Kita Abenteuerland eröffnet erste Waldgruppe in Dortmund

Neues Angebot für Kinder von drei bis sechs Jahren: „Unser Kindergarten ist der Wald“

Ab dem Kitajahr 2024/25 wird es auch in Dortmund ein Waldkindergarten-Angebot geben. Zeichnung: Stephanie Wetzold-Schubert, Frauenzentrum Dortmund 1980 e.V.

Bald eröffnet die Kita Abenteuerland in Huckarde, die erste Waldkindergarten-Gruppe in Dortmund. Die Kinder werden ganzjährig und bei fast jeder Wetterlage im Rahmer Wald betreut. Lediglich bei Extremwetter-Ereignissen wird auf ein Alternativprogramm zurückgegriffen. Es gibt bereits Kitas, die mit Waldpädagogik arbeiten. Allerdings ist diese Gruppe die erste, die sich ausschließlich im Wald aufhalten wird – quasi eine Kita ohne Dach. Das Angebot richtet sich an Drei- bis Sechsjährige.

Vom Wanderparkplatz aus geht es an unterschiedliche Plätze

Der Träger der Kita Abenteuerland und somit auch der Waldgruppe ist das Frauenzentrum Dortmund. Die Geschäftsführerin des Frauenzentrums, Dr. Eva Barrenberg, hat das Projekt mit ins Leben gerufen und freut sich über die Möglichkeit, die erste Waldgruppe in Dortmund zu eröffnen.

Der Treffpunkt zum Bringen und Abholen ist der Wanderparkplatz am Ende der Buschstraße. Teresa Booms | Nordstadtblogger

Ein Tag in der zukünftigen Waldkita soll wie folgt ablaufen: Die Eltern bringen ihre Kinder morgens um acht Uhr zum Wanderparkplatz am Ende der Buschstraße in Huckarde. Von da aus suchen die Erzieher:innen mit den Kindern einen Platz, wo der Morgenkreis und das weitere Tagesprogramm stattfinden.

Das Gebiet, in dem sich die Gruppe abseits der Wege aufhalten kann ist groß und liegt hauptsächlich südlich des Parkplatzes. Es gibt allerdings Naturschutzgebiete, wo die Gruppe nicht hin darf. Darauf, dass diese Gebiete nicht betreten werden, achten die Erzieher:innen.

Gemeinsames Frühstück und freies Spielen im Wald

Im Anschluss an den Morgenkreis waschen sich alle mithilfe eines Wasserkanisters die Hände und dann wird zusammen gefrühstückt. Das Frühstück und einen kleinen Mittagssnack müssen die Eltern ihren Kindern mitgeben – sie sparen sich dadurch das Essensgeld, das in den Hausgruppen der Kita erhoben wird. Für den Fall, dass Kinder zur Toilette müssen, haben die Erzieher:innen ein Campingklo dabei.

Der Wald bietet viele Spielmöglichkeiten. Teresa Booms | Nordstadtblogger

Anschließend wird gespielt, hierbei ist der Anteil des Freispielens größer als in den anderen Kita-Gruppen. Im Wald können die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und so ergeben sich meist spontan und ganz automatisch verschiedene Spiele.

Trotzdem gibt es auch Angebote von den Erzieher:innen, die aber an die Gegebenheiten im Wald angepasst sein sollen. Beispielsweise kann unter Aufsicht etwas geschnitzt werden.

Nach dem Mittagssnack können sich die Kinder in Hängematten, die zwischen den Bäumen gespannt werden oder auf Picknickdecken ausruhen, bis es zurück zum Parkplatz geht. Dort werden die Kinder um 13 Uhr wieder von ihren Eltern abgeholt.

Bessere sprachliche und soziale Entwicklung durch das Besuchen einer Waldkita

Das Waldkindergarten-Angebot soll besonders die Themen der Kita Abenteuerland, Bewegung und das Entdecken mit allen Sinnen, aufgreifen. Dr. Eva Barrenberg sagt: „Es tut wahnsinnig gut im Wald zu sein, das gilt für Erwachsene und Kinder. Es ist beruhigend. Wer hat schon die Möglichkeit den ganzen Tag im Wald zu verbringen? Es ist eine sehr schöne und naturverbundene Art, seine Kindheit zu verbringen. Es macht etwas Positives mit den Kindern. Die Kinder merken, ich kann bei jedem Wetter draußen sein. Es ist kein Problem bei Regen oder Schnee draußen zu sein.“

Dr. Eva Barrenberg Foto: Daniel Hammelstein

Weitere Vorteile sind der bewusste Umgang der Kinder mit ihrem Umfeld, „sie müssen selber aufpassen, sich nicht zu stoßen, es gibt keine abgerundeten Tischecken“, erklärt Barrenberg.

Zudem werde die motorische Entwicklung, durch die Bewegung im Wald und Herausforderungen, wie das Überwinden von Gräben oder Bächen, gefördert. Die Kinder lernten sich an die Gegebenheiten anzupassen, was ihre Kreativität nachweislich fördert.

Auch die sprachliche Entwicklung soll bei Kindern, die regelmäßig im Wald sind, besser sein. Der Grund:  Da die Kinder im Wald permanent reden müssen, um klar zu machen, was die Gegenstände für einen sind. „So kann ein Baumstamm ein Krokodil, eine Schlange oder ein Auto darstellen“, erklärt Eva Barrenberg.

Diese Bedeutung der Gegenstände muss erst besprochen werden, damit dann das gemeinsame Spielen möglich ist. Auch das Bauen im Wald ist schwieriger, da man keine perfekten Bausteine hat. Diese und andere Situationen führen dazu, dass man andere um Hilfe bitten muss, was ebenfalls zur sprachlichen Entwicklung und zur Besserung des Sozialverhaltens beiträgt.

Wetterfeste Kleidung und Ausflüge ins Museum bei Extremwetter-Ereignissen

Schlechtes Wetter soll die Gruppe nicht davon abhalten, den Tag im Wald zu verbringen. „Wir sind auf die Mithilfe der Eltern angewiesen“, sagt Barrenberg. Die Kinder müssen immer angemessene Kleidung dabei haben, beispielsweise Regenjacke und Gummistiefel.

Für Notfälle hat die Waldgruppe einen Schutzraum Zeichnung: Stephanie Wetzold-Schubert, Frauenzentrum Dortmund 1980 e.V.

Für Notfälle hat die Kita an der Buschstraße, Ecke Varzinerstraße, einen Schutzraum, der derzeit renoviert wird. Der Schutzraum ist circa 20 Minuten zu Fuß vom Wanderparkplatz entfernt. Bei vorhersehbarem Sturm oder bei einem Betretungsverbot des Waldes wegen Sturmschäden wird schon vorher ein alternatives Programm geplant.

Dann stehen Ausflüge ins Museum oder in die Bibliothek auf dem Plan. Dabei entstehen für die Eltern keine Extrakosten, da das Ausweichprogramm Teil des Kita-Programms ist.

„Es entstehen aber ohnehin nicht viele Kosten dabei, da der ÖPNV für Kinder unter sechs Jahren kostenlos ist und viele städtische Museen und andere außerschulische Lernorte für Kinder auch“, erklärt Eva Barrenberg.

Unterschiede zu den anderen Kitagruppen

Die Waldkita-Gruppe ist die fünfte Gruppe der Kita Abenteuerland und hat Platz für 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Kita hat bisher vier Gruppen mit insgesamt 77 Kindern ab einem Alter von sechs Monaten. Kinder, die derzeit noch zu jung sind für die Waldgruppe, dessen Eltern aber Interesse an dieser haben, können später von einer der normalen Gruppen in die Waldgruppe wechseln.

Die Waldkita bietet eine 25 Stunden Betreuungszeit, mit festen Zeiten, diese sind montags bis freitags, von 8 bis 13 Uhr. Die anderen Gruppen der Kita Abenteuerland haben hingegen 30 bis 35 Stunden Betreuungszeit und flexible Hol- und Bringzeiten.

Die Waldkita bietet 20 neue Kitaplätze. Teresa Booms | Nordstadtblogger

Da ein Waldgebiet schwerer zu überblicken ist, hat die Waldgruppe vier Erzieher:innen, um die Aufsichtspflicht zu erfüllen. Für diese zusätzlichen Kosten erhalten Waldkitas einen speziellen Zuschuss.

„Allerdings wurde dieser schon seit einigen Jahren nicht mehr angehoben, sodass man das zusätzliche Personal nicht ausschließlich aus dem Zuschuss bezahlen kann. Dementsprechend muss man dann an anderer Stelle einsparen, was aber dadurch möglich ist, dass man im Wald weniger Verbrauchs-und Reinigungskosten hat“, sagt Barrenberg. Die Kosten für die Eltern werden von der Stadt festgelegt. Dabei wird kein Unterschied gemacht, ob die Kinder in eine normale Kita- oder in eine Waldgruppe gehen.

Die Waldkita-Gruppe wurde unter der bereits bestehenden Kita Abenteuerland vom Frauenzentrum Dortmund-Huckarde gegründet. Dadurch hat die fünfte Kitagruppe ein großes Team im Rücken, was bei Krankheitsfällen hilfreich sein kann. Außerdem kann die Waldgruppe die Ausflüge der älteren Kinder zur Polizei oder zu den Grundschulen gemeinsam mit den anderen vier Kitagruppen organisieren. Auch Angebote für die Eltern, wie Elterncafés bestehen bereits und müssen von der Waldgruppe nicht neu organisiert werden.

Mehr Informationen:

Unter 0231-17728871 können interessierte Eltern einen Termin für einen Kennenlern-Treffen in der Kita Abenteuerland (Fuchteystraße 6, 44369 Dortmund) vereinbaren und dann dort alle Fragen stellen.


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Reaktionen

  1. Frauenzentrum Dortmund und IFAK aus Bochum bündeln ihre Kräfte (PM)

    Ende Juli beschlossen die Mitgliederversammlungen des Frauenzentrum Dortmund 1980 e.V. und der IFAK e.V. aus Bochum, sich zusammenzuschließen.  Durch die Eintragung in das Vereinsregister ist es nun amtlich: Das Frauenzentrum Dortmund ist ab sofort Teil der IFAK. Die IFAK steht damit in der Gesamtrechtsnachfolge des Frauenzentrums. Alle Dortmunder Verträge werden durch die IFAK weitergeführt, alle Arbeitsplätze, Standorte und Angebote des Frauenzentrums in Dortmund bleiben bestehen. 

    „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Dortmunder Kolleg*innen. Die IFAK ist bereits in mehreren Ruhrgebietskommunen aktiv und es ist großartig, dass wir mit dem Frauenzentrum einen in der Dortmunder Soziallandschaft verankerten und sehr zuverlässigen Partner gewinnen konnten“ sagt Friederike Müller, Geschäftsführerin der IFAK e.V. aus Bochum. 

    Die IFAK und das Frauenzentrum haben eine sehr ähnliche Geschichte: Die IFAK wurde 1974 von Menschen gegründet, die sich für mehr Chancengerechtigkeit für Kinder mit Migrationshintergrund eingesetzt haben. Das Frauenzentrum wurde 1980 von einer kleinen Gruppe von Frauen gegründet, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen, insbesondere am Arbeitsmarkt, zu fördern. Beide Vereine stellen die Förderung von Gleichberechtigung und die Unterstützung benachteiligter Gruppen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.

    „Die IFAK und das Frauenzentrum haben sich im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte anhand der Bedarfe ihrer Zielgruppen stetig weiterentwickelt und professionalisiert. Aus kleinen Initiativen sind so zwei mittelständische Sozialunternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitenden mit umfassendem Angebot geworden. Schon bei unserem ersten gemeinsamen Gespräch war klar, dass die Werte unserer Organisationen wirklich sehr ähnlich sind“, erklärt, Dr. Eva Barrenberg, geschäftsführende Vorständin des Frauenzentrum Dortmund 1980 e.V.

    Genau wie das Frauenzentrum bietet auch die IFAK Aus- und Weiterbildungen für Arbeitslose, Beratung für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund, ambulante Erziehungshilfen, Senior*innenarbeit und Fortbildungen für pädagogisches Personal an und betreibt Kindertagesstätten. Zum Angebot der IFAK zählt darüber hinaus auch der Betrieb von Offenen Ganztagsschulen, Jugendfreizeitstätten, Quartierstreffs, Mehrgenerationenhäusern, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche sowie Sprachkurse und Angebote zur Radikalisierungsprävention.

    Durch den Zusammenschluss können beide Vereine ihre Ressourcen bündeln und ihre Wirkung in der Region weiter verstärken. So entsteht ein Sozialunternehmen mit ca. 500 Beschäftigten. Gemeinsam werden sich ihre Angebote optimal ergänzen und können noch gezielter auf die Bedürfnisse der Menschen in Bochum, Dortmund, Herne; Gelsenkirchen und darüber hinaus eingehen. „Dieser Zusammenschluss ist ein bedeutender Schritt für beide Organisationen und die Menschen, die wir unterstützen. Gemeinsam sind wir stärker und können unsere Ziele effektiver verfolgen“, betont Sabine Oecking, Vorsitzende des Aufsichtsrats vom Frauenzentrum Dortmund.

    „Der Belegschaft der IFAK hat auf den Vorschlag, sich zusammenzuschließen, sehr positiv reagiert und freut sich darauf, die neuen Kolleginnen und Kollegen in Dortmund kennenzulernen. Die Verschmelzung birgt viele Chancen, voneinander zu lernen. Gleichzeitig ist die Sozialbranche zurzeit stark in der Krise –da ist es sinnvoll, unsere Kräfte zu vereinen, um sowohl die Arbeitsplätze als auch die Soziale Arbeit, die wir leisten, langfristig sicherzustellen. Dem Betriebsrat ist es ein Anliegen, schnellstmöglich in Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Dortmund zu kommen und deren Interessen gut zu vertreten.“, ergänzt Eva Baumann, Betriebsratsvorsitzende der IFAK e.V.

    Für die Menschen, für die das Frauenzentrum in Dortmund da ist sowie die Akteur*innen der Stadtgesellschaft, mit denen das Frauenzentrum zusammenarbeitet, ändert sich nichts. Die Standorte des Frauenzentrums in Dortmund sind weiterhin die Minister-Stein-Allee 6, die Varziner Str. 1-3 und die Fuchteystr. 6.. Alle Ansprechpersonen und Telefonnummern bleiben dieselben.

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