Wat mut, dat mut: Bruno „Günna“ Knust kündigt letzte Vorstellung an

Nach 35 Jahren schließt das Theater Olpketal 2025 seine Pforten und freut sich auf die letzte Spielzeit

Ein halbes Leben im Theater: Während Gründer Bruno „Günna“ Knust im September seinen 70. Geburtstag feiert, wird das Theater Olpketal im Frühsommer des nächsten Jahres seine Pforten schließen. Im Rahmen der Jubiläumssaison veranstaltet das Theater Olpketal neben zwei durchgehend laufenden Programmen von Hausherr Bruno „Günna“ Knust eine Reihe von Sondergastspielen. Foto: Sarah Jabs

Seit der Eröffnung 1989 ist das Theater Olpketal im Dortmunder Süden eine Institution. Gegründet und betrieben vom Kabarettisten Bruno „Günna“ Knust, entwickelte sich der Familienbetrieb schnell zu einer der beliebtesten Ausgehadressen für Bewohner:innen und Besucher:innen der Stadt. Doch nächstes Jahr ist Schluss: Das Theater Olpketal wird seine Pforten schließen.

Auch wenn das Theater schließt, bleibt Knust voller kreativem Tatendrang

Bruno Knust, fester Bestandteil der Kabarettszene im Ruhrgebiet und in Westfalen, geht nach dem Sommer in seine letzte Saison im Theater Olpketal.

Während er weiterhin die Theatersäle der Region als Gastkünstler bespielen und auf Firmenveranstaltungen und Tagungen auftreten wird, möchte Knust die freiwerdende Zeit und Energie in neue Projekte stecken.

Die Ideen-Schubladen seien voll: Künftig freut er sich auf bislang aufgeschobene Vorhaben und neue Möglichkeiten, wie Spielreihen auf Kokerei Hansa. Für das Theater Olpketal hingegen ist die letzte Vorstellung im Frühsommer 2025 geplant.

Schließung schweren Herzens: Emotional keine leichte, aber rational richtige Entscheidung

Foto: Isabella Thiel

Seit 35 Jahren fließen Günnas kreative und finanzielle Ressourcen über weite Strecken in den Betrieb seines Theaters an der Olpketalstraße, schon seit 1978 nutzt er das Gebäude als Firmensitz.

„Im Grunde hab ich mein ganzes Berufsleben hier verbracht. Die Entscheidung fällt mir daher emotional nicht leicht. Aber wat mut, dat mut“, so Knust.

Die Entscheidung­ – das ist der Verzicht auf eine Verlängerung des laufenden Mietvertrags nach dem Sommer 2025. Dass er sie trifft, hat folglich rationale Gründe. Sie entspricht Knusts innerem Wunsch der Selbstbestimmung, der sich zuletzt aus verschiedenen Überlegungen heraus entwickelt hat.

Ganze Familie in den Theaterbetrieb eingebunden

„Es kann sich kaum einer vorstellen, was hinter den Kulissen eines Theaters so alles an Arbeit steckt“, erläutert Knust. Das Theater, das um 1900 als gastronomisches Ausflugslokal „Zum Erlenkrug“ im damals noch ländlichen Lücklemberg erbaut wurde, bringe mittlerweile hohe Instandhaltungskosten mit sich.

Nach dem letzten größeren Ausbau vor knapp 25 Jahren hat Knust vor rund vier Jahren nochmals Teile renoviert. Doch um größere Investitionen käme die Familie bei einer Fortführung nicht umhin.

Seine Tochter Nicoletta Knust führt das Theater Olpketal seit 2010 als Geschäftsführerin; sein ältester Sohn Fabio ist bis heute noch nebenberuflich im Theater engagiert. Beide sind mit dem Theater groß geworden. Auch Sohn Ben (13) packt schon manchmal mit an.

In den vergangenen Jahren wurde das Geschäft durch Krisen gebeutelt

In den letzten Jahren war der Betrieb mit immer größeren Anstrengungen verbunden. Dem coronabedingten Berufsverbot folgten zwei Jahre, in denen Vorstellungen nur mit viel Aufwand und dank einer neuen Luftbehandlungsanlage möglich waren.

Bruno Knust bei der Theaternacht.
Bruno Knust bei der Theaternacht. Archivbild: Alexander Völkel

Danach trieb Russlands Krieg die Energiekosten in die Höhe – in einem über 120 Jahre alten Gebäude ohne Dämmung, das nach Schäden im zweiten Weltkrieg unter Nachkriegsbedingungen wieder aufgebaut wurde.

„Wir haben Corona überstanden, die Energiekrise überstanden, aber wer weiß, was noch kommt?“, fragt sich Knust. Vor dem Hintergrund sieht er sich in der Verantwortung für rund 30 Mitarbeiter.

„Ich bin der Ochse, der den Karren zieht. Mir halten sie an einer Angel eine Möhre vor die Nase, aber mir darf auch nichts passieren.“

Ein Ort wundervoller Momente, die als Erinnerungen weiterleben

Der Wettbewerb dürfte in Zukunft nicht einfacher werden. Eine Ausflugsregion wie früher ist das entlegene Dortmund-Lücklemberg schon lange nicht mehr. Von einer belebten Umgebung wie andere Häuser profitiert das Olpketal somit nicht; im Gegenteil war es selbst über Jahre Anziehungspunkt auswärtiger Gäste im Ortsteil.

Bruno Knust – Kumpel Anton Archivbild: Alexander Völkel

Seit der Gründung finanziert Knust das Theater ohne Subventionen durch die Einnahmen. Dass der Betrieb für ewig so laufen wird wie in den letzten 35 Jahren, ist für Knust daher alles andere als sicher. „Kloppo hört auf. Watzke hört auf. Tuchel muss aufhören“, sieht sich Knust immerhin voll im Trend.

Auf die gemeinsame Schaffenszeit im Theater blickt er mit Stolz zurück. „Ich liebe das Olpketal. Über drei Jahrzehnte war es ein Ort wundervoller Momente, die als Erinnerungen weiterleben. Bei glücklichen Gästen, lachenden Mitarbeitern und mir selbst.“

Ein halbes Leben im Theater – der Letzte macht das Licht aus

Und vielleicht fühlt es sich gerade deshalb richtig an, den Vorhang nächstes Jahr zu schließen: „Ich werde jetzt bald 70. Da fängt man an, nachzudenken. Ich bin nicht ausgebrannt, im Gegenteil: Der Tank ist voll, ich bin topfit, habe Fitness- und Tanztraining, komme allein die Bühne hoch. Ich vergleiche meinen Abschied eher mit dem von Jürgen Klopp: ein Abschied in die Freiheit“, so Knust. Und ergänzt in typischer Manier: „Meine Theaterkarriere soll nicht so enden wie Schalke.“

Bruno Knust in seiner Rolle als Müllmann auf dem Dortmunder Herbst. Archivbild: Alexander Völkel

Die Schließung des Theater Olpketal markiert das Ende einer Ära in der Kulturszene des Ruhrgebiets, aber auch den Anfang neuer Wege für Bruno Knust. Bevor er sie beschreitet, freut er sich auf eine grandiose letzte Saison, die im September beginnt.

Dann wird er 70 Jahre alt, sein Theater feiert das 35. Jubiläum. Ein halbes Leben im Theater. Günna überlegt kurz und nickt: „Stimmt. Der Letzte macht dat Licht aus.“

Im Rahmen der Jubiläumssaison veranstaltet das Theater Olpketal neben zwei durchgehend laufenden Programmen von Hausherr Bruno „Günna“ Knust eine Reihe von Sondergastspielen. Fest stehen bereits folgende Aufführungen:

27. November 2024 Tom Gerhardt
03. Dezember 2024 Lucy van Kuhl
04. Dezember 2024 William Wahl
15. Dezember 2024 Wilfried Schmickler
29. Januar 2025 Wolfgang Trepper

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Reaktionen

  1. Augustin Augustein

    Danke lieber Bruno für so viele Jahre wundervoller Unterhaltung und wundervollen Engagements. So sehr der Verlust einer der kultigsten Kultstätten schmerzt, die Freude über dein weiteres Wirken wird die Tränen der Traurigkeit durch Tränen des Lachens ersetzen. Glückauf!

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