450 Einzelhändlerinnen aus NRW beteiligen sich an der IHK-Umfrage:

Lage im Einzelhandel: Weihnachtsgeschäft stabil, aber Sorge wegen hoher Energiekosten

Dortmund will sich auch künftig auf drei verkaufsoffene Sonntage beschränken.
Verkaufsoffene Sonntage sind ein wichtiger Faktor für den Einzelhandel – so auch im Weihnachtsgeschäft. (Archivbild)

Nach dem Einbruch im Herbst 2022 fürchtete der NRW-Handel ein Abrutschen in eine tiefere Rezession im Winter 2022/2023. Einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammern in NRW folgend hat sich die Lage im Einzelhandel im laufenden Weihnachtsgeschäft zunächst stabilisiert. Dennoch bleibt die Unsicherheit, wie sich die hohen Kosten für Strom und Gas in den Unternehmen und auf das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden auswirken.

Die hohen Energiepreise drücken auf die Rentabilität der Branche

Getrieben von den Energiekosten stellt sich die Lage in den Unternehmen weiter als kritisch dar: Rund die Hälfte des Einzelhandels spricht gegenwärtig von einem durchwachsenen Weihnachtsgeschäft, welches branchenbezogen bis zu 25 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht. Viele setzten nun ihre Hoffnungen auf einen erfolgreichen Endspurt in der Vorweihnachtswoche. „Ein auskömmliches Weihnachtsgeschäft ist für die Händlerinnen und Händler ganz besonders nach den vergangenen zwei wirklich kräftezehrenden Jahren ausgesprochen wichtig“, macht Heinz-Herbert Dustmann, Präsident der IHK zu Dortmund und Vizepräsident IHK NRW, kurz vor Weihnachten deutlich.

Heinz-Herbert Dustmann ist Präsident der IHK zu Dortmund und Vizepräsident der IHK NRW. Foto: Stephan Schuetze fuer die IHK

Außer auf die Konsumlaune drücken die hohen Energiepreisen auf die Rentabilität der Branche. „Die Kosten für Strom und Wärme nehmen einen immer größeren Anteil an den Gesamtbetriebskosten ein. 45 Prozent der antwortenden Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Einzelhandel sind stark oder sehr stark von den gestiegenen Gaspreisen betroffen“, sagt Heinz-Herbert Dustmann. Noch gravierender wirken sich die hohen Strompreise aus: Bei rund 70 Prozent der befragten Händler drücken die gestiegenen Strompreise stark oder sehr stark auf das Ergebnis.

Mit den Energiepreisen sind vor allem die Kosten für den Wareneinkauf gestiegen. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen berichten von deutlich gestiegenen Kosten beim Wareneinkauf. Nur ein Teil der Preissteigerungen kann der Einzelhandel an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Entsprechend berichtet bereits mehr als jeder dritte Einzelhändler von einer Beeinträchtigung seiner Wettbewerbsfähigkeit (35 Prozent), jeder Vierte (26 Prozent) sieht sein Geschäftsmodell grundsätzlich durch die Energiepreise bedroht.

Die Sorgen vor Corona-Einschränkungen sind gesunken

Der durch harte Corona-Lockdowns und eine schwindende Konsumlaune ohnehin herausgeforderte Einzelhandel wird nun in der dritten Saison in Folge auf die Probe gestellt. „Wir sollten uns immer wieder klar machen, dass die Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Innenstädten und Stadtteilzentren insbesondere auch von einem attraktiven Einzelhandel mitgeprägt wird. Daher wird es nicht nur für den Handel sondern ebenso für die Innenstädte und Stadtteilzentren entscheidend sein, dass die versprochenen Hilfen wirksam ankommen“, so Dustmann.

Der Rat entscheidet über die verkaufsoffenen Sonntage. Kirchen und Gewerkschaften wollen sie verhindern.
Nur noch zwölf Prozent der H#ändler:innen fürchten neuerliche Einschränkungen durch Corona. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

69 Prozent der befragten Händler setzen ihre Hoffnung auf die Energiepreisbremsen. Nach den Entscheidungen im Bund rechnen viele Händler derzeit nach, ob und wie sie von den Hilfen profitieren können. Um die Attraktivität der Zentren auch langfristig zu erhalten, reichen Hilfen allein nicht aus. „Die Landesregierung sollte über die Fortschreibung der Förderprogramme zur Stärkung innenstadtnaher Strukturen Kontinuität bei der begonnenen Arbeit sichern“, betont Dustmann.

Eine gute Nachricht: Die Sorgen vor Einschränkungen infolge der Coronapandemie sind stark gesunken. Nur noch zwölf Prozent fürchten neuerliche Einschränkungen. Der überwiegende Teil der Einzelhändler vertraut darauf, dass auch bei einer etwaigen neuerlichen Zuspitzung die Schutzkonzepte inzwischen so gut sind, dass eine Beeinträchtigung des Handels vermieden werden kann. Doch nach drei Jahren der Krise sind die Rücklagen vieler Händler stark angegriffen. Nicht verwunderlich ist es daher, dass fast jeder zweite Händler auf Unterstützung für Maßnahmen zur Energieeinsparung hofft.

Hinweis: Bei den dargestellten Ergebnissen handelt es sich um eine Umfrage der IHKs in NRW aus dem Dezember 2022, an der sich rund 450 Einzelhändler:innen beteiligt haben.

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