Einbruchsserie: Anne-Frank-Gesamtschule wird eingezäunt – das Nordbad aber trotz andauernder Saufgelage nicht

Das Nordbad im Dietrich-Keuning-Haus soll eingezäunt werden.
Das Nordbad im Dietrich-Keuning-Haus soll nicht eingezäunt werden.

Das Thema Zäune wurde in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nordstadt sehr kontrovers diskutiert: Während viele Politiker den geplanten Zaun am Nordbad verhindern oder zumindest in seiner Außenwirkung abmildern wollen, geht offensichtlich an der Anne-Frank-Gesamtschule kein Weg oder besser kein Zaun mehr vorbei. Im Gegenteil: Neben einem Zaun sollen auch alle Erdgeschossfenster der Schule vergittert werden. Der Grund ist eine Einbruchsserie.

Wachdienst und Einzäunung gegen Einbruchsserie in der Anne-Frank-Gesamtschule

Anne-Frank-Gesamtschule
In die Anne-Frank-Gesamtschule wurde in den vergangenen Monaten sechs Mal eingebrochen.

Seit den Sommerferien gab es bereits sechs Einbrüche. Mittlerweile hat die Stadt einen Wachdienst beauftragt, der nachts auf dem Gelände patrouilliert. Zudem sollen die Ordnungspartner aus Polizei und Ordnungsamt regelmäßig kontrollieren und die Vegetation im Oktober stärker zurückgeschnitten werden.

Die teils defekte Beleuchtung wurde bereits erneuert. Allerdings – und das ist der Schluss des Berichts von Stadtrat Martin Lürwer, kommt die Stadt nicht um die bauliche Aufrüstung herum.

Eine Alarmsicherung käme zwar aus Kostengründen nicht in Frage. Allerdings sollen spezielle Sicherungen erfolgen. An den Fluchttüren und -fenstern wurden Zusatz- und Panikschlösser nachgerüstet. Zudem prüft die Schule, ob spezielle Räume wie das Schulsekretariat oder die Computerräume besonders gesichert werden können.

Zudem sollen die Computerräume in die dritte Etage verlegt werden. Bis zum Jahr 2016 sollen im Rahmen der Sanierung alle Fenster der Untergeschosse komplett vergittert werden, damit Unbefugte dadurch nicht ins Gebäude gelangen können.

Zudem sollen die Fluchttreppenhäuser dann geschosshoch einbehaust werden sowie die Fluchttüren akustisch überwacht.

Bezirksvertretung stimmt einstimmig für Schutzmaßnahmen

Mittel- und langfristig schlägt Lürwer auch eine komplette Einzäunung mit einer Höhe von mindestens zwei Metern vor. Diese Höhe bringe den Tatbestand des Hausfriedensbruchs, der dann zur Anzeige gebracht werden könne.

„Die geplanten Maßnahmen sind für die Lehrer und Schüler, aber auch für alle Bürger ein starkes Signal, dass alle Beteiligten einschließlich der Stadtverwaltung und der Bezirksvertretung die Vorfälle an der Anne-Frank-Gesamtschule nicht dulden und sich für ein friedvolles Zusammenleben einsetzen“, schreibt Lürwer. „Der Schulbildung junger Menschen kommt hierbei eine besondere Funktion zu, die aus diesem Grund auch besonders zu schützen ist“, heißt es weiter. Die Kosten sind noch nicht ermittelt.

Die Zustimmung aus allen Parteien war sicher – selbst Piraten und Linke sprachen sich dafür aus: „Der schreckliche Zaun muss sein, auch wenn ich es ganz furchtbar finde, dass wir Symptome eindämmen, anstatt die Ursachen zu bekämpfen“, kommentierte David Grade (Piraten). Damit meinte er ein Umdenken in der Drogenpolitik, weil er die Beschaffungskriminalität als eine der Hauptursachen für die Einbruchsserie ausmachte. Allerdings sei hier kaum eine politische Einigkeit herzustellen. Doch diese Uneinigkeit wollte der frühere Quartiersmanager nicht auf dem Rücken der Schüler und Lehrer austragen. Die BV stimmte einstimmig der geplanten Einzäunung zu.

Einzäunung am Nordbad gestoppt – Politiker wollen bessere Vorschläge

Das Nordbad im Dietrich-Keuning-Haus soll eingezäunt werden.
Trotz der Alkoholexzesse soll das Nordbad nicht eingezäunt werden.

Nicht zustimmen wollten die Politikerinnen und Politiker aber der Einzäunung des Nordbads. Hier hatten sie zwar Maßnahmen gefordert, um den Alkohol- und Drogenkonsum unter den Dachüberständen zu unterbinden.

Brigitte Jülich (SPD) kritisierte, dass die BV nicht über die geplanten Baumaßnahmen unterrichtet bzw. vorher beteiligt worden sei. Die Politiker waren von dem Baubeginn überrascht worden, nachdem sie drei Jahre verglich Vorschläge eingefordert hatten.

Daher fielen alle Vorschläge der Verwaltung durch, weil sie „das Ensemble verschandelt“ oder aber neue Dreckecken geschaffen hätten. Die begonnene Zaunlösung lehnt Jülich wie die meisten BV-Mitglieder ab, weil sich dort Dreck sammeln  würde. Eine Variante schaffe sogar regelrechte Übernachtungsplätze, wo dann nicht nur Müll, sondern auch Matratzen landen könnten.

Verschandelung kritisiert – Spanner werden nicht abgeschreckt

Als Verschandelung empfand  Andreas Urbanek (AfD) die Vorschläge – Dietrich-Keuning-Haus und Nordbad seien schließlich eines der wenigen Dortmunder Gebäude, die einen Anflug von Gestaltung erkennen ließen.

Wobei dies Gerda Horitzky bei der Debatte nicht so störte: Sie lehnte den vorgeschlagenen Zaun mit Begrünung nicht wegen der störenden Optik ab, sondern weil dieser sogar zu niedrig sei:  Davon ließen sich Spanner nicht abschrecken, die sich gerne mit oder ohne Alkohol vor den Fenstern des Bades niederließen, um vor allem den Kindern beim Baden zuzuschauen.

Die Kommunalpolitikerinnen und -politiker forderten die Verwaltung mehrheitlich auf, bessere Vorschläge zu machen, die den Kritikpunkten der BV Rechnung tragen. Die Debatte wird fortgesetzt.

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Reaktionen

  1. David Grade

    In einer Mail an die Piraten-Dortmund habe ich mein Abstimmungsverhalten in Sachen Zaun noch zugespitzter formuliert:


    1. Anne-Frank
    Wirklich schwer gefallen ist es mir dem Zaunbau um die Anne-Frank-Schule zuzustimmen. Das ist bloße Symptombekämpfung,  Zäune um Schulen sind aus vielen Gründen scheiße. Aber weder wir noch sonstwer wird in den nächsten zwei Jahren die Ursachen (Armut, verfehlte Drogenpolitik) abstellen können, die dazu führen, dass die Schüler und Lehrer jeden Morgen durch Scheiße, Urin und Drogenspritzen waten, wenn sie über ihren Schulhof gehen. – Eine kontrollierte Freigabe von Drogen, die Öffnung der Sozialsysteme für alle Europäer (oder zumindest eine Wohnungspolitik die sicher stellt, dass eine funktionierende Toilette auf 5 Nordstädter kommt) wären wirksamer, besser, menschlicher. Aber wenn wir nicht dafür Sorgen das bald eine Mehrheit Piraten wählt brauchen wir halt einen Scheisszaun damit Schüler nicht zu sehr unter unserem Versagen leiden müssen. fuck!

    2. DKH

    Das wir Piraten (und die Linken und Grünen auch) zu Themenbündnissen fähig sind, zeigte dann gleich die erste Abstimmung nach der Abwahl wo CDU, Grüne und Linke&Piraten gegen einen Zaun (oder laut Verwaltung blödsinnige Begrünung) am DKH stimmten und die SPD alleine da stand. Sehr piratig das ganze.

    Zu 1: Das die Toiletten halbwegs fair verteilt sind, ist natürlich auch Voraussetzung.

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