
Das Kochbuchmuseum ist wieder da – zumindest teilweise. Sein Herzstück, die Kochbuchbibliothek, wurde in neuen Räumen am Ostwall eröffnet. Und sie ist eine kleine Wunderkammer für alle Fragen rund um die Ernährung.
Endlich mehr Platz für Bücher und für Begegnungen

Endlich mehr Platz für die Schränke, hinter deren grauen Türen sich die bunte Welt der Rezepte und Ratgeber aus zwei Jahrhunderten verbirgt. Endlich ein wenig Luft, um neu zu sortieren und zu ergänzen und endlich auch Raum, um zusammenzusitzen, etwas zu präsentieren und sich auszutauschen.
Mira van Leewen freut sich – für die neue Leiterin des Kochbuchmuseums und ihr Team der Ehrenamtlichen ist es ein Startschuss, denn der neue Standort bietet viele Chancen. Eine Zusammenschau der Bestände ist wieder möglich, es wird aufgeräumt, nach Doppelungen geschaut und neu systematisiert. Das Ziel: ein digitales Archiv, das auch externen Interessent:innen den Zugriff auf alle Titel der Bibliothek erlaubt.

Das ist noch viel Arbeit, denn von den 15.000 Titeln sind bisher erst 500 auf der Plattform „Museum digital“ erfasst.
Das Wissen, es steckt in den Büchern, den Köpfen und in einem alten Karteikästen: die Schlagworte lauten Faksimile, Frühstück oder auch Ei und Elektrizität. Handschrift und altes Wissen warten auf ihre Digitalisierung und neue Fragen zum Thema Ernährung.
Das Thema Ernährung wird heute immer relevanter

Neue Fragen? Was haben denn die alten Kochbücher heute noch zu bieten? Ulrike Weberbartold ist seit fünf Jahren ehrenamtlich für das Museum und die Bibliothek im Einsatz und sie weiß: „Wir reden heute zum Beispiel über den Ersatz für Fleisch und in alten Kochbüchern aus Notzeiten gibt es dazu bereits viele Rezepte auf Basis von Nüssen oder auch Samen.“
Überhaupt der Sonntagsbraten, das Saisonale Kochen, die Verwertung von Resten – viele Ernährungsthemen, die heute heiß diskutiert werden, sind gar nicht so neu. Mancher Trend ist eher eine Rückbesinnung und Ulrich Frohnmeyer, Agraringenieur und Vorsitzender des Fördervereins Henriette-Davidis-Gesellschaft, ist überzeugt „man kann an diesen Büchern nahezu alles erforschen: Umweltstrategie, Wirtschaftspolitik, die Rolle der Frau, Gesundheitsaspekte – die Kochbücher sind da ein Spiegel der Zeit.“

Brigitte Bornmann, ebenfalls ehrenamtlich engagiert, kann dem nur zustimmen – auch wenn es manchmal traurige Erkenntnisgewinne sind: „Viele Rezepte basieren auf Zutaten, die wir heute nicht mehr zur Verfügung haben“, erklärt sie.
Fische zum Beispiel, die längst auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen, weil es die Flusslandschaften in denen sie heimisch waren heute gar nicht mehr gibt.
Altes Wissen bewahren und für die Zukunft erschließen

All dieses Wissen will Mira van Leewen bewahren und neu erschließen – und das nicht allein: „Ich möchte mit der Stadtgesellschaft über die Neuausrichtung und den Wiederaufbau des Museums ins Gespräch kommen und gemeinsam der Frage nachgehen, welche Themen und Herangehensweisen sich eignen, um möglichst viele Menschen anzusprechen und einzubeziehen.“
Über Vorträge, Workshops, kleine Ausstellungen und Projekte möchte sie die Sammlung lebendig machen. „Ernährungsbildung“ nennt sie das und sie sieht darin die Zukunft, denn die Themen seien heute wichtiger denn je. Schließlich gibt es auch eine Ernährungsstrategie der Stadt Dortmund, ein Ernährungsrat hat sich gegründet und dessen Stammtisch hat sich bereits für ein Treffen in der Kochbuchbibliothek angekündigt.
Das Deutsche Kochbuch Museum, es soll auf jeden Fall ein Ort der Kommunikation sein, auch wenn der eigentliche Ort – zehn Jahre nach der Schließung im Westfalenpark – weiterhin offen ist. Die Bibliothek ist der Anfang.
Weitere Informationen:
- Die Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums findet sich ab sofort am Ostwall 60 und hat dort künftig wieder mittwochs von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
- In diesem Zeitraum kann man in historischen Kochbüchern stöbern und nach Rezepten suchen. Doppelte Ausgaben können gegen eine Spende mitgenommen werden.
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