Trauer bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

Ehrenvorsitzende Agnes Vedder ist im Alter von 95 Jahren gestorben – sie bleibt unvergessen

Agnes Vedder bei einer Veranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des VVN-BdA 2017. Die Ehrenvorsitzende der Vereinigung ist nun im Alter von 95 Jahren gestorben. Wie ihre Arbeit wird auch sie in den Kreisen der Antifaschist:innen unvergessen bleiben. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Schon bald nachdem im April 1945 die Morde der Gestapo an den etwa 300 in- und ausländischen Widerstandskämpfer:innen und Gegner:innen des Nazi–Regimes in der Bittermark und im Rombergpark bekannt geworden waren, begannen Freunde und Hinterbliebene der Opfer damit, sich zusammen zu finden. Agnes Vedder, damals 18 Jahre alt, war unter ihnen. Sie wurde später Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, später ihre Vorsitzende und zuletzt Ehrenvorsitzende. Sie war Mitglied der KPD, später der DKP. Nun ist sie 95-jährig gestorben, teilt der VVN-BdA der Öffentlichkeit in einem Nachruf mit.

Lebenslanges generationsübergreifendes Engagement gegen das Vergessen

Unvergessen ist der Aufruf „65plus“, mit dem im Herbst 2008 unter dem Motto der Senior:innen „Wir haben es erlebt! Nie wieder!“ gegen den aufkommenden Neonazismus demonstriert wurde.
Unvergessen ist der Aufruf „65plus“, mit dem im Herbst 2008 unter dem Motto der Senior:innen „Wir haben es erlebt! Nie wieder!“ gegen den aufkommenden Neonazismus demonstriert wurde. Archivfoto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Die VVN, die später den Zusatznamen „Bund der Antifaschisten“ annahm, trauert um Agnes Vedder. Unvergessen ist der Aufruf „65plus“, mit dem im Herbst 2008 unter dem Motto der Senior:innen „Wir haben es erlebt! Nie wieder!“ gegen den aufkommenden Neonazismus in Dortmund angegangen wurde.

Agnes Vedder war eine der Initiatorinnen. Trotz Verbots zogen ältere Leute eine Blockade auf, um den Naziaufmarsch, den das Bundesverfassungsgericht erlaubt hatte, zu verhindern.

Die Jugend mit der Zeitzeugengeneration zu verbinden, das war stets das Bemühen der Diplom-Pädagogin. Sie half bei der Bewegung der Internationalen Föderation des Widerstandes (FIR) für „Frohe Ferien für alle Kinder“ und war Betreuerin bei den Fahrten zum Beispiel nach Frankreich und Ungarn.

Aufklärung über die Verbrechen während der Nazizeit war ihr ein stetes Anliegen. Im Prozess um die Warsteiner „Fremdarbeitermorde“ im Jahr 1957 halfen ihr Mann Aloys Karl und sie, die Rolle des Industriellen Ernst Moritz Klönne zu enthüllen. Mit Erfolg.

Auch die Täter sollten in der Erinnerungskultur sichtbar werden

Die Ehrenvorsitzende Agnes Vedder und der damalige Bundessprecher des VVN-BdA, Ulrich Sander, 2007. Archivfoto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Agnes Vedder hat bis zuletzt gehofft, dass die Stadt Dortmund den Skandal der Ehrentafel für den Hitlerfinanzier Emil Kirdorf in Eving beendet. An anderer Stelle soll hingegen eine Mahntafel entstehen, dort wo die Hitlerfinanziers aus der „Ruhrlade“ tagten.

In Form einer Anregung an den Rat der Stadt Dortmund (§24 Gemeindeordnung), so schrieb sie, beantragen wir an der Grünanlage Hainallee eine Mahntafel anzubringen. „Unsere Mahngänge führen uns zu den Stolpersteinen für die Opfer des NS-Regimes. Wir sind der Meinung, dass es auch Erinnerungstafeln an die Täter geben sollte. Darunter jene aus der Wirtschaft.“

Agnes Vedder starb, während ihre jüngeren Freundinnen und Freunde auf dem Ostermarsch gegen alle Kriege demonstrierten. Sie bleibt unvergessen. Zeitpunkt und Ort der Trauerfeier für Agnes Vedder werden noch bekannt gegeben.

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