Digitale Litfaßladesäule soll Elektromobilität und lokalem Handel helfen – und KundInnen die Zeit vertreiben

Ein Prototyp mit kleinem Display zeigt das Konzept. Fotos (2): Karsten Wickern

Wer mit einem Elektroauto unterwegs ist, benötigt ein gutes Ladesäulennetz. Mit der steigenden Zahl der Elektroautos werden auch immer mehr Ladesäulen benötigt. Die Investitionen dafür sind groß. Mehrere tausend Euro kostet eine einzelne Ladesäule. Das Dortmunder Startup „LoyalGo“ will den Betreibern eine zusätzliche Einnahmequelle bieten und gleichzeitig den lokalen Handel in der Konkurrenz zum Online-Handel unterstützen. Ihre Ladesäule mit eingebauten Display soll Werbung und Angebote von lokalen Händlern und Gastronomen anzeigen.

Individuelle Werbung für die Ladepause des Elektroautos

Eine Elektroauto-Fahrerin parkt vor einer Ladesäule, steckt den Stecker ins Fahrzeug und startet den Ladevorgang. Die Ladesäule zeigt nun Vorschläge an, wie sie die Wartezeit verbringen könnte. Eine Pizzeria in der unmittelbaren Nähe bietet einen Rabatt für Ladesäulen- NutzerInnen an. Den Gutschein dafür erhält sie beim Start des Ladevorgangs direkt auf ihr Handy. So sieht ein möglicher Einsatz der neuen Ladesäule aus.

Das Team von „LoyalGo“
Das Team und MentorInnen von „LoyalGo“

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Lokale Kooperationspartner können ihre Werbe- und Bonusprogramme individuell festlegen. Sie können eigene Ladesäulen betreiben oder einen Werbeplatz auf der Ladesäule von kooperierenden Betreibern anmieten. Die von „LoyalGo“ entwickelte Software zeigt den LadekundInnen eine individuelle Werbung an. Dies  geschieht auf der Grundlage von anonymen Umgebungsdaten. Eine Erweiterung durch persönliche Daten der Nutzer wäre allerdings auch möglich, erklärt Mitgründer Sebastian Schramm.

Die Eigenschaften der Ladesäulen sind stark an die Einsatzort anpassbar. Das Standardmodell verfügt über ein 46 Zoll großes, integriertes Display. Damit können sowohl LadekundInnen, als auch PassantInnen per Touch mit dem System interagieren. Für Einsatzorte mit weniger Publikumsverkehr will das Unternehmen auch Ladesäulen mit einem kleineren Display anbieten.

Auch das Bezahlverfahren ist individuell anpassbar. 13.500 Euro netto kostet die Ladesäule mit dem 46 Zoll Touchscreen. Zur Einordnung: konventionelle öffentliche Ladesäulen ohne Displays kosten etwa 8.000 Euro. Ziel sei es, Lademöglichkeiten ab 999 Euro anzubieten, sagt Rusan Müller von „LoyalGo“. Selber bauen das Unternehmen die Ladesäulen nicht. Dazu arbeitet es mit einem Auftragsfertiger zusammen.

Partner für die Umsetzung der Idee in Dortmund gesucht

Schramm sieht sein Produkt als eine Kombination des Besten aus einer Ladesäule und einer digitalen Litfaßsäule. Mit dem Produkt richtet sich seine Firma an gewerbliche Kooperationspartner wie Stromversorger, Werbegemeinschaften, Supermärkte oder Kommunen. Erste Ladesäulen von „LoyalGo“ wurden bereits vor der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden aufgebaut. Nun suchen die jungen Gründer im Ruhrgebiet und bundesweit nach Partnern, die solche Ladesäulen betreiben wollen. 

Erste Werbeladesäulen könnten bald in Dortmund aufgebaut werden. Archivbild
Erste Werbeladesäulen könnten bald in Dortmund aufgebaut werden. Archivbild

Die Gründer Sebastian Schramm und Tarik Mian haben beide an der TU Dortmund Elektro- und Informationstechnik studiert und fühlen sich mit Dortmund sehr verbunden. Sie würden daher gerne erste Projektumsetzungen in ihrer Heimat Dortmund starten. Erfahrungen mit digitalen Diensten für den stationären Handel haben die beiden bereits mit dem digitalen Bonussystem „LOYEES“ gemacht. Dabei können die Kunden digital Treuepunkte von Dortmunder Geschäften sammeln und gegen Prämien einlösen.

Das Unternehmen wurde im Technologiezentrum Dortmund gegründet und dabei durch das „StartUP.InnoLab“ unterstützt. Aktuell wird das junge Team durch das EXIST-Gründerstipendium der Bundesregierung gefördert. Zusätzlich zu ihrem Standort im Technologiezentrum Dortmund hat das Start-up einen Standort in Dresden bezogen. Dort wurde es in den „Future Mobility Incubator“ von VW aufgenommen. Die Ladesäulen können nach eigenen Angaben bereits mit einer Vorlaufzeit von 2 Monaten geliefert werden.

 

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Reaktionen

  1. timo becker

    Dieses minidisplay kostet also mehr als 5000€ und muss diese Kosten ja durch Werbeeinnahmen wieder reinholen. Dass sowas nutzlosem und offensichtlich nicht durchdachtem auch noch zig Steuergelder hinterhergeworfen wird ist ne sauerei

  2. Dortmunder

    Hallo Timo,
    laut Artikel heißt es: „Das Standardmodell verfügt über ein 46 Zoll großes, integriertes Display.“ Das bedeutet, dass die Ladesäulen für die zusätzlichen Werbeeinnahmen ein Bildschirm mit über einem Meter Bildschirmdiagonale erhalten. Die Ladesäule aud dem Bild ist wie in der Bildunterschrift ersichtlich nur ein Demonstrator für die Funktionsweise, den Handel sinnvoll mit einem Ladevorgang der Elektromobilität zu verknüpfen.
    Aber selbst wenn der Demonstrator 5.000 EUR kosten würde, wäre er trotzdem nicht teurer als die meisten Ladesäulen, die allerdings nur schaltbare Steckdosen für Elektroautos sind .

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