Serie „Sehenswertes in der Nordstadt“: Der Wasserturm an der Werkmeisterstraße – Leuchtturm der Eisenbahngeschichte

Wasserturm an der Werkmeisterstraße
Der Wasserturm an der Werkmeisterstraße. ist eine der Landmarken im Norden. Fotos: Klaus Hartmann

Dortmunds Bürgermeister Wilhelm Brügmann und dem Rat der Stadt ist es zu verdanken, dass Dortmunder fern der Heimat auf die Frage, wo denn dieses Dortmund ist, nicht mehr erklären müssen, dass ihre Heimatstadt in der Nähe von Lünen liegt. So stand es jedenfalls auf den Frachtscheinen anfangs des 19. Jahrhunderts: „Dortmund bei Lünen“. Die einstmalige Freie Reichs- und Hansestadt war ein piefiges, provinzielles Ackerbürgerstädtchen mit gerade mal 4000 Einwohnern geworden. Der Frachtverkehr wurde über die Lippe bei Lünen abgewickelt und rund um Dortmund entwickelte sich die Industrie. Die Köln-Mindener-Eisenbahngesellschaft projektierte eine Strecke durchs Emschertal über Castrop, Lünen und weiter nach Hamm. Mit 3000 Talern aus dem Stadtsäckel sowie Grundstücksschenkungen machten die Stadtväter den Eisenbahnern den Umweg über Dortmund schmackhaft.

Eisenbahnanbindung war entscheidend für Entwicklung zur Westfalenmetropole

Wasserturm an der Werkmeisterstraße
Im Stil des Neoklassizismus gebaut, befindet sich ein 1000 Kubikmeter Wasser fassender Speicher unter dem Dach.

Wären die Ratsherren seiner Zeit nicht so weitsichtig gewesen, spielte die heimische Borussia wohlmöglich in der Landesliga gegen den SV Sodingen und der Lüner SV in der Championsleague. Letzteres ist zugegebenermaßen wilde Spekulation, Ersteres zeigt aber, wie wichtig die Eisenbahn für die industrielle Entwicklung einer Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts war. So wurde Dortmund einer der wichtigsten Knotenpunkte des Bahnverkehrs in Deutschland. Auch der Grundstein für die Entstehung der Dortmunder Nordstadt wurde gelegt. Die Entwicklung ging weiter und in den Vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Stadt wichtigster Einsatzort für den Fernverkehr. Aus dieser Zeit grüßt der Wasserturm an der Werkmeisterstraße die Besucher im Freibad Stockheide und die Autofahrer auf der Brackeler Straße.

Wasserturm für die Versorgung der Dampfloks
Der Wasserturm wurde 1941/42 durch die Eisenbahndirektion Essen auf dem Gelände des Betriebsbahnhof Dortmund errichtet. Der achtgeschossige Hochhaus ist ein geklinkerter Stahlbetonbau. In den ersten sieben Geschossen befanden sich Dienst- und Übernachtungsräume für das Eisenbahnpersonal. Ganz oben befindet sich der 1000 Kubikmeter fassende Wasserbehälter zur Versorgung der Dampflokomotiven. Das Gebäude im Stil des Neoklassizismus ist an den Ecken durch ein Quadermauerwerk betont. Auf dem Dach des Gebäudes thront eine mit einem Zeltdach versehenen Laterne. „Der Wasserturm ist bedeutend für die Stadt Dortmund, weil er ein besonders anschauliches Dokument für die Entwicklung ihrer Verkehrsgeschichte in den vierziger Jahren ist. Weiterhin dokumentiert er die anhaltende Bedeutung der Dampfkraft im Eisenbahnbetrieb dieser Zeit“, begründet die Behörde die Schutzwürdigkeit des Bauwerks in der Anlage zur Denkmalliste.

Nach dem die Elektrifizierung im Bahnbetrieb in den Sechziger Jahren immer weiter voranschritt, verloren die Wassertürme an Bedeutung. Ein weitere Wasserturm steht in Dortmund noch an der Straße Heiliger Weg. Der Wasserturm an der Werkmeisterstraße wird heute noch als Büro der DB-Services und als Lager für die Materialien der Mitropa, die die Schlaf- und Speisewagen der Bahn bewirtschaftet, genutzt. Dagegen ist das angrenzende Bahnbetriebswerk noch heute von großer Bedeutung. Im Dezember 2002 wurde eine 250 m lange Halle zur Wartung der ICE-Züge errichtet.

Quellen: Denkmalliste der Stadt Dortmund, Lfd. Nr. 0431, metropoleruhr: Betriebswerk Dortmund Betriebsbahnhof

 

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Reaktionen

  1. Maike

    Eine schöne Beitragsreihe hast Du da eröffnet! Schön, noch mal viel Neues über meine Stadt zu lesen! Vielen Dank dafür! Ich freu mich schon auf die nächsten Artikel!
    Viele Grüße!
    Maike

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