FH-Team entwickelt Digital-Tool für eine inklusive und partizipative Planung von Gebäuden und Quartieren

Wer eine barrierefreie Sporthalle plant, sollte auch das Umfeld berücksichtigen. Foto: Pixabay
Wer eine barrierefreie Sporthalle plant, sollte auch das Umfeld berücksichtigen. Foto: Pixabay

Sie arbeitet in den Fachbereichen Architektur und Angewandte Sozialwissenschaften, er ist Informatiker. Zusammen sind sie „inkluDESIGN“. Mit ihrem integrativen und partizipativen Community- und Beratungs-Tool für Gebäudeplanung und Quartiersentwicklung haben Friederike Asche und Daniel Fruhner, Promovierende an der Fachhochschule Dortmund, zuletzt den Social-Start-up-Wettbewerb greenhouse.ruhr gewonnen.

Erst ein ganzheitlicher Ansatz führt zur barrierefreien und inklusive Planung

Für jedes neue öffentliche Gebäude in Nordrhein-Westfalen wird seit vergangenem Jahr ein Barrierefrei-Konzept verlangt – eine erweiterte Planungsleistung für Architekt*innen und in dem neu geforderten Umfang und für viele Neuland. „Wer nicht von Anfang an und in Abstimmung mit den Nutzer*innen-Gruppen barrierefrei/inklusiv plant, muss später oft teure Nachbesserungen in Kauf nehmen“, sagt Friederike Asche.

Dabei gehe es um mehr als die Erfüllung einer DIN-Norm. „Barrierefreiheit ist darüber hinaus auch immer ein Aushandlungsprozess“, betont die FH-Doktorandin. Diesen Prozess will das Team inkluDESIGN aktiv gestalten und so Menschen mit Barriereerfahrung als Expert*innen gleich von Anfang an in die Planung einbeziehen.

Mit einer von Ihnen aufgebauten Community – einem Netzwerk aus Menschen mit und ohne Barriereerfahrung – will inkluDESIGN Stadtplaner*innen und Architekt*innen sogenannte Expert*innen in eigener Sache zur Seite stellen. Denn wichtig sei ein ganzheitlicher Ansatz, sagt Friederike Asche und nennt ein Beispiel: „Man kann eine perfekt barrierefreie Turnhalle bauen.

Wenn aber der Parkplatz davor nur eine wassergebundene Fläche ist, wird das Rollstuhl-Basketball-Team die Halle mitunter trotzdem nicht nutzen.“ Der Grund dafür werde erst durch den Austausch mit der Zielgruppe deutlich. „Das Team müsste bei Regen durch den Schlamm fahren und vor dem Spiel –  also vor Nutzung der Halle – erst die Rollstühle putzen“, erklärt sie die Grundidee weiter.

Solche Informationen erfährt man oft erst von den Expert*innen in eigener Sache. Barrierefreie und inklusive Planung sei dabei nicht nur für Menschen mit Einschränkungen wichtig. Was Rollstuhlnutzer*innen helfe, helfe oftmals vielen, so zum Beispiel auch Familien mit Kinderwagen oder Personen mit einem Koffer.

inkluDESIGN schafft neue Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Barriereerfahrungen

Friederike Asche und Daniel Fruhner promovieren an der FH Dortmund. Gemeinsam haben sie „inkluDESIGN“ erdacht – ein integratives Planungstool für Gebäude- und Quartiersentwicklung, bei dem Menschen mit Behinderung zu Expert*innen für Barrierefreiheit werden. (Foto: FH Dortmund)
Friederike Asche und Daniel Fruhner promovieren an der Fachhochschule Dortmund. Foto: FHDO

Mit inkluDESIGN wollen die beiden FH-Doktorand*innen eine Plattform schaffen, die den Austausch zwischen Planer*innen und Betroffenen – also Expert*innen in eigener Sache – ermöglicht. „Die digitale Bereitstellung der Pläne, teils gekoppelt mit Virtual Reality, ermöglicht einen ortsunabhängigen Austausch. Wir liefern die Software, die Beratung, Moderation und die Community“, sagt Daniel Fruhner.

Für ihren Input und ihre Diskussion der Pläne würden die Expert*innen in eigener Sache entsprechend entlohnt. Damit will inkluDESIGN zugleich neue Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Barriereerfahrungen schaffen. „Die Idee von inkluDESIGN ist nicht ausschließlich aufs Bauen beschränkt“, erläutert das Gründungsteam. Für Produktentwickler*innen und Designer*innen ist diese Expertise der inkluDESIGN-Community zur Produktentwicklung in einem universellen Design ebenso relevant.

Während des Wettbewerbs „greenhouse.ruhr“, einem Projekt der Wirtschaftsförderung Dortmund gemeinsam mit der Fachhochschule Dortmund, hat das Team von inkluDESIGN das Tool von einer ersten Idee bis zur konkreten Umsetzungsreife vorangetrieben. Unterstützt wurde das Team von den Gründungsexpert*innen der FH Dortmund und dem „Impact Hub Ruhr“.

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