Schlosser bei Hoesch in Dortmund und naiver Maler: Werke von Franz Klekawka sind ab Sonntag in der Nordstadt zu sehen

„Bohrdrittel“ heißt dieses Werk von Franz Klekawka.
„Bohrdrittel“ heißt dieses Werk von Franz Klekawka. Insgesamt 64 Arbeiten sind im Hoesch-Museum zu sehen.

Von Joachim vom Brocke

Franz Klekawka war Schlosser bei Hoesch und naiver Maler. Im Hoesch-Museum an der Eberhardstraße sind ab kommenden Sonntag (8. Juli) insgesamt 64 Gemälde zu sehen, die Franz Klekawka vom Ende der 50er Jahre bis zum Ende der 80er Jahre gemalt hat. Nur sehr selten waren die Arbeiten des Schlossers und Künstlers bisher zu sehen. Weitgehend komplett zuletzt etwa Mitte der 80er-Jahre in Recklinghausen.

Von 1955 bis 1962 war er Betriebsschlosser auf der Westfalenhütte in der Nordstadt

Butterpause
Butterpause

Das Hoesch-Museum bietet deshalb mit dieser Ausstellung einen ganz besonderen Leckerbissen. Parallel gibt es im Museum am Ostwall im Dortmunder U zwar einige Arbeiten von Franz Klekawka im Rahmen der Ausstellung „Kunst & Kohle: SchichtWechsel“ zu sehen, die sich aber auf die bergmännische Laienkunst bezieht.

Das Hoesch-Museum würdigt Franz Klekawka (1925 bis 2001) als naiver Künstler, der mit seinen Arbeiten die Zeit im Revier von den späten 1920er bis zu den späten 1980er Jahren aus der Sicht des Arbeiters, des Schlossers bei Hoesch, in der Erinnerung wachhält. Franz Klekawka stammte aus einer typischen Arbeiterfamilie des Ruhrgebietes.

Sein Vater war unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg aus Galizien nach Dortmund gekommen. Franz wuchs in einer Zechenkolonie auf. Von 1955 bis 1962 gehörte er zur Belegschaft der Hoesch AG und arbeitete als Betriebsschlosser auf der Westfalenhütte.

Bei „Steckenpferdturnieren“ entdeckt – Menschen und Szenen aus dem prallen Alltagsleben

Beim Pinnsürgel (Schuhmacher)
Beim Pinnsürgel (Schuhmacher)

Seine Teilnahme bei den sogenannten „Steckenpferdturnieren“, einer sehr erfolgreiche Reihe in den 50iger Jahren, machten Kunstexperten auf sein malerisches Talent aufmerksam. Allen voran Thomas Grochowiak, der Leiter der Städtischen Museen Recklinghausen. Unaufhaltsam begann der Weg vom Autodidakten zum international ausgestellten Künstler.

Zwischen 1962 und 1975 wurden seine Arbeiten an 40 Orten ausgestellt, auch im Ausland, u.a. im damaligen Jugoslawien, in der Schweiz, in Russland, Finnland, Dänemark und Spanien. Vorschläge, nur noch malender Künstler zu sein, lehnte der Hoesch-Schlosser ab. Sein Job auf der Westfalenhütte schien ihm sicherer zu sein.

Franz Klekawka zeichnete schon in seiner Kindheit gerne – meist mit Wasserfarben. Sein eigenes Ölgemälde  entstand, als er 1957 für seine erste eigene Wohnung ein Bild kaufen wollte. Doch die waren alle viel zu teuer. Franz Klekawka malte selbst eines. Seit 1962 malte er fast täglich, immer am Fenster seines Wohnzimmers. Nie stellte er seine Staffelei an den Orten des Geschehens auf, sondern malte aus seiner fast fotografischen Erinnerung heraus.

Erinnerungen an Kindheit und Jugend in der Zechenkolonie Schüren

Freuen sich auf die Ausstellung mit Arbeiten von Franz Klekawka: MKK-Museumschef Dr. Jens Stöcker, Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender Freunde des Hoesch-Museums) und Mit-Kuratorin Brunhild Kanstein. Fotos und Repros: Joachim vom Brocke
MKK-Chef Dr. Jens Stöcker, Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender Freunde des Hoesch-Museums) und Mit-Kuratorin Brunhild Kanstein. Fotos und Repros: Joachim vom Brocke

Menschen mitten im Alltagsleben. Beim Friseur, wenn der Milchmann kommt, beim samstäglichen familiären Badespaß in der großen Küche oder vor und in der Eckkneipe oder im Hinterhof. Sein detailgetreues Malen – selbst der Pinkelpott fehlte nicht – macht Spaß. Bei älteren Besuchern werden manche Erinnerungen wach, Jüngeren kann erklärt werden, wie es denn damals eigentlich so war.

Die Bilder wurden von dem Dortmunder auf Malpappe oder Hartfaserkarton gemalt; eher selten auf Leinwand – die war damals zu teuer. Weggefährten erinnern sich: „Wenn ich unter der Dusche stehe, wasche ich den Dreck und auch die Gedanken an die Arbeit ab. Ich habe Feierabend. Vielleicht male ich mal ein Bild von der Arbeit als Thema. Aber nicht von meiner“, soll er mal gesagt haben.

Mit den Pinseln hielt Franz Klekawka Freizeit- und Alltagsmenschen fest. Erinnerungen an Ausflüge, Prozessionen, auch ganz viele lustige Begebenheiten aus dem (einfachen) Leben. Ebenso dazu gehören Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in der Zechenkolonie Schüren.

Dialoge und Selbstgespräche in Ruhrdeutsch

Nicht nur die Malerei zählte zu seiner beliebten Freizeitbeschäftigung. Er schrieb auch seine Gedanken und Erinnerungen als kleine Geschichten auf. Dabei verwendete er für Dialoge und Selbstgespräche das Ruhrdeutsch. In der Ausstellung sind einige Texte zur Lektüre ausgelegt. Franz Klekawka hatte Ende der 1980er Jahre die Veröffentlichung von 24 dieser Texte vorbereitet. Warum dieser Plan nicht umgesetzt wurde, ist nicht bekannt.

Mehr Informationen:

  • Die Ausstellung „Franz Klekawka – Schlosser bei Hoesch und naiver Maler“ wird am Sonntag, 8. Juli, um 11 Uhr im Hoesch-Museum an der Eberhardstraße eröffnet. Sie ist zu sehen bis zum 30. September.
  • Nach der Begrüßung durch PD Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums, gibt Brunhild Kanstein, Mit-Kuratorin und ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hoesch-Museums, eine Einführung.
  • Zusätzlich gibt es einen 120-seitigen Katalog mit den Arbeiten von Franz Klekawka sowie Beiträgen über sein Leben und Wirken. Der Katalog ist zum Preis von 10 Euro zu haben.
  • Geöffnet ist das Museum Dienstag und Mittwoch von 13 bis 17 Uhr, Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr.
  • www.hoeschmuseum.dortmund.de
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Reaktionen

  1. Pia

    Ich finde es interessant, dass Franz Klekawka als Schlosser begonnen hat. Da kann man mal sehen, dass Künstler aus allen Berufen kommen können. Ich finde das total spannend.

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