UPDATE: Grafiken, Zeichnungen, Architektur, Malerei und mehr: Im Herbst steht in Dortmund Kunst auf dem Programm

Im Herbst und Winter kommen Kunstliebhaber*innen und Kunstschaffende in Dortmund voll auf ihre Kosten. Der Kunstort Ruhr in der Humboldtstraße präsentiert aktuell mit „Die verlorene Generation“ eine Ausstellung mit Werken des Brühler Künstlers Andreas Noßmann. Sie beschäftigt sich mit den Schicksalen der Menschen zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Das Baukunstarchiv macht seinem Namen alle Ehre mit der Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner – Vor der Kunst die Architektur“, während das MKK Leben und Werk der deutschen Künstlerin Ruth Baumgarte thematisiert. Nicht nur gucken, sondern auch kaufen und Kontakte knüpfen, können Interessierte schließlich beim Kunsthandwerkermarkt „Kunst in der Kaue“ im Bildungszentrum Hansemann in Dortmund-Mengede.  (Anm.d.Red.: Die Veranstaltung wurde mittlerweile abgesagt!)

Die verlorene Generation – Ausstellung von Andreas Noßmann im Kunstort Ruhr

Ein Selbstportrait des Künstlers.

Trotz der besonderen aktuellen Umstände läuft derzeit die zweite Ausstellung in der Produzentengalerie Kunstort Ruhr in der Humboldtstraße 47. Zu sehen sind die Werke des Brühler Künstlers Andreas Noßmann vom 4. September bis zum 9. Oktober 2020. Geöffnet ist die Ausstellung Dienstags von 10 bis 13 Uhr, Donnerstags von 17 bis 19 Uhr, Sonntags von 10 bis 15 Uhr mit Anmeldung sowie nach Absprache. 

Die verlorene Generation:  Heute versteht man unter diesem Begriff die Generation all jener Männer, die einst 1914 Fahnen schwingend und beseelt vom blinden Patriotismus, oder wie auch Ernst Jünger damals, aus reiner Abenteuerlust diesen Krieg geradezu herbeisehnten um schnellst möglich von der Schulbank flüchtend zur Front zu eilen.  ___STEADY_PAYWALL___

Selbst die sozialkritische Künstlerin und spätere Pazifistin Käthe Kollwitz unterstützte ihren Sohn in seinem verblendetem Verlangen, gegen den ausdrücklichen Willen des deutlich weitsichtigeren Vaters, an diesem großen „Abenteuer“ teilhaben zu wollen. Am Ende hat sie es wohl bitterlich bereut, wie Millionen andere auch. 

Jene, die dieses Inferno, die jahrelangen unmenschlichen Grabenkämpfe und Materialschlachten wie durch ein Wunder überlebten, kamen an Leib und Seele verstümmelt zurück, waren kaum mehr fähig ein normales Leben zu führen und in den seltensten Fällen zu reintegrieren in eine Gesellschaft, die nach den langen Kriegsjahren vor allem nur eins wollte: Vergessen und Vergnügen. 

Und auch die ehemaligen Helden der Nation ertränkten ihre inneren Wunden in Alkohol und Drogen. Die alte Welt und dessen Ordnung war hinweggefegt, die einstigen moralischen Werte außer Kraft gesetzt. Laut Ernest Hemingway wurde der Begriff „Die verlorene Generation“ von Gertrude Stein geprägt. In seinem Buch „Paris – Ein Fest fürs Leben“ beschreibt er, dass sie sich beim Besitzer einer Werkstatt über einen Autoschlosser beschwerte, woraufhin der Chef seinem Angestellten, einem jungen Kriegsheimkehrer, bescheinigte: „Ihr seid alle eine verlorene Generation“. 

Andreas Noßmann, Jg. 1962 in Hilden, lebt und arbeitet als Künstler, Dozent und freier Zeichner in Brühl bei Köln. Er studierte in Wuppertal Industrie Design, später Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Freie Grafik sowie Gestaltungstheorie und Ästhetik. Zeichnen ist seine Passion, Portraits beherrscht er ebenso wie Illustration, Landschaften, Stilleben oder Karikatur. Er ist klassischer Zeichner ebenso wie Portraitist.

Seit 30 Jahren stellt er in Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und Europa aus und realisiert Buch- und Katalogprojekte. Wegen der Corona-Situation ist es notwendig, sich für die Ausstellung anzumelden: Claudia Quick, info@kunstort-ruhr.de, Tel. 0231-968 15 68. In den Ausstellungsräumen bitte eine Maske tragen. Corona-Schutzmaßnahmen finden Sie auf unserer Webseite (siehe Anhang des Artikels).

Das Baukunstarchiv NRW zeigt die Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner – Vor der Kunst die Architektur“

Ernst Ludwig Kirchner — mit diesem Namen verbinden sich zuallererst ausdrucksstarke, farbintensive Gemälde und Zeichnungen. Als expressionistischer Künstler weltweit bekannt geworden, umfasst sein Lebensweg auch eine andere Phase: sein Studium der Architektur. 

Fotos: Courtesy Galerie Henze & Ketterer &Triebold, Riehen/Basel und Wietrach/Bern

Die Ausstellung »Ernst Ludwig Kirchner — Vor der Kunst die Architektur« widmet sich dieser frühen und vielfach noch unbekannten Episode des Expressionisten – der Zeit vor der Kunst. Das Baukunstarchiv NRW zeigt in einer umfassenden Werkschau 95 Originalarbeiten, die Kirchner während seines Studiums an der Königlich Technischen Hochschule Dresden geschaffen hat, und stellt damit den späteren Künstler als jungen Architekten auf eindrückliche Weise vor.

In Aschaffenburg geboren, studierte Kirchner gemeinsam mit seinen Freunden und den späteren »Brücke«-Künstlern Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff von 1901 bis 1905 in Dresden und 1903 ein Semester in München Architektur. In dieser Zeit entstand ein Konvolut an Skizzen und Zeichnungen, die sich zwischen Historismus, Jugendstil und dem Reformstil der frühen Moderne bewegen. Seine über zwei Weltkriege hinweg geretteten Studienarbeiten werden nun in einer Gesamtschau präsentiert. 

Sie umfassen neben klassischen Architekturdarstellungen wie Grundrisse, Ansichten, Schnitte und Perspektiven auch aufwendige Innenraumgestaltungen mit Möbeln, Lampen und Wandgestaltungen.

Faszinierende Einblicke in Kirchners Ausbildung als Architekt

Fotos: Courtesy Galerie Henze & Ketterer &Triebold, Riehen/Basel und Wietrach/Bern

Zu den im Studium bearbeiteten Aufgaben zählen Wohnhäuser, Ateliers, Hotels und Museen. Im Vergleich etwa mit den repräsentativen und opulenten Entwürfen an der Pariser École des Beaux-Arts wird deutlich, wie sehr die Architekturausbildung in Deutschland alltägliche Bauaufgaben und eine von der englischen Arts and Crafts-Bewegung beeinflusste Kultur des Wohnens in den Mittelpunkt stellte.

In der Wanderausstellung werden drei unterschiedliche Lebensstationen Kirchners an drei Ausstellungsorten in Aschaffenburg, Dresden und Dortmund näher beleuchtet. Im Baukunstarchiv NRW, dem ehemaligen Museum am Ostwall, wird als erste Station das Wirken und der Werdegang Kirchners an einem seiner ersten wichtigen Ausstellungsorte präsentiert. Anhand der Sammlungsgeschichte des Museums werden Werke Kirchners aus Ankäufen und Ausstellungen gezeigt, die auch in enger Verbindung mit der Baugeschichte des Hauses stehen.

Im Rahmen der weiteren Stationen im Zentrum für Baukultur Sachsen im Kulturpalast in Dresden wie auch im KirchnerHAUSMuseum in Aschaffenburg stehen dann die Verbindung von Kunst und Architektur während seines Studiums und die Prägungen in seiner Geburtsstadt im Mittelpunkt. Mit seiner 1905 eingereichten Diplomarbeit, dem Entwurf einer monumentalen Friedhofsanlage, schloss Ernst Ludwig Kirchner sein Studium der Architektur erfolgreich ab und beendete gleichzeitig seine Laufbahn als Baukünstler.

Fotos: Courtesy Galerie Henze & Ketterer &Triebold, Riehen/Basel und Wietrach/Bern

„Die Ausstellung verdeutlicht die enge Verbindung von Architektur und Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts«, erklärt Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. „Die Architekturarbeiten des jungen Kirchner führen auf anschauliche Weise vor Augen, dass geometrisches Verständnis und die bewusste Wahrnehmung von Raum zu den grundlegenden Fähigkeiten vieler erfolgreicher bildender Künstler gehören.“

„Die ausdrucksstarken und farbintensiven Gemälde Kirchners bedienen sich derselben Farbpalette und ähnlicher Motive wie schon seine Architekturzeichnungen“, so die Kuratoren Alexandra Apfelbaum und Christos Stremmos. „So benannte der spätere Künstler Kirchner als Ziel der Brücke den Versuch, die neue Malerei mit dem Raum in Einklang zu bringen. In der Ausstellung wird deutlich, dass sein Architekturstudium dazu die entscheidende Grundlage geschaffen hat.“

Die Ausstellung »Ernst Ludwig Kirchner — Vor der Kunst die Architektur« ist vom 25. September bis zum 20. Dezember im Baukunstarchiv zu sehen. Der Eintritt beträgt regulär zehn Euro, ermäßigt und für Mitglieder des Fördervereins fünf Euro. Es wird auch Kurator*innenführungen gebe. Für die genauen Termine schauen Sie bitte in den Anhang des Artikels.

MKK präsentiert Leben und Werk der deutschen Künstlerin Ruth Baumgarte 

Die nächste große Ausstellung im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) widmet sich der Künstlerin Ruth Baumgarte: Vom 15. November 2020 bis 21. Februar 2021 zeigt das MKK in der großen Halle „Werde, die du bist! Ruth Baumgarte – Lebenskunst“. In einer von radikalen Umbrüchen geprägten Zeit schuf Ruth Baumgarte (1923 bis 2013) ein künstlerisches Lebenswerk, in dem sie den Menschen und dessen fragiles Dasein im 20. Jahrhundert ins Zentrum stellt. 

Frühes Selbstbildnis von Ruth Baumgarte, entstanden 1947. Foto: Kunststiftung Ruth Baumgarte

Hellsichtig und präzise gegenüber den sozialen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen ihrer Zeit reicht ihr Werk von einfühlsamen Portraits über Darstellungen von Arbeitswelten und tagebuchartigen Reisebildern bis hin zu kritischen Reflexionen umweltpolitischer und sozialer Fragen am Ende des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk kulminiert in einem etwa 100 Zeichnungen und Gemälde umfassenden Afrika-Zyklus, Ergebnis ihrer 40 Reisen auf dem Kontinent.

Die Übersichtsschau „Werde, die du bist! Ruth Baumgarte – Lebenskunst“ leitet in vier thematischen Kapiteln mit circa 150 Zeichnungen, Gemälden und historischen Dokumenten durch das Leben und Werk einer deutschen Künstlerin. Baumgarte wird dabei als gegenständlich arbeitende Künstlerin mit starkem Bezug zur Gegenwart vorgestellt – etwa, wenn es um ihr Selbstverständnis als emanzipierte Frau geht, um Themen wie Umweltzerstörung oder – in ihrem Afrika-Zyklus – um Vertreibung, Migration und Flucht. 

Solche Themen behandelte sie lange, bevor dazu ein kunsthistorischer Diskurs in der westlichen Welt einsetzte. Ruth Baumgartes Arbeiten wurden seit 1947 in nationalen und internationalen Galerien und Institutionen gezeigt, zuletzt im Ludwig Museum Koblenz (2017/18), im State Russian Museum, St. Petersburg (2018) und im Städtischen Museum Braunschweig (2019). Zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag eine 192-seitige, reich bebilderte Publikation in Deutsch und Englisch mit einem einführenden Essay des Kurators der Ausstellung Dr. Eckhart Gillen. 

Kunsthandwerkermarkt „Kunst in der Kaue“ lockt nach Dortmund-Mengede  (wurde mittlerweile ABGESAGT!)

Foto: Veranstalter

Am 3. und 4. Oktober 2020 findet zum 15. Mal der Kunsthandwerkermarkt „Kunst in der Kaue“ im Bildungszentrum Hansemann in Dortmund-Mengede statt. Als Veranstalter freut sich das Stadtbezirksmarketing Mengede, dass es auch unter den aktuellen Bedingungen der Corona-Schutzverordnung gelungen ist, diese Veranstaltung erneut durchführen zu können. 

Die Ausstellung wendet sich an alle, die sich über die Originalität und Aktualität des Kunstschaffens in der Region informieren möchten und an alle, die mit den Künstlern ins Gespräch kommen wollen. Für Besucher*innen kostet der Eintritt 2,50 Eur0.

Foto: Veranstalter

„Kunst in der Kaue“ ist ein Kunstmarkt, der die etablierte Kunst- und Laienkunstszene in Dialog miteinander bringt. Dortmund beheimatet eine Vielzahl bildender Künstler*innen, die ein breites Spektrum abdecken. Dieser Breite des Angebots bietet die Veranstaltung ein Forum. Kunstschaffende unterschiedlicher Stilrichtungen präsentieren sich der Öffentlichkeit.

Die Aussteller*innen sind Künstler*innen: Vertikal präsentieren sie verschiedene Altersstufen sowie Grade der Ausbildung, vom Autodidakten bis zum akademisch Ausgebildeten. Horizontal stellen sie eine große Bandbreite an Stilen und Techniken vor. Insbesondere Jugendliche und ausländische Künstler*innen sind eingeladen, ihre Werke zu präsentieren.

Aktuell sind noch Stände zu vergeben. Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.kunst-in-der-kaue.de

 

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Weitere Informationen:

Die verlorene Generation – Ausstellung von Andreas Noßmann
4. September bis 9. Oktober 2020

Produzentengalerie Kunstort Ruhr, Humboldtstr. 47, 44137 Dortmund
Dienstags von 10 bis 13 Uhr, Donnerstags von 17 bis 19 Uhr, Sonntags von 10 bis 15 Uhr (nur mit Anmeldung) sowie nach Absprache.
Anmeldungen unter: Claudia Quick, info@kunstort-ruhr.de, Tel. 0231-968 15 68
In den Ausstellungsräumen gilt die Mund-Nasenschutzpflicht.

Homepage des Künstlers: www.nossmann.com
Homepage des Veranstalters: www.kunstortruhr.de

Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner – Vor der Kunst die Architektur“
25. September – 20. Dezember 2020

Baukunstarchiv NRW Dortmund Ostwall 7, 44135 Dortmund
Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag 14-17 Uhr, Donnerstag 14-20 Uhr
Eintritt regulär 10 €, ermäßigt // Mitglieder des Fördervereins 5 €
Es wurde ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet und die Gäste werden gebeten, die Vorgaben vor Ort einzuhalten.
Öffentliche Kuratorenführungen am 11. und 25. Oktober 2020 jeweils um 15 Uhr.
Anmeldung unter info@baukunstarchiv.nrw
Für weitere Führungsanfragen wenden Sie sich bitte an die Kuratoren Alexandra
Apfelbaum und Christos Stremmenos unter post@buero-apfelbaum.de
Homepage des Veranstalters: www.baukunstarchiv.nrw

MKK Dortmund präsentiert große Ruth Baumgarte-Schau  „Werde, die du bist!“:
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Ausstellungshalle, Hansastraße 3, 44137 Dortmund
15. November 2020 – 21. Februar 2021
Homepage des MKK Dortmund: hier.

Kunsthandwerkermarkt „Kunst in der Kaue“
3. und 4. Oktober 2020

Samstag 11 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr
Bildungszentrum Hansemann in Dortmund-Mengede
Barbarastraße 7, 44357 Dortmund
Eintrittspreis für Besucher: 2,50 € pro Person
www.kunst-in-der-kaue.de

 

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Reaktionen

  1. Absage: „Kunst in der Kaue“ am 03./04.10.2020 (PM Stadtbezirksmarketing Mengede)

    Absage: „Kunst in der Kaue“ am 03./04.10.2020 (PM Stadtbezirksmarketing Mengede)

    Leider ist die Resonanz der Aussteller in Corona-Zeiten nur verhalten, so dass aktuell nur die Hälfte der möglichen Stände besetzt wären. Dadurch wird die Veranstaltung für die Aussteller und für die Besucher uninteressant. Das Stadtbezirksmarketing Mengede sieht sich daher leider gezwungen, die Veranstaltung trotz bereits vorliegender Genehmigungen und eines guten Hygienekonzeptes abzusagen. Wir hoffen, dass die beliebte Veranstaltung im nächsten Jahr wieder statt finden kann.

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