Der Umbau des nördlichen Bahnhofsumfeldes war das dominierende Thema der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Bereits am Vormittag hatte Jon Prengel die Entwürfe des Frankfurter Planungsbüros „raumwerk“ im Beisein von Planungsdezernent Ludger Wilde der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe Artikel im Anhang). Auch die Mitglieder der Bezirksvertretung ließen sich von den Ausführungen des Stadtplaners überzeugen. Sie möchten jedoch berücksichtigt wissen, dass der zu erwartende Mehrverkehr nicht die Wohnstraßen der Nordstadt überflutet. Aus diesem Grund stimmen sie den Planungen unter der Bedingung zu, dass die Verkehrssituation überarbeitet wird.
Nordseite des Hauptbahnhofs soll zur „grünen Spange“ umgebaut werden
Der Entwurf des Frankfurter Planungsbüros „raumwerk“ machte unter drei in die nähere Auswahl gekommenen Konzepten das Rennen.
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Seit knapp einem Jahr wurden die drei Konzepte noch einmal in Hinsicht auf Wirtschaftlichkeit, technische Machbarkeit und Realisierbarkeit überarbeitet und hier konnte „raumwerk“ mit zukunftsorientierter, langfristiger Perspektive punkten. Auch wenn immernoch Fragen offen bleiben.
Als „Die Grüne Spange“ betiteln die PlanerInnen ihr Vorhaben. Sie stellen sich eine über den Bahndamm verlaufende grüne Rampe vor, die sich ungefähr vom Bahnhofsvorplatz an der Steinstraße im Osten bis zur Blücherstraße im Westen zieht. Wie ein U öffnet sich die Spange nach Norden hin und erweitert den Grüngürtel im Westen durch den Blücherpark und im Osten durch den Anschluss an die Parkanlagen um das Dietrich-Keuning-Haus.
Schwammige Verkehrssituation; Wunsch nach Verlagerung des ZOB-Verkehrs
Die Bahnhofshalle wäre durch die Rampe überdacht. Durch Neubebauung sollen die Strukturen der Nordstadt weitergeführt und zu Ende gedacht werden. So soll eine Art Nordstadt-Skyline entstehen, die mit den hohen Gebäuden auf der Südseite des Bahnhofs korrespondiert.
Der Verwaltungsvorstand präferierte den Entwurf nicht zuletzt aufgrund der Alleinstellungsmerkmale, die die Umsetzung für die Stadt Dortmund bedeuten würde.
Auch die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord ließ sich von den Ausführungen des Planungsbüros „raumwerk“ überzeugen. So bezeichnete Cornelia Wimmer von den Linken/Piraten das Konzept als „elegant und bestechend schön“. Kopfzerbrechen bereite ihr aber vor allem die Verkehrssituation.
Denn der Entwurf sieht vor, den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) im Bereich des Bahndamms an Stelle des ehemaligen Güterbahnhofes zu platzieren. Dieser soll über eine neue zweispurige Straße an die Brinkhoffstraße angebunden werden. Während der Verkehr Richtung Süden über die Brinkhoffstraße geleitet werden kann, sei Richtung Norden zu befürchten, dass der Verkehr größtenteils über die Schützenstraße abfließe.
Ein Umstand den auch SPD-Politikerin Brigitte Jülich kritisch sieht. „Die Schützenstraße ist eine Wohn- und Einkaufsstraße, die Parksituation ist jetzt schon katastrophal“, berichtete sie. Außerdem kommt ihr die Idee einer Nord-Süd-Verbindung über die Bahngleise hinweg im „raumwerk“-Entwurf zu kurz.
raumwerk-Entwurf sieht keine konkrete Nord-Süd-Verbindung vor
Hier stimmt ihr Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder zu, wenn er sagt: „Die Nordstadt ist durch die Bahnlinie wie abgeschnitten vom Rest Dortmunds. Wie stehen die Chancen, hier eine Verbindung zu schaffen?“ „raumwerk“ hat darüber nachgedacht, doch von vornherein klar gemacht, dass dies baulich nicht leicht umzusetzen sei.
Außerdem machte Jörder darauf aufmerksam, dass bei den geplanten Neubauten rund um den Bahnhof darauf geachtet werden müsse, dass auch an soziale Einrichtungen wie Kitas und Grundschulen gedacht werde.
Auch ihm war die Verkehrssituation noch zu schwammig. Dies sah auch CDU-Fraktionsvorsitzender Dorian Marius Vornweg so und brachte den Vorschlag ein, die Empfehlung für den Entwurf durch einen Zusatz zu erweitern, der es den PlanerInnen zur Aufgabe macht, den Zu- und Abweg des ZOB weiter westlich, falls möglich auf der Westfaliastraße abzuwickeln. Auf diese Weise modifiziert, wurde die Empfehlung letztlich mit zwei Gegenstimmen verabschiedet.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit der Bewerbung der Stadt Dortmund um das unter anderem von der Deutschen Umwelthilfe verliehene Biodiversitäts-Siegel StadtGrün. Diplomingenieur Martin Rüthers klärte die Mitglieder der BV über die Bemühungen des Tiefbauamtes in der Grünflächenpflege im Dortmunder Stadtgebiet auf.
Bezirksvertretung befürwortet Ausbau der Elektromobilität in Dortmund
Bezüglich der Nordstadt erwähnte er die Begrünung der Bornstraße, des Borsigplatzes und den Pocketpark an der Bornstraße, Ecke Schlägelstraße als erfolgreiche Projekte. Die BV nahm den Vortrag größtenteils kommentarlos zur Kenntnis.
Enttäuscht zeigte sich Linken-Abgeordnete Cornelia Wimmer. „In der Nordstadt sieht es zum Weglaufen aus. Ich erkenne hier keine sich entwickelnde Flora. Zwar ist die Wiese an der Bornstraße ein erster Schritt in die richtige Richtung aber daneben existiert schlicht und einfach zu viel Unansehnliches.“
Des Weiteren wurden Teilkonzepte des Masterplans Mobilität verabschiedet. Nach kurzer Diskussion entschied sich die BV das Teilkonzept Elektromobilität zu empfehlen, wobei sich sowohl Dorian Marius Vornweg als auch Cornelia Wimmer kritisch dazu äußerten, ob es nicht zu früh sei, sich großflächig auf die E-Mobilität festzulegen. Man könne nicht wissen, welche alternativen Lösungen der technische Fortschritt noch mit sich bringen würde.
Außerdem befürchtete Cornelia Wimmer, dass der ökologische Nutzen doch eher eingeschränkt sei, da durch E-Mobilität verringerte Abgasemissionen trügerisch seien. Der Rohstoffverbrauch zur Produktion der Akkus sei nicht zu unterschätzen. Somit verlagere sich die Umweltproblematik lediglich. Erweiterungsanträge des Luftreinhalteplans von Linken/Piraten und Bündnis90/Die Grünen waren im Vorfeld abgelehnt worden.
Erweiterung des Radwegenetzes wird begrüßt – Vorschläge des VCD sollen berücksichtigt werden
Eine einstimmige Empfehlung sprach die Bezirksvertretung hinsichtlich der Weiterentwicklung des regionalen Radwegenetzes aus. Auch wenn der Entwurf des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr eher regional ausgerichtet ist, wird er von der BV begrüßt.
Man müsse jedoch auch den innerstädtischen Radverkehr fördern. Aus diesem Grund sei eine Verbindung aus der Innenstadt durch die Nordstadt weiter Richtung Lünen wünschenswert.
Bei der weiteren Planung soll auch ein von Michael Hüttemann vom Verkehrsclub Deutschland eingebrachter Vorschlag berücksichtigt werden, der eine Alternativroute durch Dortmund zum RVR-Entwurf anbietet.
Reader Comments
Cornelia Wimmer
Der ZOB in der BV Nord:
Die Fraktion DieLinke+Piraten hat sich nicht nur zur Gestaltqualität des Entwurfs geäußert und es nicht bei dem zitierten „Kopfzerbrechen“ zur Verkehrssituation bewenden lassen: Linke +Piraten in der BV Nord haben dargelegt, dass auch eine veränderte Zuwegung nichts an der Belastung durch zusätzliche Verkehre ändere und hat den Entwurf daher als einzige Fraktiuon abgelehnt.