
Ein Gastbeitrag von Gerd Kolbe
Die „FISU World University Games“ sind derzeit in der Region zu Gast. Es gibt zwei Wochen herausragende sportliche Wettkämpfe von Studierenden. Während die Veranstaltung in diesem Jahr Dortmund „meidet“, war das früher anders: Die Veranstaltung, die vom 9. bis zum 16. August 1953 in der Dortmunder Kampfbahn „Rote Erde“ stattfand, trug den Namen „III. Internationale Hochschulwoche“ und hatte nicht nur für unsere Region, sondern für die noch junge Bundesrepublik erhebliche Bedeutung.
Die erste Spitzensportveranstaltung der noch jungen Bundesrepublik
2025 findet die „World University Games“ im Ruhrgebiet – ausgenommen Dortmund – statt. Der Ausrichter, die Internationale Universitätssport Föderation „FISU“ unterstreicht rückblickend: „Es war die erste internationale Spitzensport-Veranstaltung nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesrepublik.“
Zur Erinnerung: Deutschland wurde nach dem 2. Weltkrieg auch sportlich geächtet und durfte erst seit 1952 wieder international antreten. Die „Internationale Hochschulwoche“ änderte später ihren Namen in „Universiade“. Seit 2020 heißt sie „FISU World University Games“.
Die „Rote Erde“ hatte sich für das große Ereignis herausgeputzt
1953 war die Sportwoche mit mehreren hundert Athletinnen und Athleten aus 21 Nationen die bis dato größte FISU-Veranstaltung überhaupt. Die meisten Aktiven kamen aus Europa, aber auch Sportler:innen aus Japan, Argentinien und Brasilien gaben dem Meeting durchaus einen interkontinentalen Anstrich.

Die Leichtathletik – das Herzstück – fand in der Roten Erde statt, die Schwimmwettkämpfe einschließlich Wasserball „nebenan“ im Schwimmstadion Volkspark, Basketball in der Westfalenhalle. Insgesamt wurden acht Disziplinen ausgetragen.
In Dortmund wurde für die Studenten-Weltspiele ein Konzept entworfen, das teilweise noch bis heute gültig ist. Die „Rote Erde“ hatte sich für das große Ereignis herausgeputzt.
Rechtzeitig zur Sportwoche wurde die im Krieg weitgehend zerstörte Haupttribüne fertig und erstrahlte in neuem Glanz.
Olympiasieger Adhemar da Silva ragte 1953 heraus
Star der Sportwoche war der Brasilianer Adhemar Ferreira da Silva, Olympiasieger von 1952 und 1956 im Dreisprung, der den Weltrekord in seiner Laufbahn drei Mal bis auf 16,56 m verbesserte. Da Silva, der in Dortmund mit knapp 16 Metern gewann, gilt bis heute als der bedeutendste brasilianische Leichtathlet aller Zeiten. Später reüssierte er auch als Film-Schauspieler. So spielte er beispielsweise eine der Hauptrollen in dem vielfach preisgekrönten brasilianischen Film „Orfeo Negro.“

Auch ein Dortmunder trug sich in die Siegerlisten ein: Georg, „Schorsch“ Sallen, allen Dortmunder Sportfreunden bis heute als legendärer Leichtathletikchef des OSV Hörde, später OSC Dortmund, ein Begriff, holte Bronze über 400 m Hürden.
Der ebenfalls unvergessene Karl-Friedrich Haas gewann die 400 m und der herausragende Zehnkämpfer Heinz Oberbeck, der später auch ein erfolgreicher Trainer wurde, holte Silber im Weit- und Bronze im Dreisprung.
Deutschland gewann als erfolgreichste Nation insgesamt zwölf Goldmedaillen, Großbritannien fünf und Japan drei. Die Sportwoche wurde abgerundet durch Brauerei- und Industriebesichtigungen, einen geselligen Abend im Goldsaal sowie ein Kulturprogramm und einen Ball der Nationen.
Den Rang der Veranstaltung unterstreicht die Tatsache, dass Bundespräsident Prof. Theodor Heuß zur Abschlussveranstaltung kam. Das war immerhin der erste Besuch des deutschen Staatsoberhauptes in Dortmund nach Gründung der Bundesrepublik.
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