

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Reaktionen

  1. Ruhr-Handwerk: Konjunkturelle Erholung durch den zweiten Lockdown ausgebremst (PM)

    Ruhr-Handwerk: Konjunkturelle Erholung durch den zweiten Lockdown ausgebremst

    Das Handwerk steht im Ruhrgebiet derzeit robust da: In der aktuellen Konjunkturumfrage der drei Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf und Münster bleibt das Geschäftsklima mit 113 Punkten stabil. Das Bild ist allerdings gespalten: Im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe liegt das Geschäftsklima bei stolzen 129 Punkten, auch bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, darunter Gebäudereiniger und Metallbauer, gibt es mit 114 Punkten einen klaren Aufwärtstrend.

    Dramatisch ist die Lage dagegen bei den Personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen mit Friseuren, Kosmetikern, Maßschneidern und Fotografen viele Gewerke gehören, die besonders stark durch die pandemiebedingten Einschränkungen und Verbote betroffen sind. „Gerade in diesen Gewerken haben wir viele Soloselbständige, deren wirtschaftliche Existenz massiv gefährdet ist.“, erklärte dazu Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster. „Diese Betriebe brauchen endlich verlässliche Perspektiven, wie sie arbeiten können.“

    Nur 17 Prozent aller Handwerksbetriebe berichten über gestiegene Umsätze im vergangenen halben Jahr, aber 46 Prozent der Betriebe mussten Umsatzrückgänge verkraften. Damit war der Saldo der Antworten deutlich ungünstiger als im Landesdurchschnitt (minus 23 Prozentpunkte): „Neben den Personenbezogenen Dienstleistungen leidet derzeit insbesondere das Kfz-Gewerbe“, so Hund. „Hier kommen die rückläufige Nachfrage, die Schließung von Verkaufsräumen und die schleppende Arbeit vieler Kfz-Zulassungsstellen zusammen.“

    Leicht negativ ist aktuell die Beschäftigungssituation: 13 Prozent der Betriebe haben Beschäftigung aufgebaut, 17 Prozent haben Beschäftigung abgebaut – besonders stark im Lebensmittelgewerbe. Herausforderungen im größeren Maße melden die Betriebe aus der Emscher-Lippe-Region: Hier sank das Geschäftsklima deutlich von 110 auf 96 Punkte, während im östlichen und im westlichen Ruhrgebiet sogar ein ganz leichter Aufwärtstrend gegenüber der Herbstumfrage zu verzeichnen ist.

    Neben den akuten Folgen der erneuten Lockdown-Maßnahmen leidet das Ruhr-Handwerk derzeit auch unter gestörten Lieferketten: „Auch Branchen, in denen es eigentlich gut laufen könnte, berichten uns von Materialengpässen, von steigenden Rohstoffkosten und von Störungen im Projektmanagement und bei der Auftragsabwicklung, die sich daraus ergeben“, berichtete Hund. „Handwerk ist zwar auf den ersten Blick binnenmarktorientiert. Aber in der Wirtschaft hängt alles mit allem zusammen. Auch das Handwerk ist auf reibungslose Lieferketten, resiliente Industrieproduktion und Freihandel angewiesen. Da sitzen wir alle im selben Boot.“

    Sorgen macht sich das Handwerk in der Region Ruhr um die Ausbildung: „Die Corona-Krise hat zu einem deutlichen Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen geführt. Deshalb müssen wir jetzt alle Anstrengungen unternehmen, dass wir in den Schulen die Berufsorientierung trotz Corona forcieren. Sonst vergibt sich das Ruhrgebiet durch den verschärften Fachkräftemangel große Innovations- und Wachstumschancen“, so Hund und die Präsidenten der Handwerkskammern Dortmund und Düsseldorf, Berthold Schröder und Andreas Ehlert bei der Veröffentlichung der Konjunkturdaten für das Ruhr-Handwerk unisono.

  2. SPD-Ratsfraktion will Handwerk zurück in die City holen (PM)

    SPD-Ratsfraktion will Handwerk zurück in die City holen

    Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund hat für die kommende Sitzung des Wirtschaftsausschusses einen Antrag gestellt, mit dem sie die Verwaltung bittet zu prüfen, ob Konzepte zur Nutzung von Gängen, Innenhöfen, Nischen, Plätzen usw. für die Ansiedlung von z.B. Kunstgewerbe, kleinen Handwerksbetrieben, Gastronomie uvm. zu einer Attraktivierung der Dortmunder City und auch der Nebenzentren realisiert und die erforderlichen Strukturen dafür geschaffen werden können.

    „Die Corona-Pandemie wird die Veränderung des Einkaufsverhaltens und den damit einhergehenden Wandel von Einkaufsstraßen bzw. Innenstadtbereichen schneller vorantreiben, als es durch den zunehmenden Online-Handel ohnehin schon vorangegangen ist. Das bedeutet aber auch, es müssen alternative Konzepte für die Innenstadt und die Nebenzentren geprüft und gefunden werden. Gerade Innenhöfe, Gänge und Nischen bieten sich zur Ansiedlung verschiedenster Branchen wie Kunstgewerbe, kleine innenstadt- und wohnort-kompatible Handwerksbetriebe an. Auch Gastronomie führt in vielen Städten zur Belebung, da dort die Aufenthaltsqualität besonders groß ist und eine Sogwirkung für die gesamte Innenstadt hat“, erklärt die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Silvya Ixkes-Henkemeier.

    Die SPD-Fraktion findet daher, dass dies auch ein Modell für die Dortmunder City und ihre Nebenzentren sein könnte. Hohe Immobilienpreise oder auch ein Mangel passender Immobilien könnte dabei zudem den Einsatz von Tiny-Werkstätten oder Tiny-Kunstgewerbeläden möglich machen. Große Glasfronten könnten zusätzlich zu Sichtbarkeit und Transparenz sorgen. Handwerk wieder zurück in die Städte zu holen sorgt ferner dafür, das traditionelle Handwerk wieder sichtbarer zu machen und zu attraktiveren, um junge Menschen für diese Berufe neu zu gewinnen.

  3. Höherer Benzinpreis wird zum Konjunktur-Bumerang (PM Kreishandwerkerschaft)

    Höherer Benzinpreis wird zum Konjunktur-Bumerang

    Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger: Steigende Energiekosten sind Gift für die Betriebe und die Handwerkskonjunktur / Die Zeche zahlt am Ende der Verbraucher

    Die politische Diskussion um das Klimaschutzgesetz, die Nachhaltigkeitsstrategie und die damit verbundene Benzinpreis-Erhöhung stößt im Dortmunder und Lüner Handwerk auf Kopfschütteln. „Bei allem Einsatz für die Umwelt und das Klima, den wir aktiv unterstützen und umsetzen, ist der Zeitpunkt absolut unglücklich gewählt”, erklärt Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger. „Unsere Unternehmen haben durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die aktuelle Materialkrise alle Hände voll zu tun, um Verluste auszugleichen, Aufträge zu halten und die Betriebe zu sichern. An vielen Stellen klemmt es und der dringend benötigte konjunkturelle Aufschwung lässt auf sich warten. Zu diesem Zeitpunkt zu erklären, auch noch die Energiepreise erhöhen zu wollen, ist kontraproduktiv, Gift für die Betriebe und senkt die Hoffnung auf eine baldige Erholung der Konjunktur.” Im 1. Quartal 2021 sind nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) die Umsätze im zulassungspflichtigen Handwerk in Deutschland gegenüber dem 1. Quartal 2020 um 7,5 Prozent gesunken. Dies ist seit 2013 der erste Umsatzrückgang des zulassungspflichtigen Handwerks im 1. Quartal eines Jahres. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren Ende März 2021 im zulassungspflichtigen Handwerk 1,7 Prozent weniger Personen beschäftigt als Ende März 2020. Schon im Januar hatte sich Benzin in Deutschland gegenüber dem Dezember vor dem Hintergrund der Aufhebung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes um 11 Prozent verteuert – der höchste Preisanstieg seit 27 Jahren. Im Februar legten die Kraftstoffpreise dann noch einmal um 3 Prozent zu. Heizöl verteuerte sich im Januar gegenüber dem Vormonat um 14 Prozent, im Februar um 6,5 Prozent.

    Höhere Kosten landen beim Verbraucher
    „In konjunkturell gesunden Zeiten haben wir sicher weniger Probleme damit, höhere Benzin- und Dieselpreise wegzustecken”, so Christian Sprenger. „Im Moment aber müssen wir die Kosten für Anfahrten und Lieferungen genauso scharf kalkulieren, wie unsere Zulieferer.” Konkret heißt das, dass die zusätzlichen Kosten an der Zapfsäule sich über die Lieferkette aufsummieren und sich später auf der Rechnung der Verbraucher wiederfinden. „Der Verbraucher ist letztendlich der Leidtragende, weil er nicht nur für seinen eigenen Pkw erhöhte Spritkosten tragen muss, sondern auch erhöhte Preise für Handwerksleistungen auf der Rechnung hat”, erklärt der Kreishandwerksmeister. „Die sicher gut gemeinte Initiative für den Klimaschutz wird somit zum konjunkturellen Bumerang. Wir sind mit unseren Betrieben bemüht, die Kosten unserer Kunden so fair und günstig wie möglich zu gestalten. Und wir sind für Klima- und Umweltschutz. Unsere Betriebe sind aber unter diesen Rahmenbedingungen gezwungen, Preiserhöhungen an die Verbraucher weiterzugeben. Wir haben in der jetzigen Situation keine Möglichkeit, die Kosten aufzufangen.” Die Parteien, so der Vertreter des Dortmunder und Lüner Handwerks, spielten im Vorwahlkampf mit dem Feuer, denn durch die Preiserhöhungen drohten im Handwerk letztendlich Auftragseinbußen und durch die Inflation Lohnsteigerungen für die Beschäftigten. So würde eine Preisspirale angestoßen, die niemand gebrauchen könne, wenn es um die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der seit über einem Jahr laufenden Pandemie gehe. Schon die Diskussion darüber schade. Was jetzt gebraucht werde, sei eine solide Mittelstandspolitik, die die Familienbetriebe des Handwerks als tragende Säule der Wirtschaft unterstütze und im Sinne der Klimapolitik Anreize schaffe, statt Verbote anzudenken und an der Kostenschraube zu drehen, so der Kreishandwerksmeister.

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