Ein einmaliger Job in NRW: Polizist Rüdiger Siegel betreut nach schweren Unfällen Angehörige und andere Betroffene

Bei schweren Unfällen - vor allem mit Toten und geschockten Augenzeugen - macht er sich auf den Weg.
Schwere Unfällen – vor allem mit Toten und geschockten Augenzeugen – sind sein Feld.

Von Joachim vom Brocke

Auf irgendeiner Kreuzung in der Stadt kracht es heftig. Oder es gibt einen Crash irgendwo auf den langen 700 Autobahnkilometern, für die die Dortmunder Polizei zuständig ist. Schwerverletzte, ja Tote sind zu beklagen. Zeugen haben die Unfälle gesehen, sind geschockt vom Erlebten und Gesehenen. Spätestens nach diesem Kenntnisstand der Sachlage macht sich Polizeihauptkommissar Rüdiger Siegel auf den Weg zum Unfallort.

Einziger hauptamtlicher Beamter mit dieser Aufgabe in NRW

Er ist als Verkehrsunfallopferschutzbeauftragter der Polizei für die Betreuung der Angehörigen zuständig, unabhängig davon ob Verursacher oder nicht. Rat, Hilfe, Unterstützung gibt es für Jedermann.

Der 54-Jährige kümmert sich um die Unfallbeteiligten, die Betroffenen, die Zeugen und – falls notwenig – um die Ersthelfer oder indirekt Betroffenen, wie zum Beispiel Angehörige von Unfallopfern.

Rüdiger Siegel und seine weiteren Mitarbeiter gehören der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium an.

Wegen der Zuständigkeitsgröße des Dortmunder Polizeipräsidiums ist Siegel der einzige hauptamtliche Beamte in Nordrhein-Westfalen, der diese Aufgaben bewältigt und ein breites Hilfenetzwerk pflegt.

Schwierige Aufgabe: Traurige Nachricht mit viel Gefühl überbringen

Rüdiger Siegel ist Verkehrsunfallopferschutzbeauftragter der Dortmunder Polizei. Foto: J.v.Brocke
Polizist Rüdiger Siegel ist Verkehrsunfallopferschutzbeauftragter. Foto: J.v.Brocke

Beinahe täglich hat es Rüdiger Siegel mit zum Teil schweren Schicksalsschlägen zu tun. Denn nur innerhalb von Sekunden hat sich das Leben von Unfallopfern und Angehörige auf tragische Weise verändert.

Körperliche- und emotionale Reaktionen belasten, Albträume können entstehen, es gibt Zukunftsängste und sehr viel mehr.

Rüdiger Siegel ist es, der nach einem tödlichen Unfall die Angehörigen zu Hause aufsucht, um ihnen „die traurige Nachricht so schonend und gefühlvoll wie möglich“ mitzuteilen.

Doch bei diesem schweren Gang ist Siegel nicht alleine: „Dabei werde ich immer von Notfallseelsorgern unterstützt“.

Schnelles Abschirmen der Unfallstelle vor Blicken Schaulustiger

Nach Verkehrsunfällen mit Getöteten und Schwerverletzten, so erzählt der für diese Aufgaben besonders geschulte Polizeibeamte, ist es notwendig, so früh wie möglich Maßnahmen zum Schutz der Opfer zu treffen.

Erste behutsame Gespräche mit Betroffenen, Angehörigen oder Ersthelfern sind genauso wichtig wie das Abschirmen der Unfallstelle vor Blicken Schaulustiger. „Über soziale Medien wie Facebook oder WhatsApp verbreiten sich Nachrichten in Sekundenschnelle“, weiß Siegel aus Erfahrung – deshalb sei bei hoher sorgfältiger Arbeit schon etwas Tempo angesagt und Angehörige zu verständigen bevor sie es aus dem Internet erfahren könnten.

Kontakt zu den Betroffenen besteht länger 

Zu den Betroffenen von Unfällen – ob Verursacher oder nicht – hält Rüdiger Siegel, wenn es gewünscht wird, länger den Kontakt oder ist kompetenter Ansprechpartner, wenn es später darum geht, weitere wichtige Hilfen zu bekommen.

So zum Beispiel zu kirchlichen Seelsorgern, sozialen  Beratungsstellen, Trauma-Ambulanzen: „Allerdings gibt es keine Rechtsberatung bei uns“. Nach seiner Erfahrung sind bei einem tödlichen Unfall in irgendeiner Weise um 100 Personen betroffen.

Blickmarathon: Mahnung an Autofahrer, das Tempo im Auge zu behalten

Runder Tisch zur Prävention von Kinderunfällen will Autofahrer für spielende Kinder sensibilisieren
Schon der Fuß vom Gas kann schwere Schicksalsschläge vereiteln helfen. Foto: Klaus Hartmann

Vor dem Hintergrund des nächsten Blitzmarathon der Polizei am Donnerstag, 21. April, fand das Gespräch mit Rüdiger Siegel im Präsidium statt.

Denn jeden Tag kann jedem die Nachricht vom schweren Unfall eines Angehörigen erreichen.

Deshalb mahnt der Beamte die Autofahrer, das Tempo stets im Auge zu behalten und nicht zu Rasen.

Details zum Blitzmarathon will die Polizei noch mitteilen. Auf jeden Fall sollen die Erfahrungen der Kollegen vor Ort mit in die Schwerpunktliste aufgenommen werden.

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Reaktionen

  1. Monika Herrmann

    Habe Autogenes Training bei Herrn Siegel besucht. Hat mir geholfen, nicht zuletzt durch das Einfühlungsvermögen des Kursleiters. Ich denke für diesen speziellen Polizeijob ist er genau der Richtige. Ich wünsche ihm auf diesem Wege alles Gute und viel Kraft. LG Monika Herrmann

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