Wegen Sanierung der Tiefgarage „Westentor“: bis Januar 2020 fehlen in der Dortmunder Innenstadt knapp 400 Parkplätze

Einfahrt Tiefgarage Westentor. Foto: Spar- und Bau
Zufahrt zur Tiefgarage in der Schmiedingsstraße unweit des Westentors im Unionviertel. Foto: Spar- und Bau

Die Tiefgarage „Westentor“ nahe dem Dortmunder U ist marode und sanierungsbedürftig. Irgendwann musste etwas geschehen, schon unter Sicherheitsaspekten – jetzt ist es soweit. In den nächsten 15 Monaten bleibt der Parkraum unter der Hauptverwaltung des Spar- und Bauvereins an der Kampstraße zur Generalüberholung geschlossen. In der nahenden Vorweihnachtszeit könnte es deshalb für AutofahrerInnen, die dann im Innenstadtbereich einen Parkplatz suchen, etwas enger werden.

Als Metapher bedeutet „Beton“ Beständigkeit – die materielle Bausubstanz ist unter Umständen vergänglich

Beton, soweit das Auge reicht. Fotos: Thomas Engel
Beton, soweit das Auge reicht. Fotos: Thomas Engel

Ansonsten erwarten die Verantwortlichen durch die Baumaßnahme und ihre Folgen keine weiteren Beeinträchtigungen, Nachbarschaften eingeschlossen.

Im Gegenteil: nach Abschluss der notwendigen Betonsanierung wie der begleitenden Planvorhaben sollen die Nutzungsbedingungen der Parkflächen deutlich attraktiver sein. – Aber warum so etwas wie „Beton“ überhaupt sanieren?

Denn häufig sprechen wir über ihn, als könne er sich nie verändern. Wenn das Wort zum Bild wird. Bei solchen metaphorischen Verwendungen in unserem Sprachgebrauch wird es sich nicht um Schöpfungen aus dem Nichts handeln. Es muss was dran sein, so, wie wir sprechen. An der Rede vom „Beton“, die auf Unveränderliches verweist.

Ob eher im Guten („in Beton gegossen“) oder mit zweifelhaften Assoziationen („Betonkopf“) – immer wird der Baustoff als unverwüstlich von jedweden Umwelteinflüssen und gleichbleibend bis in alle Ewigkeit gedacht. Denn als dieser „Beton“ vor unseren Augen bleibt er vordergründig erhalten, während um ihn herum Veränderung stattfindet.

Darin steckt allerdings in der Tat eine Fehlannahme; mindestens, soweit es sich um real gegossenen Beton handelt, und wie sich immer wieder herausstellt: selbst mit Bewehrungsstahl zu Stahlbeton verstärkte Bauelemente können – irgendwann – marode werden und bedürfen einer gründlichen Verjüngungskur.

Tiefgarage am Westentor muss sich nach 34 Jahren einer gründlichen Betonsanierung unterziehen

Ereilt hat ihr absehbares Schicksal nun die Tiefgarage am Westentor, deren Zufahrt in der Schmiedingsstraße liegt. Für gut 500 PKWs hatte sie bislang Platz geboten, doch nun gibt es Handlungsbedarf.

Nach 34 Jahren konnte nicht mehr hinreichend intakte Betonsubstanz gemessen werden, die den vorgegebenen Sollwerten genügt.

Die Sanierungsbedürftigkeit hätte über entnommene Betonproben zur Bestimmung des Korrosionsgrades und dessen Tiefenwirkung festgestellt werden können, erklärt Christoph Köchling von der Caspar Köchling GmbH an Ort und Stelle.

Salze in einziehender Feuchtigkeit verursachen durch Chloridkorrosionen nach und nach Lochfraß

Die überall sichtbaren Risse im Beton, sie seien zwar durchaus gewollt. Das offenbar in exponierter Lage unvermeidliche Problem: mit der an ungeschützten Stellen eindringenden Feuchtigkeit verursachen die darin enthaltenen Salze Chloridkorrosionen im Material – will heißen: Lochfraß. Sichtbar als kleine, punktförmige Löcher in der Oberfläche.

Auf diese Weise würde der Beton bis zu einer gewissen Tiefe dauerhaft zerstört, weiß der Geschäftsführer des alteingesessenen Unternehmens aus der Nordstadt, das sich unter anderem auf Kernsanierungen in solchen Fällen spezialisiert hat.

Irgendwann kommen an einem solchen Punkt scheinbar die Statiker und ihre Normen ins Spiel. Entsprechende Vorschriften besagen dann, dass ein berechneter Betonquerschnitt nicht unterschritten werden dürfe, so Köchling. Das aber ist hier unten an vielen Stellen der Fall; ergo musste zwingend reagiert werden.

Erfahrungswerte: Sanierungsbedürftigkeit von Garagen des „Westentor-Typs“ nach 30 bis 40 Jahren

v.l.: Peter Westermeyer, Simon Kinz, Christoph Köchling, Franz-Bernd Große-Wilde, Florian Ebrecht
(v.l.:) Peter Westermeyer, Simon Kinz, Christoph Köchling, Franz-Bernd Große-Wilde, Florian Ebrecht.

Für den zuständigen Vertreter der Stadt, Peter Westermeyer, ist der Zustand der Anfang der 80er Jahre in Betrieb genommenen Tiefgarage kein Teufelswerk: Erfahrungsgemäß sei bei solchen Garagen eine Sanierung nach 30 bis 40 Jahren fällig, gibt der Bereichsleiter im Fachbereich Liegenschaften zu Protokoll.

Darüber hinaus hätten sich die Anforderungen an das Parken verändert: etwa durch größere Fahrzeuge oder Elektromobilität. Damit ist zart angedeutet, dass es hier nicht allein um Sicherheit geht. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Denn, wenn es schon auf über 1.000 Quadratmetern an die Bausubstanz gehen muss, wie Christoph Köchling schätzt: Einsatz von Hochdruckwasserstrahlen zum Abtragen der maroden Schichten, Reprofilierung von Fehlstellen, schließlich eine neue Oberflächenbeschichtung – dann macht es Sinn, die Gelegenheit beim Schopfe zu greifen und den – größtenteils unterirdisch, bis zu 20 Meter unter der Kampstraße liegenden – Massenparkraum durch Modernisierung insgesamt auf den Stand der Gegenwart zu bringen.

Gesamtinvestitionsvolumen von 6,6 Millionen Euro – Verantwortung des Projektes liegt bei Spar- und Bau

Anzeichen dafür, wohin es nach oben geht
Klare Anzeichen dafür, wohin es nach oben geht

Die Bauverantwortung für das Gesamtvorhaben liegt beim Dortmunder Spar- und Bauverein, unter dessen Kommandozentrale zwischen Kamp- und Schmiedingsstraße sich die Garage befindet.

Die Zufahrt ist schon verschlossen, ihr Inneres für die Sanierung bereits vollständig geleert; Beton überall, sonst nicht viel. Die geplanten Arbeiten beginnen in diesen Tagen.

Auf 6,6 Millionen Euro beläuft sich das Gesamtinvestitionsvolumen, aufgeschlüsselt auf die beteiligten Partner. Mit einem Beitrag von 5,1 Millionen Euro subventioniert die Stadt Dortmund, abgesegnet durch den Rat, das ambitionierte Projekt; Spar- und Bau steuert knapp 1,5 Millionen bei.

Dessen Chef, Franz-Bernd Große-Wilde, sieht darin ein Beispiel, wie sich die Wohnungsbaugenossenschaft nicht nur beim Neubau engagiere, sondern sich ebenfalls um die Zukunft des eigenen Bestands kümmere: fast 40 Euro pro Quadratmeter seien es in diesem Jahr, die zum 125sten Jubiläum von Spar- und Bau in die bereits vorhandenen Immobilien investiert würden, so der Vorstandsvorsitzende.

Große Pläne: Wiedererkennungswert der Tiefgarage soll durch Sanierung bei NutzerInnen positiv sinken

Florian Ebrecht, Geschäftsbereichsleiter Technisches Gebäudemanagement bei Spar- und Bau, erläutert einige grundlegende Neuerungen, die neben den weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Nutzungsfreundlichkeit, geplant sind: der Brandschutz soll zeitgemäßen Erfordernissen entsprechen, die Lüftungsanlage wird ausgetauscht, eine neue Elektroinstallation verbaut.

Das überrascht soweit nicht, angesichts des heruntergekommenen Zustandes, in dem sich das Garageninnere befindet.

Aber wie sieht es mit den Details aus? Zumal Peter Westermeyer gerade optimistisch verkündigt, dass in einem positiven Sinne DortmunderInnen das sanierungsbedürftige Objekt nach Abschluss der Arbeiten „nicht mehr wiedererkennen“ werden.

Simon Kinz ist Geschäftsführer der DoPark GmbH, die für die Stadt Dortmund insgesamt sechs Tiefgaragen, das Parkhaus am Phoenixsee und fünf weitere öffentliche Parkplätze, darunter die an den Westfalenhallen, betreibt. Neben der Sicherheit geht es ihm vor allem um die Service-Aspekte des Umbaus.

Umstrukturierung eines Teils der alten Parkboxen für moderne XXL-Fahrzeuge zur Komfortzone

Energieeffizienz ist sicherlich ein wichtiger Punkt, heutzutage nicht wegzudenken: dazu gibt es auch ein angemessenes Beleuchtungssystem mit LEDs in der renovierten Garage; zudem verbesserte Orientierungsmöglichkeiten durch ein modernes Hinweissystem.

Schließlich soll der Beton AutofahrerInnen auf den zwei oberirdischen und vier unterirdischen Etagen entschieden freundlicher und in verschiedenen Farben begegnen, statt sich wie gewöhnlich nur im dumpfen Neutral-Grau zu präsentieren.

Wird etwas eng für zwei SUVs.
Wird deutlich etwas eng für zwei SUVs.

Vor allem aber die Reorganisation der Parkboxen liegt den anwesenden Planern am Herzen.

Etwa 70 sollten umgebaut werden, beispielsweise so, dass dort zwar nur noch zwei statt wie bisher drei Fahrzeuge, dafür aber problemlos auch SUVs gestellt werden könnten, erläutert der DoPark-Geschäftsführer ein Kernelement der anvisierten Renovierungsmaßnahmen.

Denn ein vernünftiges Parken sei bei den alten Stellmaßen mit drei großen Fahrzeugen von heute in einer Box kaum mehr möglich. Zumindest nicht, wenn Leute aus ihren Autos noch aussteigen wollten.

Dadurch entstünden Komfortparkplätze in einer Top-Lage, so dass die Garage zukünftig auch für KurzzeitparkerInnen attraktiv werden könne – ein zentrales Motiv des Vorhabens.

Weniger Stellplätze für größere Fahrzeuge – die Folge ist der Verlust von etwa 90 Parkhausplätzen

Ein Entwurf, der das mittlere Gebäude und eine Garageneinfahrt zeigt. Grafik: Architekturbüro Koschany + Zimmer.
Entwurf Neubebauung auf dem Gelände des Ruhrinstituts; unten die Zufahrt der nicht-öffentlichen Garage. Graphik: Architekturbüro Koschany + Zimmer.

Allerdings: Passten zuvor gut 500 Fahrzeuge in die Garage, werden es nach Abschluss der Sanierung, geplant zum Jahresbeginn 2020, durch die Umstrukturierung der Parkboxen etwa 90 weniger sein. Spar- und Bau hat DauermieterInnen in der jetzt gesperrten Tiefgarage eine feste Option auf die neuen Stellplätze nach Wiederöffnung Anfang 2020 zugesichert.

In der neu entstehenden, zweigeschossigen Tiefgarage nebenan zum Hauptbahnhof hin, unter dem Gelände des ehemaligen Ruhrinstituts, dessen Abriss im Herbst bevorsteht, auf dem ein neuer Gebäudekomplex von Spar- und Bau errichtet werden wird – dort solle es dagegen keine öffentlich zugänglichen Parkmöglichkeiten geben, erklärt Große-Wilde.

Geplant sei vielmehr, dass sie vor allem von den eigenen MitarbeiterInnen sowie BesucherInnen der Wohnungsbaugenossenschaft genutzt würden. Gleichwohl: die Einrichtung dürfte entlastend auf das Parkumfeld wirken.

Beim Parken in der Innenstadt während der Vorweihnachtszeit könnte es etwas eng werden

Blick aus der Garage Richtung Dortmund U
Blick aus der Garage Richtung Dortmunder U

Eine unangenehme Konsequenz der Renovierungsarbeiten am Westentor wird das Fehlen von einigen hundert Parkmöglichkeiten in der City während der nächsten 15 Monate sein. Aber, so versichern die Experten vor Ort: dies würde im Grunde nur in der Vorweihnachtszeit problematisch; ansonsten gäbe es in Dortmund hinreichend Parkhäuser.

Zudem: die Personenzufahrten zum Einkaufen in die Innenstadt seien leicht rückläufig.

Außerdem hatte Spar- und Bau zuvor schon 120 Stellplätze von der ursprünglichen Kapazität in der Tiefgarage „Westentor“ als Eigenkontingent dauerhaft für sich reserviert, so dass der Öffentlichkeit bislang faktisch nur knapp 400 Parkplätze zur Verfügung standen. Die allerdings werden bis voraussichtlich Januar 2020 fehlen.

Verkehrsmittelwahl im Städtevergleich
Bei der Verkehrsmittelwahl: Luft nach oben.

Aber schließlich gibt es ja zur Erledigung von Weihnachtseinkäufen noch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Angesichts notorisch bedenklicher Emissionswerte in der Dortmunder City wäre ein Umstieg auf den ÖPNV sicherlich nicht die schlechteste Alternative zur Benutzung des eigenen PKWs.

Es wäre darüber hinaus wahrlich eine gute Gelegenheit für alle AutofahrerInnen, zur Senkung des Schadstoffgehaltes in der Luft ein persönliches Scherflein, quasi als gute Tat zum Fest beizutragen.

Parken in den Komfort-Boxen soll nicht teurer werden als anderswo in der sanierten Tiefgarage

Und die Parkgebühren? – Eine „Preisanpassung“ gäbe es sicher, macht Simon Kinz deutlich. Wie teuer das Parken letztlich würde, darüber sei aber noch keine abschließende Entscheidung gefallen.

Sicher ist nach Auskunft des DoPark-Geschäftsführers nur zweierlei: die Preise werden nicht jene in den beiden teuersten Tiefgaragen Dortmunds – unter dem Rathaus und Hansaplatz – überschreiten und für das Parken in den SUV-Boxen gibt es keinen Aufschlag.

Das sei technisch-organisatorisch auch nicht umsetzbar, so Kinz: die Komfort-Parkboxen seien nicht von den anderen getrennt. Hier baue man auf die Einsicht der AutofahrerInnen – den Smart etwa in keine potentielle SUV-Box zu stellen.

Einer der Gründe dafür dürfte darin liegen, dass in der Planung keine Einzelplatzüberwachung vorgesehen ist. Durch Registrierung der Ein- und Ausfahrten wird lediglich die Gesamtzahl der auf den einzelnen Parkdecks sich befindlichen Fahrzeuge erfasst. Durch diese Etagenzählung ist zu jedem Zeitpunkt die Gesamtauslastung bekannt und kann an das Dortmunder Parkleitsystem übermittelt werden.

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