Theater-Premiere im Wichernhaus: „Der Kick“ – Ein Lehrstück über rechtsextreme Gewalt – ist in Dortmund zu sehen

Für das Stück laufen die Proben im Wichernhaus auf Hochtouren.
Für das Stück laufen die Proben im Wichernhaus auf Hochtouren. Fotos: Leonie Krzistetzko

Von Leonie Krzistetzko

„Es war der Wunsch des gesamten Ensembles ein Theaterstück zu erarbeiten, das der heutigen Zeit entspricht und darstellt, wie sich starke Gewalt im Alltag entwickeln kann“, sagte Stephan Rumphorst.

Rumphorst übernimmt Regie der Monolog-Montage „Der Kick“

Regisseur Stephan Rumphorst.
Regisseur Stephan Rumphorst.

In diesem Jahr arbeitet er zum zweiten Mal zusammen mit dem Theater 36. Dieses hat seinen Heimatsitz im Kultur- und Tagungszentrum Wichern in der Dortmunder Nordstadt.

Dieses Jahr hat Stephan Rumphorst die Regie des Theaterstücks „Der Kick: Ein Lehrstück über Gewalt“ übernommen.

Monolog-Montage nach Recherchen beim Neonazi-Mord

Hierbei handelt es sich um eine Monolog-Montage, die auf einem realen Fall aus dem Jahre 2002 beruht: dem Mord an Marinus Schöberl am 13. Juli in Potzlow. Dieser wurde von drei Jugendlichen über Stunden gequält und schließlich ermordet.

Die Motive des Mords gehen auf Rechtsextremismus zurück. Um dem grauenhaften Mord eine Hintergrundgeschichte zu geben, reisten Andres Veiel und Gesine Schmidt an den Ort des Geschehens, um Interviews mit den Tätern, den Dorfbewohnern und den Angehörigen Schöberls zu führen.

Der Täter - gespielt von Jochen Brüse.
Der Täter – gespielt von Jochen Brüse.

Aus diesen Interviews entstand das Drehbuch zum Theaterstück.

„Es lässt sich aus den Interviews erkennen, dass staatliche Maßnahmen, die als offizielle Förderung gelten, den Betroffenen oftmals nur suggerieren, wo ihre Defizite liegen“, sagte Rumphorst. Dadurch entstehe Frustration – ein großer Auslöser von Gewalt.

Soziale Strukturen spielen bei der Entstehung von Gewalt eine große Rolle

Es gehe darum zu erfahren wie Gewalt entstehen kann und die Vorgeschichte hinter der Gewalttat kennenzulernen. Hierbei spielen vor allem die vorgegebenen sozialen Strukturen eine große Rolle.

Die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen münde oft in exzessivem Alkoholismus und führe so zu starker Aggression im Alltag. „Somit ist das Stück auch eine Botschaft an die Republik – es muss darüber nachgedacht werden welche Strukturen man braucht, damit dem Rechtsextremismus ein Ende gesetzt werden kann.“

Gewalt und Rechtsextremismus seien Probleme, die jeden Menschen betreffen. Vor allem wegen den Geschehnissen der letzten Tage sei es sehr wichtig sich mit dem Thema der Fremdenfeindlichkeit auseinander zu setzen.

„Der Kick“ erklärt Gewalt im Gesamtkontext, ohne dabei die Tat zu schmälern

Das Ensemble von "Der Kick".
Das Ensemble von „Der Kick“.

„In einem Dokumentarstück mitzuspielen ist wesentlich schwieriger als in klassischen Theaterstücken“, sagte Susanne Bruns. Sie spielt Birgit Schöberl – die Mutter des Gewaltopfers.

„Man erfährt, wie grausam Menschen in der Realität sein können und ist viel näher am Thema dran“, so Schöberl.

„Die Tat wird in einem gewissen Grad nachvollziehbar, wenn man den Gesamtkontext betrachtet. Man versteht, wie die einzelnen Menschen gewalttätig geworden sind, dennoch schmälert auch eine detaillierte Analyse des Geschehens wie hier niemals die Tat“, warf Jochen Brüse ein. Er stellt den rechtsextremen Täter Marco Schönfeld dar.

Das in der Nordstadt inszenierte Theaterstück verwendet originale Monologe

Susanne Bruns spielt die Mutter von Marinus.
Susanne Bruns spielt die Mutter von Marinus.

Da die Monologe des Theaterstücks zu einem großen Teil von den originalen Erzählungen übernommen wurden, wirkt das Stück ehrlich und direkt.

Im eigentlichen Sinne solle es zum Nachdenken anregen, obwohl es aber keine Lösungen zum Problem biete.

Dennoch stelle es die Frage auf, ob die Schuld der Täter nicht unmittelbar mit den sozialen Strukturen des Landes zusammenhänge.

„Der Kick“ feiert am 2.Oktober im Wichernhaus Premiere

Das Ensemble des Theater 36 setzt sich aus 14 Schauspielern von 22 bis 59 Jahren zusammen, die jeglichen Berufsgruppen entstammen. Sie verbindet die Leidenschaft zum Schauspiel.

Die Proben zum Theaterstück laufen seit Juni dieses Jahres. „Der Kick“ wird am Freitag den 2.Oktober um 19.30 Uhr Premiere feiern. Das Stück ist für alle Interessenten ab 14 Jahren geeignet.

Das Ensemble freue sich sehr darüber, dass es auch schon einige Anfragen von interessierten Schulen gebe, einige Aufführungen während der Schulzeit stattfinden zu lassen.

Gefördert wird die Produktion vor allem durch das Kulturbüro der Stadt Dortmund und das Wichern. Alle Beteiligten freuen sich sehr über interessierte Zuschauer und hoffen, dass ihr Stück großen Zulauf bekommt.

Für das Stück laufen die Proben im Wichernhaus auf Hochtouren.
De Proben im Wichernhaus laufen.

Die Termine:

  • Premiere: Freitag, den 2.10.2015 19.30 Uhr
  • Weitere Vorstellungen: Samstag, den 3.10.2015, 19.30 Uhr
  • Sonntag, den 04.10.2015, 18 Uhr
  • Samstag, den 24.10.2015, 19.30 Uhr
  • Sonntag, den 25.10.2015, 18 Uhr
  • Samstag, den 7.11.2015, 19.30 Uhr
  • Sonntag, den 8.11.2015, 18 Uhr
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Reaktionen

  1. Irmela Mensah-Schramm

    Seit zwei Jahren versuchen wir, ein Gastspiel (aus Potsdam) mit unserem Dokumentartheater
    „Mit Tötungsdelikten ist zu rechnen“, bestehend aus 6 Laien- und drei BerufsschauspielerInnen mit unserem Stück aufzuklären über den Alltagsrassismus.
    Es ist mehr als müßig im Lande auftreten zu dürfen, meist bleiben die Türen – ob i n Ost oder West der Republick – verschlossen, .trotz der landesweiten unzähligen und rassistischen Pegida-Hetzmärsche…………..
    Vielleicht möchte man hierzulande mehr Action mit Mord und Totschlag ?

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