Ein etwas anderer Spaziergang: „Forum Dunkelbunt“ bietet in Dortmund und Umgebung kostenlose Friedhofsführungen an

Die etwas anderen Spaziergänge, hier: Eingang zum Hauptfriedhof Dortmund. Fotos (2): Alex Völkel

Passend zum Aschermittwoch, es ist alles vorbei: Neue Termine für Friedhofsspaziergänge mit unverblümten Gesprächen über den Tod stehen wieder in Aussicht. Ausgerichtet vom Verein Forum Dunkelbunt e.V., soll ein durch alle Gesellschaftsschichten verdrängtes Thema berührt werden. Ziel des Vereins ist unter anderem eine positive Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, der von Familie, Nahestehenden. Denn der Tod und der Umgang mit ihm ist ein wichtiger Teil des Lebens seinem Gegenbild, aus dem heraus nur Näherung möglich ist.

„Zurück zur Natur“ – Trend in der Bestattungskultur einer rastlosen Gesellschaft

Hauptfriedhof Dortmund, Volkstrauertag: stilles Gedenken, wo der Tod frühzeitig ein jähes Ende setzte.

Neben Trauerbegleitung, Engagement im Kinderhospizdienst und Betreuung vor und nach dem Tod liegt dem Verein auch viel an den kostenlosen Friedhofsspaziergängen. 2019 geht es in dem Programm thematisch um Bestattungen im Grünen, welche aktuell im Trend sind.

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Der Trend „Zurück zur Natur“ spiegelt auch eine gesellschaftliche Realität wider. Denn in ihr sind Multimobilität und chronischer Zeitmangel immer weniger vereinbar mit der Grabpflege von Vorfahren und FreundInnen. Ebenso wenig, wie innezuhalten und sich zu stellen: dem Tod, diesem „Skandal“, der er für Existentialisten wie Sartre oder Camus war.

Er, der da alles nimmt, was in der Erinnerung der Hinterbliebenen keinen Platz findet. Und es ist vor allem die Scheu, jener Angst ihm gegenüber in sich selbst zu begegnen, die so häufig mit der vor dem eigenen Sterben verwechselt wird. Schließlich, sich der Möglichkeit zu begeben, Trost in den Worten des griechischen Philosophen Epikur zu finden: Wo Ihr seid, da ist nicht der Tod; wo er aber ist, seid Ihr nicht mehr.

Das Flanieren durch die Friedhöfe wird vom Land NRW finanziell gefördert 

Der Todesgang, Benno Elkan, 1910 (Rom)
Der Todesgang, Benno Elkan, 1910 (Rom)

So fällt der Tod in der Regel konzertierter Verdrängung anheim; niemand möchte etwas wissen, wo das pralle Leben leuchtet bis der ewige Weg des Fleisches sich erfüllt: in jenem unendlichen Augenblick einer Zwischenwelt zum Nichts oder Ganz-Anderen, je nachdem, wonach der Glaube steht.

Darüber mag gesprochen werden. Vorgesehen sind Besichtigungen umliegender Bestattungswälder und Baumbestattungen auf Dortmunder und anderen Friedhöfen. Außerdem haben Interessierte dieses Mal die Möglichkeit, das Dortmunder Krematorium zu besichtigen.

Das Programm der Friedhofsspaziergänge 2019 wird gefördert mit einem Heimatscheck des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und ist damit eines von 1.000 geförderten Heimat-Projekten – schließlich sind Friedhöfe so etwas wie der zweite Stadtplan, der die Historie einer Stadt und gesellschaftliche Entwicklungen abbildet.

Weitere Informationen:

  • Homepage „Forum Dunkelbunt“; hier:

 

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Friedhofsspaziergänge – Termine und Orte:

Sonntag, 10. März 2019, 11 bis 13 Uhr

Südwestfriedhof: Hier findet man die Gräber von Dortmunder Dada-Künstlern und von einem BVB-Gründer. Treffpunkt: Haupteingang, Große Heimstraße 119

Sonntag, 07. April 2019, 11 bis 13 Uhr

Bestattung im Wald: Ruheforst Cappenberg Treffpunkt: Freiherr-vom-Stein-Straße 27, 59379 Selm (für Fahrgemeinschaften ab Dortmund bitte Kontakt aufnehmen)

Freitag, 03. Mai 2019, 11 bis 14 Uhr

Besichtigung des Krematoriums Treffpunkt: Hauptfriedhof Dortmund, Am Gottesacker 25

Sonntag, 30. Juni 2019, 11 bis 13 Uhr

Der Ausländerfriedhof, Treffpunkt: Hauptfriedhof Dortmund, Am Gottesacker 25

Sonntag, 21. Juli 2019, 11 bis 13 Uhr

Ostfriedhof Dortmund, Gräber von Prominenten und Grubenunglücken. Treffpunkt: Robert-Koch-Str. 35

Sonntag, 18. August 2019, 11 bis 13 Uhr

Bestattung im Wald: Ruhestätte Natur Herten, Treffpunkt: Zur Baut 8, 45701 Herten

Sonntag, 22. September 2019, 11 bis 13 Uhr

Bestattung unter Bäumen: Haingräber in Westerfilde,  Treffpunkt: Haingräber Dortmund-Westerfilde, Im Odemsloh

Sonntag, 6. Oktober 2019, 11 bis 13 Uhr

Obstbaumgräber: Dem Wunsch nach naturnahen Bestattungsformen kommt der städtische Friedhof in Kemminghausen nach. Treffpunkt: Brechtener Str. 37, Dortmund-Kemminghausen

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Reaktionen

  1. Forum Dunkelbunt (Pressemitteilung)

    16-jähriger Buchautor beim Kinderhospizdienst Löwenzahn

    Wer Marian Grau, Deutschlands jüngsten Reiseblogger und zudem Autor des Buches „Bruderherz“ live erleben möchte, ist herzlich (und kostenlos) eingeladen zu seiner Lesung am Samstag, 7. Dezember, 19.30 Uhr in den neuen Räumen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn, Dresdener Straße 15.

    Bereits 2018 hatte der Kinderhospizdienst Löwenzahn den jungen Autor zu sich eingeladen, der damals vor 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern las. Denn Marian Grau ist Geschwisterkind eines lebensverkürzend erkrankten Jungen und kann aus eigenem Erleben schildern, wie sich das Familienleben unter diesen Umständen gestaltet.
    Marian Grau wurde 2002 geboren und lebt mit seinen Eltern bei Stuttgart. Als er neun Jahre alt war, starb sein älterer Bruder. Bald darauf packte Marian das Reisefieber: In nur drei Jahren bereiste der nun 17-Jährige 31 Länder – und weitere Reisen sind in Planung. Auf seinem Blog »GeoMarian« berichtet der Teenager von seinen Erfahrungen auf Reisen und begeistert damit eine große Leserschaft.

    Der heute 16-jährige Marian Grau hat beispielsweise in seinem ersten Lebensjahrzehnt nur Urlaube in Hospizen kennengelernt – solange sein Bruder lebte, war das die einzige Möglichkeit für die Eltern, einmal herauszukommen aus dem belastenden Alltag. Marian schilderte auch detailliert, wie ihm „seine“ Ehrenamtliche in dieser Zeit geholfen hat – und wie sie ihm heute noch hilft.

  2. Lyrisch-Dadaistischer Spaziergang über den Südwestfriedhof mit unverblümten Gesprächen über den Tod (Pressemitteilung Forum Dunkelbunt e.V.)

    Lyrisch-Dadaistischer Spaziergang über den Südwestfriedhof mit unverblümten Gesprächen über den Tod

    Zu einem Besuch über den Dortmunder Südwestfriedhof lädt der Verein Forum Dunkelbunt e.V. am Sonntag, 6. Oktober 2020, von 11 bis 13 Uhr. Begleitet wird der Spaziergang unter anderem von Horst-Dieter Gawol, Vorsitzender des Dortmunder Vereins „Dadado 100“. Es geht zu den Gräbern der Dortmunder Dada-Künstler Richard Huelsenbeck und Jürgen (Kalle) Wiersch.

    Der Dortmunder Südwestfriedhof ist ein wunderschöne Grünanlage im Dortmunder Kreuzviertel und gleichzeitig Erinnerungsort an diejenigen, die diese Stadt einst bereicherten. Dazu gehören der BVB-Gründer Franz Jacobi, aber auch die beiden Dada-Künstler Huelsenbeck und Wiersch. Kalle Wiersch hinterlässt einen Gedichtband, den er verfasste, als er sich selbst mit seiner Krebs-Erkrankung auseinandersetzen musste.

    Wie immer ist dies keine (kunst-)historische Führung, sondern ein Angebot des Vereins, über persönliche Fragen rund um den Tod ins Gespräch zu kommen. Erwünscht ist eine Anmeldung unter spaziergang@forum-dunkelbunt.de

  3. Trauerreden trainieren in einer lichtdurchfluteten Abschiedshalle (PM Forum Dunkelbunt)

    Forum Dunkelbunt: Trauerreden trainieren in einer lichtdurchfluteten Abschiedshalle

    Die Ausbildung für Menschen, die professionell Trauerreden halten wollen, findet jetzt statt in der neuen, großzügigen Trauerhalle mit Dachterrasse im HAUS Am Gottesacker – gegenüber vom Hauptfriedhof. Möglich macht dies eine Kooperation zwischen der Friedhofsgärtner Dortmund eG und dem Verein Forum Dunkelbunt e.V..

    „Es ist ein großes Glück, dass diese Kooperation zustande kommt“, freut sich Beate Schwedler, Vorsitzende des Vereins Forum Dunkelbunt. Der Verein hat – mitten im Corona- Winter-Lockdown – eine Ausbildung geplant für Menschen, die lernen wollen, professionell Trauerreden zu halten. „Wir wollten dieses Training unbedingt als Präsenz-Lehrgang durchführen, brauchten aber coronabedingt mehr Platz, als in unseren Vereinsräumen zur Verfügung steht.“ So kam man auf die Idee, auf eine Trauerhalle auszuweichen – was die Umgebung zudem noch realistischer macht.

    Fündig wurde der Verein bei der neusten Trauerhalle, die in Dortmund gebaut wurde, in dem Gebäude der Genossenschaft der Friedhofsgärtner – Bestattungen Weber. In dem Neubau gegenüber dem Hauptfriedhof Dortmund befindet sich im zweiten Stock eine lichtdurchflutete Trauerhalle, grün gelegen unter Platanen, angrenzend an eine luftige Terrasse. Die Halle bietet unter derzeitigen Corona-Auflagen Platz für 18 Trauergäste. Somit ist einerseits gewährleistet, dass der Kurs corona-konform in Präsenz stattfinden kann. Andererseits üben die angehenden Redner*innen, wie Trauerfeiern derzeit ablaufen.

    „Beste Bedingungen, um das Flair einer Trauerfeier herzustellen,“ freut sich Schwedler. Jolanthe Nowakowski, Prokuristin der Friedhofsgärtner Dortmund eG, ergänzt: „Wir freuen uns, dem Kurs für professionelle Trauerreden eine passende Umgebung zur Verfügung stellen zu können. Felix Frohn, Bestattermeister der Genossenschaft, nimmt ebenfalls an dieser Ausbildung teil, um künftig unseren Kunden hauseigene Trauerreden anbieten zu können.“

    In dem Kurs, der Mitte April 2021 startet, sind aktuell nur noch drei Plätze frei. Weitere Infos sind unter http://www.forum-dunkelbunt-verein.de erhältlich.

  4. Lyrisch-Dadaistischer Spaziergang über den Südwestfriedhof mit unverblümten Gesprächen über den Tod (PM)

    Zu einem Besuch über den Dortmunder Südwestfriedhof lädt der Verein Forum Dunkelbunt e.V. am Sonntag, 28. August 2022, von 11 bis 13 Uhr. Die erste Stunde steht unter dem Motto „Trauer, Kunst und Lyrik“ und ist organisiert in Kooperation mit dem Künstlerkollektiv DADADO.

    Anlässlich des 130. Geburtstags von Richard Huelsenbeck lädt Forum Dunkelbunt e.V. zusammen mit dem Künstlerkollektiv DADADO zu einem Friedhofspaziergang auf dem Südfriedhof in Dortmund: „Für unsere ewige Zukunft wollen wir gemeinsam überprüfen, ob es ein friedvolles und frohgestimmtes Miteinander von Kunst und Trauer auf dieser Friedhofsanlage geben kann.“

    Mit Texten von Jürgen K-Alle Wiersch, Richard Huelsenbeck und den DADADOisten dürfen wir einen performativen, musikalischen und poetischen Spaziergang erwarten, der bemüht ist, Trauer ihre anerlernte Schwere zu erleichtern. „wo niemand außer mir  – sein will – ist der beste platz für meine weltanschauung“

    Die zweite Stunde ist dann von persönlichem Austausch geprägt. Wie immer ist dies keine (kunst-)historische Führung, sondern ein Angebot des Vereins, über persönliche Fragen rund um den Tod ins Gespräch zu kommen.

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