Aktion von „Extinction Rebellion“ auf dem Parkplatz des WEZ

Protest gegen Lebensmittelverschwendung: Verteilung von „geretteten“ Lebensmitteln

„Diese Lebensmittel wurden gerettet, bedient euch gern!“ heißt es auf einem der Schilder. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Während auf der Welt aktuell 700 Millionen Menschen hungern, werden in Deutschland Schätzungen nach jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. „Das sind etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel“, prangern die Aktivist:innen von „Extinction Rebellion“ an. Sie haben in der Nacht zu Samstag solche Lebensmittel an verschiedenen Stellen in der Stadt „containert“ – also aus den Abfalltonnen von Lebensmittelgeschäften „gerettet“ und am Samstagnachmittag verteilt.

Gerettete Lebensmittel wurden in der Nordstadt „fairteilt“

Viele Menschen nahmen das Angebot an. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Es waren zwar Weggeworfene, aber noch genießbare Lebensmittel, die in der Dortmunder Nordstadt durch Aktivist*innen von Extinction Rebellion „fairteilt“ wurden. Mit der Aktion wollen sie ihrer Forderung Nachdruck verleihen, dass es auch in Deutschland ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung geben soll, wie es bereits in Frankreich existiert. ___STEADY_PAYWALL___

Durch die Aktion wurden zahlreiche Menschen auf den Missstand aufmerksam – und konnten aus einem breiten Angebot aus Gebäck, Gemüse, Obst und Süßigkeiten an dem provisorisch aufgestellten Stand wählen.

Die Lebensmittel, die vor dem Einkaufszentrum kostenlos angeboten wurden, waren größtenteils aus dem Müll gerettet. Andere wurden von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern von Frau Lose e.V. vor der Mülltonne bewahrt.

Mit der Aktion vor dem Einkaufszentrum zeigt sich die Dortmunder Gruppe von „Extinction Rebellion“ solidarisch mit der Gruppe „Aufstand der letzten Generation“, die in Berlin, und zuletzt auch in Hamburg und Stuttgart, immer wieder vor Autobahnauffahrten für ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung und eine echte, nachhaltige Agrarwende bis 2030 protestiert.

Rund 25 Prozent der Agrarfläche in Deutschland wird verschwendet

Beim Containern finden sich immer wieder Unmengen an noch genießbaren Lebensmitteln. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Obwohl schätzungsweise ein Drittel der produzierten Lebensmittel in Deutschland weggeworfen werden, gilt das „Containern“ als Diebstahl. Wer also Lebensmitteln aus Abfalltonnen von Supermärkten holt, macht sich des Diebstahls strafbar.

Dieses Risiko haben die Aktivist:innen bewusst in Kauf genommen, um auf diese Problemlage aufmerksam zu machen. Denn auch in Deutschland sind hunderttausende Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen. Dabei wäre ein Großteil der weggeworfenen Lebensmittel noch verwendbar.

Mit großen Aufwand erzeugt, geliefert und – obwohl noch verzehrbar – dann weggeworfen. Das muss sich ändern. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„Wir verschwenden rund 25 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland und pro Kopf jährlich 2.700 Liter Wasser. Besonders im Handel und der Außer-Haus-Verpflegung ist 90 Prozent des Weggeworfenen vermeidbar“, erklären die Beteiligten von „Extinction Rebellion“.

„In Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr Menschen auf die Tafel angewiesen sind, ist dies ethisch nicht zu vertreten“, heißt es weiter.

Forderung nach einem Gesetz: Lebensmittel spenden statt wegwerfen

Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Im Nachbarland Frankreich trat bereits im Februar 2016 ein Gesetz in Kraft, das der Verschwendung von Lebensmitteln in den Supermärkten Einhalt gebieten soll. Das Gesetz sieht vor, dass Lebensmittel entweder gespendet oder recycelt werden müssen. Das Wegwerfen von verzehrfähigen Lebensmitteln wird dort mit empfindlichen Strafen belegt.

Das sorgt dafür, dass Hilfsorganisationen dort 20 Prozent, in Italien sogar bis zu 50 Prozent mehr Lebensmittelspenden bekamen. In Deutschland sind die Tafeln und andere Hilfsorganisationen dagegen auf die freiwillige Unterstützung von Geschäften angewiesen.

Auch diese Lebensmittel wurden weggeworfen – nun fanden sie doch noch glückliche Abnehmer:innen. Leopold Achilles | Nordstadtblogger
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