Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt kommen zu Wort

ADIRA und Planerladen beleuchten die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland

Talya Feldmans audiovisuelle Installation beleuchtet die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von 1979 bis heute anhand von Sprachaufnahmen von Betroffenen und Überlebenden.
Talya Feldmans audiovisuelle Installation beleuchtet die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von 1979 bis heute anhand von Sprachaufnahmen von Betroffenen und Überlebenden. Foto: Yves Sucksdorff für das Jüdische Museum Berlin

Die Antidiskriminierungsberatungsstelle ADIRA und der Planerladen zeigen vom 31. März bis zum 14. April 2023 die Ausstellung »The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts« der Künstlerin Talya Feldman (Berlin) im Dietrich-Keuning-Haus in der Dortmunder Nordstadt. Feldmans audiovisuelle Installation beleuchtet die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von 1979 bis heute anhand von Sprachaufnahmen von Betroffenen und Überlebenden rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt sowie von Familien der Terroropfer und Initiativen, die gegen rechten Terror und Polizeigewalt kämpfen.

Ausstellung beleuchtet Kontinuitäten rechten Terrors

Die Stimmen sind 18 Städten zugeordnet, in denen Attentate und Anschläge stattgefunden haben. Die Stimmen in der Ausstellung erschüttern, stellen Zusammenhänge her, klagen an, fordern Gerechtigkeit und Konsequenzen. Zugleich sind sie ermutigende und beeindruckende Zeugnisse für unermüdlichen Widerstand und gelebte Solidarität gegen eine politische Instrumentalisierung von Trauer und Erinnerung.

Foto: Yves Sucksdorff für das Jüdische Museum Berlin

Talya Feldman ist eine Künstlerin aus Denver/ Colorado (USA) und lebt derzeit in Berlin. Sie ist Überlebende des rechtsterroristischen Attentats von Halle. Durch ihre interkulturelle und kollaborative Praxis schafft Feldman einen sozialen Wandel durch künstlerische und pädagogische Projekte, die alternative und wiederherstellende Narrative zur Gewalt anbieten.

Für die Ausstellung »The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts« wurde sie mit dem DAGESH- Kunstpreis ausgezeichnet. Bis Anfang August 2021 war die Ausstellung erstmals im Jüdischen Museum Berlin zu sehen und danach in Halle, Lübeck und Nordhorn.

Ausstellungseröffnung mit Podiumsdiskussion

In Dortmund wird die Ausstellung am 30. März 2023 zusammen mit einer Podiumsdiskussion eröffnet. Bereits ab 17.30 Uhr wird es an diesem Tag möglich sein, die Ausstellung zu erkunden. Um 18.30 Uhr beginnt das Programm mit Grußworten durch den Stadtdirektor der Stadt Dortmund Jörg Stüdemann und Adrian Ben-Shlomo als Vertretung der Jüdischen Gemeinde Dortmund.

Auch in Dortmund rief ein breites Bündnis zur Protestaktion „Kein Schlussstrich“ auf. Foto: Leopold Achilles
Auch in Dortmund rief ein breites Bündnis zur Protestaktion „Kein Schlussstrich“ auf. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Anschließend werden Talya Feldman und Rachel Spicker in die Ausstellung einführen. Die darauffolgende Podiumsdiskussion trägt den Titel »Warum kein Schlussstrich? – Perspektiven solidarischer Erinnerungsarbeit«. Gamze Kubaşık, Semiya Şimşek (Angehörige der vom NSU ermordeten Mehmet Kubaşık und Enver Şimşek) und Talya Feldman werden hier über Aspekte von Erinnerung an rechte Gewalt aus Sicht von Betroffenen sprechen.

Moderiert wird die Diskussion von Rachel Spicker. Im Anschluss gibt es bis 21 Uhr die Möglichkeit zur weiteren Erkundung der Ausstellung und eines gemeinsamen Ausklangs des Abends.

Rahmenprogramm mit Führungen und Vortrag

Jeweils mittwochs, am 5. und 12. April 2023 werden nachmittags von 15 bis 18 Uhr die Organisator:innen der Ausstellung vor Ort sein und für Rückfragen sowie kurze Führungen durch die Ausstellung zur Verfügung stehen.

Talya Feldmans audiovisuelle Installation beleuchtet die Kontinuitäten rechten Terrors in Deutschland von 1979 bis heute anhand von Sprachaufnahmen von Betroffenen und Überlebenden.
Foto: Yves Sucksdorff für das Jüdische Museum Berlin

Zum Abschluss der zweiwöchigen Ausstellungszeit ist am 13. April 2023 um 18 Uhr der Autor und Publizist Ruben Gerczikow mit einem Vortrag und anschließender Diskussion unter dem Titel »Ist er wieder da? Antisemitische Gewalt nach 1945« in der Auslandsgesellschaft Dortmund zu Gast. In dem Vortrag wird es um die Geschichte antisemitischer Gewalt in der Bundesrepublik gehen.

Der Referent Ruben Gerczikow engagiert sich seit vielen Jahren u.a. in jüdischen Organisation gegen Antisemitismus und publiziert hierzu. Anfang 2023 ist sein gemeinsam mit Monty Ott verfasster Reportageband »Wir lassen uns nicht unterkriegen – Junge jüdische Politik in Deutschland« im Verlag Hentrich & Hentrich erschienen.

Veranstalter:innen wollen Auseinandersetzung mit rechter Gewalt stärken

Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubasik in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Archivfoto: Alex Völkel
Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubasik in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Ganz bewusst findet die Ausstellung im Zeitraum um den Todestag Mehmet Kubaşık statt, der am 4. April 2006 in der Dortmunder Nordstadt durch den Nationalsozialistischen Untergrund ermordet wurde. Auf diese Weise soll die Ausstellung auch einen lokalen Bezug erhalten und daran erinnern, welche Gefahr durch rechte Gewalt ausgeht.

Insgesamt wollen die wollen die Organisator:innen mit der Ausstellung von Talya Feldman in Dortmund die Auseinandersetzung mit rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt anregen und Betroffenen eine Stimme geben.

Die Ausstellung ist im Zeitraum vom 31. März bis 14. April 2023 zu sehen und ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr im Dietrich-Keuning-Haus (Leopoldstraße 50-58, Dortmund) geöffnet. Am 7. April (Karfreitag) ist die Ausstellung geschlossen.

Gefördert wird sie durch die Partnerschaft für Demokratie Dortmund im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie Leben!« gefördert und findet mit freundlicher Unterstützung des Dietrich-Keuning-Hauses sowie der Auslandsgesellschaft statt.

Hintergrund:

  • ADIRA (Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus) ist eine vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit mit dem Schwerpunkt Antisemitismus und befindet sich in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Dortmund K.d.ö.R..
  • ADIRA berät Betroffene von Antisemitismus in Dortmund sowie in der Region Westfalen-Lippe und leisten Präventions- und Aufklärungsarbeit zum Thema Antisemitismus.
  • Die Planerladen gGmbH – Förderung demokratischer Stadtplanung und stadtteilbezogener Gemeinwesenarbeit– wurde 1982 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Menschen in der Dortmunder Nordstadt zu stärken und zu befähigen, um Chancengleichheit zu ermöglichen.
  • Das Spektrum der Aktivitäten reicht von der Beratung und Begleitung im Bereich Migration und Antidiskriminierung über Stadt- und Quartiersentwicklung, Quartierstreffs bis hin zu Forschung, fachlichen Stellungnahmen und inhaltlichen Positionspapieren sowie Kampagnen und konkreten Aktionen im öffentlichen Raum.
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