Online-Petition mit fast 1.700 Unterschriften für Fortbestand des Freibads Stockheide an OB Westphal übergeben

Vor der Ratssitzung an den Westfalenhallen: Öffentlichkeit zur Rettung von Stockheide. Fotos (5): Alex Völkel

Die Debatte um die Öffnung des Freibades Stockheide erhitzte in den letzten Monaten deutlich die Gemüter. Das Bad ist populär; dass es in diesem Sommer nicht geöffnet werden sollte, stieß auf Widerstand. Mittlerweile ist der saisonale Zug abgefahren. Es geht aber immer noch um die weitere Zukunft der nassen Freizeit- und Sporteinrichtung im Hoeschpark. Per Online-Petition sammelte eine Initiative mittlerweile fast 1.700 Unterschriften für den Fortbestand des Bades und fordert eine Grundsanierung. Heute, 20. Mai, übergab Petra Schulte-Fischedick, Initiatorin der Petition, die entsprechenden Unterlagen an Oberbürgermeister Thomas Westphal. Der wiederum verweist auf das sich in Entwicklung begriffene städtische Bäderkonzept: Es ginge eben um alle Bäder. Doch er beruhigt: „Sie müssen sich um Stockheide keine Sorgen machen.“

Bad mit historischem Retro-Charme, „ohne zu viel Rummel“, wo die Seele baumeln kann

Petra Schulte-Fischedick, Initiatorin der Petition, erklärt ihre Motive.

Die bis zum heutigen Tag in der Petition eingegangenen Unterschriften waren exakt 1676, überwiegend aus Dortmund Nord, Ost und West. Die seit Januar diesen Jahres online stehende Unterschriftensammlung ist nun geschlossen. 700 Kommentare wurden abgegeben. ___STEADY_PAYWALL___

„Ganz viele davon sind mir sehr ans Herz gegangen“, kommentiert die Initiatorin vom Freundeskreis Hoeschpark. „Kleinod der Glückseligkeit“ oder „Bestes Freibad ever“ habe dort gestanden.

Ein Treffpunkt unterschiedlicher Menschen, Familien, Junge, Alte, ein buntes Völklein sicher, multikulturell. Ein Bad mit einem historischen Retro-Charme, „ohne zu viel Rummel“, betont Schulte-Fischedick. Wo man die Seele baumeln lassen kann.

Dann habe es für sie den Schock gegeben, als sie erfuhr, im Sportausschuss überlege man, das Bad in diesem Sommer nicht mehr zu öffnen, stattdessen solle erst ein Bäderkonzept entwickelt werden. „Das hat mich total geärgert, da müssen wir doch was tun“, habe sie sich gesagt.

Kritik: Über Jahre nur nötigste Instandhaltungen vollzogen, keine Grundsanierung

Für die Initiatorin steht fest: Das städtische Freibad sei sehr lange heruntergewirtschaftet worden. Konkret: Es gab nur die nötigsten Instandhaltungen, keine Grundsanierung. Als der alte Eingang nicht mehr benutzbar war, wurde er schlicht auf die andere Seite verlegt, Zustand von Toiletten und Umkleiden hätten zu wünschen übrig gelassen. Nicht einmal richtige Parkplätze seien vorhanden gewesen.

Appell an die Politik, der OB hört zu.

Unverständlich für die Aktivistin, dass gerade vor diesem Hintergrund in der Debatte um die diesjährige Öffnung mit geringen Besucher*innenzahlen argumentiert worden sei. Da komme schon die Befürchtung auf, dass hier ein Freibad weggespart werden solle. Wo sich die Stadt andererseits ein Fußballmuseum leiste, überall nachverdichtet würde. Die 250.000 Euro seien woanders besser angelegt, hätte es geheißen.

Dass der Zug „für dieses Jahr abgefahren ist“, weiß Schulte-Fischedick natürlich. Gerade in den Zeiten von Corona, wo die Menschen eingeengt lebten, könnten sie nicht nach Stockheide rein. Daher sei es um so wichtiger, dass jetzt die richtigen Weichen gestellt würden. Nämlich fürs nächste Jahr und die weitere Zukunft.

Jetzt, wo das Bäderkonzept in der Diskussion ist, fordert sie: „Liebe Politiker, sorgen Sie dafür, dass das Freibad erhalten bleibt.“ Es ginge darum, „diesen Ort für sportliche Betätigung und soziale Begegnung“ endlich (!) gründlich durchzusanieren. Es braucht ihrer Auffassung nach mithin kräftige Investitionen in das Stadtbad, auch um der „Zukunft unserer Kinder“ willen. Stockheide könnte ein „richtiges Schmuckstückchen“ werden.

„Niemand hatte vor, Stockheide zu schließen“ – sondern es geht um die Entwicklung eines Bäderkonzeptes

OB Thomas Westphal, der irgendwann vor der Westfalenhalle anlässlich der bevorstehenden Ratssitzung erscheint, macht klar, dass er die Dinge zu dem Freibad selbst ganz ähnlich sieht. Und bekennt: Auch er und seine Familie seien Gäste in Stockheide gewesen. „Wir wissen um die Bedeutung und die Funktion dieses Bades.“

OB Thomas Westphal scheint auch für die Rettung des beliebten Bades zu sein.

Doch seiner Ansicht nach gibt es in der Angelegenheit ein sich durchhaltendes Missverständnis: „Niemand hatte vor, Stockheide zu schließen“, so Westphal. Was sie gerade täten seitens der Stadt, das ist, sich alle Bäder anzuschauen. Es geht der Kommune darum, ein durchdachtes Bäderkonzept zu entwickeln. Ein Fokus: Herauszufinden, was die Menschen in den Bädern machen, welche Angebote sie bevorzugen, um verstehen zu können, was sie dort erwarten.

Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind: Lehrschwimmbecken, mehr Becken für Familien, nicht nur für Sport. Hier gibt es noch Diskussionsbedarf in Verwaltung und politischen Gremien. „Es geht überhaupt nicht um Schließung.“ Es ginge aber eben auch nicht um einzelne Bäder. Nur um alle in Dortmund zu halten, müssten sie seitens der Stadt aber allein 113 Millionen Euro in die Hand nehmen – viel Geld.

Und an Petra Schulte-Fischedick gewandt, wie aus dem Nichts: „Sie müssen sich um Stockheide keine Sorgen machen.“ Die verspricht: „Wir nehmen Sie beim Wort.“

Weitere Informationen: Wortlaut der Online-Petition

Mehrere Medien berichten, dass der Sportausschuss der Stadt sich nicht klar für den Erhalt des Freibades Stockheide am Hoeschpark ausgesprochen hat. Es soll sogar 2021 gar nicht geöffnet werden, weil es zu teuer sei, das Bad verkehrssicher zu machen. Die Bezirksvertretung Nord hat protestiert, aber kein Gehör gefunden. Der Rat der Stadt entscheidet am 11. Februar 2021, ob er den Beschluss des Sportausschusses mitträgt. Viele befürchten, dass dies das Ende des Freibades Stockheide bedeuten könnte. Eine endgültige Entscheidung soll im April/Mai nach Vorlage des städtischen Bäderkonzeptes fallen.

Ab dem heutigen Freitag öffnet das Freibad Stockheide. Fotos: Alex Völkel
Das Freibad Stockheide im Hoeschpark bleibt in diesem Jahr geschlossen.

Wir wollen, dass Stockheide erhalten und grundlegend saniert wird, auch wenn es teuer ist. Gerade für die Kinder der dicht besiedelten Stadtteile Nord und Ost brauchen wir ein Freibad, das wir unkompliziert sogar mit dem Fahrrad erreichen können. Stockheide ist ein Stück Lebensqualität, das erhalten werden muss.

Begründung

Das Freibad Stockheide ist für die Bewohner der östlichen Innenstadt von Dortmund mit Gerichtsviertel und Kaiserstraßenviertel ebenso wichtig wie für die der Nordstadt. Es ist ein wunderschönes altes Bad mit großen Liegewiesen und altem Baumbestand. In den vergangenen Jahren ist es punktuell saniert worden, aber eher mit dem Ergebnis, es unattraktiver zu machen. Trotzdem ist es immer gut besucht gewesen.

Man könnte hier ein tolles Freibad haben, wenn man es richtig sanieren würde, nicht mit dem Flickwerk der vergangenen Jahre, das nur zu Verschlimmbesserung geführt hat. Legt den Eingang wieder an die alte Stelle, vielleicht noch einen vom Hoeschpark aus, macht einen richtigen Parkplatz aus dem jetzigen Brachland-Parkplatz und renoviert die Umkleiden, Duschen und Toiletten. Stockheide könnte ein Schmuckstück sein. Gerade für die Kinder der dicht besiedelten Stadtteile Nord und Ost brauchen wir ein Freibad, das wir mit dem Fahrrad erreichen können. Wo könnten unsere Steuergelder besser angelegt werden?

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Freibad Stockheide startet am 20. Juli 2020 in die Saison – Zugang nur mit Online-Ticket in reserviertem Zeitfenster

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Nordstadt-Politiker*innen fordern fraktionsübergreifend den Weiterbetrieb des Freibads Stockheide auch in diesem Jahr

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Reaktionen

  1. Tag des Freibads – GRÜNE fordern Erhalt des Freibads Stockheide (PM)

    Tag des Freibads – GRÜNE fordern Erhalt des Freibads Stockheide

    Anlässlich des bundesweiten Tags des Freibads am 07. Juli 2021 fordern die GRÜNEN ein klares Bekenntnis der anderen Fraktionen im Rat der Stadt Dortmund zum Erhalt des Freibads Stockheide. Mit dem Tag des Freibads soll auf die marode und sanierungsbedürftige Situation vieler Freibäder in Deutschland hingewiesen werden. Viele Freibäder sind von einer Schließung bedroht.

    SPD und CDU hatten zuletzt mit Verweis auf das noch nicht beschlossene Bäderkonzept den Antrag der GRÜNEN auf den grundsätzlichen Erhalt des Bades in der Nordstadt abgelehnt. Zuvor hatten die GRÜNEN eine entsprechende Empfehlung des Senior*innenbeirats zur Abstimmung in den Sportausschuss und Rat eingebracht.

    „Der Rat verpasst weiterhin jede Chance, das Freibad zu öffnen und attraktiver zu gestalten“, erklärt Katrin Lögering, GRÜNES Mitglied im Sportausschuss. „Wir bleiben dabei: Statt öffentlichen Lippenbekenntnissen anderer Fraktionen braucht es ein klares Bekenntnis der Mehrheit des Rats gegen eine Schließung des für die Nordstadt so wichtigen Bads.“

    Stockheide ist seit jeher ein grundlegender Teil des Hoeschparks. Es wurde als wichtige soziale und gesundheitsfördernde Einrichtung für alle Bewohner*innen angelegt und ist für die ca. 150.000 Menschen, die im Einzugsgebiet leben, seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Ort des sozialen Lebens.

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