Müssen Bäume wegen gefällt werden, weil sie morsch sind, geht ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit. Jetzt wird das Grünflächenamt laut: An vielen Stellen im Dortmunder Stadtgebiet – so in Scharnhorst und Lütgendortmund – sind gerade frisch gepflanzte Bäume verschwunden oder demoliert worden. Dabei sollten diese nicht nur das Straßenbild aufwerten, sondern auch Schatten spenden sowie die Luftqualität verbessern, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Verwaltung: „Besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels und des damit verbundenen Temperaturanstiegs stellen Bäume aufgrund ihrer positiven Eigenschaften eine sehr wichtige Komponente bei der umweltfreundlichen Straßenraumgestaltung dar.“
80 zerstörte Jungbäume zählt das Dortmunder Grünflächenamt jedes Jahr
Die große Beteiligung an Projekten, wie an der Wanderbaumallee in Hörde (Projekt in 2020 des Amtes für Stadterneuerung, des Grünflächenamtes und der Hörder Stadtteil-Agentur) zeigten, dass der Wunsch nach einer Bepflanzung im Straßenraum groß sei, so die Verwaltung weiter. Desto unverständlicher seien die massiven Beschädigungen und Zerstörungen an den Bäumen in anderen Dortmunder Stadtteilen.
Die Mitarbeiter*innen des Grünflächenamtes stießen selbst oder nach Hinweisen aus der Bevölkerung, immer wieder auf abgeknickte, abgeschlagene oder abgesägte Jungbäume und seien jedes Mal aufs Neue über die Zerstörungen erschrocken, berichtet Ulrich Finger, der Leiter des Grünflächenamtes. Er und seine Mitarbeiter*innen fragten sich: „Warum passiert so etwas? Was geht den Menschen nur durch den Kopf, die so etwas anrichten? Was empfinden Menschen, wenn sie Bäume zerstören?“
Jedes Jahr werden in Dortmund zwischen 60 und 80 Jungbäume zerstört oder verletzt, zählte das Grünflächenamt. Neben dieser hohen Anzahl an zerstörten Bäumen kämen noch Bereiche hinzu, in denen frisch gepflanzte Jungbäume sogar gestohlen würden, wie vor einigen Wochen im Stadtwäldchen.
Ulrich Finger: „Bäume sind Lebewesen, die eine lange Aufzucht hinter sich haben“
„Bäume sind Lebewesen, die eine lange Aufzucht hinter sich haben. Eine Aufzucht, die Fachleute mit Liebe und Kompetenz durchgeführt haben“, sagt Ulrich Finger.
Eine Aufzucht, die gewährleisten soll, dass diese jungen Bäume eingepflanzt werden und an der neuen Stelle für Jahrzehnte für saubere Luft sorgen und darüber hinaus Parks, Grünanlagen oder Straßen optisch aufwerten. „Jeder kennt das wunderbare Gefühl, an heißen Tagen unter einem Blätterdach her zugehen oder zu fahren“, beschreibt so Finger.
Aber es sind nicht nur die jungen Bäume, die Opfer der Gewaltangriffe werden, auch auf ältere Bäume, haben die Täter es abgesehen, so die Beobachtungen der Verwaltung. Einen schon Jahrzehnte alten Baum in seiner derzeitigen Qualität, mit seinen zahlreichen positiven Effekten auf das Klima sowie auf die Freiraumgestaltung, zu ersetzen, sei fast unmöglich.
Im vergangenen Jahr wurden 26 von diesen Bäumen, die schon viele Jahrzehnte im öffentlichen Raum stehen und viele Menschen erfreuen, so massiv beschädigt, dass sie abgestorben sind und teilweise gefällt werden mussten. „Leider erfreuen sich offensichtlich nicht alle Menschen an diesen Bäumen, denn die Schäden, die festgestellt werden, sind nicht nachvollziehbar.“
Mit Tausalz und Säuren sollen junge und alte Bäume vorsätzlich vergiftet werden
Äste werden abgesägt, mit Tausalz, Säuren oder Öl wird versucht, die Bäume zu vergiften, beobachteten die Fachleute. Ebenso werden Nägel in den Stamm geschlagen oder der Stamm wird aufgebohrt. Es ist unglaublich“, erzählt Ulrich Finger. „Ja, wir nehmen so etwas persönlich. Wir möchten mit unserer Arbeit im öffentlichen Raum, den Menschen in dieser Stadt ein schönes und gesundes Wohnumfeld schaffen“, fährt der Amtsleiter fort. „Und wir bringen jeden Fall zur Anzeige“, zieht Finger die Konsequenz.
„Neben der Beschädigung des Baumes, handelt es sich auch um einen enormen Vermögensschaden. Ein Jungbaumschaden ist schnell in einer vierstelligen Größenordnung. Ein alter, gesunder Baum ist schnell im hohen fünfstelligen Bereich“, heißt es weiter von Seiten der Stadt. Sollten die Täter gefasst werden, kommt es neben der Strafe, auch zu einer hohen Ausgleichzahlung für den zerstörten Baum, warnt die Stadt. „Unsere Ermittlungsquote wird immer besser, da wir dankenswerterweise auch stichhaltige Hinweise aus der Bevölkerung bekommen.“
Das Grünflächenamt hat zwei eindringliche Bitten: „Betrachten und behandeln Sie Bäume im öffentlichen Raum mit Respekt. Bäume, Gehölze, Pflanzen aller Art, machen unsere Welt gesünder, attraktiver und lebenswert.“ Des Weiteren bittet das Grünflächenamt die Dortmunder*innen inständig darum, sich zu melden, wenn sie etwas Verdächtiges bemerken oder einen zerstörten oder beschädigten Baum entdecken. Das Grünflächenamt nimmt Hinweise unter der Rufnummer 50-27888 oder per Mail unter der Adresse gruenflaechenamt@dortmund.de entgegen. Auch bei der Polizei können Vandalismusfunde direkt angezeigt werden.
Reaktionen
100 Jahre alte Esche angebohrt und Löcher mit Glyphosat befüllt – Baum wird absterben (PM Polizei)
Unbekannte bohrten im September 2024 vier Löcher in eine 100 Jahre alte Esche am Flemerskamp in Dortmund (Höhe Wickeder Straße 282) und füllten darin die Chemikalie Glyphosat ein. Nach Rücksprache mit dem Umweltamt der Stadt Dortmund geht die Kriminalpolizei davon aus, dass die Esche absterben wird und gefällt werden muss.
Die Kriminalpolizei ermittelt wegen einer Straftat nach dem Pflanzenschutzgesetz (§ 69). Die bisherigen Ermittlungen führten noch nicht auf einen Tatverdächtigen oder eine Tatverdächtige. Deshalb bittet die Polizei um Hinweise zu der Tat in Husen-Kurl.
Glyphosat ist ein Totalherbizid, das gegen Kräuter und Gräser eingesetzt wird. Es lässt jede damit bearbeitete Pflanze absterben. Zudem beeinträchtigt die Chemikalie den Boden stark. Dass der oder die Unbekannte den Wirkstoff nutzte, ist inzwischen durch eine Laboranalyse eindeutig nachgewiesen.
Die Anzeige bei der Polizei erstattete die Stadt Dortmund. Ein Mitarbeiter erkannte die mit der Flüssigkeit aufgefüllten Bohrlöcher am 6. September um 10.30 Uhr. Die Esche steht auf der Straße „Flemerskamp“ unmittelbar an einer Grünfläche (kurz vor der Wickeder Straße, neben dem Grundstück mit der Hausnummer 282).
Hinweise bitte an die Kriminalwache der Polizei in Dortmund unter Tel. 0231/132 7441.