„Pflegeberufekammer jetzt!“: Größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen fordert Recht auf Selbstbestimmung

Pflegekräfte bilden die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Sie fordern nun eine eigene Pflegeberufekammer. Foto: Klinikum DO
Pflegekräfte bilden die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen und pochen auf Selbstverwaltung. Foto: Klinikum DO

MitarbeiterInnen in Pflegeberufen fordern ein Recht auf Selbstverwaltung: Die zweite Info-Veranstaltung „Pflegeberufekammer jetzt!“ findet am 11. Juni 2018 im Klinikum Nord (Seminarraum 4, Station NI6) in der Münsterstraße 240 statt.

„NRW muss endlich mit anderen Berufsgruppen im Bereich der Pflege gleichziehen“

Bereits in dieser Woche diskutierten schon etwa 80 Interessierte und MitarbeiterInnen der Pflege am Standort Mitte mit Martin Dichter, dem Vorsitzenden des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest, über die Einrichtung und Möglichkeiten einer Pflegeberufekammer in NRW.

„NRW muss endlich mit anderen Berufsgruppen wie den Ärzten im Bereich der Selbstverwaltung der Pflege gleichziehen“, fordert Dichter in seinem Vortrag im Hörsaal des Klinikums Dortmund-Mitte.

Während Ärzte exzellent durch ihre Kammern und deren Netzwerke vertreten seien, werden der Pflege gegenwärtig noch allzu häufig Vorgaben durch die Politik gemacht, ohne dass berufsfachliche Institutionen ausreichend zur Beratung zugezogen würden.

Selbstverwaltung: Die eigenen beruflichen Inhalte sollen selbst definiert werden dürfen

Martin Dichter, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe Nordwest stand und steht Rede und Antwort.
Martin Dichter, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe Nordwest, stand und steht in Dortmund Rede und Antwort. Foto: Christopher Vent

Der DBfK verlangt daher Selbstverwaltung für Pflegeberufe, immerhin die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Die eigenen beruflichen Inhalte sollen zukünftig selbst definiert werden dürfen. „Nur so können wir unseren Beruf unter pflegefachlichen Gesichtspunkten weiterentwickeln und uns von der bisherigen Fremdbestimmung befreien“, so Dichter.

Eine Pflegeberufskammer kümmert sich unter anderem um den Erlass einer Berufsordnung für Pflegende, definiert Richtlinien für Fort- und Weiterbildungen und formuliert Qualitätsansprüche für die Praxis.

Nach jüngsten Entwicklungen entstehen Pflegekammern im Moment unter anderem in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Die DBfK regt auf diesen Grundlagen ebenso eine Pflegeberufekammer in NRW an. Auch Georg Schneider, Pflegedirektor am Klinikum Dortmund, unterstützt die Bildung einer Kammer: „Die Pflege muss selbst sagen, was die Pflege machen muss – nicht die Politik.“

Wichtig in diesem Prozess sind Diskussion und Austausch, das ist Dichters Credo. Deswegen bedankt er sich für die vielen, auch kritischen Beiträge von z.B. ver.di und dem Betriebsrat. Der Redner betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der gemeinsamen Ziele von Berufskammern und Gewerkschaften, wie die grundlegende Verbesserung von Arbeitsbedingungen der Pflegenden.

Sowohl Schneider als auch Dichter hoffen, dass sich am Standort Nord ebenfalls viele Interessierte und Pflegende am Montag, 11. Juni 2018, um 14.30 Uhr auf Station NI6 zur Informationsveranstaltung „Pflegekammer jetzt!“ einfinden werden.

Termin:

  • Montag, 11. Juni 2018, 14.30 Uhr
  • Klinikum Dortmund Nord, Station NI, Zimmer 6.11, Münsterstraße 240, 44145 Dortmund
  • Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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Reaktionen

  1. Klinikum Dortmund

    Klinikum Dortmund informiert über Situation der Pflegenden
    Heiße Diskussion um Pflegekammer: Situation der Pflege Thema in Patientenhochschule

    Die Pflegeberufekammer bleibt auf der Agenda im Klinikum Dortmund: Am Mittwoch, 04. Juli 2018, 18.00 Uhr, diskutiert Pflegewissenschaftlerin An- drea Besendorfer vom Klinikum Dortmund Gründe, die aus Sicht der Pfle- gedirektion für eine Pflegekammer sprechen. Viele Mitarbeiter informierten sich in zwei vorangegangenen Vorträgen des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) über dessen Standpunkt zu dem Thema.

    Bisher bleibt den Pflegenden die Mitbestimmung über die eigene Berufsordnung und die Selbstverwaltung versagt – jetzt kämpfen sie für eine eigene Pflegeberu- fekammer. Während beispielsweise Ärzte durch ihre Kammern und Netzwerke vertreten werden, muss die immerhin größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen bisher auf diese Freiheiten verzichten. Eine Pflegeberufekammer würde unter anderem Richtlinien für Fort- und Weiterbildungen definieren, eine Berufsordnung für Pflegende erlassen sowie generelle

    Professionalisierungsprozesse anstoßen und vorantreiben. Am Mittwoch, 04. Juli, um 18 Uhr, diskutiert Andrea Besendorfer im Zuge der Patientenhochschule daher die Situation der Pflege und die Vor- teile einer Pflegekammer. Dieses Mal sind nicht nur Mitarbeiter, sondern vor al- lem Patienten, Angehörige und Interessierte im Vortragsraum 1 der Magistrale, Klinikum Dortmund Mitte eingeladen.

    Die Diskussion am Klinikum Dortmund über die Einrichtung einer Pflegeberufekammer in NRW entfachten zwei Vorträge des DBfK. An beiden Standorten des Klinikums stieß das Thema auf großes Interesse und regte eine lebhafte Debatte an. Nicht nur positive, sondern auch skeptische Stimmen, insbesondere von den Gewerkschaften und dem Betriebsrat, meldeten sich zu Wort. Dichter, Vorsitzen- der des DBfK Nordwest, freut sich über den Austausch: „Für den Entstehungs- und Entwicklungsprozess ist Austausch und Diskussion sehr wichtig.“

    Termin:
    Mittwoch, 04. Juli 2018, 18 bis 19.30 Uhr
    Vortrag: „Berufspolitische Themen des Pflegeberufs: Warum soll es eine Pflegekammer geben?“
    Klinikum Dortmund, Standort Mitte, Magistrale,
    Beurhausstr. 40, 44137 Dortmund
    Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

    Die Veranstaltung ist Teil der Patientenhochschule. Ziel der Patientenhochschule Dortmund ist es, Menschen mündig zu machen, indem sie Hintergründe und Strukturen des Gesundheitssystems sowie medizinische Grundkenntnisse vermit- telt bekommen. Am Ende können sie sogar ein Zertifikat über das gesammelte Wissen erlangen. Alles leicht verständlich, alles kostenlos. Für Patienten und solche, die es nicht werden wollen.

    Die kostenfreien Kurse, die in Kooperation mit der AkademieDO entwickelt wur- den, richten sich sowohl an interessierte Bürger und Patienten als auch an Pati- entenvertreter und Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen

  2. Klinikum Dortmund

    Informationsveranstaltung „Pflegeberufekammer jetzt!“
    Verantwortung und Selbstbestimmung: Pflegende in NRW fordern eigene Kammer

    Ob in der Geburtshilfe, im Notfall oder am Lebensende – Pflegende übernehmen viel Verantwortung, das beweisen sie jeden Tag. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest fordert daher eine Pflegeberufekammer für NRW, um die Entwicklung der verschiedenen Berufszweige künftig selbst zu bestimmen.

    Bundesländer wie Schleswig-Holstein oder Niedersachsen machen es vor, nun steht auch Nordrhein-Westfalen kurz vor der Gründung einer eigenen Kammer für Pflegeberufe. Diese kümmert sich unter anderem um den Erlass einer Berufsordnung für Pflegende, definiert Richtlinien für Fort- und Weiterbildungen und formuliert Qualitätsansprüche an die Praxis. Gegenwärtig werden allzu häufig Vorgaben durch die Politik gemacht, ohne dass berufsfachliche Instanzen ausreichend zur Beratung gezogen werden. Der DBfK verlangt daher eine Selbstverwaltung für Pflegeberufe.

    Die eigenen beruflichen Inhalte sollen zukünftig eigenständig definiert werden dürfen: „Nur so können wir unseren Beruf unter pflegefachlichen Gesichtspunkten weiterentwickeln und uns von der bisherigen Fremdbestimmung befreien“, so Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest. Auch Georg Schneider, Pflegedirektor am Klinikum Dortmund, unterstützt die Bildung der Kammer: „Die Pflege sollte selbst sagen, was die Pflege machen muss – und nicht die Politik“, so Schneider. „Wir sprechen immerhin von der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen.“

    Weitere Informationen gibt es bei der Informationsveranstaltung „Pflegeberufekammer jetzt!“:
    Termin: 6. September 2018 um 18-21 Uhr
    Ort: Klinikum Dortmund, Beurhausstr. 40, 44137 Dortmund Kinderchirurgische Klinik, 4. Etage, Hörsaal

  3. ver.di kritisiert Pflegekammer NRW und ruft zu Protesten auf (PM)

    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) unterstützt die vielfältigen Proteste gegen die Pflegekammer NRW und fordert eine Vollbefragung aller Pflegekräfte vor ihrer Errichtung.

    „Der Personalmangel in der Gesundheits- und Altenpflege ist erdrückend. Wir brauchen umgehend bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitssektor! Die Pflegekammer kann für ihre Mitglieder keine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen oder Bezahlung durchsetzen. Das ist und bleibt Aufgabe der Gewerkschaften“, erklärt ver.di-Landesleiterin Gabriele Schmidt.

    ver.di fordert eine Vollbefragung aller Pflegekräfte, wie sie bereits in mehreren Bundesländern stattgefunden hat. Nur hieraus lässt sich eine repräsentative Meinung der Pflegekräfte ermitteln. „Eine Kammer, die den Anspruch hat für alle zu sprechen, muss auf einem demokratischen Fundament stehen,“ sagt Katharina Wesenick, ver.di-Fachbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen eine Vollbefragung aller Pflegekräfte in NRW.“

    Die NRW-Landesregierung hat mit dem Heilberufegesetz festgelegt, dass alle Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung Mitglied einer durch den sogenannten Errichtungsausschuss zu schaffenden Pflegekammer werden. Der Kammerbeitrag der Pflegenden wird durch eine Anschubfinanzierung der Landesregierung vorerst auf fünf Euro begrenzt. Perspektivisch ist mit höheren Beiträgen zu rechnen.

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