Für fast 36,4 Mio. Euro: Sanierung des Dortmunder Rathauses beginnt – in zwei Jahren sollen alle Arbeiten beendet sein

Die Tore schließen sich: in den nächsten zwei Jahren ist das Rathaus in Dortmund dicht. Foto (5): Thomas Engel

Es musste so kommen: das Dortmunder Rathaus war irgendwann nicht mehr das, was es einmal war – mit seiner Zeit auf Augenhöhe. Zwar kann sich – geneigter Geschmack vorausgesetzt – der quaderförmige Klotz am Rande des Friedensplatzes rein äußerlich noch sehen lassen. Und das nach immerhin über drei Jahrzehnten intensiver Nutzung. Doch im Inneren, zweifelsohne, da haperte es zusehends. Das zwischen 1987 und 1989 errichtete Schätzchen ist definitiv in die Jahre gekommen. Vor allem wegen der Öko-Bilanz besteht zwingender Handlungsbedarf. So konnte es schlicht nicht weitergehen. Zumal für eine Stadt, die in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorne mit dabei sein möchte im Lande. – Zwei Jahre soll die nun beginnende Modernisierung kommunaler Repräsentanz in Anspruch nehmen. Mit gut 36 Millionen Euro sind Steuerzahler*innen im Boot.

Ab dem 16. November und für zwei Jahre: umfassende Sanierungsarbeiten im Rathaus beginnen

Öffentlicher Abbau eines (noch) halogenbestückten Großkronleuchters

Nachdem der Dortmunder Stadtrat in mehreren Stufen die fälligen Gelder zur Generalüberholung bewilligt hatte (wie üblich, stiegen die voraussichtlichen Kosten mehrfach), wird es nun ernst. Es geht an die Umsetzung des 36,35 Millionen Euro teuren Sanierungsprojektes. ___STEADY_PAYWALL___

Für die anstehenden Arbeiten musste nicht nur die gesamte En­tou­ra­ge (Verwaltungspersonal nebst Büroeinrichtungen und anderer Infrastruktur), sondern selbstverständlich auch der stadteigene Bestand an Kunst- und anderen Wertgegenständen für die nächsten 24 Monate umziehen. Eben einfach alles, was sich in der Immobilie nach drei Jahrzehnten intensiver Nutzung so ansammeln konnte.

Bereits seit dem 12. Oktober läuft der Auszug aus dem Rathaus in kleinen Etappen. Der Ablaufplan: noch bis zum 13. November verlassen die einzelnen Abteilungen und Geschäftsbereiche ihre angestammten Räumlichkeiten. Seit dem 2. November wird vor dem Rathaus der Bauplatz eingerichtet, am 16. November geht’s los.

Dortmunder Stadtgesellschaft: Immobilie politischer Repräsentanz muss zunächst entkernt werden

Demnächst gib’s LEDs im Rathaus

Der größte Teil städtischer Mitarbeiter*innen zieht ebenso wie die Büros der Fraktionen für die nächsten zwei Jahre auf die südlich schräg gegenüberliegende Wallseite des Rathauses, Hausnummer 21-23. Dort befindet sich eine zuletzt nicht mehr genutzte Immobilie: die der Volkswohl-Bund-Versicherungen. Thomas Westphal, frisch gewählter Oberbürgermeister, lässt gegenwärtig die betreffenden Räumlichkeiten abschließend einrichten. Sein eigenes Büro steht bereits, vorgestellt hat er sich auch schon (wir berichteten). – Fehlt nur noch ein politisches Programm, das erkennbarer ist.

Immerhin: Kunstwerke, Ausstellungsstücke zur Geschichte Dortmunds, Geschenke aus den Partnerstädten, Preise, mit denen die Stadt im Laufe der Zeit ausgezeichnet wurde – all das ist bereits gesichert: die wertvollsten Exponate seien inzwischen irgendwohin gebracht worden. – „Keine Auskunft“, bedeuten die Akteure während des Pressetermins in der Bürgerhalle des Rathauses auf die naheliegende Frage nach dem genauen Ort. – Anders in der späteren Mitteilung der Stadt: ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) seien sie gebracht worden. Sicher ist sicher.

Muss temporär weichen: der Wandteppich in der ersten Etage. Foto (2): Christian Schön/Stadt Do

Auch der große Wandteppich von 1950 mit der mittelalterlichen Stadtansicht hat seinen Platz zwischen den Eingängen zum Ratssaal in der ersten Etage verlassen und wird in der nächsten Zeit von Fachleuten restauriert. Die stilprägenden (aber bis dato lediglich halogenbetriebenen) Kronleuchter aus der Bürgerhalle werden parallel zu den Bauarbeiten ebenfalls an sicherem Orte verwahrt.

Das geflügelte Nashorn aus dem Foyer bekommt am Südwall einen oder seinen Platz. Wo Rat, Verwaltungsvorstand und viele Ausschüsse während der zweijährigen Sanierungsphase in den Westfalenhallen tagen werden, haben sich Gruppen, die regelmäßig das Rathaus nutzten, und Parteien ihre eigenen Lösungen resp. Übergangsquartiere gesucht.

Für etwaige Veranstaltungen: Bauzaun auf dem Friedensplatz kann verschoben werden

Die ersten sichtbaren Vorbereitungen für den Start der Sanierung wurden in der vergangenen Woche getroffen. Unterhalb des Ratssaals vor dem ehemaligen Restaurant „Lokalmanufaktur“ wurden die „Dortmunder Leuchten“ für die nächsten zwei Jahre abgebaut. Sie machen Platz für einen Teil der Baustellen-Logistikfläche.

Richtung Friedensplatz und Stadtgarten werden etwa 20 Meter breite Streifen für die Aufstellung der Baustelleneinrichtung genutzt. Das Rathaus und die benötigte Logistikfläche sollen schon bald vollständig durch einen Bauzaun eingegrenzt sein. Außengastronomie auf dem Friedensplatz ist weiter möglich.

Sollte es der Bauablauf hergeben, kann auch für große Veranstaltungen auf dem Friedensplatz der Baustellenzaun vorübergehend zurückgeschoben werden. (Kleiner Hinweis an den BVB!) Denn der betreffende Bereich wird lediglich als Materiallagerfläche genutzt, während die weniger mobilen Baustellencontainer im Bereich des Stadtgartens aufgestellt sind. Eine temporäre Asphaltdecke wird überall dort, wo es im Baustellenbereich Fahrzeuge gibt, die hochwertige Pflasterung des Bodens schützen – später ist sie problemlos wieder entfernbar.

Dortmunder Unternehmen bei Auftragsvergabe erfolgreich – Wiedereinzug für 29. November 2022 geplant

Wandbild vom ehemaligen OB Günter Samtlebe beim Umzug: jetzt ziert es das provisorische Arbeitszimmer von Thomas Westphal am Südwall.

Die Bauablaufplanung orientiert sich an den Gewerken. Dies wurde bereits im Vergabeverfahren und bei der Vergabestruktur berücksichtigt. Die ausführenden Gewerke wurden in drei Fachlosen (Los 1 – Gebäudehülle / Los 2 – Aus- und Hochbau / Los 3 – Technische Gebäudeausrüstung) und vier Einzelvergaben (Baustellenlogistik, Abbruch, Maler- und Lackierarbeiten, Natur- und Betonwerksteinarbeiten) aufgeteilt. Von den drei großen Losen konnten zwei Aufträge an Dortmunder Unternehmen vergeben werden.

Das Interesse von Firmen aus Dortmunds näherer und weiterer Umgebung war bereits im Vorfeld sehr groß. Die Bauzeitplanung ist seit Anfang des Projektes unverändert und stabil. Die Hauptarbeiten sollen bis Ende August 2022 abgeschlossen sein. Dann folgt eine dreimonatige Phase der Wiederinbetriebnahme, bei der auch schon die ersten Sitzungen des Rates abgehalten werden können. Der Wiedereinzug ist weiterhin für den 29. November 2022 geplant.

Was Du nicht willst, dass man Dir tu‘ …: Stadt Dortmund sorgt für Coronaschutz auf Rathaus-Baustelle

Vorm heruntergelassenen Kronleuchter (v.l.:) Udo Winterberg (Leiter Rathaussanierung), Thomas Westphal, Andreas Döpper und Luis Kiefer (Mitarbeiter Luzidus Leuchtmanufaktur) sowie Baudezernent Arnulf Rybicki

Auch die Corona-Pandemie konnte diesem Zeitplan bisher nichts anhaben. Seit Mitte März wurden fast alle Besprechungen per Videokonferenz geführt.

Daneben gibt es regelmäßige Abstimmungen mit den Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren sowie den zuständigen Ansprechpartnern der Bezirksregierung Arnsberg für den betrieblichen Arbeitsschutz.

Das Ziel ist es, gute und nachhaltige Maßnahmen zur Hygiene auf der zukünftigen Baustelle sicherzustellen. Durch die Projektgruppe ist ein System zur Nachverfolgung der dort tätigen Personen entwickelt worden, damit Kontakte im Bedarfsfall lückenlos nachverfolgt werden können.

Das wäre die Abteilung Vorbildfunktion: Nichts von den Bürger*innen beim Infektionsschutz zu erwarten, was nicht selbst fraglos eingehalten wird.

Weitere Informationen:

  • Mit Beschluss des Rates vom 23. Mai 2019 wurden die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen beschlossen und das Budget dafür freigegeben. Den Auftrag zur Sanierung erteilte der Rat zuvor schon am 15. Februar 2018. Die Ausschreibungsergebnisse haben zu einer Erhöhung der Investitionssumme um 2,3 Millionen Euro auf fast 36,4 Millionen geführt. Insgesamt hatte der Rat 36,35 Millionen Euro bewilligt.
  • Die letzte Ausschreibung (Maler- u. Lackierarbeiten) ist am 8. Oktober 2020 gestartet worden. Das fünfgeschossige Gebäude mit einer Größe von rund 15.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche wurde bislang als Verwaltungsgebäude mit Büro- und Besprechungsräumen in den Obergeschossen, mit Sitzungssälen im 1. Obergeschoss, der Bürgerhalle und Trauzimmern sowie Ausstellungsbereichen und einem Restaurant im Erdgeschoss genutzt.
  • Das Sanierungsprogramm in Stichworten: • Erneuerung der Lüftungsanlagen • Erneuerung der Heizungsverteilung sowie der Heizflächen • Erneuerung der sanitären Ver- und Entsorgungsleitungen sowie Einrichtungsgegenstände • Erneuerung der öffentlich zugänglichen Aufzüge, hierbei auch ein Umbau von zwei Aufzügen zu einem Aufzug für Liegendtransporte • Erneuerung der kompletten Elektroinstallation • Erneuerung der Gebäudeautomation • Erneuerung der Brandmeldeanlage und Sicherheitsbeleuchtung • Erneuerung der Feuerlöschanlage • Sanierung der Fensterfassaden (Austausch der Verglasungen) mit 3-fach-Verglasung • Instandsetzung bzw. Sanierung der Glaskuppel mit 3-fach-Verglasung • Instandsetzung und Reinigung der Natursteinfassade • Schaffung von Barrierefreiheit im Ratssaal • Umbau der Beleuchtung • Anbindung der Empore des Ratssaals an die Fluchttreppen • Erneuerung und Anpassung des Trockenbaus in Wänden und Decken • Erneuerung der Wand- und Bodenfliesen • Bodenbelagsarbeiten • Überarbeitung der vorhandenen Parkettböden • Malerarbeiten • Schaffung von Gründächern
  • Aktuelle Informationen und viel Hintergrund zur Rathaussanierung können jederzeit im Netz abgerufen werden – unter der Adresse www.sanierungrathausdortmund.de.

 

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Reaktionen

  1. Starkregen hat Wasserschaden bei Sanierung des Dortmunder Rathauses zur Folge (PM Stadt Dortmund)

    Starkregen hat Wasserschaden bei Sanierung des Dortmunder Rathauses zur Folge

    Im Zuge der Sanierungsarbeiten am Dortmunder Rathaus ist es bei dem Starkregenereignis am Wochenende des 26./27. Juni 2021 zu einem starken Regenwassereinbruch in das Gebäude gekommen. Durch einen Montagefehler einer bauausführenden Firma wurden große Mengen des Regenwassers vom Dach nicht entsprechend abgeleitet und konnten so in das Innere des Rathauses eindringen. Das Wasser gelangte über alle Etagen bis hinunter in das erste Obergeschoss.

    Schäden bis in den Ratssaal

    Nach einer inzwischen erfolgten Schadensaufnahme wurde festgestellt, dass eine große Anzahl der bereits neu eingebauten Gipskartonwände, große Flächen der Bodenbeläge, u. a. des Parkettbodens im Bereich des Ratssaales, sowie des Estrichs durch das Eindringen des Regenwassers beschädigt worden sind. Als Sofortmaßnahmen wurde das beschädigte Parkett ausgebaut und die durchnässten Gipskartonplatten entfernt. Da das Wasser auch unterhalb des schwimmenden Estrichs gelangt war, wurde als weitere Sofortmaßnahme die Trocknung der Dämmung per Unterdruckverfahren initiiert.

    Rückbau des Estrichs hat bereits begonnen

    Die nach vier Wochen erfolgte Auswertung der Trocknungserfolge hat nicht zu dem erhofften Ergebnis geführt, so dass die Sachverständigen die Entfernung des durchfeuchteten Estrichs als erforderlich angesehen haben. Der Rückbau hat bereits begonnen. Der Schadensfall wurde durch den Verursacher seiner Haftpflichtversicherung gemeldet. Durch die Versicherung des Verursachers wurden Sachverständige zur Bewertung des Schadens und für die Festlegung der erforderlichen Maßnahmen hinzugezogen. Auch die Stadt Dortmund hat zur Beurteilung der entstandenen Schäden eine Sachverständige beauftragt.

    Die zeitlichen Auswirkungen werden zurzeit bewertet und mit dem ursprünglichen Bauprozess abgeglichen. Bereits jetzt ist absehbar, dass der Schaden zu einer Verlängerung der Bauzeit führen wird. Verzögerungen im bisher pünktlich verlaufenden Bauablauf sind leider nicht mehr zu verhindern, eine bestmögliche Kompensation wird selbstverständlich angestrebt. Da die Schadensursache und der Verursacher bekannt sind, ist für die Stadt Dortmund eine gute Voraussetzung für eine vollständige finanzielle Regulierung seitens des Schadenverursachers gegeben.

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