Die „Autonome Antifa 170“ organisiert Dienstag eine Kundgebung

Gedenken an Thomas Schulz: Der Punker wurde im Jahr 2005 von einem Neonazi erstochen

Gedenken an Thomas Schulz
Gedenken an Thomas Schulz: Am Am 28. März 2005 wurde er in er Stadtbahnstation Kampstraße erstochen. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Am 28. März 2023 jährt sich der Todestag von Thomas Schulz, der vor 18 Jahren durch den Neonazis Sven Kahlin erstochen wurden. Die „Autonome Antifa 170“ ruft zum Jahrestag am Dienstag um 19 Uhr zu einer Gedenkkundgebung an der Ubahnstation Kampstraße auf und mahnt, dass rechte Gewalt auch heute noch eine große Gefahr in Dortmund sei. „Auch 18 Jahre später ist für uns klar: Wir vergessen Thomas Schulz nicht“, betont Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170.

 „Die rechte Gewalt dient der Einschüchterung und auch der Vernichtung von Menschen“

„Am 28. März erinnern wir nicht nur an Thomas Schulz, sondern auch daran, dass Neonazis zur tödlichen Gefahr werden können für alle, die nicht in ihr Weltbild passen. Auch heute noch ist rechte Gewalt ein aktuelles Thema in Dortmund. Rechte Schläger wie Steven Feldmann oder Serkan verüben in den letzten Monaten Angriffe auf Antifaschist:innen oder Menschen, die Sie für solche halten.“

Nach der tödlichen Messerattacke auf den Punker Thomas Schulz verbreiteten Neonazis Aufkleber mit dem Motto: Antifaschismus ist ein Ritt auf Messers Schneide. Archivbild: Völkel
Nach der Messerattacke auf Thomas Schulz verbreiteten Neonazis Aufkleber mit dem Motto: „Antifaschismus ist ein Ritt auf Messers Schneide“. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Bereits seit einiger Zeit weisen verschiedene antifaschistische Gruppierungen auf die steigende Gefahr von Rechts hin. Erst am 20. März wurde eine Bochumer Hausbesetzung nachts mit Nazi-Parolen beschmiert.

Laut der Antifaschist:innen seien in Dortmund Schmierereien mit positiven Bezug auf Sven Kahlin und seine Tat aufgetaucht: „Die rechte Gewalt dient der Einschüchterung und schlussendlich auch der Vernichtung von Menschen, die nicht ins rechte Feindbild passen“, erklärt Schmidt.

Am staatlichen Umgang mit dem Fall üben die Antifaschist:innen seit vielen Jahren Kritik. „Bereits direkt nach der Tat war klar, dass staatliche Stellen die politische Dimension leugnen werden. Seit jeher haben es Thomas‘ Freund:innen und Antifaschist:innen in die Hand genommen, das Gedenken an Thomas Schulz hochzuhalten.“

Vor Gericht wurde die Tat damals als unpolitisch eingestuft

Gedenken an Thomas Schulz
Gedenken an Thomas Schulz Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Vor Gericht wurde die Tat damals als unpolitisch eingestuft. Erst 2020 wurde angekündigt, den Fall neu aufzurollen. „Das es nun schon wieder Jahre dauert um das offensichtliche zu erkennen, nämlich das ein Nazis gemordet hat weil er einer mörderischen Ideologie anhängt, ist uns komplett unverständlich.“

Am 28. März 2005 war Thomas Schulz mit Freund:innen auf dem Weg zu einem Konzert als sie auf eine Gruppe Neonazis traf. Mit dabei war auch der spätere Mörder, Sven Kahlin. Es kam zu einem kurzen Wortgefecht. Als Schulz, der sich doch gegen das Konzert entschied und nach Hause wollte, Kahlin in der U-Bahn-Station Kampstraße traf, sprach der Punk den Nazi auf seine rechte Gesinnung an. Daraufhin stach Kahlin ihm mit einem Messer in die Brust.

Eine Woche später, am 4. April 2023, wird mit einer Demonstration Mehmet Kubaşık gedachte, der ein Jahr nach Thomas Schulz von der selbsternannten Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ erschossen wurde.

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Reaktionen

  1. Trauerkundgebung und Kulturtag 18. Todestag von Thomas „Schmudel“ Schulz (PM)

    Das Politcafé azzoncao ruft zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung am Jahrestag der Ermordung von Thomas Schulz auf: »Am 28. März 2005 wurde Thomas Schulz in Dortmund von einem rechtsradikalen Skinhead in der U-Bahn-Station Kampstraße erstochen. Zum 18. Jahrestag des Mordes wollen wir am 28. März 2023 mit einer Kundgebung an Thomas erinnern und zum antifaschistischen Widerstand aufrufen. Am Ostermontag 2005 war der 31-jährige Punk Thomas Schulz – von seinen Freund*innen Schmuddel genannt – mit einigen Punks auf dem Weg zu einem Konzert.

    In der U-Bahn-Station Kampstraße begegneten sie einem Nazi-Skinhead. Zwischen dem Nazi und den Punks entspann sich ein Wortgefecht. Der Nazi zog ein Messer, verbarg es hinter seinem Rücken und stach damit auf den überraschten Schmuddel ein. Gezielt wurde das Herz von Thomas von dem 15 cm langen Messer durchbohrt. Er brach auf dem Bahnsteig zusammen. Trotz einer Notoperation konnte Thomas nicht gerettet werden. Thomas, der zwei Kinder hatte, starb noch am selben Abend.

    Schmuddel konnte und wollte den zur Schau gestellten Nationalsozialismus des Naziskins nicht unkommentiert lassen und zahlte dies mit seinem Leben. Sein Mörder kam in der Gerichtsverhandlung mit einer kurzen Haftstrafe davon. Der Mord wurde von dem Gericht entpolitisiert und offiziell gilt Schmuddel bis heute nicht als Opfer rechter Gewalt.

    Wir sehen das anders:

    Das war ein politischer Mord! – Kein Vergeben, Kein Vergessen!

    Wir sehen Thomas als „einen von uns“ – als einen aktiven Antifaschisten. Wir werden ihn nicht vergessen. Für uns heißt das aktive Erinnerungspolitik und dass wir uns täglich und aktiv gegen jede Form von Unterdrückung, Rassismus und Faschismus einmischen werden. Egal, ob er uns in Gewand des Rechtsradikalismus oder staatlicher Institutionen entgegen tritt.

    Kommt zu der Erinnerungsaktion an Thomas Schulz am 28. März 2023 um 17 Uhr zur U-Bahnstation Kampstraße in Dortmund.

    1. April 2023 – Ein Tag für Schmuddel

    im Langer August, Braunschweiger Str. 22, 44145 Dortmund

    17:00 Uhr – Film „uno di noi“
    über ein Erinnerungsgraffito zu Opfern rechter Gewalt in Europa

    18:00 Uhr – Vorstellung des Comic „Druckluft“
    Comic über die rechten Morden in Dortmund seit 2000

    20:00 Uhr – Konzert:
    Maul, die lockeren Schrauben, Lawi und die Kulturnüsse«

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