Ausstellung „Drei Steine“ in der Steinwache – Lesungen zum Comic-Roman über rechte Gewalt in Dortmund

Nils Oskamp - mit Steinwachen-Leiter Markus Günnewig - zeigt Originalseiten, Studien und Storyboards.
Nils Oskamp – mit Steinwachen-Leiter Markus Günnewig – zeigt Originalseiten, Studien und Storyboards.

Die Graphic-Novel „Drei Steine“ erzählt von rechter Gewalt in Dortmund-Dorstfeld in den 1980er Jahren: Autor und Illustrator Nils Oskamp schildert in seinem aktuellen Comic-Roman, wie er als Jugendlicher ins Visier der Neonazis geriet, sich zu wehren lernte – und wie die Rechtsradikalen fast unbestraft davonkamen und es teils bis in die Politik schafften.  Vom 7. Juni bis 10. Juli zeigt die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache nun die Ausstellung „Drei Steine“ zur Graphic-Novel und ihrer Geschichte.

Der Autor gibt während der Laufzeit der Ausstellung Lesungen an Schulen und in Jugendzentren

drei-steine-friedhof_printZu sehen sind Originalseiten, Studien, Storyboards und ein besonderer Multimedia-Teil. Die Ausstellung war zuvor beim Internationalen Comic-Salon in Erlangen zu sehen. Die Steinwache, zentraler Erinnerungsort an den Terror der historischen Nationalsozialisten, war im Mai bereits Schauplatz der Buchpremiere von „Drei Steine“.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Steinwache dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Der Autor wird während der Laufzeit der Ausstellung Lesungen an Schulen und in Jugendzentren halten (Terminvereinbarungen dazu unter Tel. 0231/ 50-25002).  Am Dienstag, 14. Juni, 19 Uhr gibt es eine Vernissage  mit einer multimedialen Präsentation und Lesung von Nils Oskamp samt Signierstunde.

Als ein Mitschüler in der Schulklasse den Holocaust verleugnet und Nazi-Parolen propagiert, sagt Nils Oskamp dazu seine Meinung – und macht sich zur Zielscheibe der Neonazis. Es beginnt ein Kampf um das nackte Überleben. Nils Oskamp zeigt in eindringlichen Bildern, wie Lehrer und Polizei die Bedrohung nicht ernst nehmen und auch die Familie die Gefahr nicht erkennt.

Autor hat mittlerweile seinen Frieden mit der Wilhelm-Busch-Realschule gemacht

dreisteine-kammeraden2-printMehrfach wird er von Neonazis krankenhausreif geschlagen. Die Spirale der Gewalt eskaliert und gipfelt in zwei Mordanschlägen. Die jugendlichen Schläger der Neonazis wurden von „Alten Kameraden“ angeworben und indoktriniert. Die Seilschaften sind weiterhin aktiv und machen mit dem rechtsextremen Terror, den sie verbreiten, heute noch Schlagzeilen.

„Meine Geschichte ist kein Einzelschicksal, sondern eine exemplarische Geschichte“, betont Nils Oskamp. „Ich habe von Natur her eine große Fresse und meine Mitschüler waren von den Neonazis eingeschüchtert“, berichtet der Autor, der in Dorstfeld aufgewachsen ist. So zog er den Hass der Neonazis auf sich.

Eine gehörige Mitschuld gibt er seiner damaligen Schule: „Viele haben weggesehen und die Lehrer haben die ,Drei Affen‘ gespielt“ – nichts hören, nichts  sehen, nichts sagen.

Mit der Wilhelm-Busch-Realschule hat er seinen Frieden gemacht. Mit seiner Graphic Novel war er bereits zu Gast. Sie ist auch namentlich im Buch genannt. Die anderen Protagonisten  – außer dem des Autors – aus juristischen Gründen geändert.

Nils Oskamp übt Kritik an Polizei und Justiz und ihrer Verharmlosungsstrategie

dreisteine-kammeraden1-printSo heißt der bekannteste Schläger im Buch „SS-Michi“ – doch jedem Dortmund ist klar, dass damit Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt gemeint ist. Er ist auch heute noch für die rechte Szene aktiv und sitzt – obwohl er mittlerweile unweit des Wilhelmplatzes in Dorstfeld wohnt – für die Partei „Die Rechte“ in der Bezirksvertretung der Nordstadt.

Nils Oskamp ist in Dortmund aufgewachsen und studierte im Ruhrgebiet Grafikdesign mit dem Schwerpunkt Illustration. In Hamburg absolvierte er erfolgreich ein Trickfilmstudium und arbeitet dort als Illustrator für Werbung und Zeitschriften. Mit der Arbeit an „Drei Steine“ begann er vor ein paar Jahren als Gastkünstler in der französischen Comic-Hauptstadt Angoulême.

Noch heute ist er of in Dortmund zu Gast. Mit einem komischen Gefühl hat er den letzten Neonazi-Aufmarsch durch Dorstfeld und Huckarde verfolgt.

Am Aufmarsch, der Polizeitaktik und der Rolle der Justiz übt Oskamp scharfe Kritik. Er fordert deutlich schärfere Strafenund die Einstufung der Neonazi-Organisationen als terroristische Vereinigungen.

Doch an der Verharmlosung habe sich seit den 1980er Jahren kaum etwas geändert, was die fünf Neonazi-Morde in Dortmund und die (Nicht-) Aufarbeitung der NSU-Verbrechen angeht. Auch bei anderen Straftaten fehle die richtige Einschätzung. So wurden die Tritte in sein Gesicht als Körperverletzung eingestuft. „Aber das war versuchter Mord“.

Weitere Informationen:

  • Das Buch „Drei Steine“ erschien im Panini-Verlag (160 Seiten, 19,99 Euro).
  • Eine verkürzte Softcover-Ausgabe für Schulen kann kostenlos über die Webseite www.dreisteine.com bestellt werden.
  • Dort gibt es auch ergänzendes pädagogisches Begleitmaterial.

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