Gastspiel im Schauspielhaus: Kara Ben Nemsi trifft auf den NSU

„Die Rückkehr des Karl May“ reflektiert tief verwurzelte und rassistische Denkstrukturen

Kara Ben Nemsi trifft auf den NSU: Szene aus „Die Rückkehr des Karl May“.
Kara Ben Nemsi trifft auf den NSU: Szene aus „Die Rückkehr des Karl May“ gastiert im Schauspiel Dortmund. Foto: National Theatre of Kosovo

Der Autor Karl May mag manche Abenteuer erlebt haben, die Orte seiner beliebten Geschichten allerdings kannte er nicht aus eigener Erfahrung, und auch die vielen Kulturen, in denen sich seine Hauptfiguren bewegen, sind ihm persönlich kaum begegnet. Das tat seiner Phantasie keinen Abbruch, im Gegenteil.

Kultivierung kolonialer Stereotype im Mittelpunkt

Die Stereotypen ferner Völker, die zu seiner Zeit durch westliche Köpfe geisterten, malte er in Übergröße und ließ dabei kein Klischee aus. Ganze Generationen von Kindern wurden durch seine kolonialistische Sicht auf die Native Americans, Araber oder Slawen geprägt.

Der kosovarische Autor Jeton Neziraj hat ihn zum Thema in seinem Stück „Die Rückkehr des Karl May“ gemacht, das als Gastspiel am Montag, 9. Mai, und Dienstag, 10. Mai, jeweils um 19.30 Uhr im Schauspiel Dortmund zu sehen ist.

Als er den Auftrag erhielt, einen Beitrag für das Postwest-Festival der Berliner Volksbühne zu schreiben und dabei das Verhältnis zwischen West- und Osteuropäern zu reflektieren, erinnerte er sich an Karl Mays literarisches Werk.

Kara Ben Nemsi trifft auf Slavoj Žižek, Peter Handke und den NSU

Wie ist es um die kulturellen und zivilisatorischen Werte Europas bestellt?
Wie ist es um die kulturellen und zivilisatorischen Werte Europas und um die Demokratie bestellt? Foto: National Theatre of Kosovo

Kara Ben Nemsi, der bei May unter anderem durchs wilde Kurdistan reitet, macht sich in seinem neuen Stück auf den Weg nach Deutschland. Er trifft auf Slavoj Žižek und Peter Handke, auf den Nationalsozialistischen Untergrund und andere illustre Figuren.

Das heutige Europa beruft sich auf seine kulturellen und zivilisatorischen Werte und seine als heilig proklamierte Demokratie. Der arabische Held und seine Begleiter allerdings finden ein anderes Europa, eines, das noch immer in Stereotypen schwelgt, tief verwurzelt in rassistischen Denkstrukturen.

Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit National Theatre of Kosovo, Pristina und Volksbühne Berlin, UraCult ist Kooperationspartner. Karten für den 70-minütigen Theaterabend in albanischer Sprache mit deutschen Übertiteln kosten 15,- Euro (8,- Euro ermäßigt) und sind ab sofort im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), unter www.theaterdo.de und 0231/50-27222 erhältlich.

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Reaktionen

  1. Dirk Schmidt

    Kara Ben Nemsi, „ der arabische Held“ ? Genau mein Humor, mit einer solchen Bildungslücke in Sachen Literatur über ein auf diesem literarischen Werk basierendes Theaterstück zu schreiben. Kara Ben Nemsi ist Old Shatterhand und beide sind Karl May..

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