come@home: Eine Geldspende von 100.000 Euro verbessert die Beratung und Hilfe für geflüchtete Minderjährige

Psychologin Natascha Hanak im Gespräch mit einem Flüchtling im Clearinghaus in Eving.
Psychologische Betreuung ist für viele Flüchtlinge wichtig. Doch die Plätze sind sehr knapp.

Von Joachim vom Brocke

Die Situation geflüchteter Kinder und Jugendlicher, die psychische Beeinträchtigungen erlitten haben oder davon bedroht sind, wird sich jetzt nachhaltig verbessern. Dazu wurde come@home eröffnet, ein psychosoziales Beratungs- und Therapiezentrum für minderjährige Geflüchtete.

Medienhaus Lensing und Hellweg Baumärkte spendeten für die Flüchtlingshilfe

Spende vom Medienhaus Lensing und Hellweg Baumärkte für die Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendliche. Foto: Joachim vom Brocke
Das Medienhaus Lensing und Hellweg-Baumärkte spenden für die Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendliche. Foto: Joachim vom Brocke

Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger entwickelte das Modell, das von einem Verbund unter Federführung der AWO Dortmund getragen wird. Außerdem gehören GrünBau gGmbH, das Kinderschutz-Zentrum und der Kinderschutzbund dazu.

Erst die Spendenzusage in Höhe von 100 000 Euro für ein Jahr ermöglichte die Einrichtung von come@home. Verleger Lambert Lensing-Wolff (Medienhaus Lensing) und Katharina Semer (Hellweg-Baumarktgruppe) stellten die Mittel zur Verfügung.

Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger möchte den 2700 geflüchteten Kindern und Jugendlichen helfen, die im Jahr 2015 aufgenommen wurden. Darunter sind 1200 unbegleitete Minderjährige und 1500 im Familienverbund. „Der größere Teil kommt aus Syrien und Afghanistan, meist handelt es sich um junge Männer zwischen 16 und 18 Jahren“, sagte Schneckenburger.

Friedhelm Sohn: „Diese Fluchterlebnisse müssen krank machen“

Vornehmlich minderjährige Geflüchtete sollen Rat, Unterstützung sowie psychologische und therapeutische Hilfe erhalten, die in ihren Heimatländern und auf der langen Flucht dramatische, teils traumatisierende Erfahrungen gemacht haben.

„Gut dass es Einrichtungen gibt, die sich um junge Leute kümmern“, meinte Spender Lambert Lensing-Wolff und Katharina Semer freute sich, „dass das Geld direkt in die Arbeit geht“.

„Was die jungen Leute während der langen Flucht aus ihrer Heimat erlebt haben, muss krank machen“, so Friedhelm Sohn (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie. Den teilnehmenden Organisationen dankte Sohn „für die Übernahme einer nicht immer ganz leichten Aufgabe“.

Später sollen sie auf eigenen Füßen stehen können

Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. Der erste Zug brachte 800 Menschen, die im DKH versorgt und dann landesweit verteilt wurden.
Tausende Kilometer haben die Flüchtlinge überwunden und teils Schreckliches erlebt.

Für die Dortmunder AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger (SPD/MdL) ist es ebenfalls „eine dringliche Aufgabe, den jungen Menschen zu helfen und sie in die Lage zu versetzen, später auf eigenen Füßen leben zu können“.

„Wir merken jeden Tag, was die Jugendlichen alles mitgemacht haben und verarbeiten müssen“, betonte Rodica Anuti-Risse, Leiterin des Psychosozialen Zentrums der AWO.

Bei GrünBau gGmbH werden aktuell 60 geflüchtete Jugendliche betreut, wie Betriebsleiterin Ute Lohde ausführte: „Eine Stabilisierung ist dringend erforderlich“. „Unendlich gefreut“ habe man sich über die Spendenzusage: „Wir haben ziemliche Lasten zu tragen“.

Eltern werden in der Erziehungsverantwortung unterstützt

Um Kindern mit Familie kümmert sich unter anderem das Kinderschutz-Zentrum, so Geschäftsführerin Martina Niemann. Ziel sei es darüber hinaus, auch „die Eltern in der Erziehungsverantwortung zu unterstützen“.

Martina Furlan, Geschäftsführerin vom Kinderschutzbund, freute sich „über den neuen Weg der gemeinsamen Zusammenarbeit“. Alle gemeinsam haben Probleme damit, geeignete Dolmetscher für die Arbeit mit den jungen Leuten zu finden. Denn längst nicht alle seien der englischen Sprache mächtig.

come@home wird das im Oktober 2016 eröffnete psychosoziale Zentrum erweitern, was durch die 100.000-Euro-Spende ermöglicht wurde.

Die vergangenen Monate, so hieß es, haben deutlich gemacht, dass der Bedarf an psychosozialer Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, aber auch der Beratungsbedarf für pädagogische Kräfte im Umgang mit belasteten Kindern hoch ist. Durch das vorhandene Regelangebot könne er nicht gedeckt werden.

Wartezeiten sollen künftig deutlich verkürzt werden

In diesem Haus am Westpark soll das psychosoziale Zentrum eingerichtet werden.
In diesem Haus am Westpark ist das psychosoziale Zentrum eingerichtet werden.

Studien hätten nach Auffassung des Jugenddezernats gezeigt, dass etwa 40 Prozent der Geflüchteten an den Folgen ihrer Flucht erkranken können.

Die Lebensbedingungen der Geflüchteten können die Lage verschärfen: die Trennung von der Familie, räumliche Enge, Ungewissheit, Sprachbarrieren und ein erschwerter Zugang zu Spiel- und Bildungsmöglichkeiten können dazu führen, dass sich psychische Erkrankungen verfestigen.

Zudem erschweren sie eine altersgemäße und gerechte Entwicklung, von der ein integriertes und gleichberechtigtes Leben in der Gesellschaft abhängt.

Die psychotherapeutische Versorgung in Dortmund ist stark beansprucht; innerhalb der psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung kommt es zu Engpässen und oft zu langen Wartezeiten. Sie sollen künftig zumindest deutlich verkürzt werden.

Die vier Träger wollen ihre Kompetenzen, Ressourcen und Erfahrungen zu diesem Thema bündeln und gemeinsam ein Psychosoziales Beratungs- und Therapiezentrum für minderjährige Geflüchtete einbringen. Entstanden ist so eine neuartige Form der Zusammenarbeit, deren Hauptanlagen es ist, geflüchteten Kindern und Jugendlichen notwendige Unterstützungsangebote bereitzustellen.

Mehr auf nordstadtblogger.de:

Ein psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge soll das Dortmunder Gesundheitssystem entlasten

Ein psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge soll das Dortmunder Gesundheitssystem entlasten

 

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert