Stadt Dortmund und Land NRW investieren über 700.000 Euro

Schöne neue Welt: Koproduktionslabor ist letzter Baustein für die digitale Kultur-Stadt

Das Team für die Digitale Kultur (v.l.): Florencia Alonso (Creative Coderin), Daria Jaranowska (Teamleitung), Laurin Bürmann (3D-Artist und Motion Designer), Michael Nguyen (Sounddesigner), Max Schweder (Creative Coder), Simon Lütkehaus (Lichttechniker) und Kai Czerwonka (Sounddesigner) Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Die Digitalisierung schreitet voran, aber auch die Digitale Welt braucht Menschen und Technik, um sich zu entwicklen und sie braucht Orte, um sichtbar zu werden. Ein solcher Ort ist nun in Dortmund offiziell eröffnet worden: das „Digitale Koproduktionslabor“.

718.720 Euro für die digitale Kultur als Zukunftsinvestition

Das „Digitale Koproduktionslabor“ ist ein Verbundprojekt zwischen dem Dortmunder U, der Akademie für Digitalität und Theater und dem storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund. Künstler:innen und Kreative aus den Audiovisuellen, Digitalen und Darstellenden Künsten können dort neue Technologien und multifunktionale Arbeitsplätze nutzen, gemeinsam mit dem Team des Labors an ihren Projekten arbeiten und sich untereinander vernetzen.

Alles so schön bunt hier: Blick ins neue Koproduktionslabor am Dortmunder U. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Es ist ein Vorzeigeprojekt, im Interesse der kulturpolitischen Strategie des Landes NRW und verbunden mit einem entsprechend hohem Invest: 570.220,00 Euro betrug die Zuwendung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW und deckte damit circa 80 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 718.720,00 Euro. Die restlichen 20 Prozent übernahm die Stadt. 

Eine Investition in die Zukunft – auch wenn die Idee dazu schon etwas älter ist. Die Diskussion um eine Neuausrichtung der Kulturförderung und neue Schwerpunkte im Bereich der Digitalen Kultur wurde bereits auf der Kulturkonferenz Ruhr 2015 in Mülheim geführt und viele Ruhrgebietsstädte bewarben sich als Standort für ein Digitales Zentrum. Acht Jahre später ist es also Dortmund geworden und ein „Digitales Koproduktionslabor“. 

„In Dortmund ist nun ein digitales Zentrum entstanden“

Dr. Hildegard Kaluza, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Laut Dr. Hildegard Kaluza (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW) waren die Verbindung zur Akademie für Digitalität und Theater und zum Dortmunder U und seinen Partnerinstitutionen ausschlaggebend für den Standortbeschluss.

„In Dortmund ist ein digitales Zentrum entstanden“, so Kaluza in ihrem Grußwort und „das Koproduktionslabor ist ein weiterer wichtiger Baustein – es passt hierher.“ Ziel des Ministeriums sei es, Orte zu schaffen, die neue künstlerische Formen ermöglichen und andere, jüngere Zielgruppen erreichen. Die Zukunft der Kunst und Kultur, sie ist – so die Annahme – digital.

Eine Transmitterzone mit Perspektive in Richtung Startups

Kulturdezernent Jörg Stüdemann bei der Eröffnung des Digitalen Koproduktionslabors Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Für den Kulturdezernenten Jörg Stüdemann ein Grund zu feiern: „Hier an diesem neuen Ort wird nun alles zusammengeführt in einer offenen und flexiblen Struktur. Die Forschung der Akademie, das Interesse aus der Stadt. Hier treffen Expertise und Support auf konkrete Projekte.“

Geht es nach Stüdemann, entsteht eine Transmitterzone, auch mit einer Perspektive in Richtung Startups und entsprechender wirtschaftlicher Impulse. Denn: „Dortmund hat neben Berlin die größte Informatikausbildung“, so Stüdemann und „die digitale Infrastruktur braucht die Kraft der Hochschule.“

Dortmund, das sei vielleicht nicht das Zentrum der digitalen Kultur, aber „Dortmund ist eine digitale Kultur-Stadt.“

Projekte an der Schnittstelle von Theorie und Praxis

Live-Coding mit Licht und Sound zum Startschuss: Florencia Alonso, Creative Coderin, war auch Stipendiatin der Akademie und ist nun Teil des Lab-Teams. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Eine Steilvorlage für Marcus Lobes, Leiter der Akademie für Digitalität und Theater, der sich an diesem Abend freut „wie bescheuert“. Er sei dankbar nun weitere starke Partner:innen an seiner Seite zu wissen und verspricht: „Wir werden das gemeinsam weiter denken.“

Was und wohin bleibt an diesem Abend unausgesprochen, aber gerade ist in der Akademie eine internationale Künstler:innen-Gruppe zu Gast, die neue Perspektiven mitbringt. Sie könnten vom Labor profitieren, gemeinsam Prototypen entwickeln, die dann vielleicht einmal die Theaterlandschaft verwandeln.

Im September wird die Akademie ihre neuen Räumen am Hafen eröffnen – man darf gespannt sein, wie es dort weitergeht.

„Gemeinsam haben wir etwas ganz Besonderes aufgebaut“

Daria Jaranowska gibt Dr. Hildegard Kaluza (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW), Cristina Loi (Bezirksregierung Arnsberg) sowie Kulturdezernent Jörg Stüdemann Einblick in die Arbeit des Labors. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Auf der einen Seite also Wünsche, Visionen und Theorie – hier nun die Praxis. Daria Jaranowska managt das Labor für die Stadt und zitiert auch mal Albert Einstein mit den Worten „Was vorstellbar ist, ist auch machbar.“ Der – laut Stüdemann – „Powerfrau, die fähig ist mit zehn Bällen gleichzeitig zu jonglieren,“ sei es im Übrigen zu verdanken, dass heute alle feiern können.

Jaranowska nimmt das Kompliment gelassen und dankt erst einmal ihrem Team: „Danke, dass ihr euer Wissen mit mir teilt. Ihr seid ganz besondere Leute. Wir haben hier gemeinsam etwas ganz Besonderes aufgebaut.“ Dann zeigt sie den Gästen das Lab und erste Projekte.

Was bereits erprobt und entwickelt wurde, davon zeugen am Eröffnungstag einige Installationen im Raum – darunter Projekte wie ein Video-Mapping am U, das auch bereits öffentlich zu sehen war.

Einfach Wolken regnen lassen oder auf den Hund kommen

Bilderstellung mit KI: die Redakteurin als Hund mit Blumenstrauß Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Andere Stationen zeigen, was technisch noch so alles geht – und das gern auch mal spielerisch. Beispielsweise zum Thema Bilderzeugung durch eine Künstliche Intelligenz (KI): Hier erfasst die Kamera ihr Objekt und verwandelt es nach den Wünschen des Programmierers – da wird aus einer Nordstadtblogger-Redakteurin auch mal ein Hund mit Blumenstrauß.

Ein paar Plätze weiter ist das Kollektiv der „Ruhrgebieterinnen“ zu Gast. Elisabeth Drache und Vesela Stanoeva experimentieren hier für ihr neues Projekt „Petal Dreams“ und werden dabei von Lab-Mitarbeiter Max Schweder unterstützt. Er hilft beim Kamera-Tracking.

Das Team ist Mitte Juni zu den „Ruhr Games“ eingeladen und wird dann eine 7×7 Meter große LED-Wand zur Verfügung haben, für die Formate und Technik adaptiert werden müssen.

Vesela Stanoeva und Elisabeth Drache mit ersten Visuals der neuen Arbeit „Petal Dreams“ Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Wenn alles klappt, wird ihre zauberhafte Wolken-Welt die Besucher:innen anziehen und zur Interaktion ermuntern. Die Kamera wird alle Bewegungen erfassen und die Wolken auf dem Bildschirm werden sich entsprechend verhalten. Sie können dann auch Regen spenden und auf diese Weise Blumen sprießen lassen.

Ein hübsches Bild, ein bisschen kitschig vielleicht, aber es macht Spaß, ist leicht zu verstehen und eine Arbeit, die ihre Zielgruppe „Kinder und Jugendliche“ sicher erreichen wird. Da ist sie also, die digitale Kunst für ein junges Publikum, interaktiv und niedrigschwellig und für den Moment sieht es so aus, als ginge der Förderplan des Ministeriums auf.

Weitere Informationen:

  • Das Labor befindet sich links neben dem Haupteingang des Dortmunder U und ist mit zukunftsweisenden Technologien sowie multifunktionalen Arbeitsplätzen ausgestattet
  • Interessierte Künstler:innen und Institutionen können das Team aus Digitalkunst-Expert:innen für die Bereiche VFX, Mapping, Interactive Art, VR, AR, Sound und Creative-Coding ansprechen.
  • Kontakt und Infos auch im Netz: www.koproduktionslabor.de
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