„Klagemauer“ für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal in der Pflege vor der Reinoldikirche

Es gibt Handlungsbedarf: Klagemauer zur Situation der Beschäftigten im Pflegebereich. Fotos: ver.di

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege lassen zu wünschen übrig, die Bezahlung auch, durch Corona ist es nicht besser geworden – im Gegenteil: die Belastungen haben zugenommen. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich die wenig erfreuliche Lage für viele Angestellte in Pflegeberufen beschreiben. Darauf hat die Gewerkschaft ver.di am Samstag vor der Reinholdikirche mit einer Klagemauer aufmerksam gemacht.

Systemrelevante Beschäftigung – aber wenig Wertschätzung für Beschäftigte in Pflegeberufen

Was mit der Corona-Pandemie deutlich geworden ist: die Beschäftigten in Altenpflege und Krankenhäusern sind systemrelevant – ohne sie bräche das Versorgungssystem zusammen. Woran es mangelt: an gesellschaftlicher Wertschätzung. Mit einer Aktion in der Dortmunder Innenstadt vor der Reinoldikirche hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Westfalen am Wochenende angezeigt, wo Verbesserungsbedarf besteht. ___STEADY_PAYWALL___

Gemeinsam mit dem Dortmunder Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen betonte der gewerkschaftliche Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen: gearbeitet wird im Pflegebereich sehr oft bis hin zu körperlicher und psychischer Erschöpfung.

Pflegekräfte sind signifikant häufiger und länger krank als Beschäftigte anderer Bereiche. Ihr Anteil an den psychischen Erkrankungen ist dreimal so hoch gegenüber anderen Beschäftigten.

Belastungssituation jetzt in der Coronazeit nochmal deutlich nach oben gegangen

Dennoch gehen Pflegekräfte oft „mit dem Kopf unterm Arm“ noch arbeiten, weil sie die Kolleg*innen nicht im Stich lassen wollen. Denn sie wissen, wenn sie sich krankmelden, könnte der Stationsalltag zusammenbrechen, so berichten Beschäftigte – ein Hamsterrad.

Die Belastungssituation ist jetzt in der Coronazeit nochmal deutlich nach oben gegangen durch die Kontaktbeschränkungen zu den Angehörigen und der damit verbundenen Schließung der Türen/Häuser und den zusätzlichen Hygiene- und Registrierungsaufgaben.

Was die Gewerkschafter*innen fordern: bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal in der Alten- und Krankenpflege. Im Einzelnen wurden Forderungen auf einer aufgestellten Klagemauer notiert. Das sind u.a.: verlässliche Arbeitszeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine gesetzliche Personalbemessung, die sich an den tatsächlichen Bedarfen orientiert, verpflichtend höhere Ausbildungszahlen und für alle eine weitaus bessere Bezahlung.

Aktionsbündnis plant in naher Zukunft Volksinitiative für mehr Personal in der Pflege

Am unteren Ende der Bezahlung rangieren die Beschäftigen der privaten ambulanten Dienste und der privaten Betreiber von Seniorenheimen. Die Gehälter liegen dort z.T. bei gleicher Qualifizierung und meist längeren Arbeitszeiten bei 1.000 und mehr Euro brutto unter der Bezahlung der Beschäftigten bei z.B. AWO, Kirche oder Stadt.

Und dann wären da noch die besonderen Belastungen im Berufsalltag des Personal: anonymisierte Beispiele von Überlastungen aus bekannten Krankenhäusern wurden von einzelnen Akteure vorgetragen. Viele Passanten blieben stehen und hörten ungläubig zu, einige klatschten. Das, was vorgetragen wurde, zeigt, wie fragil und auf Messers Schneide genäht unser Gesundheitssystem ist.

Häufig genügt es, dass nur ein Beschäftigter auf einer Station ungeplant ausfällt und es besteht die Gefahr, dass das ganze System wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht. Und leider geschähe dies zulasten der Gesundheit wie der Würde des Menschen, verlautbart das Aktionsbündnis. Demnächst soll eine Volksinitiative für mehr Personal in der Pflege gestartet werden.

 

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