Bisherige Bewohner:innen suchen Hilfe beim Mieterverein Dortmund

Nach Verkauf gibt es Druck auf Mieter:innen: Neue Mietverträge und Eigenbedarfskündigungen

Markus Roeser (Mieterverein), Marga Bienert, Selvi Aksünger, Linda Silberberg mit ihrer Tochter Martha( Mieterinnen)
Markus Roeser vom Mieterverein mit den Mieterinnen Marga Bienert, Selvi Aksünger sowie Linda und Martha Silberberg. Foto: Carolin Ulrich für Nordstadtblogger.de

Nachdem das Haus in der Roonstraße am 1.Mai 2022 den Besitzer gewechselt hat, haben die Mieter:innen der Hausnummer 12 bis 14 das Gefühl, nicht mehr gewollt zu sein. Die Mieten der ehemaligen Postwohnungen wurden von den vorherigen Besitzern bewusst günstig gehalten. Doch mit dem Verkauf haben sich die Bedingungen und das Verhältnis von Mieter:innen und Vermieter:innen deutlich verschlechtert. Mit der „Vorladung“ der neuen Hauseigentümerin, einen neuen Mietvertrag zu unterschreiben, begann der Konflikt.

Mieter sind besorgt und verärgert über das Vorgehen der neuen Hauseigentümerin

Mieterhöhungen als auch eine Kündigung wegen Eigenbedarf sind zwar rechtens, trotzdem müssen Fristen eingehalten werden. Dies ist nach Aussage der Mieterin Selvi Aksünger nicht geschehen. Die Mieterin lebt seit sechs Jahren in den Kaiserstraßen-Viertel und ist durch die Familie als auch durch ihr eigenes Cafe an das Viertel gebunden.

Nachdem sie eine Kündigung wegen Eigenbedarf von der neuen Eigentümerin erhalten hat, wurde ihr kurz darauf erneut wegen Eigenbedarf gekündigt, da nun der Sohn der Eigentümerin in die Wohnung einziehen will. Trotz der vielen Immobilien, welche die Familie besitzt, würde die Wohnung von Selvi Aksünger genau den Anforderungen des Sohnes entsprechen. Aksünger zeigt sich besorgt: „Wer weiß, was da noch kommt.“

Umzug wäre durch den Bezug zu dem Kaiserstraßen-Viertel nicht leicht

Das Kaiserstraßenviertel ist bliebt - bei Kund:innen und Bewohner:innen.
Das Kaiserstraßenviertel ist bliebt – bei Kund:innen und Bewohner:innen. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Selvi Aksünger lebt gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Kindern, welche ein und zwei Jahre alt sind, zusammen. Alle Mieter:innen haben sich vor dem Verkauf des Hauses wohlgefühlt. Sie beschreiben, dass sich der vorherige Eigentümer sehr um die Immobilie gekümmert hat und immer als Ansprechpartner zur Verfügung stand. 

Bereits im Juni wurde die Hausreinigung nach dem Verkauf eingestellt, weshalb sich auch der Zustand des Grundstücks verschlechtert hat. Insbesondere im Innenhof sammelt sich viel Müll an.

Auch Linda Silberberg lebt, gemeinsam mit ihrer Tochter Martha, seit sieben Jahren in dem Kaiserstraßen-Viertel. Sie bedauert ebenfalls den Zustand des Grundstücks: „Es macht keinen Spaß mehr nach Hause zu kommen.“

Mieter:innen werden mit ihren Anliegen allein gelassen

Die 92-jährige Marga Bienert lebt seit 62 Jahren in dem Haus und hat kein Verständnis für die neuesten Entwicklungen. Bienert wurde die Garage gekündigt,  in der ihr Auto steht, welches von ihrer Tochter zum Einkaufen und für Arztbesuche genutzt wird. Insgesamt gibt es drei Gragen, von denen zwei als Abstellfläche genutzt werden.Trotzdem hat Marga Bienert einen Schreiben von der Anwältin der neuen Hauseigentümerin erhalten.

Die Garage würde der 92-jährigen Mieterin nicht zustehen, obwohl diese durch ihren Mietvertrag, nachweisen kann, dass ihr die Garage zusteht. Trotz der Androhung rechtlicher Folgen hat Bienert nicht auf das Schreiben reagiert und seit sechs Wochen nichts mehr von der Hauseigentümerin oder der Anwältin, welche zugleich die Tochter der Eigentümerin ist, gehört.

Die neue Eigentümerin hat die Immobilie als Privatperson erworben. Auffällig ist aber, dass ihr Mann der Geschäftsführer von HAK-Immobilien ist. Desweiteren wurden die Mieter:innen in einem Schreiben dazu aufgefordert, sich mit ihren Anliegen an HAK-Immobilien zuwenden. Dort erreichen sie aber nach eigenen Aussagen niemanden und werden mit ihren Sorgen allein gelassen.

Gründe für Kündigungen sind nicht nachzuvollziehen

Markus Röser, Wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund.
Markus Roeser ist Wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins in Dortmund. Archivfoto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Der Mieterverein Dortmund ist bei der Betreuung der Mieter:innen mit im Boot. Dort hat man auch den Eindruck, dass die neue Eigentümerin ihre bisherigen Mieter:innen aus dem Haus vertreiben möchte, um die Wohnungen künftig teurer vermieten zu können.

Im Mietrecht gilt allerdings der Grundsatz: „Kauf bricht nicht Miete.“ „Ein Käufer übernimmt auch die bestehenden Mietverhältnisse. Die Mieter erhielten aber eine Aufforderung, für einen neuen Mietvertrag vorzusprechen“, kritisiert Markus Roeser, Wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins. „Eine Mietpartei erhielt zudem gleich zwei Eigenbedarfskündigungen hintereinander. Darin wurde für unterschiedliche Familienangehörige gekündigt“, berichtet der Mietrechtsexperte.

Zudem wurden freistehende Wohnungen im Haus kurz vor Ausspruch der Kündigungen neu vermietet. Daher weist der Mieterverein darauf hin, dass man keinesfalls Mietverträge bei der Hausverwaltung unterschreiben solle, sondern sich diese zuschicken lassen. „Man sollte sie gründlich überprüfen, da diese oft schlechtere Konditionen beinhalten“, so Roeser. Und der Grundsatz – Kauf bricht Miete nicht – gilt auch in der Roonstraße…

Mehr Informationen: Der Mieterverein hat einen Ratgeber zum Eigentümerwechsel herausgegeben – ihn gibt es hier als PDF zum Download: Ratgeber_Eigentuemerwechsel

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Reaktionen

  1. Jenny

    Wir haben mit dem Vermieter genau das gleiche Problem.

    Bei Hak Immobilien ist das die Tagesordnung.

    Wir übergeben alles unseren Anwalt,dort ist er auch bereits bekannt.

  2. juergen

    Dann darf ich SIE als Aussenstehender BITTEN, auch zum Mieterverein zu gehen,

    damit wenigstens DIESER ggfs. feststellen kann ob ( so viele eigene Töchter und Söhne können die ja nicht haben ) Rechtsmissbrauch oder so vorliegt.

    Im Sinne : “ Lassen SIE SICH nicht gegenseitig allein „.

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