90. Geburtstag und 14 Millionen Euro Investitionen – Zukunftskonzept für den Botanischen Garten Rombergpark

Rombergpark Stefan Sirigu, Dr. Patrick Knopf und Stadträtin Birgit Zoerner
Wollen den Botanischen Garten Rombergpark fit machen für die Zukunft: Stefan Sirigu, Dr. Patrick Knopf und Stadträtin Birgit Zoerner. Insgesamt sind Investitionen in Höhe von 14 Millionen Euro geplant. Fotos (4): Gerd Wüsthoff

Von Gerd Wüsthoff

Stadträtin Birgit Zoerner und der Direktor des Botanischen Gartens Rombergpark in Dortmund-Brünninghausen, Dr. Patrick Knopf, stellten das Zukunftskonzept für den Botanischen Garten Rombergpark vor. Mit ca. 70 Hektar Fläche ist der Rombergpark der viertgrößte Botanische Garten der Welt und international renommiert. Der Rombergpark fand 1822 seinen Ursprung im englischen Landschaftspark derer von Romberg, in den 1927 der Botanische Garten integriert und später ab 1929 erweitert wurde. Der Park ist seit 2006 ein Flächendenkmal.

Investitionen für die Zukunft des Rombergpark und seine Attraktivität

„Das auf acht Jahre ausgelegte und pünktlich zum 90. Jubiläum des Parks vorliegende Konzept umfasst zwölf Projekte. Die Gesamtkosten betragen etwa 14 Millionen Euro.

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Rombergpark Zukunftsprojekte
Rombergpark Zukunftsprojekte.

Das Konzept beinhaltet diverse Investitionen, deren Einzelprojekte sowohl der wissenschaftlichen Aufgabenerledigung, der Verbesserung der Infrastruktur als auch der Steigerung der Besucherattraktivität dienen. Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Energieeinsparung werden optimiert“, erläutert Sport- und Freizeitdezernentin Birgit Zoerner.

Viele Projekte werden im Rahmen der Internationalen Gartenschau (IGA) im Jahr 2027 auf der Ebene „Unsere Parks und Gärten“ eine bedeutsame Rolle spielen. „Die Erweiterung des Pflanzenschauhaus-Komplexes, der Bau einer Entdeckerstation mit Sammlungs- und Forschungsräumlichkeiten und eines Baumwipfel-Erlebnis-Pfades, der eine Verbindung zum Zoologischen Garten bilden wird, sind die bedeutendsten Projekte.

Auch der Bau des exotischen Gartens, die Installation eines innovativen Wegweiser- und Informationssystems sowie ein neuer Steg am Sumpfzypressenteich werden die Attraktivität des Botanischen Gartens deutlich erhöhen“, kündigt Zoerner an. Die Verwaltungsvorlage geht jetzt in die politischen Gremien, dem Rat wird sie in seiner Mai-Sitzung vorgelegt.

Eine neue „Forscherstation“ mit Sammlungsräumen und einer `Arche Noah´

Coco de Mer zum Auskeimen auf den Seychellen ausgelegt. Foto: Dr. Knopf
Coco de Mer zum Auskeimen auf den Seychellen ausgelegt. Foto: Dr. Knopf

Für die Erweiterung der Pflanzenschauhäuser sind mindestens drei weitere Gewächshäuser mit Spezialsammlungen, zumeist endemische Pflanzen, aus Tasmanien, Neukaledonien und von den Seychellen geplant. „Diese Sammlungen werden dann so etwas wie eine `Arche Noah´ für die Insel Fauna sein“, erklärt Knopf. Dabei wird die Anlage der neuen Häuser an den ursprünglich geplanten Entwurf angelehnt und modern ausgeführt.

„Darunter wird auch, mit einer außerordentlichen Ausnahmegenehmigung die Coco de Mer sein!“, antwortete Knopf begeistert auf eine Nachfrage. Die endemische Coco de Mer steht unter strengem Artenschutz, wobei die Behörden der Seychellen den immer wieder vorkommenden Diebstahl zu verhindern und mit drakonischen Maßnahmen zu bestrafen versuchen.

Coco de Mer - Gerard Larose - STB
Eine Coco de Mer. Foto Gerard Larose, genehmigt durch Seychelles Tourist Board

Durch die neue Nutzung des bisherigen „Tropenhauses” als kaltes Nebelwaldhaus in Kombination mit den energetisch hochmodernen Neubauten können bei geringer Energiezufuhr die Ausstellungsräumlichkeiten nahezu verdoppelt werden. Der erste Bauabschnitt der Pflanzenschauhäuser wurde 1958 fertiggestellt. Der zweite Bauabschnitt wurde nicht mehr realisiert.

Die alten Baracken gegenüber dem neuen Bildungsforum Schule, Natur und Umwelt werden durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt. Im Erdgeschoss soll eine erlebnisreiche „Forscherstation” mit Sammlungsräumen eingerichtet werden. Der Clou ist, die Besucherinnen und Besucher als „Mikroben” in die Pflanze hineinzuführen.

Errichtung eines barrierefreien Baumwipfel-Erlebnis-Pfades bis in den Zoo

Rombergpark, Direktor Knopf, Sirigu, Zoerner
Rombergpark, Direktor Knopf, Sirigu, Zoerner.

Im Obergeschoss werden die historisch wertvollen Sammlungsbestände, Herbarium, Samen- und Zapfensammlung sowie die pflanzlichen Fossilien, fachgerecht verwahrt und für Untersuchungen genutzt oder bereitgestellt. Ein optisches Labor wird in Kooperation mit Zoo und dem Naturkundemuseum genutzt werden. Damit knüpft der Rombergpark an seine weltweit anerkannte dendrologische Forschungstätigkeit an.

In der geographischen Abteilung des Botanischen Gartens Rombergpark soll ein barrierefreier Baumwipfel-Erlebnis-Pfad mit einer Gesamtlänge von 1.200 Metern und einer Maximalhöhe von bis zu 18 Metern entstehen. Die Wissensvermittlung erfolgt an 18 „botanischen“ Erlebnisstationen für die verschiedenen Waldformationen im Botanischen Garten wie zum Beispiel Alaska und Patagonien. Im Jahr 2004 wuchsen rund 4500 Gehölzarten und -sorten im Rombergpark.

In Kooperation mit dem Zoo kann der Pfad vorbei an den Greifvögeln und Höckertieren bis zum Orang-Utan- Außengehege fortgeführt werden – eine weltweit einmalige Attraktion. „Der Baumwipfel-Erlebnis-Pfad verspricht ein sehr hochwertiges und nachhaltiges Projekt mit überregionaler Strahlkraft zu werden“, freut sich Zoerner.

Der Rombergpark als weicher Standortfaktor für Dortmund und Region

Rombergpark Zukunft Pflanzenschauhäuser und Forscherstation
Rombergpark, die zukünftigen Pflanzenschauhäuser und Forscherstation.

Weitere Projekte: Für die Verbesserung von Infrastruktur und Arbeitssicherheit wird gemeinsam mit dem Zoo der Bau eines Recycling-/Lagerplatzes realisiert. Hier werden Synergie Effekte erzielt, die langfristig Kosten reduzieren werden. Ferner sind der Neubau eines Betriebshofes und eines Überwinterungshauses für die Kübelpflanzen-Sammlung geplant. Daneben sollen Arbeitsplätze für studentische Hilfskräfte geschaffen werden.

Auch die Aufwertung im Bereich des historischen Schlosses und die Erweiterung des Parkplatzangebotes sind vorgesehen. Dieser soll zudem so weit als möglich ökölogisch werden, u.a. mit Ölabscheider. Aufgrund des historischen Pflanzenbestandes und des Denkmalschutzes wurde von einer Neukonzeption abgesehen.

Durch das Investitionskonzept sollen Erneuerungen, Optimierungen und Besucherattraktionen geschaffen werden. In einer der beliebtesten Grünanlagen Dortmunds müssen hier verschiedene Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher erfüllt werden: Erholung, Bildung, Sport und Spiel. Die Ansprüche in Bezug auf Erreichbarkeit, Infrastruktur und Gastronomie sind gestiegen. Der Botanische Garten Rombergpark ist als sogenannter weicher Standortfaktor und als Ausflugsziel von städtischer sowie regionaler Bedeutung.

Sammeln, Pflegen, Dokumentieren, Forschen, Lehren und Erholung

Nicht zuletzt ist der Rombergpark aufgrund seiner Größe und Lage im südlichen Grünzug relevant für das innerstädtische Klima sowie ein Rückzugsort für viele heimische Tier- und Pflanzenarten. „Mit dem Investitionskonzept sollen die bestehenden Stärken und international bedeutsamen Sammlungsbestände erhalten und stärker profiliert werden“, erläutert Stadträtin Zoerner.

Dr. Patrick Knopf, Direktor Botanischer Garten Rombergpark, zeigt David, den Dortmunder Titanwurz.
Dr. Patrick Knopf, Direktor Botanischer Garten Rombergpark, zeigt den Dortmunder Titanwurz.

Die Investitionsnotwendigkeit ergibt sich aus den Zielen: Steigerung der Attraktivität, Erfüllung der Besucheransprüche nach Erholung und Stärkung der Konkurrenzfähigkeit. Der Erhalt des historischen Charakters mit Blick auf die verschiedenen zeitlichen Epochen ist eine Maxime des Zukunftskonzeptes, schließlich geht der Botanische Garten Rombergpark auf einen fast 200 Jahre alten Englischen Landschaftsgarten zurück.

Die Arbeit des Botanischen Gartens besteht aus fünf Kernaufgaben: Sammeln, Pflegen, Dokumentieren, Forschen und Lehren. Der Rombergpark als kommunaler Botanischer Garten ohne direkten Universitätsanschluss ist zudem ein wichtiger Freizeit- und Erholungsort.

Mit der sich ändernden Wahrnehmung der Natur durch die Menschen und den Ansprüchen der modernen, zukunftsorientierten Gesellschaft ist der Botanische Garten Rombergpark ein außergewöhnlicher Lehr- und Lernort.

Das Erleben der lebendigen Natur ist ein essentieller Bestandteil des menschlichen Lebens und ein wesentliches Element des Selbstverständnisses. Seit seiner Gründung im Jahr 1929 stehen die zeitgemäße Wissensvermittlung, das zielführende Sammlungsmanagement und die Erholung für alle Bürgerinnen und Bürger im Fokus des Botanischen Gartens.

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Reaktionen

  1. Fraktion Linke & Piraten (Pressemitteilung)

    Rombergpark soll kein Disneyland werden

    „Wir lieben und schätzen unseren wunderschönen Rombergpark. Deshalb werden wir sinnvolle Sanierungsarbeiten und eine sanfte Optimierung immer unterstützen. Aber wir halten es für Humbug, Millionen für einen Flach-Steg mit einem künstlichen Dinosaurier oder für einen kostenpflichtigen und angeblich weltweit einzigartigen Baumwipfel-Erlebnis-Pfad auszugeben“, sagt Thomas Zweier, Ratsherr der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN und Mitglied im Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit.

    Der Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit hat am Dienstag eine Empfehlung für den Rat am 23. Mai abgegeben. Die Frage lautete: Braucht der Rombergpark ein Umstyling und neue Besucherattraktionen für insgesamt 14,1 Millionen Euro? Ja, meint die Mehrheit des Ausschusses. Nein, sagt Thomas Zweier. „Es ist vielmehr wichtig, dass der Charakter des Parks erhalten bleibt.“

    Im Rombergpark gehe es um Erholung, um zwitschernde Vögel und Spaziergänge unter alten Bäumen. Der Park sei ein Rückzugsort für alle Dortmunder. Und das kostenlos. „Uns reicht es, ein schönes Ausflugsziel anbieten zu können. Wir müssen nicht mit einem der größten Botanischen Gärten der Welt ins Guinness Buch der Rekorde. Wir haben nicht den Anspruch, dass wir mehr bieten müssen als der Central Park in New York. Und wir sehen uns auch nicht in Konkurrenz zum Grugapark in Essen.“

    Natürlich müsse man den Rombergpark pflegen und hegen und dafür auch regelmäßig Geld investieren, sagt Thomas Zweier. Aber warum müsse jede Investition gleich weltweit einmalig sein? „Wir sagen lieber Ja zu Investitionen zu Gunsten der Mitarbeiter, für Arbeitsschutz oder Energieeffizienz, gerne auch für den Spielplatz, für zusätzliche Toiletten oder für die geplanten Arbeitsplätze für Studierende. Und wenn der Recycling-Lagerplatz, der Betriebshof oder die Pflanzenschutzhäuser saniert werden müssen, wird die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN nicht Nein sagen. Das komplette Konzept dagegen, das der Rat in der kommenden Woche beschließen soll, bedeutet auch acht Jahre Bautätigkeit mit allen Unannehmlichkeiten – vom Lärm oder Dreck bis hin zu Absperrungen.“

    Thomas Zweier: „Der Botanische Garten Rombergpark versteht seine Aufgabe im Sammeln, Pflegen, Dokumentieren, Forschen und Lehren. Für sinnvolle Investitionen in diese Bereiche geben wir gerne unsere Zustimmung. Aber Ausgaben für angebliche Besucherattraktionen, die eigentlich ins Disneyland gehören, werden von uns nicht unterstützt.“

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