90. Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen:

Fünf Dortmunder Autor: innen stellen die Menschen hinter den verbrannten Werken vor

Bücherverbrennung
Am 10. Mai 1933 brannten erstmals Bücher in Berlin. Nazis holten sie aus Büchereien und linken Einrichtungen (Bild). Am 30. Mai wurden Bücher in Dortmund verbrannt. Foto: Ausstellung Steinwache

„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Dieser prophetische Satz von Heinrich Heine wurde in Nazideutschland zur schrecklichen Wahrheit. Bevor in Auschwitz und weiteren KZs und Vernichtungslagern die Öfen brannten und Millionen Menschen umgebracht wurden, wurden im Mai 1933 Scheiterhaufen für Bücher errichtet.

Dortmunder Autor:innen stellen Schriftsteller:innen vor, deren Werke verbrannt wurden

Der Hansaplatz in Dortmund war vor 90 Jahren Zeuge einer der bedeutendsten (Macht-) Demonstrationen der Nationalsozialisten: Unter Federführung des NS-Lehrerbundes und der SA wurden am 30. Mai 1933 öffentlich Bücher verbrannt, die als unliebsam galten.

Zum Gedenken an diesen Akt der Vernichtung liegt eine Bronzeplatte an der Ecke Wißstraße / Hansaplatz.
Zum Gedenken an diesen Akt der Vernichtung liegt eine Bronzeplatte an der Ecke Wißstraße / Hansaplatz. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Bei einer Lesung zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung werden am Dienstag, 30. Mai, 19 Uhr fünf Dortmunder Autor:innen Schriftsteller:innen vorstellen, deren Werke damals verbrannt wurden. Der Eintritt ist frei.

In der Gedenkstätte Steinwache (Steinstr. 50) erinnert u.a. Sabine Ludwigs an Lisa Tetzner, eine deutsch-schweizerische Kinderbuchautorin und Märchenerzählerin. Thomas Kade wird Ernst Glaser, den Autor des pazifistischen und als „dekadent“ angesehenen Bestsellers „Jahrgang 1902“, vorstellen.

Thorsten Trelenberg spricht über Hilde Marx, eine deutsch-amerikanische Lyrikerin, Schriftstellerin und Journalistin. Heike Wulf wird die österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin Bertha von Suttner vorstellen.

Die am 30. Mai 1933 verbrannten Werke stammten größtenteils aus Buchhandlungen und Volksbibliotheken, aber auch aus dem Volkshaus an der Kampstraße sowie den Parteizentralen der sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien. Die Lesung in der Steinwache bietet Gelegenheit, sich mit der dunklen Vergangenheit Dortmunds auseinanderzusetzen und sich gemeinsam an Autor:innen verbrannter Werke zu erinnern.

Mehr Informationen: dortmund.de/steinwache

Bücherverbrennung
In dem mittlerweile von den Nazis gleichgeschalteten „General-Anzeiger” und der konservativen „Dortmunder Zeitung” (Repro) wurde die Verbrennungsaktion auf dem Hansaplatz in allen Details beschrieben. Repro: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de
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