Beamt:innen setzten Pfefferspray, Taser und Maschinenpistole ein

Polizeieinsatz in der Nordstadt eskaliert: 16-Jähriger erliegt seinen Schussverletzungen

Die Jugendeinrichtung auf dem Kirchengelände in der Holsteiner Straße.
Die Jugendeinrichtung auf dem Kirchengelände in der Holsteiner Straße. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Ein Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt endete am Montagnachmittag (8. August 2022) für einen 16- Jährigen Senegalesen tödlich. Fünf Kugeln aus einer Maschinenpistole der Dortmunder Polizei trafen den Jugendlichen auf dem Gelände der St.-Antonius- Kirche. Kurze Zeit später erlag er seinen Schussverletzungen im Krankenhaus. Der Einsatz wirft viele Fragen auf – und löst auch Proteste aus.

Der Tathergang ist bislang völlig unklar

Was ist passiert? Betreuer:innen der Jugendhilfe „St.- Antonius“ in der Holsteiner Straße beobachteten, dass sich einer der Bewohner mit einem Messer auf dem angrenzenden Kirchengelände aufhielt. Da suizidale Absichten nicht auszuschließen waren, kontaktierten die Betreuer:innen gegen 16.15 Uhr die Polizei Dortmund.

Die Einsatzkräfte waren zwar mit Bodycams ausgestattet – aber sie waren ausgeschaltet. Thomas Engel | Nordstadtblogger

Elf größtenteils junge Beamt:innen trafen 15 Minuten später auf dem Kirchengelände ein. Die Kontaktaufnahme zu dem jungen Mann erwies sich als schwierig, da dieser aus dem Senegal kam und nur über schlechte Deutschkenntnisse verfügte. Was genau passiert, ist bisher völlig unklar. Keine Hilfe sind die Körperkameras („Bodycams“), mit denen die Beamt:innen ausgestattet waren – sie waren ausgeschaltet.

Bestätigt ist jedoch, dass nach dem Einsatz von Pfefferspray und auch Elektrodistanzwaffen („Tasern“) sechs Schüsse aus einer Maschinenpistole der Dortmunder Polizei fielen. Fünf dieser Schüsse trafen den Jugendlichen in Schulter, Unterarm, Kiefer und Bauch, wie die heutige Obduktion ergab. Noch offen ist der toxikologische Bericht, ob der Jugendliche ggfs. unter Drogeneinfluss stand.

Einsatz wirft viele Fragen auf: Ermittlungen gegen Schützen eingeleitet

Die Befragungen der Zeug:innen, darunter auch die drei Betreuer:innen der Wohngruppe, stehen erst am Anfang. Nicht nur Zeug:innen, auch viele Menschen in der Stadt haben Fragen. Das geht auch der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Dortmund so. Diese lässt den Polizeieinsatz prüfen und ermittelt, ob es beim Einsatz mit rechten Dingen zuging. Zum Einsatz kommt – wie in diesen Fällen üblich – aus Neutralitätsgründen die Polizei in Recklinghausen.

Fünf Schüsse aus einer Maschinenpoistole trafen den 16-jährigen Flüchtling und verletzten ihn tödlich.
Fünf Schüsse aus einer Maschinenpoistole trafen den 16-jährigen Flüchtling und verletzten ihn tödlich. Screenshot: n-tv

Warum neben Pfefferspray und Tasern der Einsatz einer Schusswaffe notwendig war, ist Teil der Ermittlungen. Weshalb die Polizei „mit so schwerem Kriegsgerät“ im Einsatz war, wie Oberstaatsanwalt Carsten Dombert die eingesetzte Maschinenpistole im Gespräch mit Nordstadtblogger nannte, soll ebenfalls geklärt werden. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Beamten wegen eines Anfangsverdachts wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge.

Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal zeigt sich tief betroffen: „Der Vorfall ist für uns sehr schwer zu verstehen. Wir wissen noch nicht genau, was vorgefallen ist und was sich ereignet hat.“ Er appellierte, keine Spekulationen anzustellen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sowohl für die Zeug:innen als auch die Einsatzkräfte sei es eine belastende Situation.

Heute gibt es Antifa-Protest am Kurt- Piehl- Platz

Eine Protestkundgebung findet bereits am heutigen Dienstagabend um 18.30 Uhr auf dem Kurt-Piehl-Platz vor dem Haus Brunnenstraße 25 statt. Die „Autonome Antifa 170“ hatte sich bereits Stunden nach der Tat zur Wort gemeldet und fordert eine unabhängige Aufklärung und „die Entwaffnung der Polizei“. Denn eine „unabhängige Untersuchung“ sei durch eine benachbarte Polizeibehörde zu erwarten. Dies als unabhängig zu bezeichnen sei „Heuchelei“.

„TötungZentrum“ hat jemand an die Kirchenwand gesprüht.
„TötungZentrum“ hat jemand an die Kirchenwand gesprüht. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

„Anwohner:innen berichten uns, dass den Schüssen eine mehrstufige Eskalation voraus ging“, sagt Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170. „Die Beamten haben den Jugendlichen, der sich anscheinend in einer psychischen Ausnahmesituation befand, ein Messer mit sich führte und sich aggressiv zeigte, zunächst mit Pfefferspray und Taser attackiert und dann auf ihn geschossen.“

„Solche Abläufe kommen uns aus Berichten ähnlicher Vorfälle erschreckend bekannt vor“, so die Pressesprecherin weiter. „Immer wieder eskalieren derartige Einsätze durch den Waffeneinsatz der Polizei, die nicht willens oder fähig ist, deeskalative Einsatzstrategien umzusetzen.“

Scharfe Kritik an der „Aufrüstung“ der Polizeibehörden in NRW

„Von den von der Polizei im Einsatz getöteten Personen ist ein großer Teil psychisch gestört oder verwirrt gewesen oder befand sich in der konkreten Einsatzsituation bedingt durch Alkohol- oder Drogenkonsum nicht in einem Zustand, in dem er polizeiliche Anweisungen angemessen wahrnehmen oder darauf reagieren konnte. Schätzungen gehen von mehr als der Hälfte der getöteten Personen aus“, schreibt der Kriminologe Prof. Feltes in einem Paper aus dem Jahr 2020.

Die Autonome Antifa erneuert ihre schon früher geäußerte Kritik: „Die Nachricht von tödlichen Schüssen durch Dortmunder Polizisten fällt in eine Zeit, in der die Polizei aufrüstet. Erst kürzlich wurden den Beamt:innen in der Nordstadt Elektroschockpistolen („Taser“) zur Verfügung gestellt. Diese Fokussierung der Polizei weg von Deeskalationsstrategien und hin zu mehr und ausgefeilteren Gewaltmitteln ist unserer Meinung nach Teil des Problems.“

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Reaktionen

  1. Nach Tod von 16-Jährigem bei Polizeieinsatz braucht es unabhängige Aufklärung (PM Die Linke NRW)

    Bei einem Polizeieinsatz in Dortmund ist ein 16-Jähriger von einem Polizisten erschossen worden. Dazu erklärt Jules El-Khatib, Landessprecher der Partei DIE LINKE in NRW:

    „Laut Medienberichten haben elf Polizisten gegen einen 16-jährigen mit einem Messer bewaffneten Senegalesen Taser und Pfefferspray eingesetzt. Zusätzlich hat mutmaßlich einer der Polizisten fünf Mal auf den Jugendlichen geschossen. Für uns ist nicht nachvollziehbar, warum von der Schusswaffe gebrauch gemacht wurde? Wie kann es sein, dass es elf gut ausgebildeten Polizisten nicht gelingt, den Jugendlichen festzunehmen? Diese Fragen müssen von einer unabhängigen Institution untersucht und geklärt werden, die Untersuchung durch eine benachbarte Polizeibehörde ist nicht ausreichend.“

  2. Wolfgang Richter

    Wolfgang Richter

    Vor zehn Jahren war es ganz anders: Das Opfer im Polizeigewahrsam war unbewaffnet, die Polizei benutzte keine Waffe. Doch vieles erinnert an den gewaltförmigen Tod vor zehn Jahren – der Getötete war physisch und psychisch hilflos, die Polizei „griff zu“, ohne Not. Das Opfer war schwarz. Das wurde auffällig lange verschwiegen. Mit Rassismus hat dies nichts zu tun. Womit?

    Ich erinnerte an den 10. Jahrestag des Todes von Ousman Sey:

    Ousman Sey starb in der Folge einer unglaublichen Odyssee am 7. Juli 2012 – heute vor zehn Jahren – im Polizeipräsidium Dortmund. Der 45-jährige Mann aus Gambia war krank und suchte ärztliche Hilfe. Er lebte in der Nordstadt, nicht weit von der Klinik Nord. Er rief zweimal um Hilfe, aber der Rettungsdienst erkannte zweimal keine Not – „Du musst nur ruhig liegenbleiben!“ Als sie ihn nicht in die Klinik brachten, erfasste ihn Panik. Jetzt griff die Bereitschaftspolizei ein und transportierte den Mann, gefesselt, ins Präsidium auf der anderen Seite der Stadt. Bevor dort ein Polizeiarzt eintraf, war der Mann zusammengebrochen.

    Die Leitungen von Polizei und Rettungsdienst wussten es am nächsten Morgen schon: „Von Rassismus kann natürlich keine Rede sein – jedem anderen wäre es genauso ergangen. Man wird alles genau untersuchen.“

    Neun Monate später schloss die Staatsanwaltschaft die Akten: „Es kann nicht mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden, dass der Todeseintritt bei unverzüglicher Behandlung durch die Rettungssanitäter vermeidbar gewesen wäre.“ Auch die Rolle der Polizei bei diesem Todeseintritt konnte nicht mit hinreichender Sicherheit ermittelt werden. So unterblieb die Aufklärung über die skandalöse „Verbringung“ eines Farbigen in den Tod. In der Lokalpresse wurde aus dem Getöteten noch „ein gambischer Randalierer“.
    Von Rassismus konnte wirklich keine Rede sein.

    Ousman Sey als Mensch symbolisierte perfekt ‚den Anderen‘. Der weckte gleich mehrere Ansätze im komplexen Sumpf des Rassismus: Er war ein Schwarzer. Er war ein Sozialfall. Er war krank, wohl auch alkoholkrank. Er verlangte ein Recht. Er war unbequem. Erfahrene Hilfs- und Ordnungskräfte häten das umstandslos erkennen und solide einordnen können – aber rassistisch mobilisiert handelten sie verhängnisvoll, übrigens nicht vereinzelt und womöglich überfordert, sondern in professionell kompetenten Teams.

    Ihre strukturellen Schutzschirme in den Ämtern agierten wie selbstverständlich auch rassistisch. Sowohl die staatlichen Aufsichten und Leitungen als auch die Justiz – die ersten verkündeten sofort umstandslos „da ist kein Rassismus, nirgends“ und die zweite stellte in der Folge mit teils hanebüchenen Begründungen alle Verfahren ein. Auch Medien passten sich mehrheitlich dem rassistischen Sprachgebrauch an und spitzten ihn beifallheischend noch zu.

    Die Verweigerung von Hilfe gegenüber ‚Anderen‘, die ethnisch fremd sind, die in Armut leben, die politisch nicht passen, die unbequem sind, ist ein einverständig geübtes Handlungsmuster. Die Verpflichtung zur Hilfe zum Beispiel nach § 323c Strafgesetzbuch (Unterlassene Hilfeleistung) ist so strukturell außer Kraft gesetzt. Die beteiligten professionellen Helfer*innen und ihre Führungen handelten hier mehrfach falsch mit letztlich tödlicher Folge und deckten sich gegenseitig. Wichtig wäre zu fragen, welche Schlussfolgerungen für Ausstattung und Handeln professioneller Hilfe hieraus gezogen wurden.

    Auf spektakuläre Weise – man schaue in den Stadtplan und zeichne die Fahrtstrecken nach – wurde Ousman Sey am 7. Juli 2012 zu Tode gebracht. Sein Tod im Polizeigewahrsam reiht sich in eine lang gewordene Reihe von ‚Einzelfällen‘ ein. Es bleibt, dass sein Tod dazu beitrug, strukturellen Rassismus im gesellschaftlichen System differenziert zu erkennen, ihn klassenanalytisch zu analysieren und Grundlagen dazu zu schaffen, ihn auf lange Sicht zurückzudrängen.

    Der alte und neue Innenminister des Landes hat begonnen, am Beispiel der rechtsterroristischen Überfälle, Tötungen, Morde seine jahrelang unzureichende Arbeit zu überprüfen. Sie zu bessern, muss den alltäglichen Rassismus erkennen und bekämpfen, auch und gerade den unter seinem Schutzschirm.

    7. Juli 2022

    • Clea Daiber-Wild

      Danke für die kompetente Reaktion, Wolfgang Richter.
      Ich bin tief betroffen von den sogenannten Fakten. Allein schon, dass der Junge zunächst nie mit Namen genannt wurde, also nicht als persona angesehen wird und somit als minderwertig, schockiert mich.
      Und auch die schnelle Reaktion des Polizeipräsidenten, der seine leute in Schutz nimmt und sagt, es handele sich nicht um Rassismus.
      Dieser Flüchtling aus dem land des terranga, der Gastfreundschaft, die wir oft und ausgiebig erfahren durften, ist unserer grausamen „Gastfreundschaft“ begegnet. Natürlich wirken 11 Polizisten einschüchternd auf jemanden, der schon viel auf der Flucht erlebt hat, wahrscheinlich traumatisiert ist und sowieso wenig Chancen auf ein Bleiberecht hat.
      Auch die Tonart, die Sprache in den Berichten schockiert mich. Man spricht nur von einem Fall. Nur am Rande wird erwähnt, dass es sich um einen Afrikaner handelt.
      Auf die psychischen Schwierigkeiten wird kaum eingegangen. Eine Psychose macht unzurechnungsfähig, aber einen deutschen Jungen in der Psychose, der Eltern hat, die klagen können, würde man nicht einfach auf der Straße hinrichten oder abknallen.
      Es sind zu viele Fehler gemacht worden. Warum wird von der Einrichtung kein Notarzt angerufen, sondern die Polizei? Warum kommen sie mit so vielen Leuten? Warum gibt es bei einem mutmaßlich anstehenden Selbstmordversuch keinen Psychologen? Wo bleibt der Dolmetscher?
      Kein Recht der Welt kann einen Schuss-Angriff auf diesen minderjährien Flüchtling rechtfertigen.
      Auch, wenn es heißt, Messerattacken würden dazu berechtigen.
      Einer gegen 11, einer mit einem Messer, 11 mit Waffen.
      Wie lässt sich der Tod dieses unbenannten Jungen moralisch legitimieren?
      Mich erinnert dieses unüberlegte Vorgehen durchaus an George Floyd.
      Ich schäme mich, bin verzweifelt und denke an die Familie dieses „Gastes“ in unserem Land.

    • Fuchs

      Heftige sache sollte der cop in Notwehr gehandelt haben kann ich es verstehen ABER!!!

      Lernen die nicht erst mal auf die Beine zu zielen und hatte keiner eine (dienstpistole dabei) mal im ernst hier sollte safe mal mindestens wegen Totschlags ermittelt werden
      Denn wenn jemand 6mal mit einer vollautomatischen Waffe auf jemanden schießt sollte dem schützen schon klar sein das der getroffene sehr wahrscheinlich sterben kann -.-?

      Ich war nie ein Fan der cops
      Aber zu der taser Sache muss ich sagen das ist eine sinnvolle Ausrüstung denn man bekommt ja mit wie Polizei Feuerwehr und Co heutzutage behandelt werden und wie Respektlos die Gesellschaft geworden ist
      Und ein taser könnte in manchen Situationen für den nötigen Respekt sorgen
      Ganz objektiv betrachtet

      Btw. Ich hab 4jahre abgemacht
      Und kam desöffteren in Konflikt mit der Polizei aber die machen halt nur ihren Job und wenn sie Respekt haben sollte man ihnen auch mit dem nötigen Respekt begegnen aber ohne „Angst“ vor ihnen zu haben

    • Carola Hiby-Asianowaa

      Vielen Dank für den Artikel und an Wolfgang Richter. Das Ganze ist mal wieder unfassbar und tut mir für den Jungen und seine Familie unendlich leid.

  3. Felix Padre

    Äpfel sind keine Birnen: Es geht nicht darum was „man“ (oder frau) in einer derartigen Ausnahmesituation macht, sondern was speziell geschulte Beamtinnen und Beamte zu tun haben, die zur Hilfe herbeigerufen werden. An deren Fähigkeiten der Lageeinschätzung und des Handelns kann und muss ich andere Maßstäbe anlegen als an das Handeln von unbewaffneten Normalbürgern.

    Persönlich finde ich, dass Ihre Frage nach wie vor gut im Rahmen der Doku „Tödliche Polizeikugeln“ beantwortet wird, z.B. auf Youtube verfügbar. Die m.W. auch zu Ausbildungszwecken der Polizei verwendet wurde.

  4. Ulrich Sander

    Vor nicht einmal vier Wochen mussten acht Polizisten aus Münster „freigestellt“ werden, weil sie einer rechtsextremen Chatgruppe angehören. Sie hatten wie schon vorher enttarnte Polizistengruppen, u.a. in Essen und Mülheim, sich gegenseitig rassistisch aufgehetzt und auf den „Tag X vorbereitet“. Welchen Gruppen gehörten die in der Nordstadt am Montag eingesetzten Polizisten an? Gehörten sie den auf dem neonazistisch geführten Schießplatz in Güstrow ausgebildeten Dortmunder Polizeieinheiten an? Auch diese Fragen müssen geklärt werden. Der Polizeiexperte aus dem „unabhängigen“ Bielefeld, der sich am Dienstag im WDR äußerte, machte skandalöse Angaben über die Zulässigkeit aller angewandten Waffen – von Pfefferspray über Tasern bis Maschinenpistolen. Die Dortmunder Nordstadt ist immer wieder Austragungsort der Handlungen der Polizei gegen Ausländer, diesmal gegen einen 16jährigen Senegalesen, der ein Messer getragen habe. Was passiert morgen?

  5. Holger

    @judge dredd Einen Schuss aus einer gewöhnlichen Pistole ins Bein wird jeden Angreifer stoppen. Das sollte jede(r) Polizeitbeamte auf einige Meter Entfernung hinbekommen.

  6. Michael Wüsthoff

    „Elf größtenteils junge Beamtete trafen 15 Minuten später auf dem Kirchengelände ein. Die Kontaktaufnahme zu dem jungen Mann erwies sich als schwierig, da dieser aus dem Senegal kam und nur über schlechte Deutschkenntnisse verfügte.“
    „Offizielle Sprache der Republik Senegal ist das Französische“ Lt. Wikipedia.
    Fazit:
    Es ist besser als Polizeibeamter Französisch zu können, als wegen Verständigungsdefizite auf einem Kirchenhof in einem dichtbesiedelten Wohngebiet einen Teenager mit dem Maschinengewehr zu durchsieben und die Geschosse, die den Jugendlichen nicht trafen, durch den Kirchenhof fliegen zu lassen, in dem Kinder spielen.

  7. Sonja Lemke

    Auf der Demo sprach auch eine Frau, die im Krankenhaus arbeitet. Sie erzählte, dass er keine Not-Op im Krankenhaus hatte, sondern, dass sie nur vergeblich versuchten ihn zu reanimieren. Er ist also vermutlich nicht im Krankenhaus gestorben sondern direkt am Tatort.

    Gegen die „neutrale Ermittlungstelle“ Polizei Recklinghausen laufen zeitgleich Ermittlungen durch die Polizei Dortmund, weil dort ein Mensch durch Pfefferspray und Fixierung gestorben ist.

    Es ist gestern noch einmal deutlich geworden, dass es in der Nordstadt ständig Fälle von rassistischer Polizeigewalt gibt. Daher brauch es noch weitergehende Ermittlungen zu den Fällen von Polizeigewalt an der Wache Nord

  8. 400 Demonstrant:innen ziehen nach einer Kundgebung zur Wache Nord und fordern Aufklärung (PM AA170)

    Am 08.08. erschoss die Polizei mit mehreren Schüssen aus einer
    Maschinenpistole einen 16-Jährigen. Etwa 400 Personen nahmen am 09.08.
    an einer Kundgebung auf dem Kurt-Piehl-Platz teil, um gegen die gestrige
    Tat und rassistische Polizeigewalt zu demonstrieren. Die meisten
    Teilnehmenden zog im Anschluss zur zuständigen Polizeiwache Nord, um
    Aufklärung in dem Fall zu fordern.

    Schon eine halbe Stunde vor Beginn, um 18:30 versammelten sich die
    ersten Anwohnenden am späteren Kundgebungsort dem Kurt-Phiel-Platz
    unweit des Tatorts.
    An einem offenen Mikro äußerten Anwohner:innen und verschiedene
    Organisationen ihre Kritik an der Polizei. Immer wieder betonten sie
    dabei, dass es nicht nur um diesen Fall gehe, sondern auch um
    institutionellen Rassismus, fehlende unabhängige Kontrolle der Polizei
    und immer weitere Aufrüstung statt Deeskalation der Beamten.

    „Die Polizei hat in den letzten Jahren immer weitgreifendere Befugnisse
    erhalten. Zur Sicherheit trug dies allerdings nie bei. Die rassistischen
    Kontrollen und Übergriffe haben nur mehr rechtliche Grundlage zur
    Argumentation bekommen. Wobei dies eigentlich nie nötig gewesen wäre.
    Denn solange die Polizei gegen sich selber ermittelt, wird es nie die
    nötige Gerechtigkeit geben,“ betonte Kim Schmidt Pressesprecherin der
    Autonomen Antifa 170.

    Nach der Kundgebung machte sich eine Spontan-Demonstration auf den Weg
    zur Polizeiwache Nord, der zuständigen Wache des Viertels, welche schon
    oft durch massive Polizeigewalt auffiel. Die Polizei versuchte
    vergeblich, die Demonstration aufzuhalten und verlegte sich
    letztendlich darauf, ihre Wache mit einer Reihe behelmter Beamt:innen
    abzuriegeln. Von Beginn an filmten die Beamt:innen in die Demonstration
    und zwischenzeitlich wurde mit gewalttätigem Vorgehen gegen die
    Demonstrant:innen vor der Wache Nord gedroht.

    „Die Polizei zeigte wiedermal, wie sie mit Kritik umgehen möchte, mit
    noch mehr Aggresion. Die wütenden Menschen ließen sich dadurch nicht
    beirren, sie sammelten sich vor der Wache und forderten die Namen des
    Täters und Gerechtigkeit für Mohamed D.“,
    kommentierte die Pressesprecherin.

    „Dass nun die Polizei Recklinghausen gegen die Täter:innen im Fall
    Mohamed D. ermitteln, ist eine Farce,“ so Schmidt. „Zeitgleich ermittelt
    auch die Polizei Dortmund gegen Recklinghausener Polizisten, weil dort
    ein 39-jähriger im Anschluss an einen Polizeieinsatz verstarb.“

    „Mohamed D. ist einer von 4 Toten durch die Polizei in den letzten 2
    Wochen,“ betont die Pressesprecherin. „Wer stoppt diese Polizei?“

  9. Tod des 16-jährigen Jugendlichen in der Nordstadt schockiert und macht fassungslos – GRÜNE fordern lückenlose Aufklärung (PM)

    Zum Tod eines 16-jährigen Jugendlichen in der Nordstadt durch die Polizei erklären Heide Brenner als Sprecherin des GRÜNEN Kreisverbandes sowie Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst für die GRÜNE Ratsfraktion:

    „Wir sind zutiefst schockiert und fassungslos über diese Eskalation, bei der am Ende durch die Schüsse der Polizei der Tod eines 16-jährigen Jugendlichen steht. Wir trauern mit allen, die ihm nahestanden und diese Schreckenstat miterleben mussten. Die bisherigen Schilderungen der Staatsanwaltschaft lassen aktuell viele beunruhigende Fragen offen: Warum gelingt es elf Polizist*innen nicht, einen mit einem Messer bewaffneten 16-jährigen Jugendlichen außer Gefecht zu setzen, ohne ihn dabei zu töten? Warum haben alle anderen eingesetzten Mittel nicht funktioniert? Warum kam eine Maschinenpistole zum Einsatz, mit der gleich sechs Schüsse auf den Jugendlichen abgegeben wurden? Wie groß war die Erfahrung der anscheinend überwiegend jungen Polizist*innen mit einem solchen Einsatz? Wichtig ist aber auch zu wissen, warum der Jugendliche mit einem Messer bewaffnet war. Wir erwarten, dass alle Fragen um diese Eskalation und den Tod des Jugendlichen lückenlos aufgeklärt werden.“

    Hannah Rosenbaum, GRÜNE Bezirksbürgermeisterin Innenstadt-Nord erklärt dazu:

    „Wir haben in den letzten Jahren eine zunehmende Aufrüstung der Polizei in der Nordstadt erlebt, die wir als GRÜNE aus guten Gründen kritisiert haben. Diverse Vorfälle und Rassismus-Vorwürfe in der Vergangenheit und nun auch der Tod des 16-jährigen senegalesischen Jugendlichen durch fünf Polizeischüsse haben im Stadtteil insbesondere bei vielen Bürger*innen mit Zuwanderungsgeschichte dazu geführt, dass es nur noch wenig Vertrauen in die Arbeit der Polizei gibt. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dies wieder zu ändern. Dafür ist es auch notwendig, dass bisherige Einsatzkonzepte hinterfragt und geprüft werden. Unglücklich ist die Tatsache, dass aufgrund der festgelegten Verfahren nun die Polizei Recklinghausen ermittelt und umgekehrt in einem ebenfalls tödlich geendeten Polizeieinsatz im Bereich Recklinghausen die Polizei Dortmund.“

    Michael Röls, Landtagsabgeordneter der GRÜNEN aus Dortmund:

    „Ich bin tief erschüttert über den Tod des Jugendlichen am vergangenen Montag. Es ist unfassbar tragisch, dass ein junger Mensch, der nach Deutschland geflüchtet ist, bei einem Polizeieinsatz verstirbt. Es gibt noch viele offene Fragen zu dem Polizeieinsatz, deshalb ist es wichtig, dass die genauen Hintergründe und Abläufe des Polizeieinsatzes jetzt schnellstmöglich ermittelt werden. Ich mache mir große Sorgen, dass dieser Einsatz zu einem weiteren Vertrauensverlust bei Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe oder mit Migrationshintergrund führen kann. Alle Menschen – unabhängig von Hautfarbe, Religion, Migrationsgeschichte, Geschlecht oder sexueller Identität – müssen darauf vertrauen können, dass die Polizei sie schützt. Deshalb ist die Aufklärung des Einsatzes jetzt so wichtig.“

  10. Staffan

    Es ist unheimlich wichtig, dass es Euch als Redaktion in der Nordstadt gibt. Eure Reportagen und Artikel geben einen direkten und emphatischen Einblick in das Leben in der Nordstadt mit all seinen Facetten. Danke für Eurer Engagement

  11. Harry Herrmann, VVN-BdA Bochum

    Hinrichtung muß das bezeichnet werden, was bisher bekannt wurde!

    Es bestand für den 16-jährigen Jugendlichen allenfalls eine Selbstgefährdung, wenn er sich eventuell orientierungslos auf einem Kirchengelände aufhielt. Die katholische Einrichtung, in der er unterbracht war, hatte wohl deshalb Unterstützung von der Polizei gerufen. Was sie dann mit ansehen mußten, soll aber allein die Staatsanwaltschaft ermitteln. Dies erklärte zumindest die Pressesprecherin Frau Gudula Stötzel (Kath.St.PaulusGesellschaft, Jugendhilfe St. Elisabeth Dortmund) auf meine telefonische Anfrage heute. Ob hier Angehörige noch ihre Stimme erheben könnten, ist daher unbekannt.
    Hier steht leider mal wieder Polizeigewalt zur Diskussion, bei der rassistische Hintergründe motivierend sein dürften. Darauf zu vertrösten, daß unterschiedliche Polizeistationen „gegeneinander“ ermitteln sollen, ermöglicht mehr deren gemeinsame Mauschelei, als eine an Fakten orientierte Ermittlung. Die Forderung muß hier nach öffentlicher Transparenz der Ermitllungen gehen und hierzu muß den Organisationen, die sich für Bürgerrechte einsetzen, wie der VVN-Bund der Antifschisten Akteneinsicht gewährt werden. Es sind alle, insbesondere auch Bild- Dokumente vorbehaltlos zu sichern, anstatt Demonstranten einzukesseln etc. und dies dann für die nächste Party im Polizeipräsidium zu filmen. Daß bei der schwarz-grünen Landesregierung mit dem Neonazi-Sumpf, der unter Innenminister Reul in der Polizei berümt wurde, nicht aufgeräumt wird, zeigen die aktuellen Machenschaften um den Braunkohletagebau, da nutzt die scheinheilige Forderung ach „Aufklärung“ durch Grüne in Dortmund nichts, so lange Polizie- und Versammlungsgesetze im Land nicht unsere Bürger- und Menschenrechte gegen Nazis und Polizeigewalt sichern.

  12. Lutz hecht

    Wenn man sich normal benimmt muss keine Polizei gerufen werden, dann passiert auch nichts. Man sollte warten bis alles aufgeklärt ist und nicht die Beamten vorverurteilen.

  13. Stellungnahme der SPD-Fraktion zum Tod eines 16-Jährigen in Dortmund (PM)

    Zum Tod eines 16-jährigen am Montag in der Dortmunder Nordstadt nimmt die Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Dortmund, Carla Neumann-Lieven, wie folgt Stellung:

    „Wir sind schockiert und zutiefst betroffen über den Tod des 16-jährigen Mouhamed bei einem Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt am vergangenen Montag. Unser Mitgefühl gilt seinen Freunden. Sein Tod muss Fragen aufwerfen, denn es sollte nicht zu unserem Alltag gehören, dass Menschen bei Polizeieinsätzen ihr Leben verlieren.

    Wir dürfen uns nun aber zu keinen Spekulationen zu den Umständen des Todes hinreißen lassen. Es ist wichtig, dass unsere rechtsstaatlichen Institutionen die notwendige Aufklärung liefern und den Vorfall entsprechend untersuchen. Wir als SPD-Fraktion haben dieses Vertrauen in Polizei und Strafverfolgung. Und nur durch eine lückenlose Aufklärung kann dieses Vertrauen gestärkt werden.

    Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich gesicherte Erkenntnisse zu den Umständen des Todes des Jugendlichen haben werden. Erst wenn der Staatsanwaltschaft alle Fakten und Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, kann eine sichere Bewertung der Ereignisse vorgenommen werden. Darüber hinaus müssen wir überlegen, wie wir hochtraumatisierten Menschen, die schwerwiegende Dinge erlebt haben, frühzeitig und gezielt helfen und sie somit stabilisieren können.

    Der Schock sitzt für alle Beteiligten tief, ob bei den jungen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die am Montag im Einsatz waren, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder den Bewohnern der Jugendhilfeeinrichtung, den Freunden von Mouhamed oder der Stadtgesellschaft. Die Verarbeitung der Geschehnisse wird andauern.“

  14. Zum gewaltsamen Tod eines jungen Geflüchteten (PM Die Linke Dortmund)

    Der Tod eines Jungen, verursacht durch einen Polizisten mit einer Schnellfeuerwaffe, erschüttert uns! Wir trauern um einen jungen Mann, der alleine nach Deutschland gekommen war, um hier ein besseres Leben führen zu können. Mit nur 16 Jahren ist sein Leben nun vorbei.

    Auch wir stellen uns Fragen, die sich rund um die Ereignisse ergeben. Warum schafft es fast ein dutzend Polizeibeamt*innen nicht, einen Jungen zu fixieren? Auch wenn dieser in seiner psychischen Ausnahmesituation ungeahnte Kräfte freisetzt.

    Warum bewaffnen sich Polizeibeamt*innen in einem solchen Fall mit Schnellfeuerwaffen? Warum zielen sie auf lebensrelevante Körperpartien? Diese und viele weitere Fragen werden uns in nächster Zeit beschäftigen. Wir fordern die rückhaltlose Aufklärung der Ereignisse!

    Eine Absage erteilen wir aber denen, die für sich schon eine Analyse parat haben und gemäß ihrer üblichen Reflexe schon jetzt während laufender Ermittlungen von Rassismus und Polizeigewalt sprechen und versuchen, dementsprechend Stimmung zu machen.

  15. Horst

    Erschreckend finde ich, dass keine bodycam das Geschehen dokumentiert hat.
    Technisch wäre es ein leichtes diese zu aktivieren sobald der Taser oder die Dienstwaffe gezogen wird. Entsprechende Holster bietet der Hersteller der NRW bodycam an.
    https://de.axon.com/produkte/axon-signal/
    Leider werden sämtliche polizeilichen Lobbyorganisationen augenblicklich mit geifernden Beissreflex von einer „Misstrauenskultur“ schwafeln sollten engagierte Politiker dies fordern.
    Leider vermisse ich hier seitens der Politik den Willen und die Courage, die Polizei zu demokratisieren. Unabhängige Ermittlungsstellen wären ein Anfang. So gilt leider weiterhin, gegen die Polizei kommt man nicht an. Es sei denn jemand hat zufällig gefilmt ohne, mit Hinweis auf die Vertraulichkeit des Wortes,ebenfalls angegangen und verfolgt zu werden. Wohlwissend, dass dies nicht mehr allzu lange Bestand haben wird.

  16. Bine

    Diese Hetze gegen die Polizisten muss aufhören! Bald herrscht in Schlafland Anarchie und ich denke, dass es bis dahin keine Polizei mehr gibt. Dann könnt ihr euch selbst vor Messerstechern, Vergewaltigern und Schlägern schützen – viel Spaß dabei. Ach ja, wie viele Psychatrien wollt ihr noch bauen lassen?

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