Wilfried Schmickler über Politik in Deutschland – oder die hohe Kunst des parlamentarischen Wachkomas

Wilfried Schmickler bei Watt'n Hallas
Der Scharfrichter der deutschen Politkabaretts: Wilfried Schmickler bei Watt’n Hallas.

Klare Kante gegen Jeden – so könnte man die politische Einstellung von Wilfried Schmickler zusammenfassen. Jeder und Jede bekommt bei seinem Auftritt bei „Watt’n Hallas“ im Fritz-Henssler-Haus sein und ihr Fett weg. Euro, Rente, Bundestagswahl, Große Koalition, NSA-Affäre, der „Dombau“ zu Limburg und NSU-Morde – nur einige der Themen des Abends.

Trauriger Ist-Zustand des deutschen Parlamentarismus

Schmickler analysiert den (traurigen) Ist-Zustand der parlamentarischen Demokratie in Deutschland, in der im Reichstag „die hohe Kunst des parlamentarischen Wachkomas“ zelebriert werde. Er nimmt Bischöfe unter die Lupe, die häufiger in „Schöner Wohnen“ als in die Bibel schauen. Und genießt es förmlich, dass bei der FDP die Köpfe gerollt seien wie sonst nur bei der Französischen Revolution. Mit vielen „schuldlosen“ Opfern: „Ich habe ja nichts gemacht“, sollen Röslers letzte Worte gewesen sein…

Andere hätten eben frühzeitig den Absprung gekriegt, zum Beispiel Christina Schröder: Sie habe realisiert, dass ihre Beliebtheitswerte „zwischen Sepp Blatter und dem EHEC-Erreger“ rangiert hätten. Und natürlich immer wieder „Mutti“ mit ihren „ABC der Alternativlosigkeit“.

Die Zukunft in Deutschland: Altersarmut fürs Volk – Erfolgsboni für Manager

Wilfried Schmickler bei Watt'n Hallas
Bei Schmicklers Politanalysen bleibt einem oft das Lachen im Halse stecken. (Fotos: Alex Völkel)

Eine gelungene Breitseite feuerte er gegen die Wirtschaftsweisen und Konjunkturforscher. Dem „Sinn-losen Hans-Werner vom UfO-Institut“ wünschte er „einen Sandkastenplatz in der Wüste Ghobi“.

Allerdings hatte Schmickler auch praktische Tipps zum Leben und Überleben in der Altersarmut. Statt auf Gold zu setzen, sollte man lieber Medikamente auf die hohe Kante legen. Oder auch Brillen, Zahnersatz und Gehhilfen horten. Mal wieder eine Stelle im Program, wo einem das Lachen im Hals stecken bleibt: Im Jahr 2030 werden ein Drittel der Rentner in NRW mit 676 Euro im Monat auskommen müssen…

Ganz im Gegensatz zu Bankern und Top-Managern: Sie könnten ihre Bezüge eigenhändig dem Ausmaß ihres Versagens anpassen.

Leihstimmen für Minderheitsregierung

Aber Angela Merkel philosophiere weiter darüber, „dass die wichtigste Währung Europas Vertrauen“ sei, so Schmickler. „Da brauche ich aber ganz dringend eine Währungsreform!“ Er plädierte für ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen und eine Minderheitsregierung der Union: Grüne und SPD würden sicher gerne jeweils zwei Leihabgeordnete zur Verfügung stellen: „Die Grünen Trittin und Künast, die SPD Nahles und Lauterbach. Das wäre für alle Seiten eine Win-Win-Situation“, analysiert der Kabarettist.

Klare Kante gegen Rechtsextremismus

Raum räumt er auch dem Thema Rechtsextremismus ein: Rechtsextreme Parteien „aus Protest“ zu wählen sei so, als in einem Restaurant aus Protest gegen die Speisekarte die Scheiße aus der Kloschüssel zu fressen. Aber auch der Verfassungsschutz bekam sein Fett weg: Schmickler fand es erstaunlich, dass die Salafisten genau dann aufgetaucht seien, „als die Rechtsextremen im Schredder des Verfassungsschutzes verschwunden sind“. Dabei könne man Rechtsextreme überall sehen. „Aber wenn alle in de andere Richtung sehen, bleiben Rechtsextreme unentdeckt.“

 

Die nächsten Termine bei Watt’n Hallas:

Watt'n Hallas - LogoFritz Eckenga, Peter Großmann u.a. – “Klopp kommt nicht – Der Sport Jahresrückblick” Gast: Manni Breuckmann – 13. – 15.12.2013, jeweils 20.00 Uhr   

Eintritt: 22,00 € (zzgl. Geb.) VVK  / 27,00 € AK
Was war die Trennung des Jahres, wer der Sportler des Jahres, was die spielentscheidenden Szenen? Fragen, auf die es auch 2013 eine Antwort zu geben gilt. „Klopp kommt nicht“ dafür aber unverändert in fachkundiger Bestbesetzung: Kabarettist Fritz Eckenga und ARD Sportfreund Peter Großmann haben u.a. die Reporter Legende Manni Breuckmann aufgestellt.

 

Watt'n Hallas - LogoFischer & Jung – “Ladies Night – Ganz oder gar nicht” – 18.12.2013, 20.00 Uhr  

Eintritt: 20,00 € (zzgl. Geb.) VVK  / 25,00 € AK

Kein Job, kein Geld, keine Unterhosen. Fünf arbeitslose Männer die aus lauter Not auf die waghalsige Idee kommen, es den erfolgreichen „Chippendales“ gleich zu tun. Sie strippen. Doch sie haben Rettungsringe und Hühnerbrüste! Wie wird man(n) Herr über die eigene Scham, über klemmende Reißverschlüsse? Und als schließlich nur noch ein knapper String als letzte Schamgrenze bleibt, stellt sich die alles entscheidene Frage: Ganz oder gar nicht?!

 

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