Roma: „Zuhause in der Nordstadt – aktiv für den Stadtteil“ – Quartiersfonds unterstützt Selbstorganisation in Dortmund

Für uns, für Euch, für alle. Fotos: Thomas Engel
Roma in Dortmund: für uns, für Euch, für die ganze Stadt, kein Unterschied. Fotos: Thomas Engel

Das „Haus der europäischen Roma“, Romano Than e.V.: 2016 als Selbsthilfeorganisation in Dortmund gegründet, bietet der Verein in eigener Sprache, Romanes, mehr als nur Sozialberatung für Zugewanderte an. Er organisiert das soziale Leben der Gemeinde und versteht sich als Instanz, über eine seit Jahrhunderten vorurteilsbehaftete Ethnie aufzuklären, dazu das Engagement gegen Diskriminierung und Xenophobie in der Stadt zu stärken. Unterstützung für die Integrationsbemühungen kommt vom Quartiersfonds Nordstadt, üble Querschüsse dagegen von der Dortmunder AfD-Ratsfraktion.

Roma in Dortmund: sie sind angekommen, selbstbewusst und bereichern die Stadt

Während hilfloser Hetze: buntes Leben.
Während hilfloser AfD-Hetze: buntes Treiben.

Es ist nur ein kleiner Event, Kinder, Frauen, Männer der Roma-Community, verstreut im Dietrich-Keuning-Haus (DKH). Für die meisten DortmunderInnen dürfte es ein ganz normaler Wochentag sein, eben Mittwoch, 19. September. Nicht so hier: das Djelem Djelem-Festival – Roma-Kulturereignis des Jahres mit der Stadt – war erst einige Stunden zuvor offiziell im Theater/Depot Dortmund eröffnet worden.

Am selben Tag hetzte die AfD Dortmund immer noch gegen Roma und das Festival. In heimelig-völkischem Ton wurde via Facebook im Namen der Ratsfraktion von einer Kultur gesprochen, die „wir [sic!] nur all zu gut vom Taschen- und Wohnungseinbruchsdiebstahl“ kennen. In einer offenbar herbeigesehnten Pogromstimmung hätten sie Djelem Djelem – analog des Geistes Kind sie sind – wohl gern wie Bücher verbrannt.

Doch die vielen, hauptsächlich jungen Menschen hier im DKH, in bunten Kleidern, bei ausgelassener Stimmung in jenem Souterrain, wo früher eine Ü-30-Disco war, tanzend bei einer Musik, die für ungeübte Ohren wie eine undefinierbare, faszinierende Mischung aus Klezmer, vom Balkan und dem Orient klingt – sie sind hier angekommen. In einer demokratischen und toleranten Stadtgesellschaft, die sie will, als Bereicherung sieht.

Verbunden mit dem Stadtteil und untereinander: T-Shirts setzen ein Zeichen

Romano Than, Vorstand (v.l.): Preduca, Elena; Adzaj, Hassan; Marin, Ionut
Romano Than, Vorstand (v.l.): Elena Preduca, Hassan Adzaj und Ionut Marin

Eigenständig organisiert haben sich die MigrantInnen aus Süd-Ost-Europa, die in ihren Herkunftsländern, insbesondere Rumänien und Bulgarien, seit jeher und weiterhin verfolgt werden, im Dortmunder Verein Romano Than e.V. Sie tragen T-Shirts mit dem Aufdruck „Zuhause in der Nordstadt – aktiv für den Stadtteil“. Darauf ist ein Aufdruck zu sehen, worin das Logo des Stadtbezirks Innenstadt-Nord, „Echt Nordstadt“, und Elemente der Roma-Flagge miteinander verbunden sind.

Die selbstverständlich fairem Handel entstammenden Textilien sind zukünftig für verschiedene Aktionen, beispielsweise bei Auftritten in Jugend- und Stadtteiltreffs oder bei Stadtteilfesten bestimmt. Einheitlich gestaltet, sollen sie sowohl Identität als Roma wie als Selbstorganisation, zudem die Verbundenheit mit der Nordstadt vermitteln. Die Produktion der 100 Shirts wurde mit 1.500 Euro aus dem Quartiersfonds Nordstadt gefördert.

Daran wird – neben Martin Gansau vom Quartiersmanagement – vermutlich nicht ganz unbeteiligt gewesen sein: Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder. Der sieht den Verein Romano Than gleich zweifach integrativ wirken. Eine der jüngsten Zuwanderergruppen öffnet sich zur Nordstadt hin und fördert den sozialen Zusammenhalt in der Community: „Damit wird ein wichtiger Beitrag zum Ankommen im Stadtteil geleistet“, stellt Ludwig Jörder fest.

Weitere Informationen zum Verein Romano Than e. V.:

  • Der Verein beteiligt sich mit Beiträgen des „Roma Kids Club“ und anderer Gruppen an diversen Aktivitäten im Stadtteil; zum Beispiel am Spielplatzfest Düppelstraße oder bei Nordmarktfesten. Am jetzigen Roma-Kulturfestival „Djelem, Djelem“ ist er maßgeblich beteiligt.
  • Romano Than versteht sich als eine Selbstorganisation, die zum Stadtteil gehört und nachhaltig das Miteinander der alteingesessenen BewohnerInnen und der neu zugewanderten positiv mitgestalten möchte.

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Reaktionen

  1. Djelem Djelem

    Roma-Kulturfestival „Djelem Djelem“: Familienfest am Sonntag wird ins Dietrich-Keuning-Haus verlegt

    Wegen des zu erwartenden starken Regens wird das Familienfest des Festivals „Djelem, Djelem“ am Sonntag, 23. September verlegt: Statt auf dem Nordmarkt findet es im Dietrich-Keuning-Haus statt.

    Mit dem Familienfest erreicht das fünfte Dortmunder Roma-Kulturfestival seinen Höhepunkt. Ab 13.30 Uhr zieht ein Demonstrationszug für Vielfalt, Toleranz und Solidarität sowie gegen Antiziganismus vom Borsigplatz bis zum DKH. Musikalisch begleitet wird der Zug von der Balkan Brass Band.

    Im Keuning-Haus können sich die Besucherinnen und Besucher mit anderen austauschen, die Beratungs- und Integrationsangebote der Institutionen vor Ort kennenlernen und das Bühnenprogramm mit internationalen musikalischen Highlights genießen. Neben der Balkan Brass Band sind Deno Records sowie Lukan & Eduard Amar und Steven Wiesemann zu hören. Für Kinder gibt es vielseitige Spielangebote.

    Am Abend (19 Uhr) zeigt das Kino sweetSixteen (Immermannstr. 29) den Dokumentarfilm „Der zornige Buddha“ (Deutschland/Österreich 2016) von Stefan Ludwig. Es geht um ein ungarisches Dorf mit einem buddhistischen Gymnasium für Roma-Jugendliche. In einer rassistisch aufgeheizten Umgebung will János Orsós den Teenagern den Weg in ein besseres Leben zeigen. Der Eintritt ist frei.

    Das Festival „Djelem Djelem“ (19. bis 24. September) präsentiert den Reichtum der Roma-Kulturen und setzt ein Zeichen gegen die Stigmatisierung der Roma. Über 30 Partner wirken am Programm mit, das komplett kostenlos ist.

    http://www.facebook.com/djelem.djelem.dortmund

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