Studie zu Regionalflughäfen: Grüne & Co sehen sich in ihren Bedenken bestätigt – Kritik von Dortmund Airport

Der Dortmunder Flughafen ist für die Grünen ein Millionen-Grab. Fotos: Alex Völkel
Der Dortmunder Flughafen ist für seine Kritiker*innen ein Millionen-Grab, das den Ausbau des ÖPNV behindert. Foto (2): Alex Völkel

Die einen sehen sich darin bestätigt, dass es an der Zeit ist, den Dortmunder Flughafen zurückzubauen, statt die Start- und Landebahn womöglich noch weiter zu verlängern. Die anderen weisen die Ergebnisse einer vom Forum Ökologisch-Soziale-Marktwirtschaft (FÖS) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorgestellten Studie zu 14 bundesdeutschen Regionalflughäfen als interessengeleitet fast entrüstet zurück und beschwören ihr Verantwortungsbewusstsein. Es offenbaren sich tiefe Gräben. Wie so oft, scheiden sich die Geister letztendlich an einer Evaluation der Güte wissenschaftlicher Untersuchungen. In diesem Fall ist deren Schlussfolgerung eindeutig: Rote Karte für die Hälfte der Flughäfen, „Dunkelgelb“ (in Fußballersprache) für fünf weitere, darunter der Dortmunder Flughafen.

Erkenntnisinteresse: Keine Forschung ohne Absicht – nur Ausschnitte von „Wirklichkeit“ werden betrachtet

Vor über einem halben Jahrhundert führte der deutsche Philosoph Jürgen Habermas einen bis heute zentralen Grundbegriff in die Wissenschaftssprache ein: den des Erkenntnisinteresses. Kurz gesagt, ist damit gemeint, dass alle, die forschen oder etwas analysieren, damit bestimmte Zwecke verbinden. Oder Interessen. „Wertfreie“ Wissenschaft ist danach eine Chimäre: mein Blick auf einen bestimmten Ausschnitt der „Wirklichkeit“ färbt ihn zugleich. Das Glas mag eben halb voll oder halb leer sein. Entscheidend sind Güte einer Rechtfertigung von Prämissen (deren Vernunft) sowie Argumentationsstringenz. ___STEADY_PAYWALL___

Die Unmöglichkeit, Wissenschaft ohne Prämissen zu betreiben, hat politische Folgen; was Naturschützer*innen und Umweltbewegte hier, die Verantwortlichen des Dortmunder Flughafens dort, voneinander trennt, liegt gewissermaßen darin begründet. In ihren unterschiedlichen Interessen, die ihre Sicht auf die Realität formen. Da soll gezeigt werden: der Airport Dortmund ist ein Unding, oder, umgekehrt, quasi die Lebensader der Stadt. Und dann werden Wissenschaftler*innen dafür bezahlt, die eine oder andere Auffassung mit klugen Worten und scharfsinnigem Verstand zu belegen.

Ist dies geschehen, geht es in dem Streit in die zweite Runde. Jetzt ist Öffentlichkeitsarbeit angesagt. Es geht darum, möglichst viele Menschen mit der eigenen Sichtweise auf die Dinge zu erreichen. Am besten ihre Herzen, denn die denken weniger, sondern geben sich hin. Doch oberflächlich gesehen, stehen im Vordergrund die Argumente der beteiligten Parteien oder Streithammel: sie sollten es zumindest. Denn die Themen haben Gewicht, da sollte Vernunft wirken. Braucht Dortmund einen, soll Dortmund überhaupt einen Flughafen haben? Wenn ja: lieber kleiner oder vielleicht noch (viel) größer?

„Dunkelgelb“ für Airport Dortmund: Er rechnete sich nicht und es fehlte ihm an Konnektivität zur Region

Nachdem am Mittwoch, 19. August 2020, die Ergebnisse der Studie „Regionalflughäfen – Ökonomisch und klimapolitisch unverantwortliche Subventionen“ vom FÖS und BUND bekannt wurden, ließ die Gegenreaktion von den Verantwortlichen um den Dortmund Airport nicht lange auf sich warten, als hätten die Statements bereits in der Schublade gelegen. Genauso wie beim Bündnis 90/Die Grünen, BUND Dortmund sowie der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna.

Quelle (2): Studie FÖS/BUND

Worum geht es? – Die Autoren hatten 14 Regionalflughäfen in der Bundesrepublik im Wesentlichen auf drei Bewertungskriterien hin untersucht: Subventionen (staatliche Beihilfen), kontinuierliche Entwicklung des Verkehrsaufkommens in verschiedenen Segmenten und Konnektivität. Ihr ernüchterndes Fazit: „Keiner der untersuchten Regionalflughäfen erreicht eine positive Wertung auf allen drei Bewertungsdimensionen.“

Siebenmal gab es dabei die Rote Karte, entsprechend negativer Bewertungen auf allen drei Dimensionen; der Dortmunder Flughafen kommt nur mit „orange“ (dunkelgelb) davon, weil er immerhin nach zwei der drei Kriterien negative Ergebnisse erzielte. Was die Verfasser*innen der Studie vor allem bemängeln, sind die Subventionen der Stadt Dortmund und eine fehlende regionale Konnektivität.

Scharfe Kritik von Dortmund Airport an den Resultaten der FÖS-/BUND-Studie: Falschaussagen und Ignoranz

Doch für Flughafen-Geschäftsführer Udo Mager ist das Ergebnis wenig verwunderlich. Für ihn ist die Studie klar einseitig und kritikwürdig, näherhin, weil, „die Ablehnung des dezentralen und polyzentrischen Flughafensystems die Arbeit und Argumentation der Verfasser bestimmt. Vor dem Hintergrund verwundern die Ergebnisse, besser gesagt die formulierten Meinungen der Studie nicht.“

So weit, so gut. Das ist Standardrhetorik, indem den politischen Gegner*innen ein verengter Blick aus Eigeninteresse unterstellt wird. Ein durchaus verbreitetes und – wie angedeutet – kaum vermeidbares Phänomen. Aller Beteiligten, wohlgemerkt. – Dann werden die Bandagen härter. „Allerdings müssten die Verfasser wegen verschiedener Mängel, Falschaussagen und der Ignoranz gegenüber bekannten Erkenntnissen die rote Karte erhalten“, appelliert Mager an einen virtuellen Schiri im Stadion.

Die verschiedenen Aussagen der Studie zur Konnektivität, Wirtschaftlichkeit und Klimawirkung – den drei Hauptkritikpunkten am Dortmunder Flughafen – sollten deshalb genauer beleuchtet werden, formieren sich die Flughafenbefürworter*innen.

„Dortmunder Flughafen liegt den Steuerzahler*innen auf der Tasche – viel Geld für viel Klimaschaden“

Szenenwechsel: Die Studie der Umweltschützer*innen ist mittlerweile freilich ebenso bei den Grünen angekommen. Auch dort läuft bereits am gestrigen Mittwoch wie auf Bestellung eine Presseerklärung über den Ticker. Die Umweltaktivist*innen betonen: Dortmunder Steuerzahler*innen zahlten in den letzten 20 Jahren wegen des Flughafens satte 400 Millionen Euro drauf.

Ingrid Reuter, hier letzten Sonntag beim Protest am Dortmunder Flughafen. Foto (3): Bündnis90/Die Grünen

„Der Flughafen Dortmund hängt seit Jahren am Tropf der Stadt. Mit rund 400 Millionen Euro haben alle Dortmunder*innen das Unternehmen in den letzten 20 Jahren unterstützt. Dabei leistet der Flughafen einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel auf Kosten nachfolgender Generationen“, schiebt Ingrid Reuter, Sprecherin der Grünen-Fraktion im Stadtrat, nach.

Was pointiert soviel hieße wie: Die Dortmunder*innen zahlen seit Jahren Unsummen dafür mit, dass ihre eigene Umwelt qua Klimawandel zerstört wird. Hört sich nicht wirklich gut an.

Diese Subventionshöhe ist besagter Studie gleichwohl nicht zu entnehmen. Doch die Freund*innen des Flughafens zweifeln sie in ihrer Presseerklärung nicht an – quasi ein Beleg, denn die Chance, ihre Gegner*innen hier zu „überführen“, hätten sie sicher nicht ungenutzt gelassen. Stattdessen haben sie andere Pfeile im Köcher.

So sei der Verlust, den sie machten, immerhin gesunken: „Von 2018 auf 2019 konnten wir unser Jahresergebnis um 3,8 Mio. Euro auf minus 10,36 Mio. Euro verbessern“, lobt Mager erstaunlicherweise seine eigenen roten Zahlen. Und dann kommt das Strategieargument, nach dem wenig theorielastigen Zeitgeist quasi unwiderlegbar, weil es durch faktische Nicht-Quantifizierbarkeit empirisch immun ist. Selbstimmunisierung wird der Schachzug in der Wissenschaft genannt. Er funktioniert auch politisch.

Trotz ein gefahrener Verluste: Airport verweist auf  „volkswirtschaftlichen Mehrwert“ durch den Betrieb

Denn das Argument ist äußerst variabel einsetzbar, ob zur Mitfinanzierung des Deutschen Fußballmuseums, des Kirchentages, der Pink Floyd-Ausstellung oder eben des Flughafens. Es besagt: Klar, zahlen wir drauf, aber bedenkt den mittel- bis langfristigen Rücklauf für Dortmund! Das Bild der Stadt, ihre steigende Attraktivität, für Gäste wie Unternehmen, die sich ansiedeln, erhöhte Steuereinnahmen, ein florierende kommunale Wirtschaft, etc. – Die Propagandaschlacht hat begonnen.

In der Flughafen-Version heißt das mit Bezug auf die erwirtschafteten Defizite: „Aber auch diese Zahl allein ist nicht aussagekräftig. Die regionalwirtschaftlichen Effekte des Flughafens übersteigen diesen Betrag um ein Vielfaches“, lässt Mager erklären. Und, wie kann es anders sein, das Gegengutachten zum Thema ist bereits in Arbeit: „Eine neue Studie der Universität Münster zu den regionalwirtschaftlichen Effekten des Dortmund Airport wird dem Aufsichtsrat und danach der Öffentlichkeit am 4. September vorgestellt“, so in erwähnter Presseerklärung vom Mittwoch.

Und dann haben die Leitungsgremien des Flughafens noch ein besonderes Argument parat, indem sie sich auf die ansonsten nicht immer geliebten Gewerkschaften berufen: „Auch ver.di erkennt in ihrem Luftverkehrskonzept: ,Mit ihrer infrastrukturellen Bedeutung in diesen Regionen können sie [die Regionalflughäfen] für Kommunen, Landkreise und Bundesländer jenseits ihrer konkreten betriebswirtschaftlichen Ergebnisse einen wichtigen volkswirtschaftlichen Mehrwert erzielen.’ Arbeitsplatzeffekte und die Interessen der Beschäftigten der Regionalflughäfen scheinen für die Verfasser der Studie aber nicht von Belang zu sein“, rügt Dortmund Airport die Umweltschützer*innen. Tja, die lieben Arbeitsplätze.

„Mit 725.000 t klimabelastender Emissionen ist Dortmund Spitzenreiter aller bundesweiten Regionalflughäfen“

Ingrid Reuter von den Grünen verweist dagegen auf die andere Seite der Medaille: „Allein 2018 mussten 14 Mio. Euro Defizit ausgeglichen werden, trotz steigender Fluggastzahlen.“ Außerdem wäre da noch die Umweltbelastung: „Und mit 725.000 t klimabelastender Emissionen ist Dortmund Spitzenreiter aller bundesweiten Regionalflughäfen“, so die Grünen-Politikerin. Auch an dieser Debattenfront ist wenig Einigkeit in Sicht.

Airport Dortmund kritisiert: „An der Darstellung der Klimawirkung der Flughäfen in der Studie ist zu kritisieren, dass Grundlage für die Berechnungen in der Studie die Flugrouten waren und nicht die CO2-Emmissionen aufgeführt werden, die die Flughäfen selbst zu verantworten haben. Darüber hinaus werden keine Vergleichszahlen genannt, sodass der Luftverkehr als Klimasünder dargestellt wird, ohne zu erwähnen, dass der Anteil des globalen Luftverkehrs an der weltweiten energiebedingten CO2-Emission aktuell nur 2,8 Prozent beträgt.“

In der besagten FÖS-/BUND-Studie heißt es dagegen zur Methodik der Berechnung: „Ermittelt wurden die CO2– und Nicht-CO2-Emissionen auf den konkreten Flugrouten der einzelnen Flughäfen mit Hilfe des Atmosfair-Rechners (www.atmosfair.de) zur Kompensation von Flugreisen nach dem international anerkannten Gold-Standard. Die Nicht-CO2-Emissionen variieren sehr stark nach Flughöhe und -route und müssen deshalb routenbezogen kalkuliert werden. Grundlage sind die Passagierzahlen der Fachserie zum Luftverkehr des Statistischen Bundesamtes. Berechnet wurden jeweils Hin- und Rückflüge, was für Urlaubsflüge angemessen ist.“ (S. 19)

BUND und Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna: „Die Ergebnisse sind verheerend“

Was nun die konkreten Emissionen betrifft, sehen die Pro-Umwelt-Akteure die Dinge freilich ebenfalls etwas anders als Airport Dortmund. Der BUND in Dortmund und die Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna schreiben bereits am Mittwoch in ihrer Einschätzung zur Studie:

„Die Ergebnisse sind verheerend. Etwa 274.024 Tonnen direkte CO2-Emmisionen verursacht der vom Dortmunder Flughafen initiierte Flugverkehr. Werden die indirekten Effekte wie Stickoxide, Wasserdampf und die hohe CO2-Wirkung in hohen Luftschichten mit einbezogen, dann ist die klimaschädliche Wirkung allein für das Jahr 2019 mit 725.000 Tonnen CO2-Äquivalenten zu beziffern. Zum Vergleich: Dortmund nennt in ihrem Klimabericht für das Jahr 2014 für die gesamte Stadt CO2-Emissionen von 4,38 Mio. Tonnen.“

Damit werden fehlende Vergleichszahlen, wie von Dortmund Airport zu der Untersuchung bemängelt, gleichsam nachgeliefert. Den Angaben der Naturschützer*innen zufolge wäre der Anteil des Flughafens im Hinblick auf seine klimaschädliche Wirkung relativ zu den gesamten kommunalen CO2-Emissionen weitaus größer als von den Flughafenbetreibern behauptet.

„Dortmunder Flughafen hat mit … Schwerpunkt auf Destinationen in Osteuropa ein Alleinstellungsmerkmal“

Flughafen-Chef Udo Mager
Der Noch-Geschäftsführer des Dortmund Airport, Udo Mager, vor der Abflugtafel am Terminal. Archivfoto: Jürgen Landes | Dortmund Airport

Letzter Schauplatz der jüngsten Querelen: die Konnektivität. In den Augen der Verfasser*innen der Studie leistet Dortmund „keinen relevanten Beitrag zur Konnektivität. Der Flughafen Düsseldorf ist 45 Bahnminuten, der Flughafen Frankfurt am Main 130 Bahnminuten entfernt.“ (S. 20). Zudem lebten „Regionalflughäfen wie … Dortmund fast nur von Urlaubs- und Freizeitflügen“. (S. 21f.)

Für die Dortmunder Airport-Betreiber dagegen kann das „letztgenannte Argument … durch einen Blick auf den Flugplan schnell widerlegt werden. Der Dortmunder Flughafen hat mit einem Schwerpunkt auf Destinationen in Osteuropa ein Alleinstellungsmerkmal. Viele Ziele werden hauptsächlich von Reisenden genutzt, die Familien und Freunde besuchen oder geschäftlich unterwegs sind. Allein die Gruppe der familiär Reisenden machte 2019 einen Anteil von knapp 50 Prozent aus“, schreiben sie.

Bei der Berechnung der Fahrtzeiten zu den Nachbarflughäfen operiert die Untersuchung nach Ansicht von Airport Dortmund schlicht mit falschen Zahlen: „Die Zeitdauer zur Überwindung der Entfernungen vom Dortmund Airport zu benachbarten Flughäfen ist in der Studie ebenfalls nicht richtig dargestellt. Die EU-Kommission bestätigte bei der Genehmigung des Zukunftskonzeptes im vergangenen Jahr, dass die PKW-Reisezeit vom Dortmunder Flughafen zum Düsseldorfer Flughafen deutlich über einer Stunde liegt. In der Studie wird von 50 Minuten gesprochen, ohne eine genaue Berechnung zugrunde zu legen bzw. die vorhandenen und weiter absehbaren Verkehrsverhältnisse einzubeziehen.“

Zum Flughafen Düsseldorf mit dem PKW in deutlich mehr als einer Stunde oder in 45 Bahnminuten?

Wenig überraschend, dass die Naturschutzfraktion das etwas anders sieht. Für Ingrid Reuter „bestätigt die Studie, dass der Dortmunder Flughafen keinen relevanten Beitrag zur Verbindung der Region mit den internationalen Flugverkehrsnetzen und europäischen Wirtschaftszentren leistet. Immerhin ist der Flughafen Düsseldorf nur 45 Bahnminuten entfernt. Stattdessen werden Urlaubs- und Freizeitflüge sowie Städtereisen angeboten, ein Segment, das von Billigflug-Airlines beherrscht wird“, so die Fraktionssprecherin im Stadtrat.

Die irische Airline Ryanair hob am 24. Juni zum Erstflug nach Wien ab. Guido Miletic, Abteilungsleiter Marketing & Sales am Dortmund Airport und Flughafen-Pressesprecherin Davina Ungruhe begrüßten die Crew auf dem Vorfeld. Ryanair wird in den Sommermonaten Wien vom Dortmund Airport aus zunächst drei Mal wöchentlich anfliegen. Für den Winterflugplan ist eine Aufstockung der Frequenz geplant. Ryanair fliegt montags, mittwochs und freitags am späten Nachmittag bzw. frühen Abend aus Wien nach Dortmund und wieder zurück. „Damit ergänzt Ryanair das bereits bestehende Angebot der Wizz Air auf der Strecke ideal“, erklärt Guido Miletic. Die ungarische Airline Wizz Air bedient die Strecke vormittags. „Wir freuen uns, dass unsere Passagiere durch die Streckeneröffnung noch mehr Flexibilität gewonnen haben.“ Knapp 108.000 Fluggäste nutzten im vergangenen Jahr bereits die Verbindung nach Wien – damit ist die österreichische Hauptstadt eins der beliebtesten Ziele ab dem Dortmund Airport. Tanja Ehrlich, PR and Communications Manger der Ryanair: „Wir freuen uns darauf im Rahmen des Sommerflugplans 2020 die Strecke zwischen Dortmund und Wien aufzunehmen und unsere Kunden aus Dortmund in diesem Sommer zu günstigen Tarifen in die österreichische Hauptstadt zu bringen.“ Die Einreise von Deutschland nach Österreich für Personen, die in Deutschland ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben, ist uneingeschränkt ohne Gesundheitsmaßnahmen möglich. Weitere Informationen zu den geltenden Hygieneregeln im Land gibt das Auswärtige Amt auf seiner Webseite.
Typischer Billigflieger: die irische Airline Ryanair, hier am 24. Juni 2020 vor dem Erstflug nach Wien.

Es ist halt vieles eine Frage der Perspektive. BUND und die Schutzgemeinschaft Fluglärm stellen lapidar fest: „Für die Konnektivität bzw. Verbindung zu Luftdrehkreuzen wie Frankfurt, Amsterdam oder München spielt der Dortmunder Flughafen keine Rolle.“ Bemängelt wird im Weiteren – abgesehen davon, dass „der mitten in einer Wohnbebauung gelegene Dortmunder Flughafen Menschen und unsere Umwelt“ schädige: „In erheblichem Maß werden Finanzmittel der DSW21 verpulvert, die eigentlich zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV dringend notwendig sind.“

Mit anderen Worten: Weil der Dortmunder Flughafen nicht wirtschaftlich arbeitet, ist die  Dortmunder Stadtwerke AG – als Eigentümerin mit 74 Prozent (Stadt Dortmund: die anderen 26 Prozent) und Verlustübernahmevertrag – gezwungen, Gelder aufzuwenden, die viel sinnvoller in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs gesteckt werden könnten, statt quasi irgendwelche billigen Mallorca-Bomber zu finanzieren.

Dissens: Pläne zur Verlängerung der Landebahn des Dortmunder Flughafens stoßen auf Widerstand

Die „Startbahn Ruhrgebiet“ - die Stadtwerke betreiben den Dortmunder Flughafen und müssen jedes Jahr Millionen-Verluste ausgleichen.
Die „Startbahn Ruhrgebiet“ – die Stadtwerke betreiben den Dortmunder Flughafen und müssen jedes Jahr Millionen-Verluste ausgleichen.

Zu guter Letzt ist da noch ein weiterer Dissens, der des Flughafenausbaus in Dortmund. Der war zwar nicht expliziter Gegenstand der Kurzstudie von BUND und FÖS. Doch es dürfte klar sein, was die Verfasser*innen von solchen Plänen halten: gar nix.

„Schon jetzt leiden Bürger*innen auf Dortmunder und Unneraner Seite unter der Verlängerung der Start- und Landezeiten. Einer Landebahnverlängerung um weitere 300 Meter, um noch größere Maschinen einzusetzen und somit die Lärm- und Schadstoffbelastung für Anwohner*innen weiter zu erhöhen, setzen wir deshalb ein deutliches NEIN entgegen“, hatte bereits am Montag Julian Jansen, Kreisverbandssprecher der Dortmunder Grünen, die aktuellen Pläne des Flughafens kritisiert.

Am letzten Sonntag, 16. August, war es zu einer Protestradtour der Flughafengegner*innen (Schutzgemeinschaft Fluglärm, SGF) gekommen. Entlang der 16 Kilometer langen Strecke von Aplerbeck um den Flughafen herum und zurück zeigten in glühender Hitze über 200 Aktive ihr „Nein!“ gegen jede Ausbauplanung des Flughafens. U. a. vom Klimabündnis Dortmund prangerten mehrere Redner*innen aus umwelt-, verkehrspolitischer und ökonomischer Sicht den Flughafen an und forderten den Rückbau bzw. sogar die Schließung des Airports.

Fahrrad-Demo trifft auf „das längste NEIN Dortmunds“ am Tower des Dortmunder Flughafens

Foto: SGF

Klartext auch vom amtierenden Bezirksbürgermeister Aplerbecks, Jürgen Schädel (SPD), der deutliche Worte gegen die SPD-Ratsfraktion fand.

Übrigens – so der SGF-Vorsitzende Mario Krüger – wie alle Parteien in Unna (außer der FDP), die sich in diesem Punkt einig sind und keinerlei Verständnis für ihre Dortmunder Parteifreunde haben.

Die Protesttour soll nicht die letzte Aktion der SGF bis zum Wahlsonntag sein, kündigte Mario Krüger an. Am Sonntag, den 6. September, wollen die Gegner*innen sogar direkt in der Flughalle ihren Protest zeigen.

Die Fahrrad-Demo vom letzten Sonntag mündete schließlich am Flughafen und traf an Ort und Stelle auf das „längste NEIN Dortmunds“.

Dort formierten sich Bündnis 90/Die Grünen aus Dortmund und Unna an der Seite betroffener Anwohner*innen zu einer Protestkette gegen die Verlängerung der Landebahn – 250 Personen hatten sich vor dem Tower zu einer Menschenkette zusammengefunden.

Die Grüne OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger zeigte einmal mehr die ihrer Ansicht nach verfehlten Entscheidungen der NRW-Politik auf und betonte „Deutschland braucht keine Flughäfen für innerdeutsche Flüge“. Ingrid Reuter forderte: Angesichts der nötigen Verkehrswende müsse man zukünftig vielmehr über den Rückbau des Flughafens als über seinen Ausbau nachdenken. Eine Konsequenz, die sie durch die FÖS-/BUND-Studie als untermauert betrachten dürfte.

 „Alles auf dem Rücken der Beschäftigten, die um ihre Arbeitsplätze und Existenzgrundlage bangen“

Der Dortmunder BUND und die SGF erwarten ihrerseits für den Flughafen kostendeckende Gebühren, „die sowohl die operativen als auch die hoheitlichen Aufgaben des Flughafens abdecken, damit diese Subventionspolitik ein Ende findet“.

OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger (Mitte) war am letzten Sonntag öffentlichkeitswirksam mit von der Partie.

Auch hier die unmissverständliche Forderung: „Mittelfristig ist das Flughafen-Gelände zurückzubauen und einer nachhaltigen Nachfolge-Entwicklung zuzuführen.“ Der Noch-Flughafen-Chef Udo Mager freilich kann dem gar nichts abgewinnen.

Sein Fazit zu der vorgelegten Untersuchung lautet: „Insgesamt wird deutlich, dass die Studie auf einfache Effekte abzielt und rein interessengeleitet ist. Sie lässt wichtige Aspekte, wie regionalwirtschaftliche Effekte, Arbeitsplätze und Anbindung von Regionen sowie die Bedeutung der Flughäfen zur Daseinsvorsorge außen vor und wartet dagegen mit zweifelhaften Behauptungen und Ungenauigkeiten auf.“

„Der Eindruck dürfte nicht falsch sein, dass die schwierige wirtschaftliche Lage der von den Folgen der Pandemie besonders betroffenen Flughäfen genutzt werden soll, um deren Marktaustritt zu bewirken und im Vorfeld der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen damit sympathisierende Kräfte zu unterstützen. In die gleiche Richtung zielt die Klage des BUND NRW gegen den Landesentwicklungsplan NRW. Dies alles auf dem Rücken der Beschäftigten, die um ihre Arbeitsplätze und Existenzgrundlage bangen. Das ist zynisch und entlarvend zugleich“, teilt er am Ende gegen die Naturschützer*innen aus.

Weitere Informationen:

  • Mündigen Bürger*innen zur eigenständigen Meinungsbildung überantwortet – umstrittene Studie: Regionalflughäfen. Ökonomisch und klimapolitisch unverantwortliche Subventionen; hier:

 

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Reaktionen

  1. Jonas

    „Außerdem wäre da noch die Umweltbelastung: „Und mit 725.000 t klimabelastender Emissionen ist Dortmund Spitzenreiter aller bundesweiten Regionalflughäfen“, so die Grünen-Politikerin. Auch an dieser Debattenfront ist wenig Einigkeit in Sicht.“
    Ja natürlich ist der Flughafen Spitzenreiter bei den Emissionen, schließlich ist er auch Spitzenreiter bei den Fluggastzahlen. Äpfel mit Birnen vergleichen… natürlich sind die Emissionen in Kassel geringer, wenn dort 2x in der Woche ein Flieger startet. Die Studie sollte sich mal Flughäfen wie Frankfurt, München oder Düsseldorf anschauen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Emissionen dort höher sind als in Dortmund…

  2. AndiN

    Wieder mal typisch und alarmierend schizophrenes Empörungsgeschrei.

    Der Flughafen wird mit Steuergeldern subventioniert.
    Überraschung: Bus&Bahn wird mit noch viel mehr Steuergeldern jedes Jahr subventioniert. Das sollte man das doch auch direkt unterbinden.

  3. Bryan

    Der Flughafen ist wichtig für die Region. Kurz- und Mittelfristig ist ein Ausbau der Start- und Landebahn unabdingbar, da viele Airlines den neuen und größeren Airbus A 321 neo nutzen, der in Dortmund aber noch nicht landen kann. Die neuen Flugzeuge sind sowohl leiser als auch verbrauchsärmer als ältere Modelle. Ohne Ausbau könnte der Flughafen Airlines verlieren und ein dauerhafter Verlustbringer bleiben. Mit dem Ausbau könnte er allerdings dauerhaft in die schwarzen Zahlen fliegen.

    Die Studie spricht allerdings ein Problem an, dass Langfristig gelöst werden müsste und auch gelöst werden kann. Gerade im westfälischen Raum haben wir mit Dortmund, Münster und Paderborn gleich drei Regionalflughäfen. Alle drei sind in ihrer jetzigen Form allerdings zu klein, um langfristig überleben zu können und wirtschaftlich zu sein. Was hier fehlt, wäre ein zentraler westfälischer Großflughafen. Er könnte irgendwo zwischen Dortmund und Münster entstehen und die drei Regionalflughäfen überflüssig machen. Der Flughafen Dortmund ist zu klein, um ihn zum Großflughafen ausbauen zu können. Welch ein großes Potenzial so ein westfälischer Großflughafen hat, zeigt ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen. Alle drei Regionalflughäfen haben derzeit zusammen ca. 3.600 Beschäftigte. Der Münchner Flughafen beschäftigt dagegen 38.090 Menschen. Zudem könnte er den Flughafen in Düsseldorf ein wenig entlasten. Entsprechende Planungen gab es bereits vor 50 Jahren. Man müsste sie nur verwirklichen. Damit könnte man das östliche Ruhrgebiet und Westfalen auch wirtschaftlich weiterentwickeln. In der gesamten Region könnten somit viele neue Jobs an einem modernen, Architektonisch gelungenen und nach modernsten ökologischen Standards errichteten Flughafen entstehen.

    Die Bürgermeister und das Land müssten dafür aber zusammenarbeiten und dazu bereit sein, einen Flughafen mitzuentwickeln, der nicht auf ihrem Stadtgebiet liegt. Es wäre jedenfalls eine Investition, die sich auszahlen könnte. Gemeinsam an einem großen Flughafen wäre man stark. Wenn man langfristig weiter an den eher kleinen Flughäfen festhält, bleiben sie am Ende alle drei schwach und unbedeutend.

  4. Brackeler SPD gegen Verlegung der Schwelle – ein erfreulicher, reichlich später Versuch, so die Schutzgemeinschaft Fluglärm (PM)

    Brackeler SPD gegen Verlegung der Schwelle – ein erfreulicher, reichlich später Versuch, so die Schutzgemeinschaft Fluglärm

    Wenige Tage vor der Kommunalwahl kündigt die Brackeler SPD an, einen Antrag für die Bezirksvertretung einzureichen mit der Aufforderung an den Rat der Stadt Dortmund alle Beteiligungsmöglichkeiten zu nutzen, um den Antrag des Flughafens auf Verlegung der östlichen Bahnschwelle abzuwehren.

    Inhaltlich wird das Anliegen selbstverständlich von der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna e.V. (SGF) unterstützt. Und selbstverständlich wünschen wir den Brackeler Genossen viel Erfolg.

    Zur Erinnerung: Seit mehr als einem Jahr ist die Verlegung der östlichen Bahnschwelle Thema in der Presse bzw. Beratungsgegenstand des Aufsichtsrates des Dortmunder Flughafens. Gutachten wurden in Auftrag gegeben, ein entsprechender Genehmigungsantrag bei der Bezirksregierung Münster eingereicht, das Verfahren zur Anhörung der betroffenen Kommunen eingeleitet.

    Von den anderen SPD-Stadtbezirken, insbesondere aus den Bezirken Aplerbeck, Hörde und Hombruch, kam bisher keine Reaktion.

    Bisher wird das Spiel mit verteilten Rollen gespielt. Vor Ort die Flughafengegner gewähren lassen und im Rat bzw. in den Aufsichtsräten der Stadtwerke bzw. des Flughafens alle Weichen für eine weitere Expansion des Flughafens stellen. Aber vielleicht folgen nun weitere SPD-Stadtbezirke dem Beispiel der Brackeler SPD und üben Kritik an der Flughafenpolitik in Dortmund.

    Wir haben den Eindruck, dass unsere Kampagne „Wer SPD (und CDU/FDP) wählt, bekommt Flughafen“ Wirkung zeigt.

  5. BV Brackel: LINKE unterstützt SPD-Vorstoß zum Flughafen (PM)

    BV Brackel: LINKE unterstützt SPD-Vorstoß zum Flughafen

    DIE LINKE begrüßt den Vorstoß der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Brackel, den Rat aufzufordern, eine Schwellenverlegung auf der Start- und Landebahn zu verhindern. Aussicht auf Erfolg hat der Antrag im Rat allerdings nicht, weil die SPD-Ratsfraktion klar für einen weiteren Ausbau des Flughafens positioniert ist. Damit geht die SPD in Brackel aber klar in Opposition zur eigenen Partei.

    Utz Kowalewski (Fraktionsvorsitzender, OB-Kandidat und auch Kandidat für die Bezirksvertretung Brackel) hält eine Positionierung des Stadtbezirkes Brackel gegen eine weitere Ausweitung des subventionierten Billigflugverkehrs für richtig: „Man kann nicht sprachlos hinnehmen, wie der Dortmunder Osten immer mehr unter dem Flugverkehr zu leiden hat. Auch die fortwährenden Versuche, die Schwelle zum Nachtflug zu überschreiten, sind kritikwürdig.“

    Dabei ist Widerstand durchaus möglich. Das hatte die Ratsfraktion der LINKEN & PIRATEN in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm e.V. und der Stadt Unna unter Beweis gestellt. „Bereits 2014 haben wir die Ausweitung der Betriebszeiten in den Nachtflug hinein beklagt. Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN hatte die Klage eines Anwohners unterstützt und unsere Fachanwältin für Luftfahrtrecht zur Verfügung gestellt. Mit durchschlagendem Erfolg – die Betriebszeitenverlängerung wurde vom Oberverwaltungsgericht für rechtswidrig erklärt“, erläutert Utz Kowalewski.

    In einem ergänzendem Verfahren hat der Flughafen nun erneut versucht, die Betriebszeiten auszuweiten. Die Bezirksregierung hat zwar den Forderungen nicht in Gänze entsprochen und versucht eine Kompromisslinie zu finden, aber der Beschluss bedeutet dennoch eine Überschreitung der Schwelle zum Nachtflug.

    „Auch dieser Beschluss ist derzeit wieder Gegenstand eines von unserer Fraktion unterstützten Klageverfahrens. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Entscheidung aber etwas verzögert, weil auch das Gericht von den Schutzmaßnahmen wie dem zwischenzeitlichen Versammlungsverbot betroffen war. Dass die SPD im Stadtbezirk Brackel sich gegen den Flughafenausbau positioniert ist begrüßenswert. Die Genoss*innen sind herzlich eingeladen sich dem Widerstand gegen die Ausbaubemühungen nicht nur mit Worten, sondern auch aktiv in ihren Taten anzuschließen“, so Kowalewski, der seinen Wahlkreis in Dortmund Wickede hat.

    Auch künftig will sich DIE LINKE in Brackel gegen den Ausbau des Flughafens stemmen. „Die Menschen haben einen gesunden Nachtschlaf verdient. Mitten im Wohngebiet einen Großflughafen zu planen ist nun wirklich Unsinn und gegen die Bevölkerung gerichtet“, sind sich Andreas Esch und Claudia Behlau einig. Esch und Behlau sind das Spitzenteam auf der Wahlliste der LINKEN für die Bezirksvertretung Brackel.

  6. Dortmund Airport 21: Studie zu regionalwirtschaftlichen Effekten des Flughafens vorgestellt

    Dortmund Airport 21: Studie zu regionalwirtschaftlichen Effekten des Flughafens vorgestellt – Dortmund Airport generiert 60 Mio. Euro jährlich für öffentliche Haushalte

    Dortmund, 4. September 2020. Auf der heutigen Aufsichtsratssitzung der Flughafen Dortmund GmbH wurde die Studie „Regionalwirtschaftliche Effekte des Flughafens Dortmund“ vom Institut für Verkehrswissenschaft Münster vorgestellt. Untersucht wurden Beschäftigungseffekte, Einkommenseffekte und Bruttowertschöpfungseffekte für das Basisjahr 2018. Zuletzt wurde eine derartige Studie für das Jahr 2005 durchgeführt.

    Im Jahr 2018 sind insgesamt 6.550 Erwerbstätige vom Flughafen Dortmund abhängig. 3.665 Erwerbstätige davon arbeiten in der Flughafenregion selbst. Durch die Erwerbstätigen wird eine Bruttowertschöpfung in Höhe vom 501,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Einkommenseffekt der Beschäftigten beträgt 224 Millionen Euro, wovon 137 Millionen Euro in die Flughafenregion fließen*. Außerdem spült der Dortmund Airport 60 Millionen Euro jährlich in die öffentlichen Haushalte. „Diese Einnahmen werden durch Lohn-, Gewerbe-, Körperschaft- und Luftverkehrsteuer generiert“, so Gernot Sieg, Leiter der Studie.

    Er fasst zusammen: „Der Flughafen Dortmund sichert viele Arbeitsplätze und ist mit den vom Flughafen ausgehenden Einkommens- und Wertschöpfungseffekten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Flughafenregion. Die Bedeutung des Flughafens für die Wirtschaft in der Region und in Dortmund haben sich im Vergleich zu 2005 nochmal signifikant erhöht.“ Getragen wird diese Entwicklung vor allem durch ein starkes Passagierwachstum. 2005 nutzten 1.742.891 Fluggäste den Airport. 2018 waren es mit 2,28 Millionen Passagieren rund 30 Prozent mehr. Und im Jahr 2019 stieg die Passagierzahl sogar auf 2,72 Millionen. Diese zeigt sich auch anhand der berechneten Zahlen. Deutschlandweit sind direkt, indirekt und induziert 2.201 Arbeitsplätze mehr durch den Dortmund Airport gesichert als im Jahr 2005. Die Einkommenseffekte erhöhten sich um ca. 60 Prozent und die Bruttowertschöpfung um gut 45 Prozent. Im Vergleich wurden die Kaufkrafteffekte nicht miteinbezogen, da diese 2005 nur für die Flughafenregion berechnet wurden. Die Werte aus 2005 wurden über die tatsächliche Inflationsrate an das Jahr 2018 angepasst.

    „Die positiven Effekte werden durch die Einschränkungen des Luftverkehrs, die wir gerade beobachten, stark reduziert. Mit einer Normalisierung des Luftverkehrs jedoch ist davon auszugehen, dass die positiven Effekte wieder erreicht und dann sogar ausgeweitet werden könnten“, so Sieg abschließend.

    „Die nach wissenschaftlicher Methodik ermittelten Daten entziehen den Kritikern der FlughafenFinanzierung die Argumentationsgrundlage“, ordnet Udo Mager, Geschäftsführer des Dortmund Airport, die Ergebnisse der Studie ein. „Unabhängig davon, dass wir aus heutiger Sicht trotz der Corona-Pandemie das ausgeglichene EU-Betriebsergebnis im Jahr 2023 erreicht haben werden, fließt in die öffentlichen Kassen wesentlich mehr Geld zurück als der Flughafen an Ausgleichszahlungen erhält. Das ist für ein Unternehmen der öffentlichen Mobilitätsinfrastruktur bemerkenswert und ein wesentlicher Aspekt bei der Beurteilung seiner Bedeutung für das Gemeinwesen und die Daseinsvorsorge“, so Mager zusammenfassend.

    *Die Gesamteffekte setzten sich aus den direkten, indirekten und induzierten Effekten sowie den Kaufkrafteffekten zusammen. Direkte Effekte entstehen durch die wirtschaftliche Tätigkeit der Unternehmen, die direkt am Flughafen Dortmund angesiedelt sind. Die indirekten Effekte entstehen durch die Nachfrage nach Vorleistungs- und Investitionsgütern, welche von den Unternehmen, die direkt am Flughafen Dortmund angesiedelt sind, ausgehen. Induzierte Effekte entstehen durch die erhöhte Konsumgüternachfrage der Beschäftigten, deren Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Flughafen abhängig ist. Kaufkrafteffekte entstehen durch die Nachfrageveränderungen, die durch ankommende und abreisende Passagiere ausgelöst werden.

  7. Die Linke & Piraten (PM): Zweifel an Seriosität des Flughafengutachtens

    Zweifel an Seriosität des Flughafengutachtens

    „Immer dann, wenn man die Defizite bei öffentlichen Wirtschaftsunternehmen nicht mehr rechtfertigen kann, werden die sogenannten regionalwirtschaftlichen Effekte bemüht. Das neue Gutachten des Dortmunder Flughafens macht nichts anderes“, so Utz Kowalewski, Sprecher der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN.

    Aufgrund dieser Zweifel hat Kowalewski das Gutachten dem Flughafenexperten Dieter Faulenbach da Costa für eine Einschätzung vorgelegt. Faulenbach da Costa von ftc airport consulting war bereits im Klageverfahren zu den Betriebszeiten des Flughafens 2014 selbst als Gutachter zum Dortmunder Flughafen aufgetreten. Seinerzeit hatte dessen Gutachten entscheidend dazu beigetragen, dass der von der Bezirksregierung Münster genehmigte Einstieg in den Nachtflug in Dortmund vom Oberverwaltungsgericht für rechtswidrig erklärt wurde.

    „Wissenschaftliche Studien, die nur die positiven Effekte eines Flughafens bewerten, haben keine Aussagekraft. Die vorliegende Studie der Uni Münster vernachlässigt vollständig die Kaufkraftabzugseffekte durch abfliegende Touristen am Flughafen Dortmund und negiert vollständig die externen Kosten – Lärm, Gesundheit, Sicherheit – des Flughafens. Den sehr weit gefassten positiven Effekten von 501 Mio. Euro stehen direkte standortbezogene Kaufkraft-Abzugseffekte in Höhe von mindestens 210. Mio. Euro durch Touristen gegenüber. Dabei sind die standortbezogenen Abzugseffekte mit 210 Mio. Euro (1,4 Mio. abfliegende Touristen x 150 Euro Urlaubsausgaben je Tourist und Urlaub) deutlich höher als die positiven standortbezogenen Effekte mit 172,4 Mio. Euro“, lautet die Einschätzung des Flughafenexpertens Faulenbach da Costa.
    DIE LINKE hat bereits eine lange leidvolle Erfahrung mit den sogenannten regionalwirtschaftlichen Effekten in der Stadt. „Bereits zum Kirchentag hatten wir diese Berechnungen hinterfragt. Dabei musste letztlich von der Verwaltung eingeräumt werden, dass die gleichen Menschen mit den gleichen Ausgaben für Gastronomie, Hotelbelegungen und andere Dienstleistungen für die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte einer Vielzahl defizitärer Unternehmungen herhalten mussten. Die Summe der mehrfach berechneten regionalwirtschaftlichen Effekte, die man jeweils einzeln für Flughafen, U-Turm, Fußballmuseum oder Kirchentag berechnen kann, sind daher um ein Vielfaches größer als die tatsächlichen Gesamteffekte. Auch OB Sierau warnte seinerzeit im Ältestenrat vor dem Aufbau potemkinscher Dörfer, die den Blick auf die Realität verstellen“, erläutert Linksfraktionssprecher Utz Kowalewski.

    Ähnliches erwartet auch Faulenbach da Costa. „Die Uni Münster hat 2006 die gleichen Berechnungen für den Flughafen Münster durchgeführt. Ich gehe hier von erheblichen Schnittmengen bei den Berechnungen aus. Es wurde sogar prognostiziert, dass es eine erhebliche Nachfrage nach Interkontinentalflügen am Flughafen Münster gäbe. Die Start- und Landebahn hätte deshalb auf 3.600 m verlängert werden sollen. Dies ist aber bis heute aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfolgt und dies völlig zu recht. Für eine zukunftsfähige Aufstellung der Flughäfen helfen derartige Gutachten jedenfalls nicht weiter.“

  8. PM von DIE LINKE Dortmund: Kaufe Oberbürgermeisterposten – biete Flughafenausbau – Die Grünen und der Flughafen

    DIE LINKE Dortmund: Kaufe Oberbürgermeisterposten –
    biete Flughafenausbau – Die Grünen und der Flughafen

    Klar, ganz so einfach wie in dem Brettspiel „Monopoly“ ist es nicht. Doch geht es bei den Dortmunder Grünen wirklich anders zu?

    Seit Jahren steht der Flughafen in der Kritik: Ökologisch eine Sünde, der Fluglärm ist für Anwohner eine gesundheitsbeeinträchtigende Qual, inklusive Nebenkosten hat er die Bürgerschaft und den städtischen Haushalt um 500 Millionen Euro erleichtert. All das wissen auch die Grünen. Anders als die Ja-Sager von SPD und CDU sind sie gegen den Flughafen – zumindest auf dem Papier.

    Nun steht gar ein weiterer Ausbau der Landebahn an. Noch mehr Fluglärm, noch mehr CO2, noch mehr Millionen werden verplempert – hingegen bleibt Armut, die es auch in Dortmund gibt, unangetastet.

    Die „Initiative gegen Fluglärm“ machte nun richtigerweise gegen den weiteren Flughafenausbau mobil. 500 grafisch ansprechend gestaltete Plakate sollten in den Stadtbezirken während des Kommunalwahlkampfes aufgehängt werden. Die Rechnung erfolgte indes ohne Berücksichtigung des Netzwerkes Flughafen AG / Stadtverwaltung. Die Aufhängung der Plakate wurde mit Androhung von Ordnungsgeldern untersagt.

    Händeringend wandte sich die von Grünen durchwirkte Bürgerinitiative an ihre Parteifreund*innen. Die zeigten ihr die kalte Schulter. Unverständlich? Nein, die CDU lüftete über die befreundeten „Ruhr-Nachrichten“ das Geheimnis: Es gibt eine Stillhalte-Vereinbarung zwischen SPD, CDU und Grünen, den Flughafen aus dem Wahlkampf herauszuhalten.

    Daraufhin wandte sich die Initiative an Die Linke/Piraten, die Plakate mit entsprechenden Aufklebern als ihre Wahlkampfplakate zu schützen. Gesagt – getan. Tags darauf langte wieder das Netzwerk Flughafen AG/Stadtverwaltung/Ordnungsamt mit massiven Drohungen zu.

    „Die Grünen sind inzwischen Teil des Flughafen-Karussells. Große Worte – geduldiges Programmpapier – viel Opportunismus. Nun wird es nach neuesten Umfragen nichts mit dem OB-Posten für Frau Schneckenburger. Vielleicht schenkt die Grüne-Ratsfraktion den Bürgern demnächst zumindest einen Trostpreis und der Flughafenausbau wird mit ein oder zwei Kilometern mehr Fahrradwege flankiert. Oder anders gesagt: Business as usual – mit den Grünen.“, so die Linken-Kreissprecherin Cornelia Wimmer.

    Einer solchen Politik sollte die rote Karte gezeigt werden. Nicht nur SPD und CDU – auch die Grünen haben es redlich verdient!!!

  9. Peter Döring

    Auch gestern Abend bei der Vorstellung der drei OB-Kandidat*innen Westphal, Hollstein, Schneckenburger in der Pauluskirche argumentierte Frau Schneckenburger recht merkwürdig. Die Plakate der „Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm“ hätten die Grünen nicht übernommen und geschützt, weil die Aussagen auf den Plakaten „framing“, also eine monokausale Schuldzuweisung an SPD, CDU und FDP seien. Wer ist denn sonst verantwortlich für die ökologische, gesundheitsgefährdende und finanzielle Misere, die der Flughafen seit drei Jahrzehnten verursacht? Putin doch diesmal wirklich nicht.
    Die Moderation wies gestern Abend darauf hin, dass der Flughafen das einzige Thema der drei Kandidat*innen sei, bei dem tiefer Dissens herrsche. Wenn die Grünen nun beim Flughafenthema den Ball flach halten wollen, um bei SPD oder CDU besser andocken zu können, dürfte dies schrecklich enden. Der SPD-Kandidat Westphal spekulierte dann auch über eine mögliche Insolvenz des Flughafens Paderborn. Dies, so Westphal, könnte eine Basis bieten für einen großen Regionalflughafen mit Münster, der dann aber nicht im Münsterland liegen solle. Wo dann? Dreimal darf man raten, was der derzeitige Wirtschaftsförderer bevorzugt.
    Kurzum: Wer jetzt den Flughafen mit Stillhalteabkommen und halbherzigem Handeln aus der Diskussion nehmen will, spielt den Ausbaufreunden in die Hände. Daran sollten die Verantwortlichen bei den Grünen denken.

  10. Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna lädt zum Treffen ein (PM)

    Liebe SGF-Mitglieder und Interessierte,

    der nächste Treff der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna steht an, erneut im Massener AWO-Treff am Dienstag, 09. April 2024, 19:00 Uhr im AWO-Treff, Massener Hellweg 12, 59427 Unna-Massen.

    Austauschen wollen wir uns über folgende Themen:

    – Klage des BUND gegen den Landesentwicklungsplan NRW: Das OVG hat der Klage des „Bund für Umweltschutz und Naturschutz, NRW“ (BUND) gegen den Landesentwicklungsplan (LEP) vollumfänglich stattgegeben. Hiernach waren die Flughäfen Dortmund, Paderborn und Weeze für ‚landesbedeutsam‘ erklärt worden, während sie zuvor nur als ‚regional-bedeutsam‘ eingestuft waren. Das hat für den Dortmunder Flughafen Konsequenzen für den weiteren Ausbau.

    – Geschäfts- und Passagierentwicklung am Dortmunder Flughafen im Vergleich zu den anderen NRW-Flughäfen. Inzwischen liegen erste interessante Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 vor.

    Weitere Themen sind:

    – Info-Veranstaltung am 01. Mai anlässlich des DGB-Familienfestes im Dortmunder Westfalenpark
    – die bisherigen Vorbereitungen zu unserer 50-jährigen SGF-Jubiläum am 25. August.
    – Und wie immer können Sie / könnt Ihr auch eigene Themen einbringen.

    Über ein zahlreiches Kommen und einen fruchtbaren Austausch freuen sich Eure SGF-Vorstandsleute Uli Begemann, Gudrun Bürhaus, Sascha Elsner, Roland Kleine-Wiskott, Remo Licandro, Derick Meßling und Mario Krüger.

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