Heimatverein Mengede und Friedhofsprojekt auf den Plätzen 2 und 3

Das „Forum Jugend“ erhält den Heimatpreis 2022 und kann am Landeswettbewerb teilnehmen

Feierliche Verleihung des Dortmunder Heimat-Preises – er wurde zum 3. Mal vergeben. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Von Susanne Schulte

Um einen Heimatpreis zu bekommen, muss man nicht 60 Lebensjahre hinter sich haben. Das hatte bereits die Entscheidung der Fachjury gezeigt, die aus 18 Bewerbungen um den Dortmunder Heimatpreis 2022 einen ganz jungen Verein unter die ersten drei Gewinner ausgewählt hatte, und später dann, bei der Online-Abstimmung auch die rund 1200 Dortmunder:innen, die ihre Stimme für die Reihenfolge abgaben. Bis zum Abend der Preisverleihung blieb die endgültige Platzvergabe streng geheim. Der Jubel war dann groß: Das „Forum Jugend“ gewann den ersten Preis dank der 552 Stimmen, die für dessen Fotoausstellung „Heimat: gestern und heute“ abgegeben wurden, der Heimatverein Mengede kam auf den zweiten Platz mit der „Aufwertung des Heimathauses“ und der Historische Verein für Dortmund auf den dritten Platz mit dem Projekt „Jüdische Identität, jüdisches Leben und jüdische Friedhöfe in Dortmund“.

Klaus Winter ist „Initiator und Motor“ des Projekts zum jüdischen Leben

Die Bergkapelle Radbod sorgte für den musikalischen Rahmen der Preisverleihung. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

In dem Saal der Sparkassen-Akademie in der Hörder Burg mussten die Mitglieder der drei Vereine und die Gäste nicht lange auf die Bekanntmachung warten.

Nach der musikalischen Einstimmung durch die Bergkapelle Radbod mit dem Steigerlied, der Begrüßung von Robert Lindig von der Sparkassen-Akademie und den einführenden Worten von Susanne Linnebach vom Amt für Stadterneuerung, gab Moderatorin Andrea Allendorf das Wort an den ersten Laudator, an Stadtheimatpfleger Dr. Mathias Austermann.

Der 3. Preis: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark mit dem Projekt „Jüdische Identität, jüdisches Leben und jüdische Friedhöfe in Dortmund“. Klaus Winter und Adolf Miksch. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Der zeichnete den Historischen Verein für das bereits seit Monaten viel gewürdigte Projekt um die Erinnerung an die jüdischen Familien in Dortmund aus. Etwa 1100 vom Verfall bedrohte jüdische Grabsteine auf neun Dortmunder Friedhöfen wurden in Zusammenarbeit mit dem Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut und vielen Freiwilligen freigelegt, gereinigt und inventarisiert und die neuen Erkenntnisse schriftlich dokumentiert.

Bei regelmäßigen Führungen über die Friedhöfe, stets kostenlos und jeweils am zweiten Sonntag im Monat, erzählen kundige Frauen und Männer vom Leben der jüdischen Gemeinden in den jeweiligen Stadtteilen. Einer davon ist Klaus Winter, den Austermann als „Initiator und Motor des Projektes“ würdigte. Wie sehr das Projekt beachtet sei, zeige auch die ausführliche Berichterstattung darüber in der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine, so der Stadtheimatpfleger. Als Dankeschön für dieses Engagement erhält der Verein 2500 Euro.

Mengeder Heimatverein plant den Bau eines Backhauses

Feierliche Verleihung des dritten Dortmunder Heimat-Preises. 2. Platz: Heimatverein Mengede Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Der Mengeder Heimatverein hörte die Lobesrede von Stadtrat Ludger Wilde, der in Vertretung für den zwar angekündigten, aber verhinderten Oberbürgermeister Thomas Westphal, gekommen war. Wildes Aufzählung der Verdienste des Vereins mit seinen rund 350 Mitgliedern war lang.

Denn dessen Mitglieder kümmern sich nicht nur um das Heimathaus am Widum mit der Adresse Williburgstraße 27, das sie gekauft haben und nun restaurieren und für das sie den Preis erhielten, sie organisieren ebenfalls einen großen Teil des sozialen Lebens in ihrem Ortsteil wie Nachbarschaftspicknicks und Radtouren, Jahresausflüge und Ortsspaziergänge, Musikfestivals und Ausstellungen im Heimathaus.

Zudem gibt der Verein die „Heimatblätter“ und hat einen „tollen Internetauftritt“, so Wilde. Nachdem er den Preis an den Vorsitzenden Hans-Ulrich Peuser und dessen Stellvertreter Jürgen Karlshaus übergeben hatte, ließ sich Peuser nicht nehmen ein weiteres Projekt anzukündigen: den Bau eines Backhauses. Mit dem zweiten Platz kommen nun 5000 Euro in die Vereinskasse, die den Plan vorantreiben können.

Fotoausstellung „Meimat: gestern und morgen“ wird im Landtag hängen

Obwohl sie es ja schon bei der Verkündung des zweiten Platzes wussten, dass sie den ersten Platz erreicht hatten, brachen die Mitglieder des Vereins „Forum Jugend“ erst bei Nennung des Namens in großen Jubel aus. Martina Skender, als Leiterin des Geschäftsbereiches Stadt der Nachbarschaft direkt dem Oberbürgermeisteramt angegliedert, stellt den erst 2021 gegründeten Verein vor.

Feierliche Verleihung des dritten Dortmunder Heimat-Preises. 1. Platz: forum JUGEND! Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

60 Mitglieder im Alter von 19 bis 26 Jahren seien dort aktiv. Gemeinsam ist den Menschen, dass sie alle aus unterschiedlichen Ländern geflüchtet oder emigriert sind. Doch alle haben eine andere Geschichte zu erzählen. Und weil sie wissen, wie man sich fühlt, wenn man in der Mehrheitsgesellschaft nicht ankommt, geben sie nun anderen jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die Möglichkeit zur sozialen und politischen Teilhabe.

Mit dem Begriff Heimat hätten sich die Frauen und Männer beim Fotografieren auseinandergesetzt. Unterstützt von der Fotografin Sabitha Saul ist eine beachtliche Ausstellung dabei entstanden, die vom 13. September an im Landtag Nordrhein-Westfälischen zu sehen sein wird. „Heimat: gestern und morgen“ zeige Bilder, die sowohl in der alten wie auch in der neuen Heimat aufgenommen worden sein könnten.

Die beiden Vorsitzenden des Vereins, Sarra Leymi und Ümithan Yagmur, freuten sich sehr über den Preis und das Geld. Das waren 7500 Euro. „Wir wissen noch gar nicht, was wir damit machen.“ Was womöglich noch viel mehr bedeutet als das Geld, ist die Teilnahme am Landeswettbewerb. Denn die steht dem gewinnenden Verein einer Kommune offen.

Der Dortmunder Heimatpreis soll auch nach Auslaufen des NRW-Modellprojekts weitergehen

Feierliche Verleihung des dritten Dortmunder Heimat-Preises. Auf den Plätzen… Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Auch die weiteren 15 Bewerber:innen um die Heimatpreise wurden anschließend gewürdigt mit einer Urkunde. Alle, die es dieses Mal nicht unter die ersten drei geschafft haben, haben die Möglichkeit, es im kommenden Jahr erneut zu versuchen.

Zwar war das Modellprojekt des Landes befristet – Dortmund hatte den Preis am Freitag zum dritten Mal vergeben -, soll aber verlängert werden, kündigte Susanne Linnebach an. In welcher Form, darüber reden die Verantwortlichen  in der nächsten Zeit.

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Das „Forum Jugend“ erhält den Heimatpreis 2022 und kann am Landeswettbewerb teilnehmen

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Reaktionen

  1. Land gibt grünes Licht: Wettbewerb um den vierten Dortmunder Heimat-Preis 2023 kann stattfinden (PM)

    Jetzt ist es offiziell: Der Dortmunder Heimat-Preis kann auch in diesem Jahr wieder vergeben werden. Mit dem Preis prämiert die Stadt Dortmund das herausragende Engagement von Menschen, die sich ehrenamtlich für die Gestaltung unserer Heimatstadt einsetzen. Bewerbungen sind noch bis zum 31. März 2023 möglich.

    Der Rat der Stadt Dortmund hatte Anfang Februar die Weiterführung der Koordinierungsstelle Heimat beschlossen und die erneute Verleihung des Dortmunder Heimat-Preises befürwortet. Mit der Veröffentlichung der neuen Förderrichtlinien seitens des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen am 28. Februar steht nun auch Rahmen für den Wettbewerb um den vierten Dortmunder Heimat-Preis fest.

    Die Bewerbung um den Heimat-Preis steht allen Einzelpersonen, Initiativen, Organisationen und Vereinen offen. Auch Projekte aus Bereichen, die nicht zu den klassischen Heimat-Themen gehören, können sich um den Preis bewerben. Alle Informationen zur Teilnahme finden Sie im Internet unter dortmund.de/heimat.

    Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um dieses Thema ist die Koordinierungsstelle Heimat beim Amt für Stadterneuerung der Stadt Dortmund.

  2. Landes-Heimat-Preis 2023 für Dortmunder Projekt „Heimat: Gestern und Morgen!?“ (PM)

    Düsseldorf/Dortmund (idr). Der Dortmunder Verein „forum JUGEND! e.V.“ erhält für sein Projekt „Heimat: Gestern und Morgen!? – Eine Momentaufnahme einer diversen Generation“ den Landes-Heimatpreis. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Nordrhein-Westfalen zeichnet damit in diesem Jahr zum vierten Mal ehrenamtliches Engagement für gesellschaftlich verbindende Heimatprojekte aus.

    Ausgewählt wurden drei herausragende Projekte aus Dortmund, Bonn und Warstein. Die Preisträger hatte eine Jury aus insgesamt 250 lokalen Initiativen aus ganz NRW ausgewählt. Die Siegerprojekte erhalten jeweils 8.000 Euro Preisgeld zur Umsetzung ihres weiteren Engagements.

    Das Dortmunder Projekt „Heimat: Gestern und Morgen!?“ macht junge Menschen aus verschiedenen Ländern, die seit einiger Zeit im Ruhrgebiet leben, zu eigenständigen Akteurinnen und Akteuren bei der Entdeckung und Interpretation von Heimat und Heimaten. Unterstützt durch ihre Fotokameras gingen sie auf Heimatsuche. Die entstandenen Bilder werden in einer Wanderausstellung zusammengestellt und präsentiert.

    Die Preisverleihung in Dortmund ist für den 7. September geplant.
    Informationen unter http://www.mhkbd.nrw

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