Auch nach fast zwei Jahren verzeichnet die Caritas hohen Beratungsbedarf

Seit Ausbruch des Krieges gab es 13.000 Besuche von Ukrainer:innen in der Anlaufstelle

Nach knapp zwei Jahren ist der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine für Viele traurige Routine geworden. Aber die geflüchteten Ukrainer:innen, die bei uns in Dortmund leben, haben keine Routine bekommen und brauchen weiterhin Unterstützung in der Anlaufstelle der Caritas Dortmund.

Trotz erfolgreicher Sprachkurse werden die Hilfestellungen gerne angenommen

Yehor und seine Familie gehören zu den Menschen aus der Ukraine, die bei der Caritas Hilfe gesucht haben.
Yehor und seine Familie gehören zu den Menschen aus der Ukraine, die bei der Caritas Hilfe gesucht haben.

„Es ist unglaublich, wie perfekt, fast akzentfrei er schon deutsch spricht“, staunt Katharina Ungefug, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Ukraineanlaufstelle im Bernhard-März-Haus. Sie nickt mit dem Kopf Richtung Yehor.

Der ukrainische Jugendliche ist 14 Jahre alt und im März 2022 mit seinen Eltern vor dem Krieg in der Heimat geflüchtet. Yehor hat längst in die Regelklasse seiner Schule gewechselt, war lange im Schwimmverein in Dortmund und spielt nun leidenschaftlich Fußball.

Seine Mutter Lora ist sehr erleichtert, dass ihr Sohn so gut in dem neuen Leben zurechtkommt. Auch sie besucht bereits den zweiten Deutschsprachkurs, sagt aber, sie käme immer noch mehrmals pro Woche in die Anlaufstelle. „Wir bekommen ständig Briefe, die wir nicht verstehen. Mal vom Handy- oder Internetanbieter, mal vom Jobcenter, Sozialamt oder Versicherungen. Hier in der Anlaufstelle können alle mehrere Sprachen und übersetzen und helfen uns immer gleich.“

Noch immer kommen täglich 30 bis 40 Menschen in die Anlaufstelle

Auch knapp zwei Jahre nach Beginn des brutalen Angriffskrieges auf die Ukraine, kommen täglich 30 bis 40 Menschen in die Anlaufstelle der Caritas Dortmund. Ab und zu sind noch neue Flüchtlinge dabei, die es dann doch nicht mehr ausgehalten haben in ihrem zerstörten Haus in Kiew oder Odessa. Der Löwenanteil der Ukrainer:innen, die täglich die Anlaufstelle aufsuchen, ist jedoch schon länger hier, hat aber einen hohen Beratungsbedarf. Den würden die Anlaufstelle gerne weiter decken und die Menschen unterstützen.

Die Caritas appelliert: „Wir brauchen Spenden, um weiter helfen zu können. Bitte helfen Sie uns, damit wir anderen helfen können. Wir hatten bei Eröffnung unserer Anlaufstelle viele kleine und große Geldgeber. Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat viele Menschen so schockiert, dass sie helfen wollten und uns Spenden gaben. Das ist jetzt anders und deshalb brauchen wir Ihre mediale Unterstützung. Seit Ausbruch des Krieges konnten wir in unserer Anlaufstelle knapp 13.000 Besuche von Ukrainer:innen und ihren Kinder verzeichnen.“


Foto: Caritas Verband Dortmund

Ukrainische Weihnachtsfeier: „Das Lachen drang die gesamte Straße hoch“

„Es war ein wenig, wie früher in der Ukraine“. Dieser Satz fiel beim festlichen Treffen in der Anlaufstelle der Caritas im Bernhard-März Haus, öfter.„Wir hatten unser Essen und unsere vertrauten Lieder“.

Ukrainer:innen feierten erstmals am 24. Dezember Weihnachten

„Pelmeni“ und „Wareniki“, große und kleine Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffelstampf oder Hackfleischfüllung, dazu „Kvas“, ein typisches, ukrainisches Getränk, vergleichbar mit Malzbier. Fischsalate, Gemüsesalate – alles traditionelle Gerichte aus der Ukraine, mitgebracht von den vielen ukrainischen Familien, die sich am Donnerstag (29. Dezember) von 11 bis 15 Uhr trafen. „Auf den Tischen stand aber auch deutscher Glühwein, es war eine wunderbare Mischung aus beiden Kulturen“, sagt Katharina Ungefug, Mitarbeiterin der Ukraine-Anlaufstelle bei der Caritas.

Der Wunsch nach bekannten Traditionen und Essen, war dabei genauso da, wie Freude und Offenheit über das neue Leben in Deutschland. Viele ukrainische Familien hatten dieses Jahr erstmals am 24.12. Weihnachten gefeiert. In ihrer Heimat wurde das Fest bei Vielen, wie in der russisch – orthodoxen Kirche üblich, nach dem julianischen Kalender am 06.01. gefeiert. Doch seit dem Angriffskrieg Russlands, ist der Abgrenzungswille zum Nachbarland groß. „Es war etwas ungewohnt, dass Weihnachten dieses Jahr so früh war, aber wir konnten das auch genießen“, erzählen Lora und ihr 14-jähriger Sohn Yehor.

„Das Treffen heute war laut, fröhlich und so gut es ging unbeschwert“, so Katharina Ungefug. Dabei wurde das ukrainische Weihnachtslied „Schedrik“ (Schtschedryk) gesungen und auch die Dortmunder:innen, die der Einladung der Anlaufstelle gefolgt waren, haben am Ende mitgetanzt.

 

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