Film und Gespräch: Dortmund, die Stadtwerke und der extistenzvernichtende Kohleabbau in Kolumbien

Szenenbild aus La Buena Vida - Das gute Leben. Foto: Camino Filmverleih
Szenenbild aus La Buena Vida – Das gute Leben. Foto: Camino Filmverleih

„Es darf nicht sein, dass eine europäische Kommune aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus die Missachtung von internationalem Recht, Arbeits- und Umweltschutzbedingungen billigend in Kauf nimmt. Das gilt auch für die städtischen Töchter.“ (Oberbürgermeister Ullrich Sierau)

Diese Worte des Dortmunder OB sind Leitlinie einer Veranstaltung am Montag, 14. Dezember, um 19 Uhr in der Auslandsgesellschaft, Steinstr. 48, in der es um den Zusammenhang von Dortmund und dem Kohleabbau in Kolumbien geht.

STEAG bezieht sehr viel Steinkohle aus dem Tagebau „El Cerrejon“

Filmplakat von La Buena Vida - Das gute Leben. Foto: Camino Filmverleih

Mit einem Anteil von über einem Drittel sind die Stadttöchter DSW und DEW Mitinhaber des Energiekonzerns STEAG. Der bezieht in erheblichem Ausmaß Steinkohle aus dem größten Tagebau „El Cerrejon“ in Kolumbien.

Diese Mine steht im Mittelpunkt des sehenswerten Films „La buena vida – Das gute Leben“, der  die Geschichte der kolumbianischen Dorfgemeinschaft Tamaquito und ihres jungen Anführes Jairo Fuentes erzählt.

Die traditionelle Lebensgrundlage der Indigenen in Harmonie mit der Natur wird durch den Kohleabbau der Mine zerstört.

Der Konzern verspricht den Dorfbewohnern die Segnungen des Fortschritts, die Wayúu hingegen legen keinen Wert auf moderne Häuser mit Stromversorgung und ein so genanntes „besseres Leben“.

Sie beginnen den Kampf um ihr Leben in den Wäldern, der schon bald zum Existenzkampf wird.

„Initiative Dortmund Kolumbien“ wird von ihren Aktivitäten berichten

Im Anschluss an den Film werden Vertreter der „Initiative Dortmund Kolumbien“ von ihren Aktivitäten berichten, die oben genannten Grundsätze des Oberbürgermeisters auch für die beteiligten Firmen gültig werden zu lassen.

Außerdem wird über die aktuelle Situation des Dorfes informiert. Der Eintritt ist kostenlos.

Szenenbild aus La Buena Vida - Das gute Leben. Foto: Camino Filmverleih
Szenenbild aus La Buena Vida – Das gute Leben. Foto: Camino Filmverleih
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Reaktionen

  1. Bernd Tödte

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich sehe das mit dem Kohleabbau in Kolumbien etwas anders.
    Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich in Kolumbien gut auskenne, da ich dort 4 Jahre gelebt und gearbeitet habe. Meine Frau ist Kolumbianerin. Zwei meiner Söhne sind in Kolumbien geboren. Wir sind jedes Jahr an der kolumbianischen Karibikküste und ich kenne den Bergbau Cerrejon.
    Ja, es ist ein Unglück für die dort lebenden Wayuu, dass gerade bei Ihnen die Kohle entdeckt worden ist. Aber so ist die neue Zeit: Soll Kolumbien auf seine Bodenschätze verzichten, weil im Abbaugebiet Menschen wohnen? Das tun wir in Deutschland auch nicht. In unseren Braunkohlegebieten werden ebenfalls Dörfer umgesiedelt und die riesige Grube frisst sich durch das Land. Auch hier verlassen die Leute nicht freiwillig ihre traditionelle Umgebung. In Kolumbien ist der Bergbau ein ganz wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Ein großer Anteil des Wirtschaftswachstums kommt vom Bergbau. Das generiert direkt die Verminderung von Armut im ganzen Land. Zu den Wayuu: Sie haben Anspruch auf Entschädigung, nicht darauf, den Kohleabbau zu verhindern. Die Entschädigung steht ihnen nach kolumbianischen Recht zu. Es ist wahr, dass es häufig zu Rechteverletzungen kommt. Aber glauben Sie mir, in Kolumbien gibt es sehr viele Leute, die sich darum kümmern, dass das besser wird. es gibt an der kolumbianischen Karibikküste außer den direkt im Bergbaugebiet Lebenden kaum jemanden, für den der Kohleabbau ein Aufreger ist. Im Gegenteil, die Leute bemerken, dass er Arbeitsplätze schafft, z.B. beim Transport der Kohle, in den Verladeterminals in Santa Marta… und auch die Karibikregionen erhalten mehr und mehr Anteile aus den Kohleverkäufen. Ja, es wird Natur für den Abbau verbraucht – wie in jedem anderen Land der Welt auch, und wie auch in Deutschland. Die Auswüchse des Abbaus müssen vor Ort von den Kolumbianern selbst beseitigt werden. Es ist Europäische Arroganz, dem Land diese Fähigkeit abzusprechen. Es gibt in Kolumbien Grüne und Umweltaktivisten, die erfolgreich arbeiten. Ihr Ziel ist aber nicht, den Kohlebergbau als Kernindustrie der kolumbianischen Wirtschaft ganz zu verhindern, sondern die unakzeptablen Nebenwirkungen zu vermindern. Kolumbien ist ein 4 x so großes Land wie Deutschland. Es gibt viel Platz dort, auch für die Wayuu. Auf deutschen Plätzen und mit deutschen Kampagnen gegen kolumbianische Kohle lässt sich das Leben der Wayuu leider nicht vebessern. Denken Sie bitte an Gerhard Hauptmanns Weber in Schlesien. Sie stemmten sich gegen die neue Zeit, aber es half ihnen nicht. Escblieb ihnen nur, die neuen Umstände zu akzeptieren und ihre Lebensweisen anzupassen. Ganz genau so ist das auch heute in Kolumbien. Möchten Sie in Dortmund etwa, dass Kolumbien sich n i c h t entwickelt und ein riesiges Naturschutzgebiet wird, in dem die Menschen vom Sammeln und Jagen leben? Das kann nicht Ihr Ernst sein, denn es würde Hunger und Elend für Millonen bedeuten. Und noch etwas: Viel verheerender als der Kohleabbau ist für Kolumbien der internationale Drogenkonsum, auch der in Dortmund, denn der führt in Kolumbien direkt zu korrupt maffiösen Verhältnissen, die verantwortliche Politik hin zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse im Land stark behindern. Ich zweifele nicht an guten Absichten des Dortmunder Oberbürgermeisters und der Dortmunder Initiativen, aber seien Sie gewiss, mit der Verhinderung von Kohleförderung in Kolumbien würden Sie dem Land einen Bärendienst erweisen.

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