Freunde des Hoesch-Museums trauern um ihren Ehrenvorsitzenden Dr. Alfred Heese – ein Nachruf

Bereits am 4. Februar verstarb der Ehrenvorsitzende der Freunde des Hoesch-Museums, Dr. Alfred Heese. Er war der letzte Arbeitsdirektor der Firma Hoesch und engagierte sich im Ruhestand unablässig für das Museum. Foto: Stadt Dortmund

Die Freunde des Hoesch-Museums e.V. (FDHM) trauern um ihren Ehrenvorsitzenden Dr. Alfred Heese. Er verstarb am 4. Februar 2021. Ohne seine Initiative, sein Engagement und seine ausgleichende Persönlichkeit gäbe es das Hoesch-Museum nicht. Seit Januar 2000 verfolgte der letzte Arbeitsdirektor der Firma Hoesch in seinem Ruhestand unablässig das Ziel, 160 Jahre Stahlzeit in Dortmund mit all seinen Auswirkungen zu präsentieren. Nicht die rückwärtsgerichtete Sicht auf die „verlorene Stahlbasis, sondern die Verdeutlichung notwendiger Veränderungen“ sollten laut des von ihm mitverfassten Memorandums der Kern des neuen, anderen Industriemuseums werden. 

Ohne Dr. Alfred Heese gäbe es das Hoesch-Museum nicht

Mit seiner unermüdlichen und verbindenden Art holte er alle wichtigen Akteure in einen „Arbeitskreis Hoesch-Museum“, in dem die Stadt Dortmund, thyssenkrupp, das Westfälische Wirtschaftsarchiv und vor allem aktive und ehemalige Hoeschianer vertreten waren. 

Nach Gründung des Trägervereins FDHM – dessen erster Vorsitzender er folgerichtig war – und der unermüdlichen Akquise von Fördergeldern konnte Dr. Heese am 23. Oktober 2005 zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer das Brammentor des Hoesch-Museums für Gäste öffnen. Er begleitete die Arbeit des Hauses bis fast zuletzt konstruktiv und warmherzig.

Alfred Heese, am 2. Juli 1929 als ältestes Kind einer Scharnhorster Bergarbeiterfamilie geboren, wurde geprägt durch das sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Milieu und einen aufrechten Vater, der dem Sohn den Besuch des Helmholtz-Gymnasiums und damit das Abitur ermöglichte. 

 „Streitige Kooperation“ aller Akteure eines Betriebs war ihm stets ein Anliegen

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz und Münster mit abschließender Promotion wurde er 1956 Assistent des Arbeitsdirektors der Hüttenwerke Oberhausen AG und dort neun Jahre später Personalchef. 1973 wechselte er als Arbeitsdirektor zur Rheinstahl Hüttenwerke AG in Hattingen und ging in gleicher Funktion 1978 zur Hoesch Stahl AG. 

1988 wurde er zum Arbeitsdirektor des gesamten Konzerns berufen und blieb es auch nach der Übernahme der Hoesch AG durch die Fried. Krupp AG. 1994 schied er aus dem Unternehmen aus. Die „streitige Kooperation“ aller Akteure eines Betriebs war ihm stets ein Anliegen. Nur so konnte man bei allen Unterschieden zu einer Zusammenarbeit im Interesse eines wirtschaftlich soliden und zugleich sozial verpflichteten Unternehmens kommen. 

Dr. Alfred Heese lebte mit seiner Arbeit die Montanmitbestimmung und versuchte in diesem Sinne, die Beschäftigen an der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen zu beteiligen und unvermeidbare Produktionseinschränkungen durch Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Frühverrentung sozialverträglich zu flankieren. In der Hochzeit der Stahlkrise mit ihren Fusionen und Stilllegungen verfolgte er stetig eine Personal- und Sozialpolitik, die betriebsbedingte Kündigungen ausschloss.

Familienvater, der sich auch im Ruhestand politisch, sozial und kulturell engagierte

Seine berufliche Verantwortung sah er auch darin, sich konsequent inhaltlich weiterzuentwickeln. Er war Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft „Engere Mitarbeiter der Arbeitsdirektoren in der Eisen- und Stahlindustrie“, brachte das Förderprogramm „Humanisierung der Arbeit“ der Bundesregierung auf die Westfalenhütte und stand im engen Austausch mit der Sozialforschungsstelle Dortmund. 

Auch im Ruhestand engagierte er sich politisch, sozial und kulturell für und in der Stadt, sei es im Förderkreis Eisengießerbrunnen, in der Gesellschaft zur Förderung der Sozialwissenschaften, in der Sozialakademie, im Verein ZWAR und natürlich für sein Hoesch-Museum. Seiner Frau Annegret verdankte er nicht nur drei Töchter und einen Sohn, sondern auch eine Familienorganisation, die ihm dieses lebenslange öffentliche Engagement ermöglichte. Alle Freundinnen und Freunde des Hoesch-Museums werden Herrn Dr. Heese in dankbarer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. 

 

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Reaktionen

  1. Alfred Dilger

    Von meiner Tätigkeit im KBR von Krupp-Hoesch habe ich Alfred Heese kennen und schätzen gelernt. Er hat uns allen Achtung und Respekt abgenötigt. Wir haben Ihn als umsichtigen Arbeitsdirektor geachtet. Wir werden Ihn nicht vergessen.
    Er ruhe in Frieden.
    Seine Frau und seine Kinder mögen getröstet werden.

  2. Dieter Treuke

    Wir trauern über den Tod von Dr. Alfred Heese ! Er war wie ein Vater für die Hoesch-Mitarbeiter und dann auch für das Hoesch-Museum . Auch mein Arbeitsleben war Hoesch , seit 1954 und heute noch 15 Jahre im Hoesch-Museum .Die Corona-Pandemie , läßt es leider nicht zu ,Alfred Heese auf dem letzten Weg zu begleiten . Werden Ihn immer in guter Erinnerung behalten !

  3. Gerold Vogel

    Ich habe Alfred Heese als einen kompetenten und einfühlsamen Menschen kennengelernt. Gerne erinnere ich mich an die Zusammenarbeit, über viele Jahre, mit ihm. Auch in der Zeit als die Fusion Krupp/Hoesch anstand, war auf ihn Verlass. Er war immer ein Mensch, für den der Mensch im Mittelpunkt stand. Von ihm hätten wir mehrere gebrauchen können. Er hinterlässt eine große Lücke! Ich bin froh Alfred Heese nicht nur als Arbeitsdirektor kennengelernt zu haben. Er war ein großartiger Mensch.

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